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des gegenwärtigen Papstes Alexander VI.Alexander VI. / Rodrigo de Borja, P. (1492–1503)2, das noch nicht vollendet ist, das Haus des Grafen von OlivaOliva, Geschlecht3 sowie unzählige weitere Adelshäuser, die vorzüglich gebaut sind mit verschiedenen Hallen, Palästen und Gärtlein, so dass man glaubt, es seien königliche Gebäude oder sogar das Paradies.

      Über die Umgangsformen (der Valencianer)

      Das valencianische Volk ist sehr höflich und menschlich. Es gibt dort zwei Herzöge – einer von ihnen ist der Sohn des Papstes Alexander VI.Alexander VI. / Rodrigo de Borja, P. (1492–1503)1 –, weiterhin viele Grafen wie den Grafen von OlivaOliva, Geschlecht und den von AversaAversa und Geschlecht, Ort2 sowie mehrere andere, mehr als fünfhundert Ritter. Händler, Handwerker und Kleriker zählt man mehr als zweitausend. Die Männer kleiden sich mit schönen und langen Gewändern. Ebenso sind die Frauen über das Maß hinausgehend herausgeputzt. Vorn sind ihre Kleider ausgeschnitten bis zum Busen, so dass du die Brustwarzen fast wie Knospen der Bäume sehen kannst. Alle schminken sich im Gesicht, benutzen Öle und Duftwasser, was schlecht ist3.

      Sie haben auch die Gewohnheit, dass das ganze Volk beiderlei Geschlechtes in den Straßen vom frühen Abend bis in die Nacht hinein spazieren geht; in so großer Menge, dass du dich auf einem Fest wähnst. Jedoch belästigt niemand die anderen. Hätte ich es nicht mit meinen edlen Begleitern, den Kaufleuten aus RavensburgRavensburg, Ort, gesehen, so würde ich es kaum geglaubt haben. Die Lebensmittelgeschäfte sind offen bis Mitternacht, so kannst du zu jeder gewünschten Stunde in ihnen kaufen, was du willst. Es gäbe viel über diese Dinge zu schreiben, ich übergehe dies, weil ich mich kurz fassen möchte. Die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) haben ein eigenes ViertelValencia, OrtAljama, das mit einer Mauer umgeben ist wie bei den Juden von RegensburgRegensburg, Ort4. In den Gemeinden und Ortschaften bei der Stadt gibt es fast ausschließlich Sarazenen, die sich fleißig der Bearbeitung des Bodens widmen.

      Am neunten Oktober verließen wir ValenciaValencia, Ort und durchquerten eine sehr schöne und besiedelte Ebene, 6 Meilen lang, danach kamen wir zum Ort und zur Burg von Alcira. Dieser Ort ist groß und bringt verschiedene Früchte im Übermaß hervor. Schon früh ritten wir dann 16 Meilen und zwei Tage lang durch eine schroffe und steile Bergwelt sowie vornehme Orte. Schließlich gelangten wir zu einem Ort und einer Ebene mit Flüssen, dort lag die Stadt Xàtiva/JátivaXàtiva / Jàtiva, Ort mit einer sehr edlen BurgXàtiva / Jàtiva, OrtBurg. Welch großen KanalXàtiva / Jàtiva, OrtKanal hat auch diese Stadt Játiva, der bestes Wasser führt und dessen Ursprung wir in der Nähe des Bergjoches passierten. Wir kamen zu der schönen Seestadt AlicanteAlicante, Ort. Während wir durch eine bergige Gegend ritten, sahen wir fruchtbares Land mit Färberpflanzen, ebenso Kümmel oder Espartogras, mit Anis und anderen Pflanzen. Alicante liegt am Meer gegen Süden. Im Norden ragt ein sehr hoher Berg auf, auf dessen Gipfel eine wunderbare Burg steht5. Am Fuß des Berges liegt eine besiedelte Ortschaft mit ungefähr fünfhundert Häusern. Dort gibt es unter anderem eine Kirche der Heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, die am Hauptaltar eine wunderbare Altartafel hat, welche die Inhaber der Kirche vor kurzem für 1500 Dukaten kauften6.

      Über die Früchte in AlicanteAlicante, Ort

      Auf einem Berg am Meer gegen Westen findet man ein edles Mineralsalz, das man wie das Alaun gewinnt und das sie in verschiedene Häfen, zum Beispiel nach GenuaGenua, Ort und andere Orte transportieren. Es gibt in einem Tal des Küstenbereiches, das von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) bewohnt wird, Rosinen in solch großen Mengen, dass jedes Jahr etwa 10 oder 15tausend Zentner nach ganz Europa exportiert werden. Man bereitet diese auf folgende Art und Weise: Im August, wenn die Früchte und Trauben reif sind, setzen die Sarazenen eine Lauge aus der Asche von Weinstöcken und anderen kleinen Bäumen an; sie lassen diese 8 Tage lang in einem Gefäß ruhen. Schließlich sieden sie diese in einem großen Topf, und mit einem eisernen, durchlöcherten Schöpflöffel führen sie die Trauben in die siedende Lauge ein. Alles Verfaulte der Früchte wird durch die Lauge absorbiert und bleibt nicht in den Früchten. Sie nehmen die Früchte heraus und legen sie 8 oder zehn Tage lang auf Binsenmatten zum Trocknen in die Sonne; schließlich füllen sie diese in Gefäße oder Kiepen aus Espartogras und verkaufen sie. Die Rosine wird auch in anderen Orten zwischen ValenciaValencia, Ort und AlicanteAlicante, Ort hergestellt. Aber jener ist der wichtigste. Der Graf von ConcentainaCocentaina, L. ist der unumschränkte Herr dieser Mauren1. Es gibt dort auch viele Ortschaften, (die Rosinen herstellen), eine heißt AspeAspe, Ort. Die Toledaner fügen (zur Herstellung der Rosinen) der Lauge Öl hinzu und wässern die Früchte in dieser Lauge. Dann nehmen sie sie heraus und trocknen sie. Anschließend besprengen sie sie mit ein wenig Honigwasser, dem etwas Mehl beigegeben ist, und bewahren sie in Körben auf2.

