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nachdem sie gehört hatte, was der plante.

      Sie fuhr zum Friedhof.

      Das Grab ihres Vaters war von einem Gärtner bepflanzt worden.

      Bettina stellte ihre Vase mit den weißen Rosen zwischen Efeuranken, dann zündete sie eine Kerze an.

      »Ach, Papa, gut, daß du nicht weißt, was deine drei Ältesten jetzt veranstalten. Oder hast du es vorausgesehen?«

      Tränen flossen ihr über das Gesicht.

      Sie weinte um ihren Vater, um ihre Geschwister, die sie nicht mehr verstand, und irgendwie weinte sie auch um sich, weil sie sich auf einmal so grenzenlos allein und auch ausgeschlossen fühlte.

      *

      In der Nacht fand Bettina kaum Schlaf. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm.

      Die Veränderung, die mit Grit vor sich gegangen war, tat ihr fast körperlich weh, und das, was sie über ihre Brüder erfahren hatte, löste Entsetzen in ihr aus.

      Das alles konnte doch nicht wahr sein – Grit mit ihrer Gier nach Geld, Frieder, der alles, was Fahrenbach ausmachte, wissentlich vernichtete und Jörg, der das Weingut vernachlässigte, weil er sich plötzlich zu Höherem berufen fühlte.

      Merkten die drei eigentlich nicht, was sie machten?

      Welch ein Glück, daß ihr Vater das nicht miterlebte.

      Aber sie machte sich auch Gedanken darüber, was aus ihr werden sollte.

      Vielleicht hatte sie am Abend zu lange gerechnet, überlegt, so daß ihre Gedanken sie bis in den Schlaf verfolgten.

      Sie war froh, daß der Morgen heraufdämmerte und sie aufstehen konnte.

      Eine heiße Dusche, zwei Tassen starken Kaffees, und schon fühlte sie sich etwas munterer.

      Aber ihre Nervosität blieb, was auch kein Wunder war, stand ihr doch das Gespräch mit dem Direktor der Regionalbank bevor, den sie um einen Kredit bitten wollte. Sie kannte Dr. Fleischer schon lange und war sich eigentlich auch sicher, das Geld zu bekommen. Aber außer einer Hypothek für ihre Eigentumswohnung hatte sie keine Schulden, und jetzt welche zu machen, war etwas ganz Neues für sie.

      Als sie jedoch eine Stunde später in das Büro des Bankchefs geführt wurde, hatte sie sich wieder gefangen.

      »Wie schön, Sie zu sehen, Frau Fahrenbach«, begrüßte er sie freundlich und kam hinter seinem wuchtigen Schreibtisch hervor, um sie fast überschwenglich zu begrüßen. Aber das war sie von ihm gewohnt. Sie hatte ihren Vater

      oft zu Besprechungen begleitet. »Kommen Sie, wir setzen uns dort drüben in die Sessel. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?« Als Bettina verneinte, blickte er sie fragend an. »Was kann ich für Sie tun, meine Liebe?«

      Rasch erzählte Bettina ihm von ihrem Erbe und was sie geplant hatte.

      »Überhaupt kein Problem. An welche Summe dachten Sie denn dabei?«

      »Ich denke, 200.000 Euro werde ich schon brauchen.«

      »Natürlich läßt sich das einrichten. Ich brauche dann ein paar Unterlagen, also als erstes Ihre Gehaltsbescheinigung und…«

      »Ich arbeite nicht mehr in der Firma«, unterbrach sie ihn, »und demzufolge beziehe ich auch kein Gehalt mehr.«

      Dr. Fleischer überlegte kurz.

      »Auch nicht so schlimm, dann nehmen wir Ihre Wertpapiere als Sicherheit.«

      »Das geht nicht, mein Depot muß ich auch auflösen.«

      Irritiert blickte er sie an.

