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und unbewohnt ist6. Früher hatte sie fünftausend bewohnte Häuser, heute sind es kaum achthundert, und jeder Fremde, der dort mit dem Wunsch ankommt sich niederzulassen, erhält umsonst Haus, Gärten, Felder und Olivenhaine, damit er sich leicht ernähren kann7. Deshalb dürfte die Stadt bald wieder besiedelt sein.

      Über die Moschee in AlmeríaAlmería, Ort

      Die MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale, das heißt die Hauptkirche von AlmeríaAlmería, Ort, gehört zu den schönsten im ganzen Reich von GranadaGranada, Ort1. Vor dem Krieg und vor dem Erdbeben gab es so viele Kaufleute, dass in der Stadt und der Umgebung jedes Jahr mehr als zweihundert Zentner Seide umgesetzt wurden. Wegen dieser und wegen anderer Reichtümer erscheint jener teuflische Tempel (!) hervorragend ausgestattet. Er ist wunderschön und hat mehr als achthundert Säulen. Zu Zeiten der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) brannten im Innern den ganzen Tag lang mehr als hundert Lichter. Wir besuchten auch den Raum, in dem das dem Tempel geschenkte Öl aufbewahrt wird, sowie den geheimen Ort, wo ihr Kali2, das heißt der oberste Priester, zu den Gläubigen sprach. Im Zentrum der Kirche gibt es einen großen quadratischen Garten mit Zitronen- und anderen Bäumen sowie mit Marmorstatuen gesäumt; in der Mitte plätschert fließendes Wasser, wo man sich, entsprechend den Riten, vor dem Eintritt in den Tempel wusch. Die MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale ist sehr schön, sie ist 113 Schritte lang und 72 Schritte breit. Man sagte mir, dass es zu Zeiten der Sarazenen 50 Priester gab, die Fakini3 genannt wurden; sie standen dem Gottesdienst vor, und jeden Nachmittag stiegen 12 oder 14 von ihnen zum Turm hinauf und mit verstopften Ohren und weißgekleidet schrien sie entsprechend ihren Gebräuchen: „Halo, halo“ und so weiter4. Anschließend spielten sie auf ihren Trompeten. Danach wagte keiner, ohne ein Licht durch die Straßen zu gehen. Heute ist die Moschee der seligen JungfrauMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi geweiht, es gibt einen Bischof und etwa 20 Kanoniker. Zur Zeit der Sarazenen bezog dieses Gotteshaus eine Jahresrente aus den Besitzungen, Feldern und Gärten, die sechsundsechzigtausend Reales betrug, was 600 Dukaten entspricht5. Über diese Einnahmen verfügen nun die Kirche, der Bischof und die Kanoniker. Der Ort besitzt weitere kleine Moscheen, deren gesamte Einkünfte nun dem Bischof und dem Klerus zukommen, weil die Gotteshäuser der Kathedralkirche inkorporiert wurden. Ebenso gibt es jährliche Einkünfte von 24 000 rubae an Öl für die Lampen, eine Abgabe, die etwa fünfhundert Zentnern unserer Rechnung entspricht6. Zwei vertrauenswürdige Deutsche, die den Kastellan gut kannten, einer namens Andreas aus FuldaAndreas aus Fulda, einer Stadt in HessenHessen, L., und der andere, Johannes aus StraßburgStraßburg, Ort7, versicherten mir, sie hätten gesehen, dass im obersten Teil der MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale an verschiedenen Stellen Glocken aufgehängt seien, welche sie den Christen in verschiedenen Kriegszügen abgenommen hätten. Diese Glocken hätten sie überall durchbohrt und auf der Konvexseite viele Ringe mit kleinen Kandelabern versehen, in die sie Lichter stellten, zuweilen in einer Glocke bis zu dreihundert Lampen8. So brennen nachmittags zweitausend oder mehr Lampen in der Moschee. Wir sahen vor dem Altar auch zwei große Leuchter mit Kristallen verschiedener Färbung, die sie aus MekkaMekka, Ort in Arabien, wo MohammedMohammed / Muhammad, Begründer des Islam begraben ist, herbeigebracht haben. Es ist nicht verwunderlich, denn die Seestädte, die vom Handel leben, wachsen und schrumpfen schnell.

      Über die Entfernung AlmeríasAlmería, Ort zu AfrikaAfrika, L. und zur Berberei

      Almeria ist 25 Meilen von der Stadt OránOran, Ort im Reich der Berber entfernt. Gegen Osten liegt ein größeres Vorgebirge in etwa 8 Meilen Distanz, das Cabo de GataCabo de Gata, L.. Von da aus kann man an einem klaren Tag die afrikanischen Berge sehen. Dieses Vorgebirge liegt etwa 20 Meilen von der Berberei; bei gutem Wind segelt man in 12, 16 oder 20 Stunden bis nach Orán. TremesinTlemcen, Ort liegt auf dem afrikanischen Kontinent 30 Meilen von Orán entfernt und ist größer als ValenciaValencia, Ort. Wir sahen im Hafen von AlmeríaAlmería, Ort ein Schiff, das mit Feigen, Bohnen, Reis und anderen Lebensmitteln beladen war und nach Orán in See stechen sollte. Weil es dort drei Jahre lang nicht geregnet hatte, herrschte eine so große Hungersnot in AfrikaAfrika, L., wie man sie kaum beschreiben kann. In jenen Tagen hatte auch ein Genuese heimlich ein Getreideschiff von AndalusienAndalusien, L. nach TunisTunis, Ort gesteuert. Dort kaufte er mit großem Gewinn Seide und brachte 300 SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) von Tunis nach GranadaGranada, Ort. Diese drängte er, für ein Jahr in SpanienSpanien, L. zu bleiben1, und nahm von jedem von ihnen eine Dobla für die Überfahrt ein2.

