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Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman
Год выпуска 0
isbn 9783740918002
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Bettina Fahrenbach Staffel
Издательство Bookwire
Inhalt
Für Geld verriet er seine Liebe
Während der Notar mit monoton klingender Stimme die zum Testament gehörenden Formalitäten vorlas, beobachtete Bettina fasziniert eine Wespe, die mit lautem Gesumme gegen die Fensterscheibe flog, taumelnd auf die Fensterbank fiel, um immer wieder Versuche zu starten, die ins Freie führen sollten.
Auch sie wäre gern überall, nur nicht hier. Sie fand es schrecklich, den letzten Willen ihres Vaters verlesen zu bekommen, weil das so abschließend war, so deutlich machte, daß es einen Menschen unwiederbringlich nicht mehr gab.
Wann wohl hatte er dieses Testament verfaßt? Schon vor langer Zeit – vorsorgend? Oder weil er ahnte, daß er bald schon sterben würde, erst kürzlich?
Ihr Blick glitt zu ihren Geschwistern, denen die Anspannung und Erwartung deutlich anzusehen war, nicht nur ihnen, eigentlich noch mehr ihren Ehepartnern.
Die Stimme des Notars riß sie aus ihren Betrachtungen.
»Bitte, entschuldigen Sie.«
Er stand auf, öffnete das Fenster und wartete, bis die Wespe hinausgeflogen war.
Bettina lächelte. Sie hatte nicht erwartet, daß ihn das Gesumme stören würde.
Er setzte ich und las weiter.
Es ging zunächst um Zuwendungen an Angestellte, Freunde, caritative Einrichtungen und Vereine, die ihr Vater großzügig bedachte.
Ehe er zu den Familienmitgliedern kam, machte Dr. Limmer eine bedeutsame Pause und schaute alle nacheinander an.
Es war so still, daß man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können.
Mona, die Frau ihres ältesten Bruders Frieder, seufzte abgrundtief auf. Ihr war deutlich anzusehen, daß sie es kaum erwarten konnte, endlich zu erfahren, was es zu erben gab.
Der Notar räusperte sich, sein Blick glitt auf das vor ihm liegende Dokument.
Mein Sohn Frieder soll das Weinkontor bekommen. Ich wünsche ihm, daß er die Umsicht hat, es wenigstens auf dem derzeitigen Niveau weiterzuführen und daß er bei seinen Entscheidungen im Auge behält, daß es ein hervorragendes, ausgezeichnet florierendes Unternehmen ist.
Frieder war die Freude deutlich anzusehen, Mona war außer sich. »Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft«, jubelte sie. »Die Firma gehört uns.«
»Darf ich weiterlesen?« Die Stimme des Notars klang ungehalten, und Mona verstummte.
»Jörg vererbe ich Chateau Dorleac. Das Schloß ist renoviert, die Weinberge sind ertragreich.
Die Auftragsbücher voll. Seinen Wunsch, immer in Frankreich leben zu wollen, kann er sich erfüllen.«
Jörg und seine Frau Doris fielen sich in die Arme, die beiden hatte ihr Vater auch glücklich gemacht.
»Grit soll die Stadtvilla haben, weil es ihr größter Wunsch ist, diese Immobilie zu besitzen.«
Grit und ihr Mann Holger sahen sich bedeutungsvoll an. Und Bettina fragte sich, warum sie unbedingt die Villa haben wollten. Sie hatten doch gerade erst gebaut.
»Meine geliebte Tochter Bettina soll den Fahrenbach-Hof bekommen, weil sie für mich die Einzige ist, die unserem Namen und der Tradition verbunden ist.«
Es folgten einige weitere Details, die an Bettina allerdings irgendwie vorbeirauschten. Sie vernahm das glucksende Lachen ihrer Schwägerin Mona, die es auch war, die
die Frage stellte: »Und was ist mit dem sonstigen Vermögen? Dem Geld?«
Unangenehm berührt schaute Dr. Limmer sie an, ehe er das verlesene Testament beiseite legte.
»In zwei Jahren wird es eine weitere Zusammenkunft hier geben. Haben Sie noch Fragen?«
Wieder war es Mona, die sich erkundigte: »Wieso in zwei Jahren?«
»Der verstorbene Erblasser möchte seine Kinder«, die Betonung lag auf dem letzten Wort, »in zwei Jahren hier versammelt wissen. Sie erhalten dazu rechtzeitig eine Einladung von mir.«
Dr. Limmer verabschiedete sich von ihnen.
»Tja, liebe Schwägerin«, sagte Mona im Hinausgehen, »dafür, daß du seine Lieblingstochter warst, bist du nicht gerade gut weggekommen mit dem vergammelten Bauernhof irgendwo in der Pampa.«
»Papa wird sich etwas dabei gedacht haben«, versuchte Bettina ihren Vater zu verteidigen. Aber eigentlich verstand sie nicht, warum sie den Fahrenbach-Hof geerbt hatte. Gewiß, es war der Ursprung von allem, aber außer ihrem Vater war niemand von der Familie in den letzten Jahren dort gewesen.
Und ihr Besuch lag mehr als zehn Jahre zurück und war noch immer mit schmerzhaften Erinnerungen behaftet.
Ihren Vorschlag, gemeinsam noch irgendwo einen Kaffee zu trinken, nahm niemand an.
Aber vielleicht war das verständlich, und wenn sie einen Partner gehabt hätte, wäre sie bestimmt mit ihm auch am liebsten allein gewesen, um über das erhaltene Erbe zu sprechen.
Bettina sah ihnen nach, wie sie hocherfreut in ihre Autos stiegen und davonfuhren – Frieder, der neue Firmenchef, Jörg, der Schloßherr und Grit, die Villenbesitzerin.
Und ihr gehörte nun der Fahrenbach-Hof.
Sie dachte nicht eine Sekunde darüber nach, daß oder ob sie durch dieses Erbe vielleicht übervorteilt worden war. Nein, sie fragte sich nur, warum ihr Vater ihr den Hof vererbt hatte. Sie hatte durch nichts zum Ausdruck gebracht, daß ihr der Hof am Herzen lag, und sie hatten auch niemals darüber geredet, auch nicht, wenn ihr Vater von einem seiner Aufenthalte auf dem Fahrenbach-Hof zurückgekommen war.
Vielleicht war es eine Fügung des Schicksals, das sie zwingen wollte, sich mit etwas aus ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, was sie sorgsam so viele Jahre lang verdrängt hatte.
Irgendwann würde sie auf den Hof fahren, und bis dahin wollte sie sich Gedanken darüber machen, was damit geschehen sollte.
Verkaufen kam sicherlich nicht in Frage, aber vergammeln lassen konnte sie den Hof auch nicht.
Warum nur hatte ihr Vater ihr den Fahrenbach-Hof hinterlassen? Diese Frage quälte sie noch lange.
*
Nach einer unruhig verbrachten Nacht war Bettina die erste, die am nächsten Morgen in die Firma kam, aber das war nichts Ungewöhnliches. Sie war eine