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ist, dein Vater hat ihm doch gesagt, daß er nicht verkauft.«

      Bettina zuckte die Achseln.

      »Vielleicht hat er geglaubt, mit mir einfacheres Spiel zu haben.«

      »Na, da hat er sich aber sehr getäuscht in dir, du verkaufst doch nicht. Du bist eine echte Fahrenbach.«

      Bettina antwortete nicht.

      »Oder doch?« ächzte Leni.

      »Was meinst du?«

      »Oder verkaufst du doch?«

      »Nein, natürlich nicht. Aber für einen Moment mußte ich gerade schon daran denken, daß uns Geld weiterhelfen würde. Ich weiß wirklich noch nicht, wie ich alles finanzieren soll.«

      Leni nahm die junge Frau liebevoll in die Arme.

      »Du wirst einen Weg finden. Weißt du, Bettina, es gibt einen wunderschönen Spruch – wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.«

      Bettina seufzte.

      »Dein Wort in Gottes Ohr, aber weißt du, ich habe jetzt keine Lust mehr, ins Dorf zu fahren. Ich schau mir lieber das Gesindehaus noch mal an, und wenn Arno die Pläne gefunden hat, dann kann er sie mir bringen.«

      »Geh schon mal vor, ich schick Arno zu dir.« Sie tätschelte Bettinas Arm. »Mach dir keine Sorgen, alles wird gut.«

      »Hoffentlich«, sagte Bettina.

      Sie wünschte es sich auch von ganzem Herzen, einen Weg zu finden, um das alles hier zu erhalten.

      Und wenn sie so das Gemeindehaus betrachtete, das von der Nachmittagssonne sanft beschienen wurde, ging es ihr schon ein wenig besser. Dieses kleine Haus, für sich allein betrachtet, war schon ein Kleinod. Es mit frischer Farbe zu versehen und modernisiert, würde es eine große Wertsteigerung erfahren. Und sie war sich auch sicher, daß Gäste kommen würden. Die gesamte Hofanlage war idyllisch gelegen, zum Dorf und See war es nicht weit.

      Sie mußte alles wohl als ein langfristiges Projekt betrachten, denn ihre finanziellen Mittel waren leider begrenzt.

      Sie ging ins Gesindehaus hinein.

      Arno hatte recht. Die breiten Flure mußten nicht sein, da ließen sich wirklich Bäder integrieren. Und wenn man auch noch Wände versetzte, ließen sich zumindest die Eckzimmer vergrößern, die Nebenräume konnten wegfallen, und der ehemalige große Eßraum und die ebenso große Küche mußten auch nicht mehr sein. Das brachte zusätzlichen Platz, aber das bedeutete auch, daß ohne die Hilfe eines Architekten hier nichts zu machen war. Und das bedeutete zusätzliche Kosten.

      Seufzend setzte Bettina sich auf die Fensterbank in der Küche.

      Aus diesem alten Haus ließe sich wirklich etwas machen. Vor allem hatte es Charme, etwas, was heute durchaus gefragt war. Sie hatte auch viele Ideen.

      »Hier bist du«, Arno kam, mit Plänen bewaffnet, in die Küche. »Ich habe alle Unterlagen, komm, sehen wir sie uns an.«

      Sie setzten sich an den großen alten blankgescheuerten Tisch und vertieften sich in die Pläne.

      Arno hatte, ganz zu Bettinas Erstaunen, sehr gute Ideen und war auch schon Feuer und Flamme, daß interessante Arbeit auf ihn und Toni zukam.

      »Aber ohne einen Architekten können wir es nicht machen. Und die haben auch ganz schöne Gebühren.«

      Arno grinste.

      »Kannst du dich an Klaus erinnern, den Sohn meiner Schwester?«

      »Na klar, die haben euch ja oft besucht.«

      »Und dieser Klaus hat zufälligerweise Architektur studiert. Er wird uns helfen, ohne daß es viel kostet.«

      »Er kann auch nicht umsonst arbeiten.«

      »Das nicht, aber zum Sonderpreis, schließlich hat er hier viele Ferien verbracht, ohne daß es etwas gekostet hat. Nein, ich bin überzeugt davon, daß er uns helfen wird. Ich ruf ihn gleich an.«

      »Das ist super, Arno, danke.«

      Er winkte ab.

