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Priester, der mit dem Kopf in Richtung Süden saß und kontinuierlich laute Schreie ausstieß, während die Frauen ununterbrochen duftende Myrtenzweige auf das Grab warfen2. Dieser Friedhof ist zweimal größer als der von NürnbergNürnberg, Ort. Ich übergehe die anderen Friedhöfe, auch jenen, der am Fuße der AlhambraGranada, OrtAlhambra liegt und ebenso sehr groß ist3. Größer, glaube ich sogar, als die Stadt NördlingenNördlingen, Ort. Ebenso wie sie Gott in Richtung Süden verehren, so begraben sie auch die Toten mit gen Süden4 geneigtem Kopf.

      Auf dem höchsten Berg nach Norden hin, gegenüber der AlhambraGranada, OrtAlhambra, gibt es eine weitere Stadt, die an das große GranadaGranada, Ort anschließt, aber durch eine Mauer abgetrennt ist; sie heißt AlbaicínGranada, OrtAlbaicín5. Dort hatte der junge König6 seine Bleibe. Ebenso befindet sich dort, so sage ich euch, ein größerer Friedhof als jener, der zu Füßen der Alhambra liegt. Am selben Tag, als wir zur Stadt Albaicín hinaufgingen, hatte ich tatsächlich Gelegenheit, diesen Friedhof zu besuchen. Er nimmt einen großen Teil auf der einen Seite des Berges ein und ist in der Tat so ausgedehnt wie die Stadt UlmUlm, Ort. Auf der Höhe steht ein sehr hoher Turm, in dem sich die Gräber der Könige von Granada befinden7.

      Über die Moschee im AlbaicínGranada, OrtAlbaicín, einem Teil der Stadt

      Außerhalb der großen Stadt GranadaGranada, Ort und außerhalb der Mauern, aber nahe gelegen gibt es eine weitere große Stadt namens AlbaicínGranada, OrtAlbaicín mit mehr als vierzehntausend Häusern, die man von der AlhambraGranada, OrtAlhambra nicht sehen kann1. In dieser Stadt, oder eher in diesem Teil von Granada, steht, wie ich sage, eine sehr schöne MoscheeGranada, OrtNuestro Salvador, K. mit 86 freistehenden Säulen2; sie ist kleiner, aber sehr viel schöner als die große Moschee der Stadt, und sie besitzt einen wunderschönen Garten mit Zitronenbäumen. Vom Gipfel des Berges gegenüber der Alhambra sahen wir, als wir zur großen Stadt hinabstiegen, eine andere schöne MoscheeAlbaicínSan José, K., die nicht so groß ist. Diese nahm der Erzbischof auf Befehl des Königs den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) ab, weihte sie zu Ehren des heiligen Joseph, des Mannes der seligen Maria3, und stattete sie mit Priestern aus. Wir sahen im Garten einen riesigen Olivenbaum, größer als eine Steineiche und voller Oliven. Als wir den Turm bestiegen, zählte ich eine so große Zahl von Moscheen, dass man es kaum glauben kann.

      Als wir uns am selben Tag4 um die Mittagszeit der großen Moschee näherten, sahen wir, weil es Freitag und einer ihrer Festtage war, viele Priester auf dem Turm schreien, und es kam eine so große Menge von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) zusammen, dass viele draußen stehen mussten, nachdem die Kirche gefüllt war. Ich glaube, es waren dort mehr als zwei- oder dreitausend Männer. Wir verfolgten, an einer Tür stehend, ihre Zeremonien und sahen den Hauptpriester von ihnen, der auf einem hohen Sitz saß und fast eine halbe Stunde lang predigte. Dann, nach einem Ruf von ihm und der anderen Priester, beugten alle die Köpfe und beteten; anschließend, nach neuerlicher Aufforderung, warfen sie sich massenweise zu Boden und küssten, wie unsere Mönche in den Kapiteln, die Erde. Dann wiederum, bei einem anderen Zeichen, erhoben sie sich und beteten mit der größten Ehrfurcht, stehend und mit nackten Füßen. Und so erhoben sie sich dreimal und warfen sich wieder zu Boden; schließlich erhoben sie sich, und nach beendetem Gebet ging jeder wieder an seine Arbeit. An der Tür bettelten viele Sarazenen um ein Almosen; sie waren Gefangene der Christen gewesen und inzwischen freigelassen worden. Es kam auch zu einer Beisetzung. Der Priester sprach über den Leichnam ein langes Gebet, und schließlich trugen sie diesen aus der Stadt, um ihn zu bestatten. An eben jenem Festtag waren die anderen Moscheen so voll mit Sarazenen wie jene. Die Moscheen sind in GranadaGranada, Ort und an anderen Orten so etwas wie die Pfarreien bei uns5.