      Über die neuerbauten Klöster

      Drei Klöster gibt es inzwischen dort1. Der König gewährte ihnen in der Stadt einen sehr schönen Ort mit Häusern der Heiden, großen und schönen Gärten, mit Aquädukten, Wasserläufen und Kanälen im Stile der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime). Der größte Teil aller dieser Häuser besitzt Brunnen oder Wasserläufe mit oberen und unteren Läufen sowie gutem Wasser, mit Wasserbecken aus Stein, Gips oder anderen Materialien, um das Wasser aufzubewahren. Die Sarazenen sind nämlich sehr erfinderisch in der Anlage von Aquädukten.

      Sehr gut gebaut sind die Häuser des PredigerAlmería, OrtSan Domingo y la Santissima Trinidad, Kl.- und MinoritenordensAlmería, OrtSan Francisco, Kl. des heiligen FranziskusFranz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer. Die Mönche führen ein zölibatäres Leben. Ihre Frömmigkeit sagte uns ausgesprochen zu.

      Über den Bananenbaum

      Am 19. Oktober, dem Tag des heiligen LukasLukas († um 80), Hl.1, betraten wir das Kloster des PredigerordensAlmería, OrtSan Domingo y la Santissima Trinidad, Kl.2. Sie waren sechs Brüder. Der König gab ihnen, wie ich schon sagte, ein hervorragendes Kloster, einen Ort mit wertvollen und ausgedehnten Gärten, mit vielen Palmen und Dattelpalmen. Die Anlage gehörte früher den reichsten SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) und genügt zu ihrem Lebensunterhalt. Außerdem verfügen sie über reichlich fließendes Wasser.

      Als wir in das Kloster der FranziskanerAlmería, OrtSan Francisco, Kl.3 hineingingen, bemerkten wir, dass sie einen noch besseren, wenn auch nicht so ausgedehnten Platz erhalten hatten, ebenso mit vorzüglichem Wasser, das aus einer Röhre rann. In einem ihrer Gärtchen sahen wir jenen berühmten Baum aus Ägypten, der Bananen4 trägt. Es waren fünf oder 6 Bäume, einer von ihnen war 5 oder 6 Ellen lang, so dick etwa wie mein Bein unterhalb des Knies. Die Bäume haben sehr große Blätter, die etwa zwei Fuß oder mehr breit und zehn oder zwölf Fuß lang sind. Die Frucht wächst als Dolde, wie beim Rizinus, dem Fünffingerkraut und der Weintraube. Die Früchte sind groß und lang wie Gurken. Auf einer Dolde gibt es 30, 40 oder 50 Früchte, und wenn man sie mit einem Messer teilt, erscheint überall ein Kreuzeszeichen5. Wenn sie reif ist, ist die Frucht mild wie die Feige, aber dort reift sie nicht so gut wie in ÄgyptenÄgypten, L. oder in AfrikaAfrika, L.. Wir sahen auch in zwei anderen Häusern noch weitere Bäume dieser Art mit ihren doldenartigen Früchten. Ich glaube, dass sie eher zur Zierde als zur Nutzung gepflanzt werden, weil, wie ich bereits sagte, die Früchte nicht so gut reifen wie zum Beispiel die Datteln. Hätte ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, hätte ich nicht geglaubt, dass dieser Baum sogar in Europa wächst. Aber weil die Gegend sehr warm ist und nahe bei Afrika liegt, würden die Leute dort sehr schlecht leben, wenn das Wasser nicht aus den Quellen und Flüssen über Kanäle an die verschiedensten Orte geführt würde. Zwei Jahre lang gab es kaum Regen, aber schon vom siebten bis zum zehnten Oktober hatten ValenciaValencia, Ort, die Küste von GranadaGranada, Ort, KatalonienKatalonien, L. und KastilienKastilien, L. ertragreiche Niederschläge, für die sie Gott unendlich dankten. Oh, wie schön waren wohl erst diese Gärten zur Herrschaftszeit der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime), die sehr begabt sind, um Gärten anzulegen, Früchte zu pflanzen und Aquädukte zu bauen. Wenn man dies nicht selbst sieht, ist es schwer zu glauben.

      Am selben Tag verließen wir AlmeríaAlmería, Ort nach dem Mittagessen und sahen vor der Stadt eine hohe gemauerte Säule, an der 6 Christen aus Italien,Italien, L. die der Sodomie überführt worden waren, an den Füßen hingen. Zuerst hatten sie diese am Hals aufgehängt, wie wir es zu tun pflegen, dann jedoch an den Füßen. Vor dem Urteil schnitten sie ihnen die Geschlechtsteile ab und befestigten sie am Hals, denn die Spanier verachten dieses Laster sehr und bestrafen es äußerst hart6; dies zu Recht, denn es ist gegen die Natur und tierisch.

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