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vierten September verließen wir LyonLyon, Ort und erreichten auf einem Schiff über den RhôneflussRhône, Fluß die uralte Stadt VienneVienne, Ort, die bestens erbaut ist. Der dortige Bischofssitz ist in einer wichtigen KircheVienne, OrtSaint-Maurice, K. mit einem hervorragenden Gewölbe und mit einer sehr bemerkenswerten Säulenhalle, die jedoch noch nicht vollendet ist; Patron der Kirche ist der heilige MauritiusMauritius, Hl. († 280/300). In einem sehr alten Kloster des BenediktinerordensVienne, OrtSaint-Pierre-hors-les-Murs, einstmals der Bischofssitz, ruht der Leichnam des heiligen MamertusMamertus, (†477) Hl., Ebf. von Vienne, eines Bischofs von Vienne, der die kleineren Litaneien (letanias menores) einführte. Einiges habe ich aus dessen Vita zusammengestellt, wie Du auf Folio 216 findest3.

      Wir verließen die Stadt am 5. September; vorbei an sehr schönen Burgen, deren Namen mir nicht alle einfallen, kamen wir zur äußerst berühmten Stadt ValenceValence, Ort, einem Bischofssitz. Später gelangten wir nach Pont Saint-EspritAvignon, OrtPont Saint-Esprit, einer ehrwürdigen Stadt mit steinernen Brückenbögen, zur Stadt AvignonAvignon, Ort. Avignon liegt auf dem Ostufer der RhôneRhône, Fluß. Die Stadt ist in einem Kreis erbaut. Dort sahen wir drei staunenswerte Dinge: Die Brücke mit 23 BogenAvignon, OrtPont-Saint-Bénézet aus behauenen Steinquadern erbaut. Zum zweiten den PapstpalastAvignon, OrtPapstpalast, dem, wie ich glaube, nichts auf dem ganzen Erdkreis gleicht. Wie bewundernswert und eindrucksvoll ist das Bauwerk mit so vielen Kapellen, so vielen Palästen, so vielen Umgängen, dass man es fast für ein Labyrinth und ein Werk des Dädalus halten könnte! Die Türen sind zu größten Teilen aus Eisen, alle Fenster sind mit stärksten Eisenstangen gesichert, dazu kommen hohe Türme, beeindruckende Bollwerke, Gärten innerhalb der Mauern mit verschiedenen Früchten wie Maulbeeren, Brombeeren und Quitten. Ich glaube, dieser Palast könnte dem Kaiser und Papst für sich und ihr Gefolge als Aufenthaltsort genügen4. Aber weil dort kein wachsamer Bewohner zugegen ist, findest Du dort vieles durch Nachlässigkeit zerstört, und der Ort scheint sich in eine Ruine zu verwandeln. Dort half uns ein gewisser Gefolgsmann des Leiters, der uns Verschiedenes zeigte; dies alles zu beschreiben würde jedoch zu viel Zeit kosten.

      Und drittens gibt es dort eine hervorragende Mauer um die Stadt herum. Sie ist aus behauenen Steinen gebaut, mit vielen Türmen, Schutzwerken und Zinnen: Etwas Ähnliches habe ich noch nie gesehen. Die Stadt liegt freilich in einer schönen Ebene beim RhôneflussRhône, Fluß und ist nach Art der Gallier mit edlen Häusern ausgestattet.

      Dort findet sich auch das Kloster des heiligen Petrus vom Orden der CoelestinerAvignon, OrtSaint-Pierre der Observanz, das mit ausgezeichneten Bildern dekoriert ist5. Hier liegt der Leichnam des heiligen PetrusPeter von Luxemburg / Peter von Lützelburg (Petrus) († 1386/87), Hl., Bf. von Metz (1384–1385) aus der Familie der Grafen von Luxemburg in DeutschlandDeutschland, L., schon von seiner Jugend an wurde er Gott und der Askese geweiht und in ParisParis, Ort ausgebildet. Später wurde er Bischof von MetzMetz, Ort, dann zum Kardinalat erhoben und führte ein kontemplatives Leben. Schließlich ging er – durch körperliche Gebrechen und ein sehr hartes Leben erschöpft – in AvignonAvignon, Ort in das Reich des Herrn ein. In der vorgenannten Kirche ist er begraben und leuchtet durch unzählige Wunder6. Sein Epitaph folgt:

       Epitaph des heiligen PetrusPeter von Luxemburg / Peter von Lützelburg (Petrus) († 1386/87), Hl., Bf. von Metz (1384–1385)‘ von Lützelburg in Avignon Avignon, Ort

      In diesem Tempel wird verehrt und zugleich bedeckt goldene Tugend:

      Der berühmte Spross aus dem Hause Luxemburg, ein überaus glanzvoller Lohn.

      Petrus († um 64), Apostel, Hl.Auf Erden einmaliger Ruhm wird mit sterblicher Hülle in den Himmel überführt,

      und für seine Verdienste durch Petrus in das Himmelreich erhoben.

      Im Jahr Tausend, füge dreihundert, achtzig und sieben hinzu, wurde er begraben:

      Durch seine großartigen Wunder mächtig erfährt er jedes Jahr am fünften Juli Verehrung durch das Volk.

