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nicht mit Markus geredet… wegen der Bäume.«

      »Nein, das habe ich vollkommen vergessen«, gab Bettina kleinlaut zu. »Aber das werde ich gleich morgen tun.«

      »Ja, tu das wirklich. Und wenn du willst, kann ich auch mit meinem Banker Kontakt aufnehmen, er ist sehr nett und kann dir vielleicht auch weiterhelfen.«

      Bettina erinnerte sich an das Gespräch mit ihrer Bank und winkte sofort ab. Nein, Banken boten einem nur Geld und Regenschirme bei Sonnenschein an. Bei Regen gab es nur lauter Ausflüchte.

      »Das bringt mich auch nicht weiter. Banken wollen feste monatliche Einkünfte sehen, und die kann ich nicht vorweisen.«

      »Bettina, soll ich dir mal ganz ehrlich sagen, was ich glaube?«

      »Ja, bitte, du mußt mir gegenüber sogar ehrlich sein.«

      Linde spielte mit ihrer Kuchengabel und widerstand dem Wunsch vorher schnell noch ein kleines Stückchen des Kuchens zu sich zu nehmen.

      »Weißt du, dein Vater hat dir dieses große Anwesen überlassen und, aus welchem Grund auch immer, kein Barvermögen. Aber deine Reserven, dazu noch der Verkauf von Bäumen an Markus, würden doch eine längere Zeit ausreichen. Auf dem Hof ist alles tip-top in Ordnung, es gibt keinen Reparaturstau, Leni und die beiden Männer sind versorgt. Du könntest doch in aller Ruhe Schritt für Schritt gehen. Aber was tust du? Du rödelst wie eine Verrückte herum. Ich glaube, Bettina, du versuchst eine Erwartungshaltung deines verstorbenen Vaters zu erfüllen, von der du nicht einmal weißt, ob er die überhaupt wirklich hatte. Er hat dir den Hof mit allem, was dazu gehört, hinterlassen, aber das hat er ohne irgendwelche Maßgaben und ohne eine Pflicht auf Planerfüllung. Du bist es, die dir diesen Streß macht. Sieh dir doch deine Geschwister an, die machen, was sie wollen und leben, was ich auch nicht gutheiße, in Saus und Braus. Denen ist, was mir auch nicht gefällt, das Erbe wurscht, und sie denken nicht einen Augenblick daran, wie dein Vater es wohl finden, wie er es machen würde.«

      »Sie sind anders als ich, ich bin wohl eher wie mein Vater und habe deswegen Probleme mit meinen Geschwistern. Vielleicht hast du ja recht mit dem, was du gesagt hast, Linde, aber irgend etwas muß doch geschehen.«

      »Das wird es auch. Die Dinge geschehen, wenn die Zeit reif ist. Restauriere doch erst einmal das Gesindehaus, wie geplant und angefangen. Vermiete, so wie fertiggestellt, Appartement um Appartement und sieh, wie sich das anfühlt. Und dann gehst du den nächsten Schritt. Du willst eine Großbaustelle errichten und in kürzester Zeit aus dem Fahrenbach-Hof ein Erfolgsunternehmen machen. Laß es sich entwickeln, wer weiß, vielleicht kommt es noch ganz anders als du jetzt denkst…«

      »Aber ich bin doch verpflichtet…«

      Linde unterbrach sie.

      »Jeder kann nur tun, was er tun kann. Und was ich jetzt tun werde, das weiß ich ganz genau.« Sie lachte. »Ich bestell mir noch ein zweites Stückchen Nußkuchen, auch auf die Gefahr hin, daß ich in meinen neuerstandenen, teuren Rock hinterher nicht mehr hineinpasse.«

      Bettina seufzte. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte auch ein bißchen von Lindes praktischer Art. Nicht, daß sie nicht mitten im Leben gestanden hätte. Sie machte es sich nur manchmal ein bißchen schwer, weil sie wohl zu ernsthaft war.

      »Auch noch einen Kuchen?« munterte Linde sie auf. »So schnell kommen wir nicht mehr hierher in diese mondäne Pseudowelt.«

      »Also gut, überredet.«

      Davon wollte Linde nichts wissen.

      »Nicht überredet, meine Liebe«, widersprach sie, »überzeugt.«

      *

      Wenn Bettina mit ihrem Auto gefahren wäre, hätte sie jetzt noch einen kleinen Abstecher zum See gemacht, um nachzudenken. Vielleicht sah sie ja auch mit Thomas alles falsch, und es bedurfte auch hier einer Korrektur ihrer Gedanken. Aber so hatte Linde sie auf den Hof gefahren, mit rasantem Schwung gewendet, ihr zugewinkt und war ziemlich forsch weggefahren.

