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Handspanne sowie zwei Ellen in der Länge messen.

      Am gleichen Tag stiegen wir zum SchlossLissabon, OrtCastelo de São Jorge18 hinauf und erblickten zwei starke Löwen, so schön, wie ich niemals gesehen habe. Ebenso sahen wir eine Kosmographie, die auf einer großen und vergoldeten Tafel aufgezeichnet war, deren Durchmesser 14 Handspannen betrug19. Es ist ein wahrhaft königliches SchlossLissabon, OrtCastelo de São Jorge mit seinen Palästen, Sälen und anderen Dingen. Als wir das Schloss in Richtung Meer verließen, betraten wir ein großes und sehr bekanntes Schiff eines gewissen adeligen Deutschen aus DanzigDanzig, Ort, dessen Name Bernhard FechterFechter, Bernhard, dt. Adliger20 lautet; er erwies uns größte Ehre. Er ließ für uns einen Schinken zubereiten, der westfälisch „Hamen“ heißt, ebenso einige gegrillte Lammschultern. Und ich trank bestes Bier aus EnglandEngland, L. und Danzig, in reichem Maße, und es bekam mir gut. Derselbe Bernhard FechterFechter, Bernhard, dt. Adliger21 hatte im Britannischen Meer22, als ein Unwetter auf See sie bedrängte, zwei (Menschen) in ein Boot geschickt, die sich bei dem Unwetter mit ihren Rudern zum Schiff hin bewegten, um das Boot an Bord zu bringen, aber das vom Schiff gelöste Boot wurde plötzlich vom Schiff abgetrieben. Jene zwei blieben 10 Tage und 11 Nächte ohne Speise, Trank und Ruder dem Meer ausgesetzt und wurden am 11. Tag von einem Fischer gefunden. Von ihnen starb der schwächere, als der Fischer sie mit Brot und Bier wieder zu beleben versuchte. Der andere wurde nach und nach ernährt und gewann die Gesundheit wieder. In London,London, Ort in England traf er BernhardFechter, Bernhard, dt. Adliger23. Wir sahen diesen auch in LissabonLissabon, Ort. Man sehe, dass ein Mensch 11 Tage ohne Essen und Trinken aushalten kann24! Dieses Schiff war mit besten Geschützen ausgerüstet, mit Mörsern, Pfeilen, Lanzen, Wurfspießen und allen Geräten, die für den Seekrieg wichtig sind. Er hatte 100 Leute unter sich und war bestens ausgestattet. Auf dem Schiff war auch ein Mönch des Predigerordens aus EsslingenEsslingen, Ort in SchwabenSchwaben, L., den Bernhard sehr lobte, weil dieser sehr gut auf Kriegsdinge vorbereitet sei. Oh Mönch, überall bist du zu finden!

      Nachdem wir dieses Schiff verlassen hatten, betraten wir das Schiff Regina. Oh, welch schönes und gut ausgerüstetes Schiff dies ist! Es besitzt 36 sehr große Geschosse und 180 andere Geschütze, viele Pulverfässer, Pfeile, Lanzen, Wurfgeschosse, und es ist vorbereitet, um die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten in den Dezembertagen nach NeapelNeapel, Ort zu bringen25. Es waren für das Schiff 30 Schützen bestellt, allesamt Deutsche, deren Anführer war Gregor PietPiet, Georg, deutscher Schütze von AtzmoosAtzmoos, Ort, einem Ort oberhalb von FeldkirchFeldkirch, Ort bei SargansSargans, Ort26, ein guter und ehrlicher Mann, den der König sehr schätzte.

      Im Meereshafen werden in großer Anzahl die verschiedensten Lebensmittel verkauft: Früchte wie Haselnüsse, Walnüsse, Zitronen, Mandeln, Feigen, und so viele Äpfel, wie man sich nicht vorstellen kann. Niemals sah ich eine größere Menge an Äpfeln zum Verkauf, auch nicht in NürnbergNürnberg, Ort im Herbst oder zu Beginn des Winters, wenn sie normalerweise feilgeboten werden. Und welche verschiedenen Arten von Fisch, die sie Sardinen nennen und die sie 4 Meilen entfernt in der Seestadt SetúbalSetúbal, Ort in so großer Menge fangen, dass es genug für ganz PortugalPortugal, L., SpanienSpanien, L., RomRom, Ort, NeapelNeapel, Ort und KonstantinopelKonstantinopel, Ort gäbe. Ich spreche nicht von Thunfisch, Delphinen und anderen Fischen.

      An der Vigil AndreasAndreas, Apostel, Hl.‘ (29. November27) führte man uns auf königlichen Befehl zu dessen La MinaElmina / São Jorge da Mina, Ort28, einem großen Gebäude im Hafenbereich, wo riesige Vorräte an Waren des Königs aufbewahrt werden, die dieser nach ÄthiopienÄthiopien, L. schickt. Wir sahen viele Tücher in verschiedenen Farben, die der König aus TunisTunis, Ort herbringen ließ, ebenso Teppiche, Leinwand, Kupferkessel, Schüsseln, Rosenkränze aus Zitronenkernen und aus Glas sowie viele andere Dinge. In einem anderen Gebäude erblickten wir dann, was sie aus Äthiopien herbeibringen: Paradieskörner29, verschiedene Büschel und Dolden von Pfeffer, die sie uns in großer Menge schenkten, und weiterhin Elefantenzähne. Alles Gold wurde nun zu Geld geprägt: Es wird als geschmolzenes und zubereitetes Gold gebracht. Nur selten kommt derartiges Mineral, das sich in rötlichen Böden findet, fast vollständig golden vor. Am Ende dieses Buches, im Kapitel über die südlichen Inseln und Äthiopien, findest du Ausführlicheres über dieses Thema30.

