ТОП просматриваемых книг сайта:
Modekönigin. Anny von Panhuys
Читать онлайн.Название Modekönigin
Год выпуска 0
isbn 9788711570500
Автор произведения Anny von Panhuys
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Josephine Südenow war eine energische Vierzigerin, war ihr eigener Inspektor und ritt in Lederhosen und der alten, abgetragenen Joppe ihres verstorbenen Mannes über die Felder.
Von so einem Ritt kam sie gerade heim, als Robert Tann den Hof betrat.
Kühl fragte sie nach seinem Begehr.
„Das läßt sich nicht so kurz erklären, gnädige Frau“, erwiderte er, „aber es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit.“
„Vielleicht wichtig für Sie“, gab sie achselzuckend zurück. „Das Wort Wichtigkeit führen sie alle im Mund, die hierherkommen, mir meine Zeit zu stehlen. Aber meistens wollen sie weiter nichts, als meine prächtigen Wiesen am Buchenhain für ein Butterbrot schlucken. Falls Sie dieselbe Absicht hierherführt, lohnt es erst gar nicht, Sie ins Haus zu bemühen, denn ich lasse mir meine besten Wiesen nicht abgaunern, damit sich so ‘n Stadtprotz dort ‘ne Villa hinstellt, wo jetzt meine Kühe ihr schönstes Futter finden.“
„Nein, die Absicht führt mich nicht her“, versicherte Robert Tann, „und deshalb bitte ich Sie, gnädige Frau, gewähren Sie mir die gewünschte Unterredung.“
Sie zuckte wieder die Achseln.
„Meinetwegen! Vorausgesetzt, Sie sind auch kein Weinreisender, denn die belästigen mich gerade genügend, obwohl das ganze Jahr keine Flasche Wein bei uns auf den Tisch kommt. Und vor allem, gnädigen Sie mich bitte nicht fortwährend an. Davon wird mir leicht übel. Ich heiße Frau Südenow, ein paar gute Freunde und meine Kinder nennen mich Joseph, aber das geht Sie natürlich nichts an.“
„Ich kam noch nicht dazu, mich Ihnen vorzustellen“, entschuldigte er sich, „ich bin der Bauunternehmer Robert Tann.“
„Bauunternehmer?!“ sagte sie langgedehnt. „Also habe ich mich nicht geirrt, also gehören Sie richtig doch zu der Sorte, die mir meine Wiesen abluchsen möchten für ein Butterbrot. Jedenfalls rate ich Ihnen, gleich wieder zu gehen.“
Sie machte mit dem Kopf eine unzweideutige Bewegung nach dem Hoftor.
„Aber ich bin wirklich nicht aus dem von Ihnen vermuteten Grund gekommen“, beteuerte Robert Tann zum zweiten Male und erreichte es denn auch, das er das Haus betreten durfte.
Ein einfaches Arbeitszimmer im strengsten Bürostil öffnete sich vor ihm, dem Schreibtisch sah man es an, es wurde daran tüchtig geschrieben und gerechnet.
„Nun will ich gleich zur Sache kommen, gnädige Frau – Verzeihung, ich meine Frau Südenow. Also ich möchte Ihnen einen vorzüglichen Vorschlag machen. Ich glaube sogar, ich darf sagen, einen glänzenden Vorschlag. Ihre Wiesen am Buchenhain gefallen mir nämlich außerordentlich und ich muß Ihnen –“
Weiter kam er nicht, denn Josephine Südenow sprang mit einer Gebärde des Zornes so lebhaft auf, daß ihr Stuhl umflog.
„Zum Teufel, Herr, beabsichtigen Sie, sich über mich lustig zu machen“, schrie sie ihn an. „Haben Sie mir vorhin nicht zweimal erwidert, Ihr Besuch hätte nichts mit meinen Wiesen zu tun?“
Er kniff das linke Auge zu, was ihm einen äußerst schlauen Ausdruck gab.
„Bedaure, Frau Südenow, aber das habe ich nicht gesagt. Sie haben mich gefragt, ob ich auch gekommen wäre, um Ihre prächtigen Wiesen am Buchenhain für ein Butterbrot zu schlucken. Das konnte ich ehrlich verneinen. Um Ihnen so ein Angebot zu machen, kam ich nicht. Aber reich werden können Sie durch mich. Steinreich! Ich habe ein Plänchen, das ich Ihnen entwickeln will, wenn Sie mir versprechen, zu keinem davon zu reden. Mein Plan darf keiner Konkurrenz zu Ohren kommen.“
„Ich bin keine Kaffeeklatsche“, fuhr sie ihn an und beförderte ihren Stuhl mit kräftigem Fußtritt wieder in die richtige Lage. „Aber da Sie nun doch mal hier sind, reden Sie ohne Umschweife, zu langen Unterhaltungen habe ich keine Zeit.“
Er hüstelte und bat: „Aber unterbrechen Sie mich möglichst gar nicht, Frau Südenow, bis ich Ihnen meinen Plan, oder sagen wir meinen Vorschlag, genau klargelegt habe.“
Er saß seitlich vom Schreibtisch und blickte die Frau an. Sie nickte kurz.