      Über die Lage der Stadt GranadaGranada, Ort

      Beim Beschreiben von GranadaGranada, Ort, der größten Stadt des Reiches von Granada, könnte ich sie eher als ein Reich denn als eine Stadt bezeichnen. Sie ist im Osten von vielen und hohen Bergen umgeben, einige davon reichen gleichsam bis zu den Wolken. Ich glaube, sie sind höher als die AlpenAlpen, Gebirge in ItalienItalien, L.1. Aber obwohl die Gegend warm und mediterran ist, sieht man trotzdem während des ganzen Sommers auf den höchsten Bergjochen reichlich Schnee. Gegen Süden, Norden und Westen liegt eine sehr große und sehr schöne Ebene, die weitgehend von kleineren Hügeln umgeben ist. Diese große Ebene lässt sich überall bewässern und hat einen so fruchtbaren und üppigen Boden, dass dieser zweimal jährlich Getreide hervorbringt. Ich verschweige weitere Pflanzen wie Rüben, Möhren, verschiedene Hirsearten, Linsen, Bohnen und weitere Früchte. Und weil es in jener Ebene nicht schneit, gedeihen verschiedene Arten von Bäumen, vor allem Oliven, Quitten, Feigen, Mandeln, Granatäpfel, Apfelsinen, Zitronen usw. Es gibt fast das ganze Jahr über Früchte. Im April reifen die Kirschen, Disteln, die sie Artischocken nennen, und andere Früchte; im Mai verschiedene Arten von Äpfeln und Birnen; schon bald im Juni bis zum November Trauben verschiedener Art. Ende Oktober, als wir dort waren, sahen wir noch viele Trauben an den Weinstöcken hängen. An den Stellen der Ebene, die von der Sonne verwöhnt werden, reifen die Früchte sehr schnell. Aber auch in den Bergtälern und an schattigen, etwas kühlen Orten, wo es immer Tau gibt, wachsen Früchte, jedoch ein bisschen später2.

      In einer schönen Ebene am Fuß der Berge gibt es Gärten fast zu Tausenden sowie liebliche Plätzchen, die alle durch Kanäle bewässert werden. Es sind Gärten, wie ich wiederhole, voll mit Häusern und Türmen, die während des Sommers bewohnt werden; wenn du sie zusammen von ferne siehst, glaubst du, eine sehr große und phantastische Stadt zu sehen. Hauptsächlich nach Nordwesten, etwa eine große Meile oder etwas mehr entfernt, sahen wir diese Gärten, es gibt nichts Bewundernswerteres. Den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) gefallen die Gärten sehr, und sie sind so geschickt, wenn sie sie anlegen und bewässern, dass man sich nichts Besseres vorstellen kann. Es ist außerdem ein Volk, das sich mit wenig begnügt und größtenteils von den Früchten lebt, die ihnen das ganze Jahr hindurch nicht fehlen. Sie trinken keinen Wein, bereiten jedoch große Mengen an Rosinen, die sie „bautzas“3 nennen. Für ihr Vieh wie für Pferde und Esel finden sie leicht Weiden. GranadaGranada, Ort hat auch hohe Berge, Ebenen und Täler, die wegen des Wassermangels nicht bewässert und nicht von Menschen bewohnt werden können. Dort grasen unendlich viele Viehherden: Ziegen, Schafe, sehr große und dicke Ochsen. In den Bergen gibt es auch unglaublich viele Hirsche, Bären, Damwild, Kaninchen und hauptsächlich Wildschweine. Das Fleisch des Hirsches ist äußerst günstig. Auch ist man über so viele Rebhühner sehr erstaunt. Es sind große Rebhühner mit roten Schnäbeln und Krallen. Als wir durch die Berge von VeraVera de Levante, Ort nach AlmeríaAlmería, Ort ritten, scheuchten wir in einer Stunde 4 oder sechs Schwärme von Rebhühnern auf. In Vera kauften wir eines für 5 Denare, von denen fünfzig einen rheinischen Gulden ausmachen, in Granada kann man hingegen vierzig für einen Dukaten kaufen, weil es dort so viele Esser gibt4. Auch wachsen viele Zwergpalmen5, deren Strunk schon im Oktober, wenn sie jung sind, ausgeschnitten werden kann und mit Salz eine milde Speise liefert.

      Von den höchsten Bergen fließen durch zwei Täler, in deren Mitte der Berg der AlhambraGranada, OrtAlhambra liegt, zwei ziemlich große Flüsse und einige andere kleinere durch andere Täler; mit ihrem Wasser wird ganz GranadaGranada, Ort durch ein phantastisch ausgeklügeltes System von Wasserläufen bewässert6. Der größte Teil der Ebene wird sehr gut mit Wasser versorgt. Schließlich vereinigen sich diese Flüsse nach 8 Meilen in einem Tal der bewehrten Stadt LojaLoja, Fluß, dort ist die Grenze Granadas gegen Westen mit der Provinz von KastilienKastilien, L., die AndalusienAndalusien, L. heißt. Sie werden vom Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß aufgenommen7. Oh, wie fruchtbar ist das Land an aller Art von Früchten, mit denen jedermann sein Leben bestreiten kann! Die Ebene ist ebenso voll von kleinen Orten, die wir villae nennen; dort widmen sich SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) der Bearbeitung des Landes.

      Über die Größe der Stadt

      Die Stadt GranadaGranada, Ort hat 7 Hügel und Berge mit den entsprechenden Tälern, die alle bewohnt sind. Der Hang gegenüber der AlhambraGranada, OrtAlhambra ist jedoch der größte. Südlich der Alhambra gibt es am Fuße eines Berges eine andere Stadt, die sie AntequeruelaGranada, OrtAntequeruela1 nennen; diese erbauten vor etwa 80 Jahren nach Granada gekommene Flüchtlinge, nachdem die sarazenische Stadt AntequeraAntequera, Ort von Christen erobert worden war. Auch in der

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