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Modekönigin. Anny von Panhuys
Читать онлайн.Название Modekönigin
Год выпуска 0
isbn 9788711570500
Автор произведения Anny von Panhuys
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er erwiderte überhastig: „Menschen, die so gut sind, einem helfen zu wollen, sind immer sympathisch.“ Er setzte zögernd hinzu: „Ich möchte Ihnen selbstverständlich, wenn Sie mich mitnähmen, etwas vergüten.“
Sie machte eine verneinende Bewegung.
„Seien Sie doch nicht so kaufmännisch. Sie werden einfach unser lieber Gast sein, und wenn Sie jetzt nichts Besonderes vorhaben, begleiten Sie mich, mein Mann befindet sich im Hotel ‚Vier Jahreszeiten‘.“
Heino Staufen erklärte sich sofort bereit dazu. Ihm schien die Situation ein bißchen sonderbar, aber er dachte, das war wohl nur eine Anwandlung von Spießbürgerlichkeit. Er war sein lebenlang noch nicht viel aus der Enge der Kleinstadt herausgekommen. Leute der großen Welt fanden wohl an so einer Reiseeinladung nichts Besonderes.
Er ging neben der blonden Frau durch die gepflegten Alsterpromenaden und sie erzählte von Spanien.
„Wir reisen viel auf unserer Jacht herum“, plauderte sie, „zwischen aller Herren Länder zieht sie hin und her. Wir haben ein schönes Haus bei Barcelona und eine Villa am Meer. Aber am wohlsten ist uns, wenn die Wogen unser schwimmendes Heim umkosen. Mein Mann und ich lieben das Meer fanatisch, besonders das blaue Mittelländische Meer.“
Der Weg wurde Heino Staufen nicht lang, erst als man vor dem Hotel ‚Vier Jahreszeiten‘ stand, wo viel gediegene Vornehmheit abzusteigen pflegte, ward er sich wieder ganz klar des Grundes bewußt, der ihn hierher geführt.
Er dachte, wenn der Mann seiner Begleiterin auch nur ein wenig von ihrer Art besaß, durfte er den Zufall segnen, der diese Frau auf derselben Bank in Uhlenhorst ausruhen ließ, auf der er Platz genommen.
Vor der Tür eines Zimmers im zweiten Stock machte die Dame halt.
Sie lächelte ihn an.
„Verzeihen Sie, wenn ich Sie bitte, ein paar Minuten hier zu warten, bis ich Sie rufen werde. Ich möchte meinen Mann kurz orientieren.“
Sie verschwand schon hinter der Tür.
Er kämpfte mit der jäh erwachten Peinlichkeit, hier wie ein Bittsteller zu stehen und er dachte, wenn sie mit ihrem Mann in allem so übereinstimmte, wie sie betont hatte, dann hätte sie ihn doch gleich mit ins Zimmer nehmen können.
Aber er erwog: ihr Mann schlief vielleicht noch oder war in seinen vier Wänden etwas nachlässig gekleidet.
Eben öffnete sich die Tür bereits wieder und die blonde Frau winkte ihm.
„Treten Sie, bitte, ein, mein Mann freut sich, Sie kennenzulernen.“
Heino Staufen nahm unwillkürlich mehr Haltung an und überschritt die Schwelle.
Er befand sich in einem hübsch eingerichteten Hotelsalon, in dessen Mitte ein auffallend großer Herr stand.
Er hatte ein kühn geschnittenes Gesicht, dunkle verschleierte Augen und vollständig ergrautes Haar.
Er mußte mindestens zwanzig Jahre älter sein als die reizvolle Frau.
Er sah vornehm und klug aus, aber in den verschleierten dunklen Augen glimmte es eigentümlich auf, als er Heino Staufen nun mit langem Blick betrachtete.
Er schien eine Ware zu mustern, über deren Annahme oder Zurückweisung er mit sich noch nicht völlig im klaren war.
Heino Staufen fühlte sich durch den Blick gedemütigt. Aber das Empfinden schwand sofort, als ihm der Herr nun die Rechte entgegenstreckte und in gutem, wenn auch sehr scharf akzentuiertem Deutsch sagte: „Es ist mir angenehm, Sie kennenzulernen, Herr Staufen, es wird mir ein Vergnügen sein, Sie mit in meine Heimat zu nehmen.“
Heino Staufen verneigte sich.
„Ich danke Ihnen herzlich, Herr —“
Er hatte den Namen, den die zierliche Frau vorhin genannt, nicht verstanden und hatte nicht direkt danach fragen wollen.
