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doch drüben an den Tisch zu Markus, der war zum Essen hier. Du kannst dich mit ihm unterhalten, bis ich Zeit habe, mich zu euch zu gesellen.«

      Bettina hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, daß es im Lokal so voll sein würde, aber schon gar nicht damit, daß sie ausgerechnet Markus Herzog hier treffen würde. Aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher machen.

      Sie fühlte sich schon ein bißchen unsicher, und ihr Herz klopfte wie wild, als sie zum Stammtisch ging, an dem Markus war. Schließlich war er das einzige Bindeglied zu Thomas, und alles, selbst die kleinste Kleinigkeit, die mit Thomas zu tun hatte, warf sie aus der Bahn.

      Sie sah, wie Markus gerade seinen Teller beiseite schob, er war mit dem Essen fertig.

      Als er Bettina entdeckte, stand er auf.

      »Na, wenn das keine Überraschung ist – die Bettina Fahrenbach. Grüß dich, schön, dich zu sehen«, sein Händedruck war kraftvoll und warm. Er musterte sie. »Gut schaust du aus, aber komm, setz dich doch.«

      Linde kam vorbeigelaufen.

      »Wollt ihr einen Kaffee?«

      Und als beide nickten, rief sie fröhlich: »Wird gemacht, bring ich euch gleich.«

      »Linde hat mir erzählt, daß du vielleicht hierher ziehen willst, auf den Fahrenbach-Hof«, begann er das Gespräch, nachdem Bettina sich hingesetzt hatte.

      »Nicht vielleicht«, korrigierte sie ihn, »sondern ganz sicher.«

      »Das ist schön, du bist ganz gewiß eine große Bereicherung für uns, aber… kommst du allein oder mit einem Ehemann?«

      Sie hielt ihm ihre Hände entgegen.

      »Siehst du einen Ring? Nein, ich bin nicht verheiratet und auch nicht verlobt. Es gibt keinen Mann in meinem Leben.«

      »Weil du vermutlich zu wählerisch bist.«

      Irritiert blickte sie ihn an.

      »Wie kommst du denn darauf?«

      Er zögerte.

      »Nun, wir alle waren eigentlich der Meinung, daß du und Thomas das ideale Paar seid, so verliebt, wie ihr damals ward…«

      »Vielleicht erinnerst du dich daran, daß Thomas mit seinen Eltern nach Amerika gegangen ist. Es hat sich deswegen nicht ergeben. Wie sagt man doch so schön – aus den Augen, aus dem Sinn.«

      »Jetzt mal langsam, mach mal einen Punkt, Bettina«, ereiferte er sich. »Das kannst du Thomas wirklich nicht anlasten, du warst es schließlich, die den Kontakt abgebrochen hat. Thomas hat sehr darunter gelitten und konnte dein Verhalten überhaupt nicht begreifen.«

      »Was redest du denn da für einen Unsinn, Markus. Thomas ist auf und davon und hat niemals mehr etwas von sich hören lassen.«

      »Bettina, jetzt hör aber auf, dich herauszureden. Was ist mit all seinen Briefen, die unbeantwortet blieben? Und war es vielleicht fair, deine Mutter vorzuschieben, ihm zu sagen, daß du mit ihm nichts mehr zu tun haben willst, als er versuchte, dich telefonisch zu erreichen?«

      Bettina war bei seinen Worten kreidebleich geworden. Sie war nicht in der Lage, ihm zu antworten. Vielmehr hatte sie das Gefühl, in eine Lawine geraten zu sein, die mit rasender Geschwindigkeit ins Tal stürzte.

      Thomas, dessentwegen sie mehr als zehn Jahre gelitten hatte, dessentwegen sie niemals mehr nach Fahrenbach gekommen war, hatte sich nicht einfach aus ihrem Leben geschlichen…

      »Hier ist euer Kaffee«, sagte Linde. »Es dauert nicht mehr lange, dann komme ich zu euch, und dann können wir von alten Zeiten reden.«

      Sie wirbelte davon. Mit energischer Stimme gab sie ihrem Personal Anweisungen. Man merkte ihr an, daß sie in ihrem Element war.