      Wir verließen AvignonAvignon, Ort am 6. September, durchquerten eine sehr schöne Ebene und gelangten dann über den schiffbaren Fluss IsèreIsère, Fluß1 an Berglandschaften, Tälern und fruchtbaren Ebenen vorbei zur Stadt AixAix-en-Provence, Ort(-en-Provence), einst für ihr Thermalwasser bekannt. Jetzt im Sommer ist der Ort allerdings seiner heißen Quellen vollkommen beraubt, im Winter hingegen wird er von genug heißem Wasser bewässert. Der Ort ist mit zugerichteten Quadersteinen sehr vornehm erbaut; in den Ebenen sind Weinstöcke und anderes in großer Zahl vorhanden, die Stadt ist mit einem Bischofssitz ausgezeichnet. Patron der KathedraleAix-en-provence, OrtCathédrale Saint Sauveur, K. ist der Welterlöser (Salvator Mundi); dort ruht inmitten der Leichname der Heiligen unter anderem derjenige des heiligen MaximinMaximin, Hl., Bf. von Trier (329–346), des Bekenners der seligen MagdalenaMaria Magdalena, Hl.: Er ist mit einem wunderschönen silbernen Gewand geschmückt. Ebenso befindet sich dort das ausgezeichnete Grab des Königs René von SizilienRené I. von Anjou, Gf. der Provence (1433–1480), Kg. von Neapel und Jerusalem (1435–1480)2 und einige weitere Dinge.

      Am achten September kamen wir nach Saint-MaximinSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, Ort, ein Kastell, das ehemals Villa lata genannt wurde; dort hörten wir frühmorgens im ehrwürdigen Kloster der PredigerbrüderSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, OrtSaint-Maximin, Kl.3 eine Messe und sahen rasch die Reliquien, zunächst den rechten Arm und das Schienbein des ergebensten Bischofs MaximinMaximin, Hl., Bf. von Trier (329–346); ebenso den Kopf eines Blinden, der von Gott geheilt wurde, auch das Haupt der heiligen SusannaSusanna, Hl., Schwester des Hl. Maximin, der Schwester des heiligen Maximin, die Haare, mit denen sie (gemeint MagdalenaMaria Magdalena, Hl.) ChristusJesus Christus berührte und trocknete, sie sind unvergänglich und in der Farbe eines reifen Hafers.

      An einem gegenüberliegenden Ort jedoch, rechts des Altares, wurden uns der Arm der heiligen Maria MagdalenaMaria Magdalena, Hl. und andere Reliquien gezeigt. Schließlich kamen wir aus dem Chor in die KapelleSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, OrtSainte-Marie-Madeleine, K. des heiligen MaximinMaximin, Hl., Bf. von Trier (329–346). Es ist die Stelle, wo vor dem Steinaltar Maria Magdalena, nachdem sie den Leib des Herrn empfangen hatte, in dessen Armen ihren Geist aushauchte. Wir sahen ihr Grabmal bei demjenigen des heiligen Maximin und ebenso weitere sehenswerte Gräber4. Schließlich erblickten wir an einem Ort, der durch Stangen und anderes gesichert war, das Haupt der heiligen Magdalena, das mit einem Tuch aus Gold und Silber bedeckt war. Es ist schrecklich, dieses Gesicht anzusehen, am vorderen Teil des Schädels, auf der linken Seite, kleben ein wenig Fleisch und Haare am Knochen. An dieser Stelle freilich hat ChristusJesus Christus sie nach seiner Auferstehung mit seinem verklärten Leib berührt und gesagt: Noli me tangere5. Erhalten ist dort auch der untere Kinnknochen. All dies ist bewunderns- und staunenswert! Ich glaube nicht, dass man auf dem ganzen Erdkreis etwas finden wird, was dem göttlichen Wirken im katholischen Glauben derart ähnelt. Je länger man es betrachtet, desto mehr fühlt man sich von einem ungeahnten Geist entflammt!

      Wir sahen auch eine kleine Glasampulle, in der sich mit dem Blut des Herrn getränkter Sand befindet, den die heilige MagdalenaMaria Magdalena, Hl. aufsammelte; immer am Freitag beginnt dieser Sand zu kochen und das Glas mit einer blutroten Farbe zu füllen. Dies ist ohne Zweifel ein sehr großes Wunder. Noch am selben Tag verließen wir das Kastell Saint-MaximinSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, Ort über eine schlecht ausgebaute und steile Straße, 35 Meilen weit bis zu einem Ort, wo sie BußeSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, OrtSaint Pilon, Berg tat. Unter den übrigen Bergen sticht dieser hervor. Sein Gipfel reicht bis zu den Wolken, und am unteren Ende des Abhangs, innerhalb des Berges nehmen eine Höhle und KryptaSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, OrtGrotte de la Sainte Baume großen Raum ein. In dieser Krypta leistete die heilige Magdalena auf einem harten Felsen zweiunddreißig Jahre lang Buße: Jeden Tag wurde sie von Engeln siebenmal über den Abgrund erhoben und durch göttlichen Nektar genährt. Am Ort dieser Krypta steht heute ein Kloster des DominikanerordensSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, OrtSainte-Baume, Kl., das mit bewundernswerter Technik am Abgrund des Tals erbaut wurde.

      Dorthin werden regelmäßig Brüder aus dem Ort Saint-MaximinSaint-Maximin-la-Sainte-Baume, Ort geschickt, die Tag und Nacht Lobgesänge auf Gott und die heilige MagdalenaMaria Magdalena, Hl. anstimmen; sie empfingen uns als Pilger in ihrem Hospiz und teilten freizügig. Unter ihnen

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