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Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman
Год выпуска 0
isbn 9783740918002
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Bettina Fahrenbach Staffel
Издательство Bookwire
Hatte er deswegen vielleicht die Rezeptur vernichtet, weil er davon überzeugt war, daß seine ignoranten Kinder sie nicht wollten und er nicht wollte, daß sie in fremde Hände geriet?
Irgendwie glaubte Bettina nicht daran. Also begann sie systematisch das Büro zu durchsuchen. Sie fand, wohlgeordnet, alle möglichen Unterlagen, aber nirgendwo die Rezeptur für das Kräutergold, das ihre Rettung hätte sein können.
Resigniert verließ sie die Destillerie. Den Traum, mit dem Kräutergold die Tradition wiederaufleben zu lassen, mußte sie endgültig begraben.
Statt sich jetzt weiter mit Sentimentalitäten aufzuhalten, sollte sie versuchen, die komplette Einrichtung der Fabrikation zu verkaufen, dann würde sie wenigstens noch etwas Geld bekommen, das sie dringend brauchte, und sie konnte die Räume nutzen, um sie als Ferienappartements herzurichten.
Das mit dem Verkauf ihrer Eigentumswohnung ging auch nicht voran. Vielleicht hätte sie doch nicht diesen jungen Makler damit beauftragen sollen, sondern ein etabliertes Büro.
Sie wußte, daß das ungerecht war, so zu denken, denn Olf Stein bemühte sich sehr, wahrscheinlich sogar mehr noch als ein großes Büro, für das der Verkauf einer Wohnung nur so nebenbei mitlief. Aber Bettina war schlecht gelaunt und brauchte einfach ein Ventil, um ihren Frust loszuwerden.
Sie knallte die Eingangstür zu und schloß ab, dann stapfte sie, noch immer zornig auf sich, auf die Welt, die zweihundert Meter zurück zum Hof.
Bekümmert blickte Leni ihr entgegen.
Bettina gefiel ihr überhaupt nicht mehr. Sie wirkte so verloren wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen. Es schien, als habe sie mit Thomas auch all ihre Energie verlassen.
»Hast du wieder nach der Rezeptur gesucht?«
Bettina nickte.
»Natürlich vergebens. Ich kann meinen Vater wirklich nicht verstehen, daß er eine hochmoderne Destillerie hinterläßt und nicht das, worauf es ankommt, sie auch zu bewirtschaften und zu betreiben.«
»Sie wird sich finden«, beharrte Leni, wie schon so oft zuvor, weil sie überzeugt davon war, daß ein so besonnener Mann wie Hermann Fahrenbach so etwas eminent Wichtiges nicht einfach vernichtete oder achtlos beiseite legte.
»Ach, und soll die Rezeptur vom Himmel fallen«, baffte Bettina ihre Vertraute an, um sich sofort wieder zu entschuldigen. »Bitte verzeih mir, Leni, du kannst doch nichts dafür, daß ich schlecht gelaunt bin.«
Leni war nicht nachtragend.
»Linde hat angerufen, ich soll dir ausrichten, daß sie dich um zwei abholt. Sie will den Nachmittag mit dir verbringen.«
»Da mußt du dich aber verhört haben. Linde hat doch nicht ihren freien Tag.«
»Sie will dich um zwei abholen«, beharrte Leni, »ich weiß doch, was sie gesagt hat.«
»Ja, ja, danke Leni.«
Bettina wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und schmirgelte wie besessen auf dem Türblatt herum, als gelte es, einen ersten Preis zu gewinnen.
Leni mußte sich verhört haben, und außerdem – sie würde nirgendwohin gehen, nicht mit Linde, mit niemandem, alle sollten sie gefälligst in Ruhe lassen.
Fast beneidete sie ihre Freundin Linde. Die hatte einen gutgehenden, traditionsreichen Gasthof übernommen und hatte tägliche Einnahmen durch zahlende Gäste. Und sie, Bettina, besaß Grundstücke, sogar einen kapitalen See, aber Geld hatte sie keines.
