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Eine Stunde würde nicht genügen, um all diese schönen Dinge aufzuzählen. Niemals haben wir ähnliche Gärten gesehen. Das Gefolge des Ritters versicherte uns, dass alle Fremden, die sich dort aufhielten, noch nie etwas Ähnliches gesehen hätten.

      Diese Grafschaft gehört seit 30 Jahren zur Jurisdiktion des Königs von FrankreichLudwig XI., Kg. von Frankreich (1461–1483), der sie als Beute vom König von Aragón erhielt. Aber im Jahr der Eroberung von GranadaGranada, Ort forderte sie der König von SpanienSpanien, L. ein, der französische König gewährte ihm dies gern, und nun ist sie unter spanischer Herrschaft3.

      Am 19. September verließen wir PerpignanPerpignan, Ort. Nachdem wir drei Meilen am Fuß der PyrenäenPyrenäen, Gebirge entlanggegangen waren, gelangten wir zu einem Kastell, das den Namen VolonLe Boulou / Volon, Ort (Le Boulou) hat. Wir drangen durch einen sehr unwegsamen und rauen Weg weiter in das Gebirge ein, ließen rechts La GuardiaLaguardia, Ort, eine schöne Befestigung und eine hohe Bergspitze zurück, und nachdem wir die Pässe schließlich überquert hatten, gelangten wir nach KatalonienKatalonien, L., zunächst nach La JunqueraLa Jonquera / La Junquera, Ort und schließlich nach FigueresFigueras, Ort.

      Am 20. September, nachdem wir fünf Meilen seit FigueresFigueras, Ort gegangen waren, erreichten wir die alte und edle Stadt, die GironaGirona / Gerona, Ort genannt wird. Sie hat einen Bischofssitz und eine berühmte KathedraleGirona, OrtSant Feliu, K., wo der heilige NarcissusNarcissus († 307), Bf. von Girona, der erste Erzbischof (!), durch Wunder hervorsticht4. Es sind zwei Stadtteile, die ein recht sauberes Flüsschen trennt.

      Über die Stadt BarcelonaBarcelona, Ort

      Am 21. dieses Monats, nachdem wir seit GironaGirona / Gerona, Ort 14 Meilen gegangen waren, kamen wir zu der edelsten Stadt BarcelonaBarcelona, Ort, die an den Ufern des Balearischen Meeres liegt und die Hauptstadt ganz KataloniensKatalonien, L. ist. Ihre Mauern sind aus behauenen Quadersteinen erbaut. Mit Zinnen, Bollwerken und Türmen ist die hervorragend bewehrte Stadt bis zu den Stränden des Meeres bestens umgeben.

      Sie liegt in einem wunderschönen Becken, das im Süden vom Meer begrenzt wird und im Osten, Westen und Norden von einigen fruchtbaren Bergen in der Art eines Halbkreises umgeben ist. Am Ufer des Meeres ist diese ehrwürdigste Stadt BarcelonaBarcelona, Ort erbaut worden. Sie hat, wie ich schon sagte, ein stark befestigtes Mauerwerk, das sie ganz umgibt. Gleichsam in der Mitte, auf einem kleinen Berg, steht die wunderbare und hervorragende Kathedral- und Bischofskirche, die dem Heiligen KreuzBarcelona, OrtKathedrale Santa Cruz y Santa Eulalia gewidmet ist1. Dieser Bau ist außergewöhnlich. Im Umgang gibt es mehr als 20 Altäre mit vergoldeten Altarbildern, eine exzellente Bibliothek und einen Garten mit Apfelsinenbäumen, Zitronenbäumen und Zypressen. Man zeigte uns in dieser Kirche große Schätze. Unter anderen Dingen gibt es dort eine wunderbare Monstranz für den Leib des Herrn, die aus etwa 94 Mark reinen Goldes besteht; sie ist mit so vielen Perlen und wertvollen Steinen verziert, dass man nur staunen kann2. Die Kirche ist ebenso in bewundernswerter Art gebaut. Unter dem Chor liegt die Krypta, wo der Leichnam der Heiligen Jungfrau EulaliaEulalia von Barcelona († 303), Hl. ruht, die von DiokletianG. A. Valerius Diocletianus / Diokletian († 312), röm. Ks. (284–305) mit dem Martyrium ausgezeichnet wurde3. In dieser Krypta leuchten kontinuierlich 20 Lampen. Ich stieg auf den höchsten Turm und betrachtete wie in einem Spiegel die Stadt und ihre Lage. Welch wunderbares Schauspiel! Die Stadt hat innerhalb und außerhalb ihrer Mauern in einem Umkreis von etwa zwei Meilen mehr als 30 Männer- und Frauenklöster, und ich glaube, dass die Stadt zweimal größer als NürnbergNürnberg, Ort ist. Zum größten Teil sind alle Häuser aus Quadersteinen konstruiert. Aber vom Tor des heiligen AntoniusBarcelona, OrtPortal de Sant Antoni bis zum Meer im Westen ist die Stadt voll mit Gärten, Feldern und lieblichsten Anpflanzungen von Granatäpfeln, Zitronen, Nüssen, Apfelsinen, Datteln, Disteln, Pinien, Weinreben, Pfirsichen und anderem. Der Boden ist fruchtbar. Nahe dem Tor des Heiligen EngelsBarcelona, OrtPortal de l’Àngel im Norden steht das Kloster der Minderbrüder, das den Namen zur heiligen Maria JesusBarcelona, OrtSanta María de Jesús, Kl. hat. Oh, welch schöner Bau mit einer ausgewählten Bibliothek, Mönchszellen, weiterhin Gärtlein, Quellen und Bächlein (zur Bewässerung) der verschiedenen Obstbäume.