      »Soll ich die Pläne hier lassen oder wieder mitnehmen?«

      »Nimm sie mit, vielleicht mußt du Klaus schon etwas erklären.«

      Nachdem Arno gegangen war, hockte Bettina sich wieder auf die Fensterbank.

      Langfristig gesehen bot der Fahrenbach-Hof viele Möglichkeiten, aber kurzfristig war es schwierig.

      Es waren zwar für dieses Jahr schon alle Steuern und Versicherungen bezahlt, das hatte sie festgestellt. Aber die laufenden Kosten blieben. Von Frieder würde sie noch etwas mehr als fünfzehntausend Euro bekommen, auf ihrem Konto hatte sie noch fünftausend Euro. Ihr Depot war langfristig angelegt, und wenn sie es jetzt auflöste, mußte sie finanzielle Einbußen hinnehmen, aber das ließ sich nicht ändern.

      Es wäre zu schön gewesen, das Kräutergold wieder produzieren zu können. Da Frieder nicht interessiert war, hätte sie damit etwas aufbauen können. Hier im Umkreis gab es einen Markt, und sie war überzeugt, mit geschickter Werbung hätte sich ein neuer Markt auftun können. Doch darüber nachzudenken war müßig.

      Sie hatte schon daran gedacht, einige Galloway-Rinder zu kaufen, eine kleine Zucht aufzubauen und eine Vermarktung beispielsweise dahingehend vorzunehmen, indem sie Galloway-Rindersalami anbieten würde. Diese Art von Rindern war anspruchslos, sie hatte saftige Wiesen, gute Luft. Eine exquisite Wurst für einen exquisiten Kundenkreis war vorstellbar.

      Oder Senf war beispielsweise auch etwas, wofür es einen Markt gab, wenn er nur eine Besonderheit war.

      Das bedeutete aber auch herumzuexperimentieren, und im Grunde genommen waren sowohl die Salami als auch der Senf ein mühseliger Weg, um zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen.

      Als ihr Vater ihr das Anwesen hier vererbt hatte, mußte er sich doch auch seine Gedanken gemacht haben, wie sie es führen würde und wie sie es erhalten könnte, ohne etwas verkaufen zu müssen.

      Oder hatte er damit gerechnet, daß sie verkaufen würde? Nein, daran war nicht zu denken, und im Testament hatte er ja auch zum Ausdruck gebracht, daß sie der Tradition verbunden war.

      Sie sprang von der Fensterbank herunter und verließ das Gesindehaus.

      »Hektor, Hektor, komm, wir gehen spazieren«, rief sie draußen. Wie ein Blitz kam der schwarze Labrador angeschossen und sprang schweifwedelnd an Bettina hoch.

      Die gemeinsamen Spaziergänge liebten beide über alles.

      Sie rannten die Wiesen hinunter bis zum Fluß. Dort ließ Bettina sich atemlos auf eine Bank fallen, während Hektor mit einem kühnen Sprung ins Wasser schoß, dort flußabwärts paddelte und wild kläffend versuchte, ein paar Enten zu vertreiben, die schließlich, je näher er kam, schnatternd davonstoben.

      Da am anderen Flußufer ein Angler saß, der unwillig zu ihr herüberblickte, rief sie den Hund zurück.

      »He, laß das«, rief sie lachend, weil er sich ausgerechnet vor ihr wild schüttelte. Dann stand sie auf, bückte sich nach einem Stöckchen, warf es, Hektor hechelte hinterher, schnappte es, um es ihr zurückzubringen, wobei er sie erwartungsvoll anschaute.

      »Brav, Hektor. Das hast du gut gemacht.«

      Sie hatte eigentlich keine Lust, das Spiel fortzusetzen, aber bellend machte er ihr klar, daß es für ihn noch lange nicht zu Ende war.

      *

      In den nächsten Tagen wechselte bei Bettina die Stimmung ständig. Einesteils lebte sie sich immer mehr ein und war glücklich, auf dem Fahrenbach-Hof zu leben, auf der anderen Seite nahm ihre Panik zu, wie sie alles bewältigen sollte, um den Hof erhalten zu können.

      Der Verkauf ihres Depots war leider noch geringer ausgefallen, als sie geglaubt hatte, und so waren es nur knapp dreißigtausend Euro, die auf ihr neues Konto geflossen waren.

      Sicherlich

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