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(1479–1516) aus dem Reich KastilienKastilien, L. dorthin und vertrieb die Brüder, die dort ein ungeregeltes und wenig strenges Leben führten1. Ebenso gab er dem Abt ein kleines Bistum in VicVic, Ort in der Nähe der Grafschaft RoussillonRoussillon, L.2, damit er sich in Streitigkeiten nicht gegen den König erhebe. Montserrat ist ein Ort größter Ehrfurcht. Ohne Unterbrechung brennen Tag und Nacht am Hauptaltar 23 Leuchter, die größtenteils aus Gold und Silber sind. Es gibt dort sehr große Wachskerzen, ich zählte 17. Einige wiegen 10 oder 12 Zentner. Sie werden jährlich durch Geschenke der Leute aus umliegenden Ortschaften vermehrt und brennen an hohen Festen von der Wandlung bis zur Kommunion.

      Früh am Morgen des Samstags hörte ich ehrfurchtsvoll die feierliche Messe mit Orgelmusik; dann gingen wir durch einen engen, beschatteten und schwierigen Weg über Stufen, die in Stein gehauen waren, und über Abgründe hinauf wie über eine Treppe. Nachdem wir diesen Weg mit großen Mühen hinter uns gebracht hatten, kamen wir zur ersten Einsiedelei, die den Namen Unserer Lieben Frau von MontserratMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei Maria trägt. Dann stiegen wir noch weiter hinauf und kamen auf der linken Hand zu einer zweiten, die sich Einsiedelei des Heiligen KreuzesMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei des Heiligen Kreuzes nennt. Bei einem dritten Aufstieg, der ebenfalls sehr gefährlich war, gelangten wir zur Einsiedelei der Heiligsten DreifaltigkeitMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei der Heiligsten Dreifaltigkeit, die der Bruder Bernhard BoilBernardo Boil/Bernal Boyl († 1507), zeitweise Sekretär Kg. Ferdinands des Katholischen, Gelehrter und Diplomat, den ich in MadridMadrid, Ort kennenlernte, erweitern und ausstatten ließ3. Nach dem vierten, sehr gefährlichen und mit viel Schweiß verbundenen Anstieg wurden wir in einer vierten EinsiedeleiMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei des heiligen Erlösers empfangen, die den Namen des heiligen Erlösers trägt. Wir waren von dem zurückgelegten beschwerlichen Weg ermüdet und stiegen nicht zu weiteren Eremitagen empor. Insgesamt gibt es in dem ganzen Bergmassiv 12: Sie liegen ganz oben und ganz unten und sind sehr ansprechend und hervorragend errichtet worden. Jede besitzt eine wunderbare Kapelle, sehr schön mit Verzierungen ausgestattet, und jede hat äußerst schöne Gärtlein. Manche besitzen einen, manche zwei, andere sogar drei, je nach Lage und Möglichkeit des Ortes; es gibt weiterhin Schlaf- und Speiseräume, Küchen und andere Nebengebäude, natürlich auch Zisternen mit sehr kaltem Wasser, das niemals oder nur ganz selten fehlt und das durch Kupferrohre geleitet wird wie der Wein aus dem Fass. Die Gegend entspricht vollständig den Einsiedeleien. Die Brüder kommen wöchentlich ebenso wie an großen Festtagen zum Kloster, versehen sich mit der sonntäglichen Wegzehrung und versorgen sich mit ausreichend Brot, Wein und anderen Nahrungsmitteln. Ein kontemplativer Einsiedler könnte kaum einen angemesseneren Ort wählen. Da alle (Einsiedeleien) nach Süden gerichtet sind, können sie fortwährend sehen, wie alles ergrünt. Jene Einsiedeleien gefielen mir so sehr, dass ich meine ganzen Mühen und Strapazen vergaß. Einige sind dem heiligen HieronymusMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei Sankt Hieronymus, dem heiligen OnofriusMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei Onophrius, der heiligen KatharinaMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei Sankt Katharina, dem heiligen AntoniusMontserrat, Berg und Kl.Einsiedelei Sankt Antonius und so weiter geweiht. Es gibt in der Umgebung verstreut etwa ein Dutzend, wie ich schon sagte.

      Nachdem wir die Zellen mit viel Kraft und unter Gefahr über den schon erwähnten Weg besucht hatten, kamen wir zwei Stunden nach Mittag zum KlosterMontserrat, Berg und Kl. zurück. Nach dem Mittagessen gingen wir mit dem Prior, einem gelehrten Mann, in die Sakristei und sahen uns die Behältnisse und Gefäße aus Gold und Silber an, die ausgesprochen schön gearbeitet sind und nach den Worten des Priors 800 Mark wiegen. Dann sahen wir die stofflichen Verzierungen, zahlreich und wertvoll, die mit Seidenfäden aus Gold und Silber angefertigt worden waren. Unter anderem betrachteten wir eine Goldkette von 4 Mark, die er (König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)) um den Hals getragen hatte, als ein Verrückter eines Tages in BarcelonaBarcelona, Ort ein Attentat auf ihn verübte; der König schenkte sie (dem Kloster) im selben Jahr4. Es war eine äußerst wertvolle Kette, die ich mir um den Hals legte. Wie exquisit und in welchem Überfluss alles vorhanden war! Wir sahen die Geschenke, welche die Tochter des Königs, Johanna, nach dem Tode des Königs von PortugalPortugal, L. übereignet hatte5, was sieben Monate nach der Feier ihrer Hochzeit in ÉvoraÉvora, Ort erfolgte, weil der König in der Nähe des TajoTajo / Tejo, Fluß bei der Jagd vom Pferd gefallen war. Diese Johanna, ich wiederhole es, gelobte, dass sie als Witwe keusch leben und nicht in Leinen-, sondern in Wollkleidern schlafen wolle. Sie führte tatsächlich ein äußerst keusches Leben und schenkte der Jungfrau von MontserratMontserrat, Berg und Kl. viele Dinge, die sie selbst mit eigenen Händen angefertigt hatte.

