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der Stadt als Erzbischof einen sehr gelehrten Mann, ausgezeichnet in der Heiligkeit seiner Lebensführung, in seiner Demut und Frömmigkeit, in seiner Sanftmut und Freigiebigkeit. Sein Name war Fray Hernando de TalaveraTalavera, Hernando de, Ebf. von Granada (1492/93–1507), aus der Nähe von ToledoToledo, Ort und aus dem Orden des heiligen HieronymusHieronymus (†419/20) Hl., Kirchenvater1. Niemals sah ich in ganz SpanienSpanien, L. einen in Theologie und Philosophie gelehrteren Menschen. Er ist in Wahrheit ein zweiter Hieronymus2, weil er sich in gleicher Weise für das kontinuierliche Studium und die anderen Aufgaben seines Amtes in heiligmäßiger Lebensführung und in Abstinenz so sehr verzehrte, dass man sogar seine Knochen zählen kann, die nur von Haut bedeckt sind. Er empfing mich gütig und väterlich, informierte mich über alles, was ich ihn fragte. Ich kann nicht beschreiben, welche Zufriedenheit mir die Gegenwart dieses Menschen verschaffte. Er empfing mich freundlich wie ein Vater und informierte mich über die einzelnen Dinge, die ich ihn fragte. Er ist bei der königlichen Majestät höchst angesehen und akzeptierte diese Wertschätzung. Er bekehrt viele SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) zu unserem Glauben3, beschützt sie und vermittelt ihnen Kenntnisse. Was gibt es noch zu berichten? Wie ChristusJesus Christus handelt und lehrt er. Berühmt und schön ist das Offizium, das er über das Reich von Granada, die Güte Gottes und den Sieg des Königs zusammenstellte4! Der Erzbischof ist auch Berater und Beichtvater der königlichen Majestät und seiner keuschen Frau, der Königin. Er gab mir einige mit eigener Hand geschriebene Empfehlungsschreiben für den König und für einen gelehrten Doktor des königlichen Hofes, damit ich mit eigenen Augen diesen christlichen König sehen könne, durch den der glorreiche Gott Granada unserem Joch unterwerfen ließ5.

      Die KathedralkircheAlhambraKathedrale befindet sich im Schloss der AlhambraGranada, OrtAlhambra, in einer wunderschönen Moschee, ausgestattet mit 40 Kanonikern, für jeden stehen 120 Dukaten bereit, sowie mit 40 Vikaren, die man Pfründner nennt und die weniger empfangen. Weiterhin gibt es 10 Würdenträger und Ministranten, so dass insgesamt etwa 100 Personen zusammenkommen6. Sie leben von den Zehnten, die künftig aus dem Reich anfallen werden. Es gibt auch in GranadaGranada, Ort zunächst ein Kloster des heiligen HieronymusGranada, OrtNuestra Senora de la Concepción, Kl.Hieronymus (†419/20) Hl., Kirchenvater außerhalb des Stadttores7, innerhalb der Stadt das Kloster der Prediger des DominikanerordensGranada, OrtSanta Cruz la Real, Kl., das Santa Cruz heißt8, das Kloster der Brüder vom Heiligen GeistGranada, OrtHeiliggeistkl., die ein ganz weißes Habit mit einem roten Kreuz auf der Brust tragen9. In der Befestigung der Alhambra sind weiterhin das Kloster der MinderbrüderAlhambraSan Francisco de la Alhambra, Kl. des heiligen FranziskusFranz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer10, die Kirche des heiligen JosephGranada, OrtSan José, K., die ehemals eine schöne Moschee war11, die Kirche des heiligen JakobusGranada, OrtIglesia de Santiago, K.Jakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)12 und die Marienkirche, die auf Kosten des Königs gebaut wurde, Bischofssitz sein wird und, mit schönsten Gärten und anderen Nebengebäuden für alles genügend Platz bereithält. In dieser neuen Anlage wurden in kurzer Zeit viele Angelegenheiten durch die königliche Verwaltung erledigt. Der König gestand den Zehnten der gesamten Einkünfte aus dem ganzen Königreich von Granada für den Bau der Gotteshäuser zu, außerdem zur Unterstützung der Armen in den Spitälern sowie zu weiterem frommen Nutzen13. Für das LazarettGranada, OrtMaristán Nazarí, Lazarett und das Haus der Unschuldigen und Dummen, beide schon durch die Mauren erbaut, erhöhte er (zu ihren Gunsten) den Zins und nahm ihnen nichts weg14. In allen Bistümern des ganzen Reiches übt der König das Patronatsrecht aus15. Er vergibt alle Pfründen wie ein Gründer und schlägt selbst die Bischöfe dem Papst vor.

      Ich sah in GranadaGranada, Ort auch das Gefängnis der Missetäter, das vorher ein Haus und Geschäft der Genuesen war16. Dort sah ich an den Wänden viele Wappen von Deutschen17, aber sie waren wegen der langen vergangenen Zeit sehr verblasst. Sie sagten mir, dass dort auch das Wappen der Stadt NürnbergNürnberg, Ort und von gewissen Kaufleuten sei, die damals „Die MendelMendel, Nürnberger Geschlecht“ hießen und große Händler in GenuaGenua, Ort waren18.

