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Ort, einer Stadt des Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph16. Wir sahen dort mehr als 300 SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) hinter Gittern gefangen. MarchenaMarchena, Ort und MairenaMairena, Ort (del Alcor), Orte unter der Herrschaft des gleichen Marquis, waren ebenso voller Gefangener. Schließlich kamen wir am vierten Tag nach SevillaSevilla, Ort. Der König hatte den Gefangenen das Vorrecht gewährt, dass alle, die nach GranadaGranada, Ort gingen (das schon drei Jahre zuvor erobert worden war), die Freiheit erhielten. Deshalb bewachten die Christen sie in ihren Gebieten sorgfältig, um zu vermeiden, dass die Gefangenen – von ihren Fesseln befreit – nach Granada als Asyl der Freiheit flüchteten.

      Über die Stadt Hispalis, die heute SevillaSevilla, Ort heißt

      Am 4. November verließen wir früh MairenaMairena, Ort, und nach 4 Meilen kamen wir zu der sehr bekannten Stadt des andalusischen Reiches, die heute SevillaSevilla, Ort und auf Latein Hispalis heißt. Diese Stadt liegt in einer sehr schönen und wunderbaren Ebene, größer, als ich je eine in SpanienSpanien, L. sah, sehr fruchtbar an Öl, edelstem Wein und allen Arten von Früchten. Ich stieg auf den höchsten Turm1 der Kirche der seligen JungfrauSevilla, OrtSanta María de la Sede, K.Maria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi Maria, dies war zuvor die Hauptmoschee gewesen2; von dort aus betrachtete ich selbst die Stadt und bemerkte, dass sie zweimal größer als NürnbergNürnberg, Ort war. Sie ist insgesamt rund angelegt und liegt auf flachem Grund. Entlang der Mauern gegen Westen fließt der GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß, ein sehr edler Fluss, der breit und schiffbar ist; zu Zeiten von Meeresflut steigt der Wasserstand tagsüber bis zu drei oder 4 Ellen an, dann führt der Fluss ein etwas salziges Wasser. Bei Ebbe sinkt der Wasserspiegel, und das Wasser ist sehr gut und sehr süß. Sevilla verfügt über noch mehr Trinkwasser. Unter anderem gibt es eine Wasserleitung mit 390 Bögen, von denen manche sogar doppelt wegen der Ungleichheit und Unebenheit des Geländes gebaut sind. Dieses Wasser, ich wiederhole es, ist sehr nützlich zum Bewässern der Gärten, zum Säubern der Straßen, der Häuser und auch zu anderen Dingen3. Der Ort hat weiterhin viele bekannte Klöster von FranziskanernSevilla, OrtSan Francisco, Kl.4, AugustinernSevilla, OrtSan Agustín, Kl.5, DominikanernSevilla, OrtSan Pablo, Kl.6, von Nonnen und anderen7.

      Über die HauptkircheSevilla, OrtSanta María de la Sede, K. der heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi

      Die Stadt SevillaSevilla, Ort wurde vor einhundertsiebzig Jahren den Händen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) entrissen und wurde christlich1. Noch heute gibt es unzählige Gebäude und Überreste der Sarazenenzeit. Die Leute von Sevilla und CórdobaCórdoba, Ort unterstützten den König deshalb mit großen Hilfstruppen bei der Eroberung von GranadaGranada, Ort, weil sie benachbart und diesem Gefahrenherd nahe waren. Die Sevillaner trugen zu diesem Krieg mehr als eine Million Dukaten bei, das heißt zehnmal hunderttausend. Das gleiche taten die Cordobeser2.

      Unter anderen Dingen gab es eine sehr große Moschee, deren Garten und drei Gebäude noch bestehen. Die Länge der gesamten Moschee misst 250 Schritte, und die Breite beträgt 190. Die Länge des Gartens messe ich heute mit 140 meiner Schritte. In der Mitte des Gartens gibt es einen sehr schönen Brunnen, in dem sich die Muslime wuschen. Nachdem der Brunnen aber zerstört worden war, wurde an seiner Stelle ein besserer, schönerer aufgestellt. Vorne auf den Steinen stehen folgende Verse geschrieben:

      „Seine königliche Majestät gab mir nach dem Sieg über die Mauren dieses schöne Wasser, nachdem ich zusammengebrochen war.“3