„Ich heiße Ricardo Espada“, schien der Spanier seine Gedanken zu erraten, „ich bin Privatgelehrter. Meine Frau führt nach spanischer Sitte ihren Mädchennamen weiter, aber nennen Sie sie nur nach deutscher Sitte Frau Espada, ich glaube, sie würde das gern hören.“
Ein zärtlicher Blick traf die junge Frau, die den Blick mit gleicher Zärtlichkeit erwiderte.
Heino verlachte sich heimlich selbst, weil er im Anfang seiner Bekanntschaft mit der jungen Frau fast geglaubt, sie suche ein Abenteuer. Und da er Elisabeth so bitterschwer grollte, wäre es ihm auch nicht darauf angekommen, ein kleines Abenteuer zu erleben.
Man setzte sich und Ricardo Espada strich seinen sehr kurzen schwarzen Spitzbart leicht nach unten.
„Wir hatten die Absicht, morgen abzureisen. Sind Ihre Papiere in Ordnung? Ich meine besonders, ist Ihr Paß in Ordnung?“
Der Gefragte verneinte.
„Ich weiß ja erst, seit Ihre Gattin mich freundlich beraten hat, wohin ich reisen werde.“
Ricardo Espada nickte.
„Muy bien, muy bien, die Paßangelegenheit erledigt sich auch schnell. Sagen Sie auf dem Konsulat einfach, Sie machen eine Vergnügungsreise nach Spanien, um es kennenzulernen. Sie besitzen doch wahrseinlich ein Abmeldepapier Ihrer Ortsbehörde?“
Heino Staufen konnte die Frage bejahen und als ihm der Spanier riet, gleich das Konsulat aufzusuchen, war er gern einverstanden.
Er hatte schon viel zu lange hier in Hamburg herumgesessen, hatte schon zu viel Zeit vertrödelt, je rascher er hier wegkam, um so besser, damit er noch etwas Geld behielt.
„Wenn es Ihnen glückt, das Visum noch heute zu erhalten, verlassen wir mit der Jacht morgen Hamburg“, bestimmte Espada, „und, ehe ich es vergesse, möchte ich Sie bitten, auf dem Konsulat nichts von mir verlauten zu lassen. Der Konsul hat mir nämlich ein paar Bekannte von sich, zwei Damen, als Reisegefährten in Vorschlag gebracht. Aber meine Frau langweilt sich in weiblicher Gesellschaft und da habe ich erwidert, ich würde prinzipiell keine Fremden auf unserer Jacht aufnehmen, weil mich das in meinen Studien, mit denen ich mich während der Seereise zu beschäftigen pflege, stark behindere. Wenn er nun hörte, ich hätte Sie eingeladen, müßte ihn das natürlich stark kränken.“
Heino Staufen sah das vollkommen ein und er fühlte sich geschmeichelt, daß ihn das Ehepaar den von dem Konsulat empfohlenen Damen vorzog.
Er machte ein schlaues Gesicht.
„Jetzt, wo ich Bescheid weiß, werde ich mich hüten, auf dem Konsulat zu verraten, auf welche Weise ich nach Spanien reisen werde.“
Er empfahl sich sofort mit nochmaligen Dankesworten.
Als er das Zimmer verlassen hatte, warf die schlanke Frau ihre Arme um den Hals des Mannes und flüsterte in der klangvollen Sprache seines Vaterlandes zu ihm empor: „Nun, Liebster, habe ich den Menschen seit drei Tagen umsonst verfolgt oder hat es sich gelohnt? Ich halte ihn für ein prachtvoll geeignetes Objekt. Wie urteilst du vom fachmännischen Standpunkt?“
„Querida mia, muß ich dir die Frage wirklich noch beantworten? Wenn er mir nicht geeignet schiene, hätte ich ihn rücksichtslos wieder ausgeladen. Ich hoffe zuversichtlich — nein, nichts mehr von Hoffen, ich bin fest überzeugt, er wird mir die Tore des Weltruhms erschließen, er ist es, den wir gesucht haben.“
Sie blickte ihn begeistert an.
„Du wirst bald einer der bedeutendsten, der überragendsten Männer unserer Zeit sein. Viele, deren Leistungen man über alle Maßen feiert, werden an Bedeutung zusammenschrumpfen neben deiner gigantischen Größe.“ Sie schmiegte sich eng an ihn. „Ich warte voll Sehnsucht auf die Krönung deines Werkes, der schönste Tag meines Lebens wird dein Triumph sein.“
Sie flüsterte wie in einem Rausch: „Ricardo, ich bin für dich ehrgeizig bis in die Fingerspitzen.“
Er küßte sie.
„Du bist die Gefährtin, nach der ich