      Am 20. Dezember verließen 4 Schiffe wie das der Regina mit 800 MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten sowie ein anderes Schiff, das Aguila hieß, mit einer großen Menge Zucker und 200 Menschen, Kaufleuten und Fremden, das einen guten Schiffseigner besaß, den HafenLissabon, OrtHafen. Die Aguila, so sage ich, erlitt an jenem Tag 5 Meilen vom Hafen LissabonLissabon, Ort entfernt, plötzlich Schiffbruch wegen großer Unwetter31. Wir verließen an ebendiesem Tag SantiagoSantiago de Compostela, Ort32, ein starker Wind toste, und ich sagte zu meinen Begleitern: „Wehe denen, die an diesem Tag auf dem Meer sind.“ Als ich in ZaragozaSaragossa / Zaragoza, Ort ankam, wurden mir diese Begebenheiten mitgeteilt33. In ToulouseToulouse, Ort erzählte mir ein gewisser Mann aus ValenciaValencia, Ort auch, dass er in den vielen Jahren seines Lebens noch nie ein vergleichbares Unwetter erlebt habe34. An jenen Tagen gingen zwischen MarseilleMarseille, Ort und Valencia mehr als 50 Schiffe auf dem Meer oder in den Häfen unter35.

      Wir sahen weiterhin eine große Werkstatt mit vielen Öfen, wo sie Anker, Geschütze36 und Ähnliches herstellen, was das Meer betrifft. Alle, die dort arbeiteten, waren so schwarz in ihren Öfen, dass man denken kann, Zyklopen in der Höhle des Vulkans anzutreffen. Wir sahen schließlich in 4 großen Gebäuden sehr schöne und große Geschütze, die dort in unzähliger Anzahl vorhanden sind, ebenso Wurfgeschosse, Schilde, Brustharnische, Mörser, Springarden, Bögen, Lanzen; alles war hervorragend fabriziert und in großer Menge vorhanden. Ich rede nicht von den anderen Dingen, die in den verschiedenen Schiffen auf dem ganzen Meer verteilt sind. Die Instrumente aus NürnbergNürnberg, Ort sind im Vergleich nichts37. Wieviel Blei, Kupfer, Natron und Schwefel es hier gibt, und alles wird in größter Menge herbeigebracht! Dies ist nicht verwunderlich, weil ÄthiopienÄthiopien, L. Gold im Übermaß schickt38 und der König sehr auf die Verwendung bedacht ist. Der König huldigt nicht der Verschwendung und ordnet alles zum größten Vorteil. Ich glaube, dass er jährlich aus dem Seehandel unglaublichen Gewinn zieht. Wir waren in einem großen und bedeutenden Haus des Königs beherbergt, in der Wohnung des Schwiegervaters von Martin BehaimBehaim, Martin († 1507), Nürnberger Kaufmann und Reisender39, der Jodocus von HurtereJodocus van Hurtere / Josse van Huerten / Josse van Huerter / Joz d’Utra († 1495), Gouverneur von Faial und Pico hieß, aus BrüggeBrügge, Ort, ein edler Mann und Herrscher der Inseln von FayalAzoren, InselgruppeFayal und PicoAzoren, InselgruppePico40. Er hat eine adlige Frau, die sehr gelehrt und in allen Dingen beschlagen ist41. Sie schenkte mir Proben von Gazellenmoschus und erwies uns höchste Ehre. Dieses Haus liegt am Hauptplatz auf einem großen Grundstück neben dem Kloster des heiligen DominikusLissabon, OrtDominikanerkl.42. Wir wurden bestens behandelt.

      Über den SeehafenLissabon, OrtHafen von LissabonLissabon, Ort

      Eine halbe Meile unterhalb Lissabons liegen zwei Berge1, die eine Viertelmeile voneinander entfernt sind. Zwischen beiden kommt das Meerwasser gegen Nordosten zum Land hin, etwa 14 Meilen lang, die Mündungsbucht ist in einigen Teilen drei Meilen, in anderen weniger breit. Wie fruchtbar alles ist, und wie gut die Ufer an diesem Küstenarm besiedelt sind. Sie sind, wie ich unterstreiche, reich an Salinen2, Oliven und allen möglichen Fruchtarten dieses Landstriches. In der Umgebung von LissabonLissabon, Ort sind die Schiffe auch bei den stärksten Unwettern vollkommen sicher. In dem Teil, der Lissabon im Süden gegenüberliegt, gibt es einen schönen Berg, auf dessen Spitze man ein Schloss sieht, das ursprünglich „Alemania“ genannt wurde und heute, nachdem das Wort fälschlich verändert wurde, „AlmadaLissabon, OrtAlmada, Berg“ heißt3. Als Deutsche, Engländer und Franzosen aus Liebe zu unserer eigenen Religion Lissabon von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) eroberten, schlossen die Sarazenen den HafenLissabon, OrtHafen bei dieser Eroberung und fügten ihnen viel Unheil zu. Hinter dem Schloss des Königs steht die Kollegiatkirche des heiligen VinzenzLissabon, OrtSão Vicente de Fora, Kl.4, dort sind viele Deutsche begraben, deren Schädel man uns zeigte. Diese Deutschen starben, als Lissabon belagert und den Sarazenen mit Gewalt entrissen wurde5.

      Über die Höflichkeit des Volkes und das Land

      Die Leute beiderlei Geschlechts sind

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