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Modekönigin. Anny von Panhuys
Читать онлайн.Название Modekönigin
Год выпуска 0
isbn 9788711570500
Автор произведения Anny von Panhuys
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Morden würde ich für dich, Ricardo!“ versicherte sie enthusiastisch.
VIII.
Heino Staufen eilte sich, so sehr er nur konnte, er fürchtete, die kleine Luxusjacht würde noch davonfahren, ehe er seinen Fuß darauf gesetzt.
Plötzliche Angst hatte ihn überfallen, die gestrige Abmachung wäre vielleicht gar nicht ernst gemeint gewesen, sondern nur ein etwas weit getriebener Scherz.
Er hatte sich schon die halbe Nacht hindurch immer wieder klargemacht, fremde Menschen besaßen doch kein Recht, sich deratige Scherze mit ihm zu erlauben.
Aber der törichte Gedanke fiel ihn immer wieder an.
Er atmete befreit auf. Die Jacht, die den Namen „Lobo“ (Wolf) trug, lag an der ihm genau angegebenen Stelle des Hafens.
Die letzten Lebensmittel waren eben an Bord gebracht worden und die blonde Frau empfing ihn mit strahlendem Lächeln, wie einen guten, langjährigen Bekannten.
Es fand noch eine flüchtige Zollkontrolle statt, wobei man sich nicht besonders um ihn kümmerte.
Er hatte schon gestern mittag ein paar Zeilen im Hotel abgegeben mit der Nachtricht, er habe sein Visum erhalten.
Auch Ricardo Espada begrüßte ihn äußerst zuvorkommend, aber Heino fand, die verschleierten dunklen Augen musterten ihn wieder so eigen, wie schon gestern einmal. So, als wäre er eine Ware, die er auf ihren Wert oder Unwert prüfen müßte.
Aber er verweilte nicht lange bei dem Gedanken, es drangen zu viele neue Eindrücke auf ihn ein.
Die Jacht hatte eine Besatzung von fünfzehn Mann. Sie bestand aus dem Kapitän, zwei Offizieren, dem Ingenieur, seinem Assistenten, dem Koch, zwei Stewards, dem Maschinenpersonal und den Matrosen.
Es war ein buntes Völkergemisch. Spanier, Portugiesen, Argentinier, Kubaner, Inder, Neger und ein Chinese.
Der Chinese war Steward und er fiel Heino Staufen sofort auf, weil es ihm schien, als ob ihn der kleine schlitzäugige Sohn des himmlischen Reiches mehrmals mit Mitleidsblicken streifte.
Er lachte sich selbst aus, denn seine Beobachtung war sicher falsch. Zu bemitleiden war er doch wirklich nicht! Wie wenigen Menschen blühte wohl das Glück, auf so einer bequemen, eleganten Jacht ins Ausland reisen zu dürfen.
Das erleichterte ihm sogar den Abschied, das verscheuchte sogar das Heimweh, das sich plötzlich meldete, als er daran dachte, nun verließ er die Heimat vielleicht für immer.
Heino erhielt eine hübsche Kabine, die anheimelnd eingerichtet war und er sann, wenn es ihm gelang, in Spanien Stellung zu erhalten, wäre er vorläufig aller Sorgen enthoben.
Im fremden Lande würde er auch leichter fertig werden mit den Erinnerungen an Elisabeth, die ihn noch gar so sehr plagten.
Wenn sich die Jacht erst draußen auf dem Meere befand, wollte er seine Liebe in ein Sargtuch hüllen und sie hinuntergleiten lassen in die Wogen.
Er brachte seine wenigen Sachen gut in der Kabine unter, ließ sich dann in den bequemen Sessel neben dem kleinen Tisch fallen und überlegte, wie zufrieden er doch eigentlich sein durfte.
Um Haaresbreite war er am Gefängnis vorbeigegangen. Er wäre nicht der erste gewesen, der unschuldig ins Gefängnis kam. Die Beweise gegen ihn waren erdrückend gewesen.
Er grübelte, es würde wohl niemand herausbringen, wer sich das Geld angeeignet hatte und er nahm sich fest vor, wenn es ihm gelingen sollte, Geld zu erwerben, wollte er Leonhard Mosbach den Schaden vergüten. Wenn es der Mensch auch nicht wert war, der ihn so gemein vor Gericht beschimpfte.
Er verspürte Bewegung unter seinen Füßen und wollte auf Deck eilen, die Jacht ging in See.
