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Führerhauptquartier, er hätte den Rebell viermal gesehen. (Hitler 80 II, S. 467)

      Hitlers »Leibfotograf« Heinrich Hoffmann behauptet in seinen Erinnerungen, »gewisse« Filme hätte er Hitler zuliebe in dessen Privat-Filmvorführ-Räumen »zwanzigmal« anschauen müssen. (Hoffmann, S. 16 ff.)

      Hitlers »Leibarchitekt« Albert Speer wartete mit ähnlichen Zahlen auf: Vornehmlich Gewalt-gespickte Filme wollte Hitler immer wieder sehen, zum Beispiel »katastrophische Melodramen wie San Francisco oder King Kong. Manche dieser Filme wurden von ihm bis zu zehnmal verlangt.« (Fest 99, S. 138)

      Der Rebell war 1932 herausgekommen. Kurz danach hatte Hitler ihn zum ersten Mal gesehen. Die Handlung folgt einem Entwurf von Luis Trenker, der neben Kurt Bernhardt die Co-Regie übernahm und die Hauptrolle spielte. (Zentner/Bedürftig)

      Hitlers zweitjüngster Gesamt-Biograf Volker Ullrich (2013/16) entblößte, dass Hitler zum Film Der Rebell ein besonders »intimes« Verhältnis hatte: »Am Abend des 18. Januar [1933] sah er [Hitler] sich gemeinsam mit dem Berliner Gauleiter [Joseph Goebbels] den Film Der Rebell an, in dem Luis Trenker Regie führte und die Hauptrolle spielte – einen Tiroler Studenten, der im Widerstand gegen die napoleonische Besatzung sein Leben opfert … Hitler war so hingerissen, dass er sich den Film am Abend darauf [dem 19. Januar 1933] noch ein zweites Mal ansah.« (Ullrich, S. 399)

      Schon im August 1933, ein halbes Jahr nach seiner Machterlangung, empfing Hitler Luis Trenker. (Sigmund 98, S. 227, Anm. 13)

      Marianne Hoppe hat mit ihrer Schilderung von Hitlers Männer-Tötungs-entflammtem Orgasmus, der durch die gestellte Szene der Soldaten-Steinigung im Rebell angebahnt worden war, eine Büchse der Pandora geöffnet: Mit Hitlers Sexualität stimmte etwas nicht – »ob er verrückt war«, »da war mir der Mann unheimlich«.

      Hoppe hat sich nicht etwas Hyper-Dramatisches eingebildet oder wollte ihre Beteiligung am Nazi-Regime als Hermann Görings Staatsschauspielerin wiedergutmachen, indem sie ihre persönliche Entrüstung über Hitler nach 1945 zur Schau stellte. Unter verschiedenen Umständen in unterschiedlichen Personen-Besetzungen hat Hoppe ihr Erlebnis mit Hitlers Gewalt-legierter halböffentlich prozedierter Onanie preisgegeben. Aus den Gesprächen mit Hoppes zweiter Biografin Carola Stern entstammt eine zweite Version ihrer Beobachtung: »Einmal veranstaltete der [Hitler] eine Filmvorführung. Einen Film von Trenker […] Da reibt der [Hitler] sich die Oberschenkel. Und da gehe ich leise raus. Da kommt bei mir der Punkt, wo ich nicht mehr neugierig bin.« (Stern, C., S. 105)

      Zwischen beiden Versionen der Wiedergabe von Hoppes Erlebnis liegen eineinhalb Jahrzehnte. Die ausführliche Fassung wurde 1989 in dem Sammelband Deutsche im Zweiten Weltkrieg. Zeitzeugen sprechen – herausgegeben von Peter Pechel, Dennis Showalter und Johannes Steinhoff –, publiziert. (Steinhoff/Pechel/Showalter) Einer der Herausgeber oder alle drei waren damals Hoppes Interviewer.

      Hoppes erste Biografin Petra Kohse zitiert diese ausführliche Darstellung 2001. (Kohse, S. 127 f.)

      Bei den Gesprächen Hoppes mit ihrer zweiten Biografin Carola Stern ist die Schauspielerin in ihren Achtzigern. Stern publizierte ihre Hoppe-Biographie 2005. (Stern, C.) Das hohe Alter Hoppes oder das Sich-Genieren der Biografin vor der obszönen Drastik der 16 Jahre zuvor erstmals veröffentlichten Szene – welche Gründe auch immer darin lagen, dass Carola Stern nur einen Ausschnitt von Hoppes Erlebnis mitgeteilt hat –, es handelt sich bei beiden Versionen um dieselbe Szene von Hitlers masturbatorischem Oberschenkelreiben vor dem Luis-Trenker-Film Der Rebell, die Hoppe auf verschiedene Weise innerhalb von 16 Jahren dreimal zu Protokoll gegeben hat – für Steinhoffs Zeitzeugen 1989, Kohses Hoppe-Biografie 2001 und Sterns Hoppe-Gründgens Doppelbiografie 2005.

      Zwei Biografinnen hatten die Möglichkeit, Hoppes Erlebnis mit Hitlers Gewalt-provozierter Masturbation zu hinterfragen. Doch es fand keine Revision Hoppes statt, im Gegenteil, auch in der Kurzfassung stehen die Ecksteine von Hoppes Übermittlung »felsenfest«. Hitlers – von Marianne Hoppe beobachtete – Onanie per Oberschenkel-Auf-und-Ab vor geladenem Publikum im Filmvorführungs-Raum der Reichskanzlei Mitte der 1930er Jahre muss als eine Tatsache akzeptiert werden.