      Über die Burg MoclínMoclín und Burg, Ort, die man von der AlhambraGranada, OrtAlhambra aus sehen kann

      Wenn man GranadaGranada, Ort in Richtung Westen verlässt, trifft man nach drei Meilen auf einen sehr hohen und freistehenden Berg mit einem gut befestigten Kastell, das MoclínMoclín und Burg, Ort heißt. In diese Burg setzte der König von GranadaMohammed XIII. ibn Saʿd / al- Zagal, Herrscher von Granada (1485–1486) großes Vertrauen1. Sie ist in militärischer Hinsicht bestens befestigt. Drei Meilen weiter landeinwärts nach SpanienSpanien, L. gab es ein anderes KastellLa Mota / Castillo de Alcalá la Real, Burg der Christen2, von dem man auf Granada schauen konnte. Diese Burgen lagen an der Grenze von beiden Reichen. Von dort sind die Berge offen bis nach Spanien. Im Kastell der Christen brannte jede Nacht eine Leuchte, durch diesen Lichtschein konnten viele gefangene Christen in der Nacht entkommen und die Freiheit erlangen. Bevor der König aber die Stadt Granada belagerte, kam er mit seinem Heer und seinem Kriegsgerät zu diesem Kastell. Und nachdem man lange Zeit unnütz die Mauern bombardiert hatte und sie schließlich mit einem Rammbock zu zerstören suchte, schleuderte man zum größten und stärksten Turm einen großen Stein, der voll mit Schießpulver war. In diesem Moment standen auf dem Turm 16 SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) mit Fackeln: Als das Pulver sie erreichte, ließen sie beim Herabfallen des großen Steines erschreckt ihre Leuchten in das Pulver hineinfallen. So wurde der Turm entzündet und zerstört, bald brannte alles, was es gab, und sie übergaben kurz darauf das Kastell. So bemächtigte sich der König dieser Burg3. Die Sarazenen waren so erschreckt, dass sie den letzten Tag ihrer Herrschaft in Europa nahen sahen, und sie vertrauten ihrer Sache immer weniger, ihr Widerstand wurde nach und nach gebrochen4.

      Über den Ausgang aus GranadaGranada, Ort – die Stadt AlhamaAlhama de Granada, Ort

      Am 27. Oktober verließen wir diese glorreiche Stadt und durchquerten etwa drei Meilen lang eine schöne Ebene. Sodann kamen wir endlich nach Bergüberquerungen zum Kastell von AlhamaAlhama de Granada, Ort, das sehr gut befestigt ist und oben auf einem Berge liegt. Dort in der Nähe sahen wir einige schöne Thermen mit klarem und heißem Wasser. Dieses Wasser hinterließ, als ich es probierte, nichts anderes als den Geschmack eines äußerst angenehmen Wassers. Der König von GranadaGranada, Ort errichtete dort ein schönes Marmorgebäude mit drei wunderschönen Bögen im oberen Teil und mit Gauben auf dem Dach, dass es wunderbar anzusehen ist. Die Stadt von Alhama gehört zu den ersten, die der edelste Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph auf Rat und unter Führung einiger Christen, die dort viele Jahre lang in harter Kerkerhaft gefangen gewesen waren, während einer Nacht eroberte, nachdem er einige Treppen heraufgegangen und Hunderte von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) getötet hatte1. Es gäbe viel über diesen nun gestorbenen edelsten Grafen zu erzählen, über die Dinge, die er gegen die Sarazenen vollbrachte2. Alhama ist 7 Meilen von Granada entfernt.

      Über die Seestadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort

      Am 28. desselben Monats bestiegen wir in der Früh höchste Berge, durchquerten Täler und gingen endlich in Richtung Meer hinunter; nach 6 großen Meilen erreichten wir dort die großartige Stadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort. Sie ist ziemlich groß und an der Meeresküste gelegen. Auf einem Berg steht eine sehr edle Festung, deren Übergabe der königliche Geist durch Gewalt und Aushungern erreichte1. Die Böden sind sehr fruchtbar, es gibt im Übermaß Öl, Feigen, Mandeln, Färberpflanzen und andere Früchte, die ich gesehen habe.

      Über die Stadt MálagaMálaga, Ort

      Am 29. desselben (Monats) verließen wir morgens das Meeresufer und kamen nach 5 Meilen in MálagaMálaga, Ort an, einer großen Seestadt, die gut bevölkert und für ihren HafenMálaga, OrtHafen bekannt ist. Dieser Weg war wegen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) außergewöhnlich gefährlich, die während der Nacht, durch Winde begünstigt, aus dem Barbarenland kommen und, weil sie Ortskenntnisse besitzen, alle berauben und abführen, die sie vor Sonnenaufgang antreffen. An jenen Tagen wurden einige Hirten und 5 Bauern verschleppt1. Wir kamen an der Küste entlang zu Pferd von VélezVélez-Málaga, Ort nach Málaga und sahen große Mengen von Aloe2,

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