      Sie hatten wirklich einen schönen Nachmittag miteinander verbracht, trotz des Zwischenfalls wegen des Weines. Sie würde auf jeden Fall Frieder anrufen müssen, ob es dem nun paßte oder nicht.

      Bettina schwenkte ihre Einkaufstüte und wollte gerade ins Haus gehen, als Leni über den Hof gelaufen war. Sie hatte ihre Ankunft wohl beobachtet.

      »Da bist du ja«, rief sie, »deine Schwester hat schon einige Male angerufen. Sie war völlig… hysterisch.«

      »Hat sie gesagt, was sie wollte? Ist etwas passiert? Vielleicht mit den Kindern?«

      Leni schüttelte den Kopf.

      »Sie wollte es mir nicht sagen, aber ruf sie am besten gleich an, sie war wirklich außer sich.«

      »Mach ich, Leni, bis später dann… aber, ehe ich vergesse, es dir zu sagen, heute esse ich nichts mehr. Ich bin vollgestopft mit Kuchen.«

      »Aber eigentlich magst du doch Süßes nicht so gern, daß du dich damit vollstopfst.«

      »Bis auf deinen Apfelkuchen, da kann ich es auch. Aber ich werde jetzt Grit anrufen.«

      Als sie die Haustür öffnete, klingelte drinnen wieder das Telefon, schrill und anhaltend.

      »Ich komme später rüber und erzähl dir von dem Nachmittag und zeig dir auch meine neuerstandenen Schätze.«

      Sie griff nach dem Telefon und meldete sich.

      Es war ihre Schwester.

      »Da bist du ja endlich, ich wähle mir die Finger wund«, sagte Grit statt einer Begrüßung.

      »Was ist denn passiert? Ist was mit den Kindern oder mit Holger?«

      So schrill wie die Stimme ihrer Schwester klang, mußte etwas Schreckliches geschehen sein.

      Grit ging auf die Frage nicht ein, sondern erkundigte sich statt dessen.

      »Kannst du für eine Woche die Kinder nehmen?«

      Bettina schluckte, sie konnte im ersten Momnet überhaupt nichts sagen.

      »Bettina, bist du noch dran?«

      Grit wollte nichts anderes als für eine Woche ihre Kinder unterbringen. Das war doch nichts, weswegen man hysterisch werden mußte.

      »Ja, ja, und natürlich nehme ich die beiden, ich habe Niels und Merit ja schon lange nicht gesehen.«

      »Gottseidank, ich weiß nicht, was ich sonst gemacht hätte.«

      »Willst du mir nicht der Reihe nach erzählen, was los ist und weswegen die Kinder zu mir sollen?«

      »Weil die Schule renoviert wird, hätten die Kinder eigentlich ab morgen für eine Woche schulfrei und sollten alle zusammen eine Schulfahrt machen. Weil aber einige Kinder an einer Darminfeketion erkrankt sind, wurde die Reise abgesagt. Ich habe dem Au pair für diese Zeit frei gegeben, sie ist zu Freunden nach Belgien gefahren.«

      »Und Holger und du?«

      Grit seufzte theatralisch auf, was anscheinend bekümmert klingen sollte.

      »Kein Wort über Holger, der entwickelt sich überhaupt nicht weiter. Wir reden im Augenblick wirklich nur das Notwendigste miteinander, und obschon es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, mir die Kinder abzunehmen, hat er sich geweigert. Er ist Egoist durch und durch.«

      »Und du, Grit?«

      »Ja, das ist es ja«, ereiferte sie sich. »Darum geht es. Ich habe zusammen mit Mona einen Aufenthalt auf der Beautyfarm in London gebucht, die total typgerechte Cremes für jeden einzelnen Hauttyp anbietet, das heißt, die für mich kreierte Creme ist auch wirklich nur für mich verwendbar. Ist das nicht irre?«

      »Ja«, antwortete Bettina, und das aus vollster Überzeugung, aber Grit bemerkte ihren Sarkasmus überhaupt nicht.

      »Es ist natürlich ziemlich teuer, wie man sich denken kann, nicht nur die Cremes, auch der ganze Aufenthalt. Aber dafür ist es ja auch etwas Besonderes, wie man sich

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