Er faßte nach dem Türknopf, drehte ihn leicht nach links, wie man diese Art von Türen zu öffnen pflegt, doch sie rührte sich nicht.
Er versuchte es noch einmal und dann sank seine Hand nieder. Was bedeutete das nur, weshalb hatte man ihn eingesperrt? Ihn überfiel jähe Beklemmung, er verharrte ratlos.
Die Jacht fuhr schneller und er dachte erregt, es war das Unbegreiflichste in seinem Leben, daß man ihn in die Kabine eingeschlossen.
Er klopfte an die Tür, irgend jemand würde doch wohl draußen vorübergehen, ihn hören.
Er rief sehr laut, aber der Hafenlärm verschluckte den Klang seiner Stimme wie starker Sturm.
Er klopfte immer wieder, immer heftiger, schließlich schlug er mit der Faust gegen die Tür, bis er das Vergebliche seiner Bemühungen erkannte.
Mit schmerzenden Handgelenken und wirrem Kopf ließ er sich wieder in den Sessel fallen, sann nach, was die seltsame Überraschung wohl bedeuten sollte?
Man hatte doch kein Recht, ihn hier einzusperren, wenn er auch nur ein Passagier war, der nichts zahlte.
Aber er hatte sich nicht aufgedrängt, sondern man hatte ihn eingeladen. Also mußte man ihn auch behandeln, wie es sich gehörte.
Was man sich gegen ihn erlaubte, überstieg jedes Maß.
Er sprang wieder auf und rannte durch den schmalen Raum hin und her. Immer hin und her. Wie ein an Freiheit gewöhntes wildes Tier, das man eingefangen. Dann aber stürzte er abermals gegen die Tür, als wollte er sie einrennen und begann von neuem das Holz zu bearbeiten, bis ihm die Hände weh taten.
Draußen blieb alles stumm wie vorhin.
Er sann dem Rätsel nach: Was bedeutete es nur, dieses Einschließen?
Er kühlte die schmerzenden Hände unter dem Kaltwasserhahn und blickte dabei unwillkürlich in den blitzblanken Spiegel über dem Waschtisch.
Ein verzerrtes grauweißes Gesicht schaute ihm aus dem Glas entgegen.
Er seufzte tief. Die Reise begann ja gut! Aber er wollte dem menschenfreundlichen Ehepaar erklären, daß er nicht daran dächte, sich unterwegs in die Kabine einsperren zu lassen wie ein kleines Kind, von dem man fürchtet, es könne ins Wasser fallen oder dumme Streiche anstellen.
Wenn es nur erst soweit wäre, daß er seine Meinung äußern dürfte. Wenn man ihm nur erst öffnen würde.
Durch das Bullauge sah er, daß die Jacht schon beinahe aus dem Hafengebiet heraus war.
Er überlegte, ob es Sinn haben würde, das runde Fenster einzuschlagen, auf diese Weise an seine Gegenwart zu erinnern?
Schon hatte er sich dazu entschlossen, aber im letzten Augenblick scheute er doch davor zurück. Es widerstand ihm, hier als völlig Fremder etwas zu zerstören. Und vielleicht erreichte er auch damit seinen Zweck nicht, das Glas war von ganz besonderer Stärke.
Er verharrte ein Weilchen mit zusammengezogenen Brauen und schnellem Atem. Was sollte er tun, wie sollte er sich helfen?
Er würde natürlich auch verlangen, daß die Jacht sobald wie möglich wieder anlegte, damit er an Land gehen konnte.
Schade, er hatte sich die Seereise so verlockend vorgestellt, und die Ersparnis der Reiseunkosten fiel für ihn auch noch ganz besonders in die Waagschale.
Er ließ sich wieder in den Sessel sinken und zermarterte seinen Kopf, warum man ihn eingeschlossen hatte.
Es klopfte.
Er stand auf und schrie wütend: „Herein!“
Jetzt wurde an der Tür gerüttelt, dann hörte er die Stimme des Spaniers: „Ich kann leider nicht eintreten, Sie haben anscheinend zugeriegelt.“
Heino Staufen vermochte seinen Ärger nicht zu verbergen.
„Ich kann nicht öffnen, man hat mich eingeschlossen, seit endloser Zeit donnere ich schon gegen die Tür.“
Man vernahm draußen ein lautes „Caramba!“, dann schalt der Spanier: „Wer hat sich denn nur diese Dummheit geleistet?“
Nach