      In der Bischofskirche dienen mehr als 44 Kanoniker und ebenso viele Vikare; die Zahl des Klerus’ dieser Kirche beläuft sich auf 200 Personen, die anderen Pfarrkirchen des heiligen JustusBarcelona, OrtSants Just i Pastor / Santos Justo y Pastor, K., von Santa (Maria del) PiBarcelona, OrtSanta Maria del Pi / Santa Maria del Pino, K., von Santa Maria del MarBarcelona, OrtSanta María del Mar / Santa María de las Arenas, K. und so weiter nicht eingerechnet. Ich glaube, dass mehr als 2000 Religiose beiderlei Geschlechtes in der Stadt leben.

      Über die Verwaltung der Stadt

      Vor vierzig Jahren stand BarcelonaBarcelona, Ort in seiner höchsten Blüte, denn wegen seines Handels wuchs es außergewöhnlich. Aber die Könige von AragónAragón, L. führten beständig Kriege untereinander und verpfändeten nach und nach die königlichen Zinse der ganzen Grafschaft KataloniensKatalonien, L. an die Stadt. Mit der Zeit gelangten so die königlichen Abgaben der Grafschaften von RoussillonRoussillon, L., von GironaGirona / Gerona, Ort, von TortosaTortosa, Ort sowie alle königlichen Rechte in der Stadt Barcelona an die Stadt selber. Die Stadt lebt deshalb nun in höchster Freiheit. Dort beachtet man folgende Verfassung. Man wählt aus der ganzen Grafschaft alle drei Jahre drei Männer: einen aus dem Klerus, einen zweiten aus dem Adel und den dritten aus der Stadtgemeinde. Diese drei versammeln sich jeden Tag in einem großartigen Gebäude, das „Deputat“ heißt, denn das Gebäude ist hierfür bestimmt1. Dort empfangen diese drei die Tribute und das, was ehemals den Königen zustand, und bestimmen über deren Verwendung. Sie haben Kanzleibeamte, die alles ordnungsgemäß aufzeichnen. Es gibt auch andere Tributzahlungen: nicht königlicher Herkunft, sondern von Städten und Ortschaften; über deren Verwendung bestimmt ebenfalls dieser Rat. Es ist schon 44 Jahre her, dass sich das Volk aus Übermut und anderen Leidenschaften gegen die Herren der Stadt erhob2. Vor diesen Revolten flohen die reichsten Bewohner. Seitdem verlagerte sich der Handel in Richtung des großen ValenciaValencia, Ort, dem wichtigsten Handelsplatz SpaniensSpanien, L.. Inzwischen ist BarcelonaBarcelona, Ort fast wie eine tote Stadt, wenn man dies mit seinem früheren Zustand vergleicht3.

      Das Haus der KaufleuteBarcelona, OrtLlotja / Lonja

      Am Ufer des Meeres erhebt sich ein wunderbares und phantastisch gewölbtes Gebäude, das man als Kirche oder großen Palast ansehen kann. Neben diesem Gebäude gibt es einen sehr schönen Garten mit zehn Reihen von Orangen- und Zitronenbäumen und in der Mitte einen Springbrunnen; an den Seiten sind Sitzplätze aus Quadersteinen. In diesem Haus treffen sich zweimal täglich die Kaufleute, um ihre Geschäfte zu erledigen. Sie haben dem Haus den Namen „La LonjaBarcelona, OrtLlotja / Lonja“ gegeben, das heißt: Versammlungshaus1. Darin finden sich Wechselstellen und Banken, um Geld aufzubewahren, mit großer Voraussicht für die Menschen eingerichtet.

      Das Haus des Infanten HeinrichBarcelona, OrtHaus des Infanten Heinrich

      Der Infant HeinrichHeinrich von Aragón (†1445), Infant von Aragon, der 1453 in NeapelNeapel, Ort durch den Schuss eines Geschützes starb, hinterließ einen Sohn mit gleichem NamenHeinrich von Aragón und Pimentel († 1522), Infant von Aragón1. König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516), augenblicklich König SpaniensSpanien, L., und dieser Heinrich sind die Söhne von zwei Brüdern. Der Infant entschloss sich zu einem Leben, das mehr dem Müßiggang und den Vergnügungen als dem Krieg gewidmet war. Er ließ sich beim heiligen FranziskusFranz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer ein unvergleichbares Haus bauen, das ausgesprochen edel und üppig ausgestattet ist. Die Höfe sind im gesamten Haus mit verschiedenen Töpfer- und Kachelarbeiten unterschiedlicher Farbe verziert: alle aus reinstem Gold, geschmückt mit verschiedenen Blumen, ebenfalls aus Gold. Welch herausragendes Gebäude! Dort sahen wir eine Gazelle, dieses Lebewesen spendete Moschus. Sie ist größer als der Fuchs; Kopf, Maul und Ohren ähneln einem Wolf; schwärzlich, hell und grau gefleckt hat sie einen Schwanz und Pfoten wie der Hund. Sie ist ein cholerisches und schnell wütend werdendes Tier. Die Gazelle war in einer Holzhütte mit einer Eisenkette angebunden. Ihr Wärter ließ sie mit dem Kopf an der Kette der Hütte festbinden. Er zog sie

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