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betrieben wurden, weil auf ihnen nicht ertragreich genug gearbeitet werden konnte. Das war auch der Grund gewesen, daß sich die Bauern relativ leicht von ihren Höfen getrennt hatten, als die ganze Gegend um Helmbach zu Bauland erklärt worden war.

      Als erstes war der See, längst nicht so groß und schön gelegen wie der Fahrenbach-See, besiedelt worden. Inzwischen war er völlig zugebaut mit Hotels, Villenanwesen, es gab sogar einen kleinen Yachthafen.

      Dann weitete es sich immer weiter aus. Es kamen Gästehäuser, Pensionen, Restaurants und viele Geschäfte, Boutiquen. Als schließlich eine Thermalquelle entdeckt worden war, war aus dem Örtchen Helmbach Bad Helmbach geworden.

      Mittlerweile wimmelte es nur so vor lauter Fitness-Centern, Beautyfarmen, Wellness-Oasen. Es hatten sich auch Schönheitschirurgen angesiedelt, die das komplette Programm boten, angefangen von Botox-Spritzen über Fettabsaugen bis schließlich zur Rundumerneuerung, bei der man sich im Spiegel selbst nicht mehr erkannte.

      Die Nachbarorte hatten nachgezogen, nicht ganz so elegant und teuer, aber doch auch ganz beachtlich, wenn man die finanziellen Vorteile sah. An Lebensqualität hatten all diese Orte, zumindest für Bettinas Empfinden, erheblich eingebüßt, insbesondere Helmbach. Dort war wirklich alles auf Spaß, Sehen und Gesehenwerden, ausgerichtet, und wenn man sich nicht auf dem Golfplatz tummelte, den es selbstverständlich auch gab, tummelte man sich auf den Tennisplätzen, der Squashanlage oder in den pompösen Bädern.

      Es war schon ganz erstaunlich, daß sich das nicht so weit entfernte Fahrenbach seine beschauliche Ursprünglichkeit bewahrt hatte. Hoffentlich würde das noch sehr, sehr lange so bleiben. Jetzt, da so viele Wiesen und Äcker und das Land um den See herum zu Bauland erklärt worden waren würde schon eine Veränderung stattfinden. Das sah man ja auch schon an den Häusern, die inzwischen gebaut worden waren.

      Aber darüber wollte Bettina jetzt nicht nachdenken. Noch bestand ja auch kein Grund zur Sorge.

      Linde und Bettina hatten das Zentrum erreicht und sogar, was gar nicht so einfach war, sofort einen Parkplatz gefunden.

      »Was machen wir zuerst?« wollte Linde wissen. »Schaufenster gucken? Das käme mir eigentlich sehr gut aus, denn Martin schwärmt noch immer von meinem Outfit an unserem Grillabend. Vielleicht finde ich ja so einen Fummel, mit dem ich diesen Erfolg wiederholen kann. Aber nur«, schränkte sie sofort ein, »wenn es nicht zu teuer ist. Ich habe nämlich keine Lust, für Klamotten, die ich nur in der Freizeit trage, ein Vermögen auszugeben.«

      »Vielleicht solltest du so etwas nicht nur in der Freizeit tragen, du hast nämlich ziemlich super-sexy ausgesehen.«

      »Du in deinem heißen Röckchen auch. Und wie oft hast du es getragen, liebe Freundin? Einmal.«

      Bettina lachte.

      »Vielleicht müssen wir beide etwas ändern.«

      Sie hatten die Fußgängerzone erreicht.

      »Da drüben der Laden ist neu«, rief Linde, »laß uns gleich da zuerst einmal gucken. Der Name der Boutique klingt doch ganz vielversprechend – GIPSY. Wenn nicht dort, wo sollen wir dann ausgeflippte Sachen finden.«

      Sie zerrte Bettina über die Straße zu dem Geschäft, an dessen Schaufenster tatsächlich ein großes Schild NEUERÖFFNUNG angebracht worden war.

      Die Schaufensterdekoration war schon mal sehr ansprechend. Alles war in abgestuften Khakitönen und in Weiß gehalten, und die Preise waren auch annehmbar.

      Der Laden war nicht sehr groß, aber auch drinnen sehr ansprechend, und die Verkäuferin, sie mochte in ihrem Alter sein, sehr freundlich.