      »Tja, aber dann weiß ich nicht…«

      »Ich habe den Fahrenbach-Hof als Sicherheit. Sie können eine Hypothek eintragen lassen oder eine Grundschuld. Das ganze Anwesen ist unbelastet und mehr wert als der Betrag, den ich von Ihnen haben möchte.«

      »Alles gut und schön, meine Liebe… jetzt bringen Sie mich wirklich in eine fatale Lage… aber wenn Sie kein festes monatliches Einkommen haben, wovon wollen Sie den Kredit denn dann zurückzahlen?«

      »Wenn der Umbau fertig ist, dann habe ich Einnahmen, davon bin ich fest überzeugt.«

      »Liebe Frau Fahrenbach, das glaub ich Ihnen ja alles. Aber ich bin an Vorschriften gebunden. So bekomme ich den Kredit niemals durch. Reden Sie doch mal mit Ihrem Bruder, vielleicht kann der Ihnen aushelfen, oder wenn er für Sie bürgt, sieht alles schon wieder anders aus. Ihr Bruder ist ja wirklich dabei, ordentlich Gas zu geben, und er hat bei allem, was er tut, unsere volle Unterstützung.«

      Bettina griff nach ihrer Tasche, sie konnte dem Mann nicht länger zuhören.

      »Herr Dr. Fleischer, bitte veranlassen Sie, daß mein Depot aufgelöst wird, und ich möchte auch mein Konto bei Ihnen aufgeben. Wenn Sie dazu Unterschriften von mir benötigen, daß alles veranlaßt werden kann, dann erledige ich das jetzt.«

      »Frau Fahrenbach, um Gottes willen…«

      Bettina ließ ihn nicht weitersprechen.

      »Ich werde meinen Wohnsitz hier aufgeben und ganz nach Fahrenbach ziehen, dazu brauche ich auch eine Bank vor Ort. Ich werde Ihnen meine neue Bank und Kontonummer bekanntgeben, damit Sie alles Weitere veranlassen können.«

      »Verkaufen Sie doch einfach ein Grundstück«, schlug er vor.

      Bettina schaute ihn an.

      »Sie haben meinen Vater doch über viele Jahre hinweg gekannt«, ihre Stimme klang ganz ruhig. »Was glauben Sie, hätte er verkauft?«

      »Nun ja, Ihr Vater wohl nicht«, gab er zu.

      »Sehen Sie, und ich bin wie mein Vater. Ich möchte jetzt Ihre Zeit wirklich nicht länger in Anspruch nehmen. Geben Sie mir das Formular, mit dem ich Sie bevollmächtige, mein Konto und mein Depot aufzulösen.«

      So sehr er sich auch bemühte, Bettina ließ kein weiteres Gespräch mehr zu. Sie hatte nur noch den Wunsch zu gehen.

      Sie war nicht nur enttäuscht, sondern fühlte sich auch nicht ernst genommen, denn Dr. Fleischer hatte sich für ihre mitgebrachten Unterlagen überhaupt nicht interessiert. Er hielt sich an einer Gehaltsbescheinigung fest.

      Ob er bei Frieder auch seine Bedenken hatte? Gewiß nicht. Das, was Frieder machte, fand er toll, dabei gab dieser erst mal nur Geld aus, und ob sich das im Umsatz niederschlagen würde, stand in den Sternen.

      Sie unterschrieb die ihr gereichten Vordrucke.

      »Und ich bitte Sie, dieses Gespräch vertraulich zu behandeln. Zu niemandem ein Wort, auch nicht zu meinen Geschwistern.«

      Sie reichte ihm die Hand, um sich zu verabschieden, dann ging sie hocherhobenen Hauptes aus dem Büro. Dieser Banker sollte ihr keine Niederlage ansehen.

      *

      Es schien, als sollte es nicht ihr Tag sein – zuerst die Niederlage bei der Bank, dann hatte auch Dr. Limmer keine Informationen für sie, die sie in Sachen Kräutergold weiterbrachten.

      Wenn sie nicht gehofft hätte, von ihrem Bruder etwas zu erfahren, wäre sie am liebsten überhaupt nicht zu ihm in die Firma gefahren.

      Sie steuerte ziemlich lustlos ihr Auto auf den Firmenparkplatz. Der dunkelgraue Porsche gehörte sicher Frieder. Er hatte schon immer für ein solches Auto geschwärmt, es wegen ihres Vaters, der überhaupt nichts von solchen Luxuswagen gehalten hatte, nicht gekauft. Na ja, Zeit verloren hatte er auf jeden Fall nicht.

      Bettina stieg aus, als ihr ihre ehemalige Mitarbeiterin entgegenkam.

      »Hallo, Frau Schmitz, wie schön, Sie zu sehen. Haben Sie schon Feierabend?«

      Sie begrüßten einander, und Bettina merkte, daß Frau Schmitz irgendwie bedrückt war.

      »Geht es Ihnen nicht gut?« erkundigte sie sich.

      Frau Schmitz konnte ihre Tränen

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