      Es wächst auch in den Meergegenden gegen Osten eine große Menge an Weißwein; allerdings noch mehr schwarzer Rotwein, der ‘Alakant’ genannt wird. Dieser wird nach EnglandEngland, L., SchottlandSchottland, L., FlandernFlandern, L. und in andere Orte Europas geschickt. In Flandern färbt und mischt man hiermit Rheinwein, um diesen etwas zu verstärken. Der Alakant-Wein wird in bewundernswert großer Menge hergestellt. An jenem Tag gab es dort 26 Schiffe aus der BiskayaBiskaya, L., aus Flandern und anderen Gegenden, die dort mit Wein und anderen Dingen beladen wurden. In dieser Gegend werden ebenso Mandeln und Reis in großer Menge geerntet3. Dies sagte mir ein deutscher Kaufmann aus KemptenKempten, Ort, ein sehr vertrauenswürdiger Mann namens Jodocus SchedlerSchedler, Jodocus, dt. Kaufmann, der seit vielen Jahren im Namen der Handelsgesellschaft von RavensburgRavensburg, Ort dort kaufte und der uns große Ehren erwies4. Er versicherte mir, dass in vielen Jahren in diesem relativ kleinen Gebiet bis zu siebzig some5 von süßen Mandeln gewonnen werden, die nach Flandern, England und an andere Orte transportiert werden. Und in ähnlicher Weise unzählbare Mengen an Reis.

      Am zwölften Oktober verließen wir AlicanteAlicante, Ort und durchquerten eine unfruchtbare Ebene, die früher wegen der wegelagernden SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) als sehr gefährlich galt. Wir ritten zwei Meilen und gelangten dann durch eine andere Niederung, die fruchtbar ist und durch Flüsse bewässert wird, zur Ortschaft Elche, was im Lateinischen „gemischt“ oder „Hermaphrodit“ bedeutet, denn dieser Ort liegt zwischen den Grenzen von GranadaGranada, Ort und von ValenciaValencia, Ort, manchmal begünstigten sie die Christen, manchmal die Sarazenen. Es ist ein sehr fruchtbarer Ort, der viel Öl hervorbringt. Nirgendwo gibt es mehr. Niemals habe ich bis heute so viele Palmen gesehen wie auf diesem Weg; die Datteln dieser Bäume sind, wenn sie reif werden, nicht ganz so süß wie in AfrikaAfrika, L., weil diese Gegend weniger heiß ist. Oh, wie fruchtbar dieser Ort ist! Ihn bewohnen Christen und auch viele Sarazenen.

      Am 13. Oktober durchquerten wir eine unfruchtbare Ebene und einige Ortschaften der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) und gelangten nach 5 Meilen in die Stadt OrihuelaOrihuela, Ort, die in einer fruchtbaren und bewässerten Gegend liegt. Es ist eine große Stadt mit 5000 Häusern, am Fuße eines südlich gelegenen Berges. Auf der Höhe des Berges gibt es eine vornehme BurgOrihuela, OrtBurg6. Die Stadt unterliegt der königlichen Jurisdiktion und ist 11 kleine Meilen von CartagenaCartagena, Ort entfernt, einer Seestadt, die früher HannibalHannibal († 183 v. Chr.), karthagischer Feldherr, der Afrikaner, gründete und Cartago Nova nannte. Heute ist sie verfallen, so wie andere (Orte), die zu einem kleinen Ort schrumpften7. Orihuela ist, wie ich bereits sagte, groß und wird von einem Fluss namens SeguraSegura / Secura, Fluß bewässert, der über MurciaMurcia, Ort aus KastilienKastilien, L. kommt. Der Ort liegt an der Grenze des Reiches von ValenciaValencia, Ort. Wer aus der Stadt herausgeht, betritt sofort das Reich von Kastilien. Die Gegend von Orihuela ist fruchtbar, eben, reich an Datteln, Feigen und anderen edlen Früchten dieses Landes. Alle Bewohner sind Christen.

      Am 14. Oktober, nachdem wir 4 Meilen durch eine Ebene und fruchtbare Landschaft geritten waren, kamen wir zur sehr alten Stadt MurciaMurcia, Ort, die so groß ist wie NürnbergNürnberg, Ort, wie ich von einem sehr hohen Turm aus feststellte. Der Ort hat eine schmucke, große und gewölbte KircheMurcia, OrtSanta María, K., die 82 Schritte breit und 130 lang ist, mit schönen Kapellen, einem großen Chorraum mit einem hervorragenden Chorgestühl sowie mit einem sehr schönen Kreuzgang. Sie ist Mariä Geburt geweiht und hat einen Bischof8. Die Stadt liegt in einer schönen und großen Ebene, die ähnlich wie MailandMailand, Ort vollständig von Bergen umsäumt ist. Es gibt einen

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