      Im Augenblick war sie jedoch mit einer Kundin beschäftigt, die sich für Sachen interessierte, die überhaupt nicht zu ihr paßten, die Frau war klein und rundlich, was sicherlich kein Fehler war, aber in dem weiten langen Rock, den sie in der Hand hielt, würde sie aussehen wie ein Teepüppchen.

      »Sie soll den Rock aus der Hand legen«, flüsterte Linde ihrer Freundin zu, »er ist genau das, was ich mir vorstelle.«

      Aber die Kundin wollte den Rock unbedingt probieren, und die Verkäuferin hatte viel Mühe, ihr das auszureden.

      »Den Rock gibt es leider nur in einer Größe«, sagte sie vorsichtig. »Er fällt sehr klein aus.«

      Das war sehr diplomatisch und höflicher, als zu sagen: »Der paßt Ihnen nicht.«

      Die Kundin drückte ihr den Rock in die Hand.

      »Komische Größen haben Sie hier. Ich seh schon, daß er mir passen würde, aber jetzt habe ich keine Lust mehr.«

      »Darf ich Ihnen etwas anderes zeigen?« bot die Verkäuferin an.

      »Nein danke. Die anderen Sachen gefallen mir nicht.« Ohne sich zu verabschieden rauschte sie aus dem Laden.

      Unglücklich blickte die Verkäuferin ihr nach.

      »Er hätte ihr wirklich nicht gepaßt, nicht annähernd«, versuchte sie zu erklären.

      »Welch ein Glück«, lachte Linde, »vielleicht paßt er ja mir. Genauso etwas suche ich.«

      Während Bettinas Rock aus lauter aneinander genähten Streifen im Materialmix bestand, hatte man diesen Rock aus Karos gefertigt in verschiedenen Anordnungen und aus verschiedenen Stoffen, total hippie-like.

      »Wie die Mode aus Positano«, sagte Bettina.

      Die junge Frau lachte.

      »Der Rock wurde in Positano produziert, in Handarbeit. Nur dort versteht man sich auf die Mode zwischen Nostalgie, Moderne und Stilen.«

      Linde konnte es kaum abwarten, den Rock anzuziehen, wenngleich sie befürchtete, daß er bei so viel Vorrede einen entsprechenden Preis haben würde. Aber den wollte sie erst einmal nicht erfahren.

      »Das schöne an diesem Rock ist, daß Sie ihn wirklich universell einsetzen können, im Sommer mit Shirt oder Top, leichten Sandalen oder sogar Turnschuhen, im Winter mit Stiefeln und Pullovern oder einer groben Strickjacke, festlich mit einer chicen Bluse. Darf ich Ihnen etwas Passendes dazu zeigen?«

      Linde schüttelte den Kopf. Sie wollte endlich den Rock anziehen.

      »Danke, im Moment nicht. Ich will erst einmal sehen, ob der Rock überhaupt paßt und wie er mir an mir gefällt.«

      Die Verkäuferin führte Linde zur Umkleidekabine.

      »Er wird Ihnen passen und… er ist wie für Sie gemacht.«

      Das fand Bettina auch, und während Linde anprobierte, schlenderte sie durch den Laden. Die Auswahl war nicht sehr groß, aber es handelte sich um sehr spezielle Einzelteile. Sie zog eine schwarze, mit roten Rosen bemalte Jeans hervor.

      »Ist die nicht schön?« erkundigte sich die Verkäuferin, die zurückgekommen war.

      Das fand Bettina auch, obschon das so gar nicht ihr Stil war.

      Sie hielt sie sich vor, und als sie glaubte, sie könne ihr passen, verschwand sie auch in einer Umkleidekabine. Fast gleichzeitig mit Linde kam sie heraus. Und fast gleichzeitig traten sie vor den großen Spiegel, der fast eine halbe Wandbreite einnahm.

      »Du siehst traumhaft in dem Rock aus«, rief Bettina.

      »Du, die Hose sitzt wie angegossen, wie für dich gemacht«, ließ Linde sich vernehmen.

      »Findest du nicht, daß ich etwas verkleidet bin?«

      »Wann soll ich diese Hose denn anziehen, sie ist doch überhaupt nicht mein Stil.«

      »Wenn Thomas wieder hier sein wird.«

      Sofort war Bettinas gute Laune wie weggewischt.

      »Wenn er wiederkommt«, sagte sie traurig.

      Irritiert blickte Linde ihre Freundin an.

      »Sag mal, was redest du denn da für einen Unsinn? Natürlich kommt er wieder, ihr zwei gehört zusammen, auf immer und ewig.«

      »Ach,

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