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angelegten Wohnstätten. Zu jener Zeit gab es 40 Patres und 30 Konversen. Und der Pater Prior war ein sehr ehrwürdiger Mann, alt und gelehrt; er wohnte in einer eigenen Wohnung mit einem sehr schönen Kreuzgang. Wir sahen ebenso ihren langgestreckten Keller, in dem es 93 sehr große Amphoren gab, die mit Wein gefüllt waren. Ich glaube, dass zwei Nürnberger Fässer etwa drei Amphoren entsprechen. Sie enthielten einen köstlichen Wein wie den Malvasier. Wir sahen auch den Tabernakel hinter dem Hauptaltar, der so sehr mit Gold, Silber und Elfenbein verziert war, dass es unbeschreiblich ist. Sie warteten uns in wunderbarer Weise mit verschiedensten Ehrerbietungen auf. Nachdem die Erlaubnis gegeben war, betraten sie mit uns den Garten und versicherten, dass unsere Gebräuche, religiöse Praktiken, Kleider, Spiele und viele andere Dinge sie sehr erfreut hätten. Ich glaube, abgesehen von der Kartause in PaviaPavia, Ort3, gibt es keine schönere. Außerdem sind sie sehr reich. Sie erhalten viertausend Dukaten an jährlichem Einkommen. Die Lebensmittel sind dort ebenfalls sehr billig, weil die ganze BaeticaBaetica (Hispania Betica), röm. Provinz sehr fruchtbar ist.

      Über das königliche SchlossSevilla, OrtAlcázar in SevillaSevilla, Ort

      Das Schloss von SevillaSevilla, Ort wurde von Grund auf von König AlfonsAlfons X. der Weise, Kg. von Kastilien und León (1252– 1284) errichtet1, dem Autor der Tafeln zu den Himmelsbewegungen2, dessen Vater FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)3 Sevilla aus den Händen der Mauren befreite. Dieses SchlossSevilla, OrtAlcázar ist sehr groß, etwas kleiner als die Befestigung der AlhambraGranada, OrtAlhambra in GranadaGranada, Ort. Es ist im gleichen Stil gebaut mit den Palästen, Hallen, Wegen und Wasserläufen; es ist verziert mit Marmor, Gold und Elfenbein, obwohl es nicht so große Marmortafeln gibt. Die äußere Anlage gleicht jedoch nicht derjenigen in Granada, denn das Schloss liegt in einer Ebene. Aber es hat 6 oder 10 Gärten, große und kleine, mit Zitronenbäumen, Zitrusfrüchten, Apfelsinenbäumen, Myrten und fließendem Wasser, dass man es nicht beschreiben kann. In jenem Schloss wurde der Sohn des KönigsFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) geboren, der künftige Herrscher4, und wir sahen den Raum seiner Geburt. Damals litt die KöniginIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón unter der kurzen schmerzhaften Entbindung. Die Sevillaner erwarteten die Ankunft ihres Königs, und deshalb pflasterten sie ihre Straße und richteten vieles. Der König baut zurzeit viele neue Gebäude, restauriert die alten zerstörten Häuser und bereitet drei Wohnungen für sich, für seinen Sohn und für die Königin vor. Diese drei sind so einzigartig, vorzüglich und adäquat eingerichtet, dass niemand sie tadeln kann. Wir sahen auch viele andere Dinge. Als wir das Schloss verließen, stiegen wir zu einer in der KathedraleSevilla, OrtSanta María de la Sede, K. erhöht gelegenen KapelleSevilla, OrtSanta María de la Sede, K.Capilla Real, K. hinauf. Dort hörten wir die Messe und sahen die vorzüglichen Gräber der Könige von KastilienKastilien, L.5. Der König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) III. von Kastilien verehrte besonders die Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Er war fest davon überzeugt, dass er mit ihrer Hilfe Sevilla zurückerobern könne. Deshalb ließ er sich ein Bild aus Holz anfertigen, das in allen Gliedmaßen beweglich war, und auch ein Bild Christi, wie er in der Wiege sitzt, ebenso beweglich. Seit alters her gab es in deren Moschee ein Bild der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi6, das diese den Christen weggenommen hatten. Keiner hatte gewagt, es zu zerstören, der Blinden, Tauben und Behinderten wegen. Schließlich erhielt der König im Traum eine Weisung, dass man dieses Bild in besonderer Weise verehren solle und innerhalb kürzester Zeit würde Sevilla fallen. Dies tat er, und in wenigen Tagen ergab sich Sevilla. Seit dieser Stunde verehrte er (Ferdinand III.Ferdinand III. der Hl., Kg. von Kastilien und León (1217–1252)) die selige Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi ehrfürchtig, nichts war wichtiger. Immer, wenn er in eine Schlacht zog, nahm er dieses Bild mit sich, das aus Gold und Silber gefertigt war, und erreichte durch dessen Wunderkraft vieles.