      Mit diesem Wasser wird heute der ganze Garten bewässert, in dem viele Zitronen- und Limonenbäume, Apfelsinenbäume, Zypressen und Dattelpalmen wachsen. Die Hälfte von dem, was ehemals Moschee war, ist heute verfallen, und an der Stelle erhebt sich eine wunderbare Kirche zu Ehren der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Es ist ein so bewundernswertes Werk, wie es in ganz SpanienSpanien, L. kaum mehrere gibt. Die Kirche ist schon vollendet, aber der Chorraum bisher noch nicht. Das ganze Gebäude misst 200 Schritte in der Länge und 117 in der Breite. Es gibt sieben Schiffe4, an deren beiden Seiten wunderbare Kapellen anschließen, weiterhin 45 freistehende Säulen und ein sehr schönes Chorgestühl. Dort dienen 40 Kanoniker und 40 Pfründner sowie 20 weitere Würdenträger und Ministranten. Sie erhalten fette Pfründen von zweihundert und 300 Dukaten, und der Klerus folgt dort der Observanz. Manche sehr hohe und oktogonale Säulen haben einen Umfang von 25 Schritten. Außerdem gibt es sehr hohe und sehr breite Bögen. Ich glaube, dass die Kirche in 6 Jahren vollständig vollendet sein wird5. Alles ist aus behauenen, härtesten Steinquadern, die aus dem Küstengebirge des Reiches von GranadaGranada, Ort stammen und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach SevillaSevilla, Ort transportiert werden.

      SevillaSevilla, Ort ist 14 kurze Meilen vom Meer entfernt6, und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß können Schiffe von 150 Tonnen7 zur Stadt gelangen. Der Fluss ist der Bevölkerung sehr nützlich, dort wächst edelster Wein8. Es gibt Malvasiawein im Überfluss9, und die Oliven sind so dick wie bei uns die Damaszenerpflaumen, die „Spilling“ heißen10. Man kann es schwer glauben, wenn man es nicht sieht. Der Graf und königliche Präfekt in Sevilla heißt Juan de SilvaJuan de Silva y Téllez de Meneses († 1464), erster Gf. von Cifuentes, Graf von CifuentesCifuentes, Ort11. Er gab uns auf unsere Bitte hin Geleitbriefe, um die Grenze von KastilienKastilien, L. zu überschreiten, und versprach, uns alles mögliche Gute zu erweisen.

      Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) reformierte in SevillaSevilla, Ort viele Klöster12, darunter das der Minderbrüder, die in Aufruhr und unter Verwendung ihrer Privilegien den König öffentlich exkommunizieren ließen. Der König erlaubte sogar, dass diese Exkommunikation jeden Sonntag verkündet wurde, blieb jedoch fest bei seinem Vorsatz. Nachdem er durch Geduld von der Fessel seiner Exkommunikation befreit war, verpflichtete er die Mönche, die Observanz zu beachten. Der König wollte auch für Gerechtigkeit sorgen und beauftragte alle Rechtsträger, bei den öffentlichen Sitzungen unter den Arkaden zu stehen; und die Namen der Kläger sollten in einem Register unter Hinzufügung ihrer Entschädigungen neben ihren Namen erfasst werden, denn früher hatten sie die Armen in ihren Häusern schwer ausgepresst13.

      In SevillaSevilla, Ort gab es vor der Eroberung durch den König so viel Hass, dass nachts niemand sicher draußen gehen konnte. Die Leichenträger kamen sogar nachts in die Häuser und nahmen wie Diebe Gold, Schmuck und alles mit, was sie fanden. Es gab in der ganzen Provinz keinen sicheren Ort, weder innerhalb noch außerhalb der Mauern. Oh glorreicher König, der mit seiner starken Hand dem allem ein Ende setzte!

      Über die Kartause zur Heiligen MariaSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl., die „Kofes“ genannt wird

      Außerhalb der Mauern von SevillaSevilla, Ort, auf der anderen Seite des GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach Westen hin, steht ein beachtenswertes Kartäuserkloster, das Santa Maria de las CuevasSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. genannt wird1. Es ist ein sehr vornehmes Gebäude mit einem so schönen Refektorium und Tischen aus schneeweißem Marmor, von denen sie essen, dass es nichts Besseres gibt. Und wie schön die KapelleSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl.Capilla de Santa Ana, K. des Kapitels ist! Es gibt edelste Zellen und darüber Schlafräume, schöne Gärten und Kreuzgänge, die vor den Zellen bestens angelegt wurden. Im Mittelpunkt befindet sich ein lieblicher Garten mit verschiedenen Figuren aus Myrte, Apfelsinenbäumen und Jasmin, wie man kaum glauben kann. Ich sah auf ihrem Friedhof auch einen Baum mit sehr großen Blättern, deren Breite zwei und deren Länge 4 Fuß betrug. Sie sagten, dass es eine Platane sei, aber dem ist nicht so, weil er in der Höhe nicht breiter wird. Sie glauben, dass sie weder Früchte noch Samen je gesehen hätten. Ihre Blätter jedoch sind sehr grün und ähneln sehr stark in der Form dem Hibiskus2.

      Außerhalb des KlostersSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. und der Zellen werden zwei sehr große Gärten durch zwei Maultiere (mit Wasser) aus dem Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß bewässert. Es sind, wie ich wiederhole, wunderschöne Gärten mit Zitrusfrüchten, Apfelsinen, Granatäpfeln, Feigen, Mandeln, Wein und Birnen; die Früchte hingen noch an den Bäumen. In der Tat habe ich nie schönere Gärtlein gesehen.

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