      Markus süßte seinen Kaffee, goß etwas Sahne dazu, dann wandte er sich Bettina wieder zu.

      »Du hast Thomas sehr verletzt, denn er hat an eure Liebe geglaubt und konnte nicht begreifen, daß du ihn ohne eine Erklärung einfach aus deinem Leben gestrichen hast. Das war ihm gegenüber nicht fair, Bettina. Und eigentlich hätte ich auch ein derartiges Verhalten nicht von dir erwartet. Ich dachte immer, du bist wie dein Vater.«

      Bettina schluckte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ihr langsam über das Gesicht rannen, ohne daß es ihr bewußt wurde.

      »Ich habe keinen einzigen Brief von Thomas bekommen.« Ihre Stimme klang vor innerer Erregung ganz heiser. »Und ich habe meine Mutter auch nicht beauftragt, ihm zu sagen, daß Schluß ist… Thomas ist meine große Liebe. Ich habe immer nur ihn geliebt und keinen anderen. Weil ich es nicht ertragen konnte, bin ich auch niemals mehr hierher gekommen, und wenn mein Vater nicht gestorben wäre und mir den Hof vererbt hätte, wäre ich auch heute nicht hier, weil mich alles an Thomas erinnert und die glücklichste Zeit meines Lebens.«

      »Bettina, Moment mal…«

      »Markus, bei meinem Leben. Ich sage die Wahrheit.«

      »Aber die Briefe und deine Mutter…«

      »Sie konnte Thomas nie leiden. Wahrscheinlich hat sie die Briefe unterschlagen.«

      »Dann mußt du sofort mit ihr reden«, ereiferte er sich. »So etwas geht doch nicht.«

      Traurig blickte sie ihn an.

      »Meine Mutter hat uns schon vor vielen Jahren verlassen und einen reichen Argentinier geheiratet. Wir haben keinen Kontakt mehr.«

      Eine Weile war es still zwischen ihnen.

      »Bettina, es tut mir leid.«

      Sie nickte.

      »Es tut mir auch leid, Markus. Aber weißt du, ich bin froh, daß wir miteinander geredet haben… auch wenn eine Intrige uns getrennt hat, so bin ich doch froh, daß Thomas unsere Liebe nicht verraten hat.«

      Sie rührte gedankenverloren in ihrem Kaffee herum, ohne daß ihr bewußt wurde, was sie da eigentlich tat.

      »Lebt Thomas noch in Amerika?«

      Er nickte.

      »Und ist er…«, die nächste Frage fiel ihr sichtlich schwer, »ist er… verheiratet?«

      Er zögerte.

      »Also ist er.«

      »Bettina, ich weiß es nicht. So eng ist unser Kontakt auch nicht mehr, schließlich sind inzwischen viele Jahre vergangen, er lebt in einer pulsierenden Großstadt, ich hier auf dem Lande. Wir hören vielleicht ein-, zweimal im Jahr voneinander.«

      Sein Zögern, so wie er sich jetzt herausredete. Bettina war sich sicher, daß Markus ihr nicht die Wahrheit sagen wollte, um sie nicht zu verletzen.

      Bettina hielt es hier nicht mehr aus, sie mußte allein sein. Sie stand auf.

      »Bitte, Markus, sei mir nicht böse. Ich möchte jetzt gehen.«

      »Bettina, es tut mir wirklich so leid, ich hätte…«

      Sie winkte ab.

      »Ich danke dir für deine Worte. Aber ich möchte jetzt einfach nur allein sein.«

      Sie winkte ihm zu.

      »Auf bald.«

      Linde kam herübergelaufen.

      »Was ist los, warum gehst du?«

      »Das erzähl ich dir ein andermal.«

      »Hast du mit Markus gestritten?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, alles okay. Ach, übrigens«, sie griff in ihre Tasche und holte das hübsch verpackte Päckchen mit den Champagnertrüffeln hervor. »Das hier habe ich dir mitgebracht. Laß es dir gut schmecken.«

      Sie drückte Linde das Päckchen in die Hand, dann verließ sie eilig das Lokal.

      Linde blickte zu Markus hinüber.

      »Laß

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