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Frau Birkert, er weiß es, aber…« Wieder lächelte er. »Vielleicht sollten Sie selbst herausfinden, weshalb er den Weg nach Steinhausen plötzlich so gescheut hat. Darum verordne ich Ihnen auch noch eine Stunde Krankengymnastik.«

      Verwirrt blickte Svenja zu ihm auf. »Wie bitte? Aber… mein Fuß tut doch gar nicht mehr weh.«

      »Wie Sie diese Stunde mit Herrn Brunner verbringen werden, ist Ihre Sache«, entgegnete Dr. Daniel und reichte ihr einen Zettel, auf dem er die Adresse von Raimunds Praxis in der Kreisstadt notiert hatte.

      Ein strahlendes Lächeln erhellte Svenjas Gesicht. »Jetzt verstehe ich. Danke, Herr Doktor.« Doch plötzlich wurde sie wieder ernst. »Dabei fällt mir ein… ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen… ich meine… so etwas gehört sich für eine Frau doch schließlich nicht. Außerdem weiß ich gar nicht…« Sie stockte.

      »Was er empfindet?« vollendete Dr. Daniel ihren angefangenen Satz. »Ich glaube, da wird ein Blick in seine Augen genügen.«

      Es stellte sich heraus, daß Dr. Daniel mit seiner Vermutung vollkommen recht hatte. Als Svenja die Praxis betrat, genügte ihr ein einziger Blick in Raimunds Augen, um die Wahrheit zu erkennen.

      »Du Feigling«, urteilte sie, doch es klang so zärtlich, als hätte sie ihm eine Liebeserklärung gemacht.

      »Was soll das heißen?« begehrte Raimund auf.

      »Das heißt, daß du zu feige warst, um dich von mir zu verabschieden, weil du glaubtest, es würde ein Abschied für immer sein, dabei…« Sie trat näher zu ihm. »Du hättest mir doch nur einmal in die Augen schauen müssen.«

      Raimund wich ihrem Blick aus. »Ich bin nur ein einfacher Krankengymnast, und du… du warst ein Star. Die ganze Welt hat dir zu Füßen gelegen.«

      Sehr sanft berührte Svenja sein Gesicht. »Du hast recht, Raimund. Ich war einmal ein Star, aber die Zeit ist vorbei. Und die Welt, die mir einst zu Füßen gelegen hat, hat mich vergessen. Das hat sehr weh getan, doch du hast diesen Schmerz von mir genommen. Ich werde mein Leben jetzt wieder meistern – dank deiner Hilfe, aber… ich will in meinem neuen Leben nicht ganz allein stehen.« Vertrauensvoll lehnte sie sich an ihn. »Ich brauche jemanden, der es mit mir teilt.«

      Raimund wagte fast nicht mehr zu atmen. Er hatte das Gefühl, als würde er gleich aufwachen und feststellen, daß alles nur ein schöner Traum gewesen war.

      »Ich?« flüsterte er. »Du meinst… ich soll dieser Jemand sein?«

      Svenja lächelte zu ihm hinauf. »Ja, Raimund.«

      »Noch immer fühlte sich Raimund wie im Traum, doch die junge Frau in seinen Armen war Wirklichkeit. Und plötzlich stieß Raimund einen glücklichen Jauchzer aus, hob Svenja hoch und wirbelte sie herum, dann stellte er sie mit plötzlicher Vorsicht wieder auf die Beine.

      In diesem Moment fiel Svenjas Blick auf ein gerahmtes Foto, das an der Wand hing. Wie in Trance ging sie darauf zu, betrachtete das Mädchen, das im weißen Tutu auf den Fußspitzen stand und die Arme graziös über den Kopf erhoben hatte.

      »Das bin ja ich«, erklärte sie erstaunt. »Und das ist auch meine Unterschrift auf dem Bild.«

      Raimund nickte. »Das war der Beginn meiner Liebe zu dir.« Er zog Svenja in seine Arme. »Ich dachte, sie würde sich nie erfüllen, und sogar jetzt habe ich noch gewisse Schwierigkeiten, an mein Glück zu glauben.«

      Zärtlich lächelte Svenja ihn an. »Ich liebe dich, Raimund, und unser Glück wird bestimmt von Dauer sein.«

      Bei diesen Worten dachte sie einen Moment lang voller Dankbarkeit an Dr. Daniel, denn er war es gewesen, der Raimund einst mit ihrem Fall betraut und der sie jetzt zu ihm geschickt hatte.

      Wie unglücklich war sie gewesen, als sie in die Waldsee-Klinik gekommen war, und nun lag vor ihr ein Leben voller Liebe an der Seite eines wundervollen Mannes.