Sicherlich, der Verkauf eines Grundstücks würde ihre Probleme auf einen Schlag lösen, aber die Fahrenbachs hatten noch niemals verkauft, fünf Generationen nicht. Sie konnte und durfte jetzt damit nicht den Anfang machen. Vielleicht war ein solches Denken sentimental, aber sie konnte nicht anders. Es mußte eine andere Lösung geben. Sicherlich hatte ihr Vater etwas im Auge gehabt, als er ausgerechnet ihr den Hof hinterlassen hatte. Aber was?
Fast beneidete sie ihre Geschwister, bei denen offensichtlich alles einfach lief.
Grit hatte ihr Erbteil zuviel Geld gemacht. Bettina war sich sicher, daß sie das nicht getan hätte.
Frieder führte neue Methoden im Weinkontor ein, baute es total um.
Auch hier war sich Bettina sicher, daß sie das nicht getan hätte.
Ihr Bruder Jörg veranstaltete auf dem Chateau spektakuläre Events, statt sich um den Weinanbau zu kümmern.
Das wäre Bettina auch niemals in den Sinn gekommen.
Warum also beklagte sie sich?
Sie hätte nichts von allem haben wollen. Der Fahrenbach-Hof war ein großes Geschenk, zu dem sie uneingeschränkt JA sagen konnte. Es war der Platz, zu dem sie uneingeschränkt ja sagen konnte, mit allem für und wider.
Also mußte sie eine Lösung finden, und es gab eine, sie hatte sie vor Augen, konnte sie nur noch nicht sehen.
Leni brachte ihr das Telefon.
Es war Linde.
»Ich wollte mich nur vergewissern, daß du um zwei auch fertig bist. Mach dich schön, ich finde, wir zwei sollten mal in die feine Welt in Helmbach eintauchen.«
»Lieb von dir, aber ich habe zu tun, und du… du hast doch heute gar nicht deinen freien Tag.«
»Aber ich habe Personal, auf das ich mich verlassen kann, und deine Arbeit ist nicht lebensnotwendig. Du brauchst Abwechslung, ganz dringend sogar. Wir machen Bad Helmbach unsicher und keine Widerrede.«
Ehe Bettina widersprechen konnte, rief Linde ›Bis dann‹, und legte auf.
Unschlüssig starrte Bettina auf den Telefonhörer. Was sollte sie jetzt tun?
Leni nahm ihr den Hörer aus der Hand.
»Natürlich wirst du gehen«, bestimmte sie, »Linde ist sehr nett. Sie wird dich von deinen Sorgen und trüben Gedanken ablenken.«
Das stimmte. Linde hatte sich wirklich, seit sie in Fahrenbach lebte, als wahre Freundin erwiesen. Und außerdem – wie sie Linde kannte, würde diese ohnehin keine Einwände gelten lassen und auch keine Absage akzeptieren. Sie würde solange darauf bestehen, daß sie mitkam, daß Bettina keine andere Wahl hatte, als letztlich mitzukommen.
Sie legte das Schmirgelpapier sowie alle anderen Utensilien in ihre Werkzeugkiste. Lange hätte sie ohnehin nicht mehr arbeiten können. Ihre Hände schmerzten. Ihre Finger waren schon stark angeschwollen, an manchen Stellen, weil sie nicht achtsam genug gewesen war, ziemlich aufgeschorfelt. So richtige Arbeiterhände, dachte Bettina belustigt. Aber das sah sie nicht negativ, im Gegenteil – Arbeit schändet nicht, sagte ein altes Sprichwort, und dem stimmte sie voll und ganz zu.
»Ich mach dir einen kleinen gemischten Salat mit Putenstreifen«, schlug Leni vor, »und du machst dich derweil hübsch. Das Wetter ist so schön, du kannst gleich draußen essen.«
»Klingt wunderbar, Leni, danke«, sagte sie, weil sie ja wegen ihres groben Verhaltens vorhin noch einiges gutzumachen hatte. Und schließlich begann sie sich auf den Nachmittag mit Linde zu freuen.
Linde würde sie auf jeden Fall aufmuntern, und sie hatte auch immer sehr gute, praktische Ideen, wie man Probleme lösen konnte. Sicherlich würde sie ihr den einen oder anderen guten Ratschlag geben können.
*
Ursprünglich war Bad Helmbach auch nichts Anderes gewesen als ein verträumter Marktflecken wie Fahrenbach. Der einzige Unterschied lag darin,