      Zur Abstützung von Hoppes Erlebnis konnte eine vergleichbare Wahrnehmung von einer der nahesten Personen im Hitler-Umfeld gefunden werden. Es handelt sich um Hitlers frühesten Kammerdiener seit Beginn seiner Regierungszeit, Karl Wilhelm Krause: »War Hitler aufgeregt, so rieb er sich nervös die Oberschenkel. Besonders hat ihn ein Eishockeyspiel auf der Winterolympiade 1936 in Erregung gebracht. Das Spiel endete 1:1. Hitler konnte vor lauter Aufregung das Ende des Spiels nicht abwarten, verließ das Stadion und ließ sich später das Ende des Spiels berichten.« (Krause, S. 19/19)

      Selbstverständlich sparte der Grenz-lose Leibdiener – für Hitlers Körper-Angelegenheiten ab 1934 tätig – das Zwangs-sexuelle Moment des Oberschenkel-Reibens aus. Nicht wegen Prüderie, sondern weil dem »simplen Gemüt« Krauses dieser Zusammenhang nicht zu Bewusstsein gekommen war. Aber seine Beobachtung enthüllt etwas Ähnliches wie das, was die Intellektuelle Hoppe geschulten Verstandes wahrgenommen hat: »Knie-Reibung« im Sitzen, wenn Hitler »in Erregung gebracht« worden war!

      Die vor sich hergeschobenen Schläger der Eishockey-Spieler müssen den in der Arena sitzenden Hitler wie Waffen »aufgeregt« haben. Die Sportarten per Ball oder gänzlich ohne »Werkzeuge« hätten ihn vielleicht nicht so »in Erregung gebracht« wie das Puck-schlagende Eishockey. Zu »Erregungs«-Reaktionen Hitlers auf die nicht-schlagenden Sportarten gibt es keine Übermittlungen – weder bei Krause noch in anderen Äußerungen von Hitler-Körper-Nahen wie dem späteren Leibdiener Heinz Linge, den »Leibfahrern« Emil Maurice und Erich Kempka, dem »Leibpiloten« Hans Baur und den Adjutanten Nicolaus von Below, Wilhelm Brückner, Otto Günsche, Julius Schaub und Max Wünsche.

      Das Besondere an der Schilderung Krauses ist die Wiederkehr der von Hoppe beobachteten Oberschenkel-Reibung – mit dem Unterschied von Hitlers diesmaliger Flucht aus dem Stadion.

      Hitler befand sich jetzt nicht in seinem Reichskanzlei-Kino unter geladenen Gästen, wo er sich ungeniert hatte benehmen können. Er war während der Olympiade massenhaft umringt von Zuschauern und wurde hundertfach aus nächster Nähe beobachtet und vor allem gehört. Hoppe spricht ja auch davon, Hitler habe »gestöhnt« und dass »er so eine Art von Orgasmus« »kriegte«!

      In der Eishockey-Arena geschah alles bei grellem Licht und nicht verdunkelt wie während Hitlers Privatkino-Vorführung, in der er seinen Gewalt-provozierten Orgasmus mit einem Hustenanfall hätte letzt-sekündlich kaschieren können.

      Bei dem von Karl Wilhelm Krause an Hitler beobachteten Oberschenkel-Reiben im Eishockey-Stadion und auch sonst bei »Aufregungen« handelte es sich nicht um eine Verlegenheits-Geste, die im Nachwort zu Krauses Erinnerungen an Hitler wiedergegeben wird: »Er [Hitler] […] saß […] auf der Kante des Sessels, als scheute er sich, ungezwungen und locker zu sein, und rieb sich, verlegen und nervös, mit den Händen die Oberschenkel, wenn er fremden Besuchern gegenübersaß und diese ihn mit peinlichen Fragen bedrängten.« (a. a. O., S. 81/79)

      Dieses Reiben war ein Reiben der Hände an oder auf den Oberschenkeln Hitlers. Das Aufregungs-Oberschenkel-Reiben als sexuelles Erregungs-Reiben war ein Reiben der Oberschenkel aneinander ohne die Benutzung der Hände. In Krauses Beobachtung des erregten Hitlers im Eishockey-Stadion fehlt das Wort »Hände«. Hitlers Oberschenkel-Reiben ohne Hände war etwas anderes.

      Beide Reibungen geschahen an und mit den Oberschenkeln, aber das eine ohne Hände aus sexueller Erregung, das andere mit den Händen aus Verlegenheit.

      Die Situation im Eishockey-Stadion hatte nichts mit Verlegenheit zu tun. Hitler und alle anderen Besucher verfolgten den Kampf, der Hitler in spezifische »andere Umstände« versetzte.

      Das von Hoppe wahrgenommene Oberschenkel-Reiben definierte sie genau als Knie-Aneinander-Reiben (»hat so die Knie gerieben«), wobei sie nur vergaß, das Wort »aneinander« hinzuzufügen. Hoppe war in den 1930ern so berühmt, dass sie als Ehrengast in der Nähe Hitlers oder anderer Nazi-Größen platziert wurde.

      Außerdem

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