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durch die Rechnung machen. Ich will noch nicht heiraten, und wenn, dann suche ich mir meine Frau selbst aus.« Er streckte eine Hand aus und berührte ihr langes Haar. »Vielleicht habe ich sie sogar schon gefunden.« Lächelnd hielt er eine Haarsträhne fest. »Das war übrigens gar nicht so einfach. Wissen Sie, wie viele Webers es in München gibt? Und Ihre Kollegin vom Partyservice war nicht gerade sehr hilfsbereit. Ich mußte meinen ganzen Charme und vor allem meinen Geldbeutel spielen lassen, um die erwünschte Auskunft zu bekommen.«

      Juliane errötete tief. »Das ist wieder typisch Madeleine. Sie ist leider sehr materiell eingestellt.« Dann senkte sie den Kopf. »Meine Kollegin ist sie allerdings nicht mehr. Ich habe gekündigt.« Sie schwieg einen Moment. »Hätte ich es nicht getan, hätte sie mich wohl hinausgeworfen.«

      Aufmerksam sah Prinz Klaus sie an. »Ich nehme an, das geschah ebenfalls, weil wir beide zusammen getanzt haben.«

      Juliane zögerte, dann nickte sie. »Madeleine glaubte, daß ihr Partyservice nun bei der adligen Gesellschaft keine Chance mehr hätte.« Sie winkte ab. »Das ist alles Schnee von gestern, und ich möchte auch nicht mehr darüber sprechen.«

      »Sie sind also meinetwegen arbeitslos geworden«, schloß der Prinz, dann lächelte er wieder. »Mit dieser Schuld kann ich nicht leben. Ich werde dafür sorgen, daß Sie wieder Arbeit bekommen.«

      »Durchlaucht…«

      »Klaus«, verbesserte er sie sofort. »Bitte, Juliane, vergessen Sie den Prinzen ein für allemal. Ich bin doch auch nur ein Mensch.« Er lächelte, doch diesmal auf eine besonders sanfte Weise. »Im Augenblick sogar ein sehr verliebter Mensch.« Er ergriff ihre Hände. »Ich konnte Sie seit jenem Abend nicht mehr vergessen, Juliane, und diesmal will ich meinem Vater nicht gehorchen. Bisher habe ich immer getan, was er wollte, aber in diesem einen Punkt will ich selbst über mein Leben entscheiden.«

      Um Juliane drehte sich alles. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte.

      »Das ist Wahnsinn, Klaus«, stammelte sie. »Ich bin doch nur ein einfaches Mädchen, und Sie… der künftige Fürst von Hohenstein. Das… das kann nicht gutgehen.«

      »Wenn wir uns lieben…«

      Abwehrend hob Juliane die Hände. »Bitte nicht, Klaus…« Sie ließ die Hände sinken und starrte blicklos auf ihre zitternden Finger. Ihre nächsten Worte kamen wie von selbst. »All die Wochen habe ich mich danach gesehnt, Sie wiederzusehen, doch jetzt… es war falsch, daß Sie gekommen sind. Für uns kann es nie eine gemeinsame Zukunft geben. Ihr Vater wird das nicht zulassen.«

      Das Herz des Prinzen machte bei diesen Worten einen Luftsprung. Jetzt konnte er sicher sein, daß seine Gefühle erwidert wurden. Alles andere war ihm nicht wichtig.

      »Mein Vater muß das auch noch gar nicht erfahren«, erklärte er. »Wir werden uns still und heimlich näher kennenlernen und dann erst unsere Verlobung bekanntgeben. Wenn das ganz offiziell geschehen ist, muß mein Vater klein beigeben. Ein Fürst von Hohenstein verlobt sich nämlich nur einmal… mit der Frau, die er auch heiraten

      wird.«

      Langsam hob Juliane den Blick. Ihre dunklen Augen versanken in den tiefblauen des Prinzen.

      »Und… wenn sein Herz sich geirrt hat?« fragte sie leise.

      Prinz Klaus wurde ernst. »Auch dann gibt es für mich kein Zurück mehr. Ich muß zu meinem Wort stehen.«

      »Wenn aber die Frau die Verlobung lösen würde?« wandte Juliane ein.

      Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Prinzen, während er ganz selbstverständlich zum vertrauten Du überging. »Du willst absolut sichergehen, nicht wahr?« Er wurde wieder ernst. »Darüber mußt du dir vorher absolut klar sein, Juliane. Wenn du meinen Heiratsantrag annimmst… wenn du mir dein Ja-Wort gibst, dann bist du ein Leben lang daran gebunden. Im Fürstenhaus von Hohenstein gab es noch niemals einen Skandal, und ich werde nicht der erste sein, der einen auslöst.«

      Juliane atmete tief durch. Die Kompromißlosigkeit des Prinzen erschreckte sie, trotzdem wußte sie schon jetzt, daß sie seinen Heiratsantrag annehmen würde. Ohne ihn wollte sie nicht mehr leben – das war ihr spätestens in der vergangenen Stunde klargeworden.

