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Teppiche, die in TunisTunis, Ort gemacht werden. Auch handelt er mit Wurfspießen, Pferden und verschiedenen Handelswaren aus NürnbergNürnberg, Ort13, mit vielen Kupferkesseln, mit goldbeschlagenen Schüsseln, mit rotem Tuch, mit Stoffen aus EnglandEngland, L. und IrlandIrland, L.14 sowie mit unzähligen anderen Dingen. Ihm werden Gold, Sklaven, Pfeffer, Paradieskörner, zahllose Elefantenzähne und weiteres gebracht15.

      Wir erlangten Zugang zu seiner Majestät durch den Doktor CataldusCataldo Siculo / Giovanni Cataldo Parisio († 1517), ital. Humanist, den königlichen Redner16. Er gab uns Briefe zum besseren Überschreiten der Grenze und Empfehlungsschreiben für LissabonLissabon, Ort, damit man uns dort alles zeige. Er rief mich viermal an seinen Tisch, sprach über verschiedene Dinge und erwies sich als sehr menschlich17. Meinen Begleiter Antonius HerwartHerwart, Anton (Antonius) (†1504), Augsburger Kaufmann, Ritter des Hl. Grabes aus AugsburgAugsburg, Ort schlug er öffentlich am Vorabend (des Festes der) der heiligen KatharinaKatharina von Alexandria († vermutlich 307/15), Hl. (24. November) in seiner Kapelle zum Ritter vom güldenen Sporn, er umgürtete ihn mit dem Schwert und übergab ihm vergoldete Sporen und einen Helm18. Als wir uns nach einem Abendessen im Palast von ihm verabschiedeten, am Tag der heiligen Katharina (25. November), umarmte er mich. Er hatte damals eine schlechte Farbe, denn seit dem Tod seines Sohnes Alfons, der vom Pferd gefallen war, ging es ihm stets schlecht. Man fürchtet, dass es Wassersucht sei, was Gott verhüten möge. Die Herrschaft eines so großen und gütigen Königs möge noch lange Zeit andauern19!

      Er hat auch einen Bastardsohn Georg20, der 13 Jahre alt ist; er ist klug und gelehrt und kann Gedichte rezitieren wie kein anderer21. Der Erzieher Georgs ist der hochgelehrte CataldusCataldo Siculo / Giovanni Cataldo Parisio († 1517), ital. Humanist aus SizilienSizilien, L. (von der Universität) ParisParis, Ort, ein vorzüglicher Redner, der mir unzählige menschliche Liebenswürdigkeiten erwies22. Der Junge wäre des königlichen Szepters würdig, vor allem wegen der Schärfe seines Verstandes und seiner Sitten. Als er noch kleiner war, rebellierte er gegen seinen Meister, und Cataldus führte ihn mit Strafen und Drohungen zur Vernunft zurück, härter als normalerweise üblich, und zerstörte so die schlechten Gewohnheiten des Prinzen. Heute verkündet er (Georg) öffentlich: „Die harte Hand von Cataldus hat mir genützt!“ Was gibt es noch? Der junge Heranwachsende ist für sein Alter sehr humanistisch gebildet und kennt HorazQ. Horatius Flaccus († 8 v. Chr.), röm. Dichter, Virgil und andere Dichter. Er kann sogar selbst Verse zusammenstellen23.

      Über Ulixbona, heute LissabonLissabon, Ort

      Am 26. November verließen wir ÉvoraÉvora, Ort über MontemorMontemor-o-Novo, Ort – ein wunderschönes Schloss, umgeben von vielen Olivenbäumen –; wir durchquerten eine Landschaft 17 Meilen lang, folgten dann 3 Meilen einem Meeresarm und kamen schließlich in der ehrwürdigen Stadt LissabonLissabon, Ort an. Dort gibt es einen sehr hohen Berg, auf dessen Gipfel zwei königliche Befestigungen sind1. Unterhalb liegt der ganze bewohnte Hügel, voller Häuser, Klöster und anderer Kirchen. Im Westen erhebt sich ein weiterer Berg, dessen Ostseite ganz besiedelt ist. Die große Ebene in der Mitte ist bis zum Meer vollständig bewohnt. Lissabon ist größer als NürnbergNürnberg, Ort und wesentlich stärker besiedelt, denn in einem einzelnen Hause leben meistens 3, 4 oder fünf Bewohner. Es sind sogar eher drei Städte als zwei. Die Juden haben drei eigene ViertelLissabon, OrtJudiaria grande, Judiaria nova, Judiaria de Alfama, unterhalb des Schlosses, am Fuß des Berges, diese werden jede Nacht geschlossen2. Am Samstag, der Vigil von Sankt AndreasAndreas, Apostel, Hl. (29. November), ging ich in ihre Synagoge. Niemals sah ich etwas Vergleichbares. Vor der Synagoge steht ein großer Palast, den ein riesiger Weinstock verdeckt, dessen Stamm im Umfang 4 Handbreit misst. Oh, welch schöner Ort und Stuhl zur Predigt, fast wie in den Moscheen. Innen brannten 10 große Kandelaber, und in jedem von diesen gab es 50 oder 60 Lampen, ohne noch die weiteren zu zählen. Die Frauen hatten eine eigene Synagoge, in der ebenfalls viele Lampen brannten. Die Juden von Lissabon sind sehr reich, sie erhalten die königlichen Tribute, weil sie diese vom König kauften (pachteten)3. Und sie sind den Christen gegenüber unverschämt. Sie haben auch große Angst vor Proskriptionen, weil der König SpaniensSpanien, L. dem König PortugalsPortugal, L. befahl, er solle die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten vernichten und ebenso die Juden, oder er würde Krieg mit ihm beginnen4. Der König von PortugalJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495) verhielt sich korrekt gegenüber dem König von SpanienFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) und befahl, dass vor dem Fest der Geburt des Herrn alle Marranen sein Reich verlassen sollten. Diese hatten das Schiff Regina unter Vertrag genommen, ein sehr schönes Schiff, und schon Mitte Dezember sollten sie nach NeapelNeapel, Ort aufbrechen5. Den Juden gewährte der König einen Waffenstillstand von zwei ganzen Jahren, damit er sie in einer verträglichen Form aus dem Reich vertreiben könne. Unter diesen Bedingungen verlassen die Juden kontinuierlich das Reich und suchen außerhalb Orte, um zu leben. Die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) haben bei den Mauern der Stadt unterhalb des Schlosses ihre WohnviertelLissabon, OrtMouraria und eine Moschee6, die wir besuchten.

