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drehte sie um wie man eine Tasche umstülpt. Und beim Drehen der Hoden erschienen zwei Öffnungen in jedem jeweils eine. Er führte dort einen kleinen flachen Löffel aus Glas ein und nahm dreimal die Menge eines duftenden Sekrets heraus, wie ich glaube zwei Drachmen wert, mit der er mir die Hände bestrich, die den durchdringenden Geruch des Moschus einige Tage lang behielten2. Später zeigte uns der Wärter einen Papagei, der so groß war wie eine Dohle oder eine Elster. Er war am ganzen Körper von unterschiedlich gräulichen und weißen Farbtönen, besonders unterhalb des Halses, ähnlich wie die Falken und Sperber in DeutschlandDeutschland, L.. Sein Schwanz hatte etwa die Länge wie der einer Dohle, tiefrot wie Zinnober. Schnabel, Krallen und sein Krächzen entsprachen den Papageien; er ist wirklich einer von ihnen, aber von einer anderen Art als die grünen. Der Wärter zeigte uns auch einige Stare in einem himmlischen Blau. Er sagte, sie würden einige Worte sprechen, obwohl ich dies niemals hörte, während ich dort weilte.

      Über das Kloster der Minderbrüder

      In der Nähe dieses Hauses beim Meeresstrand steht das große Kloster des FranziskanerordensBarcelona, OrtSant Francesc / San Francisco. Im Zentrum dieser Anlage gibt es ein anderes, kleineres Kloster mit einem einfachen Kreuzgang, einem Refektorium, Zellen und einer kleinen Kirche in der Art einer Krypta, die der heilige FranziskusFranz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer bauen ließ1. Dort führte er während einiger Jahre ein entbehrungsreiches Leben. Damals, als die Stadt noch klein war, lag das Kloster außerhalb der Mauern. Die Kirche hat ein einzigartiges quadratisches Fenster mit einem Eisengitter, durch welches die Seeleute die Messe und die Predigt hörten. Heute gibt es noch ein altes und einfaches Bildnis der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi – dies war der Schmuck ihrer Kirche. Inzwischen beginnt aber schon einiges zu verwittern. Die Brüder gehören nicht zur Observanzbewegung, aber unter ihnen gibt es sehr gelehrte Männer wie den intelligenten Juan de BergaJohannes de Aqua de Bercka († 1482), Kölner Ratsherr, Rektor der Kölner Universität, einen schon älteren Mann von 77 Jahren, der nach seinen eigenen Worten das Konzil von BaselBasel, Ort besuchte2. Er ist ein sehr gelehrter Mann mit einem für sein Alter hervorragenden Gedächtnis. Im Chorraum der Kirche des heiligen Franziskus gibt es die sehr berühmten Grabmäler der Könige von AragónAragón, L.. Wir sahen den einbalsamierten Leichnam einer Königin, die vor etwa 80 Jahren gestorben war, noch heute ist er vollkommen3. Im Chorraum befindet sich weiterhin eine sehr schöne Tafel. Das Kloster hat einen großen Garten, der mit Hilfe eines Esels aus einem Brunnen mit fließendem Wasser bewässert wird; dauernd schöpft er Kübel voll mit Wasser, das durch Kanalläufe den ganzen Garten versorgt.

      Das DominikanerklosterBarcelona, OrtSanta Caterina / Santa Catalina, Kl.4 ist ebenso bewundernswert, und in einigen Dingen dem vorausgehenden keinesfalls unterlegen. In beiden Kirchen gibt es unzählige Wappen (vexilla) verstorbener Adliger. Dies ist ein schöner und herrlicher Anblick.

      Über ihre Gerichtsverwaltung

      Vor Jahren war die Justiz äußerst schlecht, weil die Prokuratoren und Anwälte durch ihre Machenschaften Gerechtigkeit und Recht verdreht hatten, wie es augenblicklich in DeutschlandDeutschland, L. und unseren Ländern geschieht. In dem Jahr, in dem der ehrwürdige KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) in BarcelonaBarcelona, Ort war1, versammelte sich die ganze Grafschaft KataloniensKatalonien, L., und mit Zustimmung des Königs wurden acht Rechtsdoktoren ernannt. Sie wurden vom Haus der Deputierten bezahlt, jeder jährlich mit 500 Pfund, was etwa 600 rheinischen Gulden entspricht; außerdem wurde ein königlicher Stellvertreter für die ganze Grafschaft bestimmt. Diese Amtsleute legen, sobald sie die Zeugen der Parteien gehört haben, den Tag zur Urteilsverkündigung fest; man kann nicht mehr appellieren. Es ist ihnen unter Geld- und Körperstrafe verboten, ein Geschenk von irgendjemandem anzunehmen. Man hat jedoch heimlich mehrfach versucht, sie durch Geschenke zu bestechen. In diesem Jahr sind mehr Angelegenheiten erledigt worden als vorher in 20 Jahren. Bei diesem System verlor der König selbst als erster einen Prozess: Ein gewisser Apotheker verlangte mit Recht tausend Dukaten für die Drogen und Arzneien, die ihm für den verstorbenen Vater des Königs geschuldet wurden. Das Urteil erging gegen den König, und als Erbe des Vaters musste er den Apotheker sofort entlohnen. Wenn diese 8 Doktoren und der königliche Stellvertreter ein schlechtes Urteil sprechen, zu dem sie durch Bestechung, Begünstigung, Zorn oder Hass verleitet wurden, kann man anschließend an den König appellieren. Wenn ihnen bewiesen wird, dass falsch geurteilt wurde, wird derjenige, den sie verurteilt hatten, wieder freigesprochen, und sie werden an seiner Statt verurteilt. Folglich sind sie verpflichtet, ihn aus ihrer eigenen Tasche zu entschädigen. Der glorreiche Gott möge diese Rechtsprechung weiter erhalten! In jenen Tagen wurde ein Mann mit seiner Frau verurteilt, weil sie gegenüber einem ehrbaren Mann falsches Zeugnis abgelegt hatten; sie hatten behauptet, er sei ein MarraneMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten, wofür er verbrannt wurde. Durch andere richtige Marranen wurden sie als falsche Zeugen entlarvt. Deshalb wurden die beiden auf Eselinnen gebunden und zu Tode geschleift2.