      Als Prinz Klaus sie jetzt in seine Arme zog und sie voller Zärtlichkeit küßte, da schlug ihr Herz einen rasenden Trommelwirbel. Nein, es gab auch für sie kein Zurück mehr. Sie hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, doch Klaus war der lebende Beweis dafür, daß es sie gab. Er war ihr Leben, und ohne ihn war sie nichts mehr.

      *

      Fürst Adalbert von Hohenstein war mit sich und der Welt zufrieden. Alles lief so, wie er es sich vorgestellt hatte. Mit einem genüßlichen Seufzer lehnte er sich in seinem Lehnstuhl zurück und paffte an seiner Pfeife. Dicke Rauchwolken hüllten ihn ein und verbargen sein siegessicheres Lächeln. Das Schicksal seines Sohnes war besiegelt, morgen würde er es erfahren. Danach konnten die Hochzeitsvorbereitungen getroffen werden, und in einem halben Jahr würde Sarina von Gehrau als künftige Fürstin von Hohenstein hier einzie-

      hen.

      »Er trifft sich mit diesem Mädchen!«

      Die Stimme seiner Frau riß Fürst Adalbert aus seinen Gedanken. Sein Kopf schoß ruckartig in die Höhe.

      »Wie bitte?!«

      »Du hast schon richtig gehört, Adalbert«, bekräftigte Fürstin Helene. »Klaus trifft sich regelmäßig mit diesem Mädchen… dieser Juliane.«

      Fürst Adalbert trommelte mit den Fingerspitzen einen Marsch auf dem Ebenholztisch der Bibliothek, in die er sich jeden Abend für ein paar Stunden zurückzog, um ungestört zu

      sein.

      »Soso«, murmelte er, dann lächelte er. »Das wird ihm ab morgen nicht mehr möglich sein.«

      »Bist du da sicher?« vergewisserte sich Fürstin Helene. »Ich möchte nicht, daß eine Bürgerliche hier Einzug hält.«

      »Keine Sorge«, entgegnete der Fürst und paffte wieder an seiner Pfeife, doch als er sah, wie Fürstin Helene mit beiden Händen wedelte, um den Rauch zu vertreiben, legte er die Pfeife beiseite. »Verzeih, meine Liebe.« Dann kam er wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. »Er ist schon ein schlauer Bursche. Er hat dasselbe geplant wie ich – eine offizielle Verlobung. Allerdings hat er den Zeitpunkt dazu verpaßt. Ab morgen wird unser Sohn nämlich mit Komtesse Sarina von Gehrau verlobt sein.«

      »Tatsächlich? Aber…«

      Warnend hob Fürst Adalbert den Zeigefinger. »Untersteh’ dich, ihm das zu sagen. Wenn du es tun würdest, wäre meine ganze Mühe umsonst gewesen. Klaus darf von seiner Verlobung erst morgen erfahren – durch eine der Karten, die morgen früh verschickt werden.«

      Fürstin Helene erschrak nun doch ein wenig. Natürlich hatte sie gewußt, daß ihr Mann etwas in dieser Richtung geplant hatte, doch mit dieser Vorgehensweise hatte sie nicht gerechnet.

      »Du gibst die Verlobung offiziell bekannt, obwohl er noch nicht einmal weiß…« Sie schüttelte den Kopf. »Adalbert, das kannst du nicht machen. Damit zwingst du nicht nur Klaus zur Heirat, sondern auch die Komtesse.«

      Fürst Adalbert nickte. »Dar-über bin ich mit Gräfin Henriette von Gehrau bereits einig. Sie ist glücklich über die ausgesprochen gute Partie, die ihre mißratene Tochter machen wird.« Angewidert verzog der Fürst das Gesicht. »Stell dir vor, das Mädchen arbeitet bei einem Gynäkologen!« Er seufzte. »Da wird dir noch eine Menge Arbeit bevorstehen, Helene. Das Mädchen muß natürlich schnellstens umerzogen werden. Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, haben da einiges schleifen lassen, aber sie ist ja erst zweiundzwanzig – jung genug also, um das Auftreten zu lernen, das einer künftigen Fürstin gebührt. Ich verlasse mich da ganz auf dich.« Er lächelte wieder. »Ansonsten wird Klaus keinen Grund zur Klage haben. Die Komtesse ist außerordentlich hübsch.« Nachdenklich rieb er sich das Kinn. »Eine Prinzessin wäre mir natürlich noch lieber gewesen, aber da ist die Auswahl heute nicht sehr groß, und da das junge Paar hier im Schloß leben wird…«

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