      Auf dem Berg, der dem Schlossberg gegenüber liegt, gibt es ein Kloster mit KarmelitinnenLissabon, OrtConvento do Carmo, Kl.7, das so wunderbar von dem Infanten HeinrichHeinrich der Seefahrer († 1460), Infant von Portugal8 erbaut wurde, dass du dich in einer Befestigungsanlage wähnst. Ich stieg auf den dortigen Turm und betrachtete die Lage jenes Stadtteiles, dies gefiel mir gut. Auf demselben Berg liegt das Kloster der Heiligsten DreifaltigkeitLissabon, OrtConvento da Santissima Trindade, Kl.9 und der Minderbrüder10. Dort sahen wir ein großes Krokodil, das im Chor aufgehängt war, ebenso einen großen Baum, der Drachenbaum genannt wird und aus dem ein roter Saft wie Drachenblut fließt11. Im Kloster des heiligen AugustinusLissabon, OrtSão Vicente de Fora, Kl.Aurelius Augustinus Hl., Kirchenvater, Bf. von Hippo (395–430)12, das oberhalb des Kastells liegt, gibt es ebenso drei weitere Drachenbäume. Einer von ihnen war äußerst dick, zwei Männer können seinen Stamm kaum umfassen. Er ist groß wie eine Pinie, und im Gipfel teilt er sich in viele große Zweige mit Verästelungen auf wie die Wurzel des Kalmus, und aus der letzten Verästelung geht ein großer Strauß an Blättern hervor, die wie die Blätter des Kalmus oder der Iris aussehen, dick und breit. Und eine Dolde ist so groß und dick wie bei den Dattelpalmen, sie trägt viele Kerne wie die Haselnüsse, von gelber Farbe. Im Januar, wenn sie reifen, werden sie süß und rot, aber in dieser Gegend werden sie nicht häufig gegessen. Das Holz dieses Baumes hat außen eine dicke Rinde, innen ist das Holz hell und schwammig wie das innere Holz des Zitrus’ oder der Rübe. Und in den Spitzen der Äste ist es sehr weich, aber an der Wurzel ist der Stamm sehr hart. In GuineaGuinea, L. und auf anderen Inseln fressen die Pferde auf der Weide die Blätter dieser Bäume. Dort sind diese so groß, dass die Äthiopier von einem Ast Schiffe für 3 oder 4 Personen machen, und aus dem ausgehöhlten Stamm fertigen sie ein Schiff für 50 oder 60 Leute. Dies erzählten mir vertrauenswürdige Menschen, die das in den Gegenden am Äquator sahen. Das Holz dieses Baumes ist schwammig, hell und leicht wie das Sambuccamark und lässt sich leicht aushöhlen, es ist voll mit kleinen Venen. Und im März kann man einen roten Saft gewinnen, der wie Drachenblut aussieht. Es ist ein wunderschöner Baum, der in den sehr warmen Gegenden zu höchster Größe wächst, vor allen Dingen an Orten mit reichlich Wasser, weil er sehr nach Wasser dürstet.

      Am Sonntag, dem letzten des Monats November (30. November), gingen wir eine Meile aus LissabonLissabon, Ort heraus nach Santa Maria da LuzNossa Senhora da Luz, Ort, wo die Jungfrau ihrer Wunder wegen bekannt ist13. Dort sahen wir den Schnabel eines Vogels, der Pelikan heißt, der demjenigen einer Kropfgans ähnelt, obwohl er nicht so breit ist; er hat einen großen Beutel vor der Magenmündung. Der Pelikan ist kleiner als der Schwan, größer als die Gans, und seine Federn sind gänzlich aschgrau. Es gibt ihn vielfach in GuineaGuinea, L.14. Wir sahen auch einige Zuckerrohre, welche Meeresstürme von Osten bei den Inseln MadeiraMadeira, Insel und FayalAzoren, InselgruppeFayal angeschwemmt hatten; eins von zwei Rohren maß 16 Schritte. Es war so dick wie mein Unterarm am Handansatz, und die Astgabeln waren eine Elle weit auseinander. Deshalb glaube ich PliniusG. Plinius Secundus Maior († 79), röm. Staatsmann und Gelehrter, wenn dieser im 6. Buch von der Größe der Zuckerrohre handelt15. Wir sahen auch kleine Lanzen, die aus Zuckerrohr messerscharf angespitzt waren, welche die Äthiopier „hasagayas“16 nennen; es sind Bögen, und Pfeile mit spitzen Eisenpunkten, die alle aus Zuckerrohr gefertigt sind. Wir erblickten weiterhin ein kleines Krokodil und einige Kämme von sehr großen

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