      Über das Rathaus

      Die Stadt BarcelonaBarcelona, Ort hat ein wunderbares RathausBarcelona, OrtRathaus1 mit einem lieblichen Gärtlein und großen Palästen. Dort tagen die Bürgermeister sowie adlige Herren und verhandeln die Dinge, welche die Stadt betreffen. Man zeigte uns einen Raum, der mit riesigen Büchern gefüllt war und den man als eine große Bibliothek ansehen könnte. Dort wird jeweils in einem Buch jahresweise das Wichtigste aufgeschrieben; nicht nur das, was Abgaben und Regierung betrifft, sondern auch viele andere Dinge. Wenn also irgendjemandem Zweifel zu irgendeiner Sache kommen, die schon vor vielen Jahren geschehen ist, und Jahr und Tag notiert hat, kann er dank dieser Annalen dies mit Sicherheit feststellen2.

      Über die uns erwiesene Ehre

      Unter anderem waren dort auch weitere deutsche Kaufleute: Gregor RaspRasp, Georg, Kaufmann aus AugsburgAugsburg, Ort, Erardus WigantWigant, Erhard, Mergentheimer Kaufmann, genannt Franck, aus MergentheimMergentheim,Ort, einer Stadt in FrankenFranken, L., und Wolfgang FerberFerber, Wolfgang, Kaufmann aus UlmUlm, Ort. Dort weilte auch Bruder Johannes vom Franziskanerorden, den der Doktor StahelStahel, Peter († 1506), Nürnberger Ratskonsulent gut kennt1, weiterhin sein Freund Nikolaus und Leonhard, der einen Bruder im Haus des Deutschen Ordens in NürnbergNürnberg, Ort hat. Sie erwiesen uns unbeschreibliche Ehren. Wir wurden in ihre Häuser eingeladen, wo wir nach Art der Katalanen aus Bechern reinsten Goldes tranken und von Silbertellern aßen. Zu unserer Unterhaltung spielten Musiker mit verschiedenen Instrumenten auf. Es wurden Tänze im Stil der Mauren aufgeführt. Was will man mehr? Ich glaube, dass kein Baron oder Graf in DeutschlandDeutschland, L. eine solche Ehre erweisen könnte. Wie viele Speisen, wie viele Früchte und Weine uns gereicht wurden, kann man nicht erzählen. Wenn wir es ihnen doch vergelten könnten – an ihnen selbst, an ihren Kindern oder an ihren Freunden!

      Über die unterirdischen KanäleBarcelona, Ortunterirdische Kanäle

      BarcelonaBarcelona, Ort hat in großen Teilen und bei den am meisten besuchten Plätzen unterirdische KanäleBarcelona, Ortunterirdische Kanäle, die Wasser führen. Durch sie kann der ganze Abfall aus den Küchen und Kloaken ins Meer geleitet werden. Wenn sie unangekündigt von Ausländern bedrängt werden, dann öffnen sie (die Bewohner) an einzelnen Plätzen und Straßen den Abfluss. Die Kanäle gleichen denjenigen in NeapelNeapel, Ort und in PaviaPavia, Ort, einer langobardischen Stadt, und denjenigen in ValenciaValencia, Ort1, dem wichtigsten Handelsplatz SpaniensSpanien, L..

      Über das Kloster MontserratMontserrat, Berg und Kl.

      Wir verließen BarcelonaBarcelona, Ort am 26. (September), und nach sieben Meilen kamen wir recht spät in MontserratMontserrat, Berg und Kl. an. Zwischen vielen unterschiedlichen Hügeln gibt es einen großen und sehr hohen Felsen, der sich bis zu den Wolken zu erheben scheint; oben ist er so als ob er mit der Säge abgeschnitten und geteilt wäre. Es sind größtenteils nackte und unbewachsene Felsen; nur in den Spalten und kleinen Öffnungen wachsen verschiedene Bäume. Nachdem wir an den Fuß des Berges gekommen waren, gingen wir etwa eine Meile einen langen und engen Weg hinan, dann traten wir richtig in die Bergwelt ein, wo wir das unvergleichliche Kloster fanden, das Unsere (Liebe) Frau von MontserratMontserrat,

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