„Gut, gut, fangen Sie an und fassen Sie sich kurz, sonst streike ich.“
Er rieb sein sorgfältig rasiertes Kinn, dem man es nicht mehr ansah, mit was für langen grauen Stoppeln es noch vor kurzem besetzt gewesen und dann lächelte er: „Ich habe die Absicht, eine kleine Villenkolonie am Buchenhain erstehen zu lassen, zur Freude der vielen, die gern ein hübsches billiges Eigenheim besitzen möchten und zur Freude unserer Börsen. Mir schwebt schon alles klar und deutlich vor, wie es werden soll. Zeichnungen können Sie in kürzester Zeit sehen. Wir würden das sichere, bombensichere Geschäft zusammen machen. Also nicht etwa so, daß ich Ihnen die Wiesen vollständig abkaufe und dann nach dem Erbauen ein reicher Mann geworden bin, während Sie ein für allemal abgefunden sind, sondern wir machen alles zusammen. Risiko haben Sie keins und das Geld werden wir bald scheffeln. Ich will im Anfang nichts weiter von Ihnen, wie den Platz für zwei Häuschen mit Garten. Ich beginne so bald wie möglich zu bauen, und nachdem die ersten zwei Villen verkauft sind, mache ich mich an die nächsten zwei, später baue ich dann gleich ein halbes Dutzend. Den Reingewinn teilen wir so, daß Sie ein Drittel, ich zwei Drittel erhalte. Außerdem zahle ich Ihnen nach dem Verkauf jedesmal ein Stück Wiese, auf dem das betreffende Häuschen steht, extra. Zahle dafür einen guten, nach oben abgerundeten regulären Preis. Schief gehen kann nichts, diese Villenkolonie kommt einem großen Bedürfnis entgegen. Sind Ihre Wiesen bebaut, sind Sie eine sehr wohlhabende, nein, wie ich mich vorhin ausdrückte, eine steinreiche Frau.“
Josephine Südenow hatte ein schroffes „Nein“ auf den Lippen, aber sie hielt es zurück. Die zwei Silben „steinreich“ gebärdeten sich zu aufrührerisch.
Weiß der liebe Himmel, Geld konnte sie brauchen. Sieben Kinder zwischen acht bis siebzehn Jahren kosteten eine Menge Geld, alle erhielten guten Unterricht, gingen gut gekleidet.
Sie sagte: „Erklären Sie mir Ihren Vorschlag noch genauer, nennen Sie, bitte, Zahlen, damit ich mir eine Vorstellung davon machen kann, ob sich das Geschäft wirklich lohnt. Wenn ich mich entschließe, die Wiesen herzugeben, muß ich auch wissen, wofür.“
Er freute sich der Frage nach Zahlen. Die Gier in der energischen Frau war geweckt, alles schien besser zu gehen, wie er vorhin zu hoffen gewagt.
Als er nach einer Stunde den Gutshof verließ, war er mit Frau Josephine Südenow vollkommen einig geworden.
Er freute sich, seine rednerische Überzeugungsgabe war noch vollkommen auf der Höhe. Als er nach Hause kam, war er wie trunken vor Freude.
Er nahm seine Frau in den Arm, schwenkte sie ein paarmal herum wie tanzend.
„Weiberchen!“ rief er begeistert, „ihr beide sollt es von jetzt ab guthaben, jetzt beginnt meine große Karriere! Ihr werdet staunen, wie rasch ich jetzt hier in unserem guten Krähwinkel wieder auf der Achtungsleiter hochklettere.“ Er rieb sich die Hände. „Martheken, vor allem ziehen wir hier aus, das ist keine Wohnung für zukünftige Millionäre. Hier kann ich weder jemand empfangen, noch ein Bureau aufmachen. Na, ich finde schon eine passende Wohnung für uns.“
Elisabeth hörte stumm zu. Sie, die sich in dieser Wohnung unter den billigen häßlichen Möbeln niemals wohlgefühlt, vermochte sich nicht über die Aussicht zu freuen, hier fortzuziehen.
Sie wunderte sich selbst darüber und dachte, das kam wohl daher, weil ihr die Güte, die der Vater über sie ausschüttete, nicht so wohl tat, wie man es eigentlich hätte erwarten dürfen.
Er blickte sie an.
„Mache doch auch ein vergnügtes Gesicht, Liesel, wirst ja nun bald alles erhalten können, was ein junges Mädchen deines Alters sich nur wünschen kann.“
Die Augen der Mutter ruhten wie bittend auf ihr. Sie wußte genau, es kränkte die Mutter, daß sie sich dem Vater gegenüber