      Wir sahen auch ein Bild Ferdinands des ÄlterenFerdinand III. der Hl., Kg. von Kastilien und León (1217–1252) mit seiner deutschen FrauBeatrix von Schwaben († 1235), Gemahlin Kg. Ferdinands III. von Kastilien und León und eine andere Statue seines Sohns AlfonsAlfons X. der Weise, Kg. von Kastilien und León (1252– 1284)7, weiterhin eine Krone der seligen JungfrauMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, aus reinstem Gold gearbeitet und mit wertvollen Gemmen, Saphiren, Smaragden und Marmor verziert, was man nur schwer beschreiben kann. Er nahm dieses Bild immer mit sich in die Schlacht und verehrte es ehrfürchtig, und er schmückte das Haupt mit einer Krone aus reinstem Gold, mit Smaragden, Perlen und anderen Gemmen. Wir haben sie in unseren Händen gehalten und hielten sie für gewichtig. Meistens warf er die Mauren mit Hilfe der seligen Jungfrau nieder8. Wir sahen dort auch viele weitere Dinge, die es wert wären, beschrieben zu werden, die ich aber aus Gründen der Kürze weglasse.

      Außerhalb der Stadt, auf der anderen Seite der Brücke, die mit Kähnen über den GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß konstruiert ist, gibt es ein sehr langgestrecktes Viertel namens TrianaSevilla, OrtTriana, Stadtteil, wo man so große Gefäße aus Töpferlehm für Wein, Öl und anderes herstellt, dass in vielen leicht 12 oder 13 Amphoren mit Wein unterzubringen sind. Hätte ich es nicht gesehen, würde ich es schwerlich geglaubt haben.

      IV. Von NieblaNiebla und Geschlecht, Ort bis PortoPorto, Ort

      Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 162v

      Am 11. November, dem Festtag des heiligen MartinMartin, Hl., Bf. von Tours (371–397), verließen wir SevillaSevilla, Ort und durchquerten eine sehr große und fruchtbare Ebene1 mit vielen Olivenbäumen und Häusern; sie war 15 Meilen lang und 5 Meilen breit. Wir kamen schließlich bei Sonnenuntergang sehr spät in der Nacht am Ort SanlúcarSanlúcar, Ort an, nachdem wir vom Morgen an und den ganzen Tag hindurch zu Pferde 4 Meilen stramm geritten waren, vorbei an der Stadt NieblaNiebla und Geschlecht, Ort, die zur Grafschaft von MedinaMedina Sidonia und Geschlecht, Ort Sidonia2 gehört. Am nächsten Tag passierten wir die Grenzen des Reiches von KastilienKastilien, L., betraten das Reich PortugalPortugal, L. und gelangten zur Stadt SerpaSerpa, Ort. Von dort aus liegt etwa 12 große Meilen entfernt die Stadt ÉvoraÉvora, Ort. Es sind von Sevilla bis nach Évora 42 riesige Meilen. Wir ritten mit großer Anstrengung etwa drei oder 4 Stunden vor Sonnenaufgang bis spät in der Nacht, bis wir schließlich am 16. November in Évora ankamen, wo sich der König damals aufhielt3. Dort, vor dem Tor, sahen wir in der Kirche des heiligen BlasiusÉvora, OrtSão Braz, Einsiedelei des Hl. Blasius, Kl. und K.4 Teile einer Schlangenhaut, die aus GuineaGuinea, L. in ÄthiopienÄthiopien, L. stammte und die 30 Handspannen lang und so breit wie ein Mann war5; die Schlange war mit Feuerpfeilen getötet worden. Sie hatten sie (die Haut) entrollt vom Hals bis zum Schwanz, und dieser Teil war in so vielen verschiedenen und schönen Farben gemustert und mit Sternen und goldenen Bordüren verziert, dass dies Bewunderung hervorruft. Jene Haut misst 22 Handspannen, und man versicherte, dass sie (die Schlange) zwei Menschen verspeisen könne, indem sie sie erwürgt, und dass sie mit Elefanten kämpfe. Dies glaube ich vollkommen, denn schon PliniusG. Plinius Secundus Maior († 79), röm. Staatsmann und Gelehrter schrieb über die Tiere IndiensIndien, L. und Äthiopiens6, und heute holen sie diese als bewundernswerte Dinge aus Äthiopien und den anliegenden Inseln.

      In ÉvoraÉvora, Ort steht auch ein vorzüglicher königlicher PalastÉvora, OrtPalácio Real de São Francisco7 und eine wunderschöne gewölbte KircheÉvora, OrtSão Francisco, K., die Bischofssitz8 ist. Sie hat einen sehr edlen Kreuzgang, durch den wir wie auf einem normalen Weg flanierten und die Lage der Stadt betrachteten, die größer als UlmUlm, Ort ist. Wir sahen im königlichen Hof sogar ein junges und wunderschönes Kamel, das er (der König) aus AfrikaAfrika, L. herbeiholen ließ, wo es viele gibt.

      Der König Johann IIJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495).9 ist ein sehr menschlicher Herrscher und in allem sehr weise. Er regiert sein Reich in Frieden und Ruhe. Er ist äußerst leutselig und ein gründlicher Erforscher vieler Dinge. Wer immer zu ihm kommt und sich in Dingen des Krieges10, der Schifffahrt11 oder anderen Wissenschaften zu erkennen gibt, den hört er in Ruhe an, lässt Beweise und Darbietungen erstellen, und wenn er diesen für wahrhaftig und tauglich hält,

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