      Nach dem Verlassen des Klosters betrachteten wir die Umgebung des Ortes und stiegen zu einer Höhle auf, wo im Jahre des Herrn 853 ein gewisser Bürger aus BarcelonaBarcelona, Ort, Johannes GarusGarín, Juan, Bürger von Barcelona6, eine sehr schwere Buße verbüßte. Nachdem die Nachricht von dessen Heiligkeit an seine Ohren gedrungen war, schickte der damalige Graf von Barcelona seine Tochter, die vom Teufel besessen war, dorthin, damit er (Garus) diese durch seine Heiligkeit vom Teufel befreie. Garus wurde aber von seiner Lust übermannt und erkannte sie fleischlich; danach wurde er von Bußgesinnung erfasst, und, damit dieses Gerücht nicht an die Ohren des Grafen dringe, tötete er sie und begrub sie in einer Höhle. Dann kam er nach RomRom, Ort und leistete sieben Jahre lang in der Wüste eine harte Buße, während der er immer nackt und auf vier Füßen ging wie ein Tier. Schließlich kehrte er zu seinem ursprünglichen Zustand zurück, wurde von einigen Häschern gefangen, und weil er nicht reden wollte, wurde er in Eisenketten nach Barcelona geführt. Am Eingang sah ihn eine gewisse Frau, die in ihren Händen ein Kind von sechs Monaten hielt und die mit schriller Stimme zu rufen anfing: „Johan Garus, erhebe dich! Deine Sünden sind dir vergeben.“ Er kehrte also zu seinem alten Ort zurück, und als er eine würdige Grabesstätte für die getötete Jungfrau graben wollte, fand er diese lebend vor. Sofort gründete er dort ein Kloster für Männer und Frauen. Beide starben schließlich unter Beachtung der strengsten Regel im Herrn. Im Laufe der Zeit wurden die Nonnen nach Barcelona verlegt, und dort wurde für sie das KlosterBarcelona, OrtSant Pere de les Puelles / San Pedro de las Puellas, Kl. des heiligen Petrus errichtet7, wo sie noch heute für Gott streiten. Die Jungfrau und Gottesmutter vollbringt dort jeden Tag große Wunder. Es wäre zu lang, sie alle aufzuzählen.

      Es wäre auch zu ausführlich, alles über die WunderquelleMontserrat, Berg und Kl.Wunderquelle aufzuschreiben. Denn unterhalb des Klosters steht eine Burg mit einer Quelle fließenden Wassers. Einstmals kamen nämlich am Festtag der Heiligen Jungfrau viele Menschen zusammen, denen es an Wasser gebrach, weil ein Adliger es ihnen nicht gewähren wollte. Sie gingen also zum Kloster hinaus, eine Quelle sprudelte dort, und der Adlige verlor seine Wasserstelle. Sie heißt heute Wunderquelle, und wir tranken aus ihr.

      Am folgenden Sonntag, dem 28. September, nahmen wir unseren Weg in Richtung Norden, und mit vielen Mühen stiegen wir etwa drei Meilen bis zu der Burg GoladaIgualada (Golada) und Burg, Ort ab. Nach weiteren zwei Meilen kamen wir zu der Befestigung von Santa ColombaSanta Coloma de Queralt, Ort8, dort zeigte man das Haupt der heiligen ColombaColoma / Colomba / Columba († 3. Jh.), Hl.. Die Meilen sind in KatalonienKatalonien, L. außergewöhnlich lang9, und der Weg war sehr bergig. Mit dem Pferd schafften wir kaum mehr als vier oder fünf Meilen. Zwei Meilen von Santa Colomba gegen Norden in Richtung ZaragozaSaragossa / Zaragoza, Ort steht die Burg CerveraCervera (auch Geschlecht), Ort10 mit einer wunderbaren Geschichte.

      Am 29. September, es war der Festtag des heiligen MichaelMichael, Erzengel, Hl., legten wir drei sehr lange Meilen zurück und kamen mittags zu dem sehr ehrwürdigen Kloster PobletPoblet, Kl.11. Es liegt in einer herrlichen Ebene zu Füßen einiger hoher Berge. Das Kloster Poblet ist so wunderbar erbaut, mit so vielen und so großen Palästen, Hallen, Kellern und Kreuzgängen sowie mit einer großen Befestigungsmauer rundherum, dass man sich in einer Burg wähnt. Alle Gebäude sind aus behauenen Quadersteinen erbaut, so stabil, dass man glaubt, sie seien gegen die Unbilden der Zeiten hergestellt. Alles ist zur Beschaulichkeit und zum bequemen Nutzen errichtet worden. Ich habe niemals ein Kloster dieses Ordens gesehen, das besser befestigt oder schöner gewesen ist. Es sind Zisterzienser vom Orden des heiligen Bernhard. Zu dieser Zeit gab es 80 Konventspriester und 40 Konversen. Sie befolgen eine strenge Regel. Das Kloster wurde von den Königen Aragóns gegründet, die dort einige wunderbare Grabmäler erhalten haben. Dort ruhen 7 Könige mit ihren Gemahlinnen. Der erste war König JakobJakob I. der Eroberer,

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