      »Ich bin unsagbar glücklich«, flüsterte Svenja aus diesen Gedanken heraus. »Das Leben ist schön…«

      – E N D E –

Cover Krank vor Liebe

      »Schloß Hohenstein? Das kann doch nicht dein Ernst sein!«

      Völlig fassungslos starrte Juliane Weber ihre Kollegin und zugleich Chefin vom Partyservice Gourmet an.

      Madeleine de Villeneuve grinste. »Du hast schon richtig gehört, Julie. Wir beide sollen die Silberhochzeit von Fürst Adalbert und Fürstin Helene von Hohenstein ausrichten.«

      Dabei glühte ihr Gesicht vor Stolz und Aufregung. Sie, die kleine Bettina Heil aus einem Hundert-Seelen-Dorf in den Bergen – Madeleine de Villeneuve nannte sie sich nur des Klanges wegen – hatte es geschafft, sich gegen jede Konkurrenz durchzusetzen. Der Fürst hatte sie und ihren Partyservice unter unzähligen Bewerbern ausgewählt – vermutlich, weil sie für die erlesensten Delikatessen das günstigste Angebot unterbreitet hatte. Das war natürlich Absicht gewesen. Madeleine wußte genau, daß gerade reiche Leute sehr aufs Geld schauten…

      »Wie willst du das denn schaffen?«

      Julianes Stimme riß Madeleine aus ihren Gedanken. Mit einem siegessicheren Lächeln legte sie einen Arm um Julianes Schultern.

      »Nicht ich, Julie, wir beide werden es schaffen – und zwar ganz einfach. Wir werden beweisen, daß unser Partyservice der beste aus ganz Bayern… ach was, aus ganz Deutschland ist. Und wenn mit der Silberhochzeit des Fürsten für uns der große Erfolg kommt, mache ich dich zu meiner Teilhaberin, wie ich es versprochen habe.«

      Juliane seufzte. Wenn Madeleine doch nicht immer so hochfliegende Träume hätte. Wie hatte sie sich nur um die Ausrichtung der Silberhochzeit eines Fürsten bewerben können?

      Madeleine verstand den Seufzer der jungen Frau ganz richtig.

      »Du bist viel zu pessimistisch, Julie«, hielt sie Juliane vor. »Ich habe schon ein paar erstklassige Ober engagiert, die uns beim Servieren der Drinks unterstützen werden. Am Büfett wirst du arbeiten, denn das ist deine ganz besondere Stärke. Im übrigen kennst du die hundert verschiedenen Salate, die es gibt, besser als ich.«

      »Mit Salaten allein wird es nicht getan sein«, meinte Juliane. Sie wußte bereits jetzt, daß die Hauptarbeit wieder mal an ihr hängenbleiben würde. Madeleine mochte gut sein im Organisieren, doch die Arbeit selbst hatte sie nicht erfunden.

      Juliane war den restlichen Tag über dann auch schon schwer beschäftigt, und in der Nacht hatte sie einen wirren Traum, der darin gipfelte, daß das Büfett nicht richtig aufgebaut war und dem Fürstenpaar vor die Füße gekippt wurde. Schweißgebadet erwachte Juliane und bereute zum ersten Mal, daß sie die Arbeit im Partyservice angenommen hatte.

      *

      Madeleines Organisationstalent war glänzend und gepaart mit Julianes praktischem Denken und ihrer schier unermüdlichen Arbeitskraft waren sie tatsächlich ein unschlagbares Team. Das Büfett war ein Traum, die Getränke waren vom Allerfeinsten und die dezent angebrachte Dekoration nicht zu schlicht und auch nicht zu protzig.

      »Meine Damen, ich muß Ihnen vorab schon ein Kompliment machen«, erklärte Fürst Adalbert von Hohenstein. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, daß alles perfekt ist.« Sein Blick glitt über die Delikatessen, die Juliane appetitlich dekoriert und auf dem riesigen Büfett übersichtlich verteilt hatte. »Wenn das alles nur halb so gut schmeckt, wie es aussieht, dann kann ich mich zu meiner Wahl nur beglückwünschen.«

      Madeleine lächelte. »Durchlaucht, ich kann Ihnen versichern, daß alles noch sehr viel besser schmeckt, als es aussieht.«

      Dann trafen die ersten Gäste ein, die von dem Fürstenpaar begrüßt wurden. Die von Madeleine engagierten Ober gingen unauffällig durch die Räume und balancierten Tabletts mit Aperitifs. Am Büfett stand Juliane schon bereit, um geleerte Schüsseln und Teller durch gefüllte zu ersetzen. Ihre anfängliche

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