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auch eine Bürgerliche geheiratet, und du willst ja wohl nicht behaupten, daß Fürstin Sandra…«

      »Sie besitzt ein völlig anderes Format«, fiel Fürst Adalbert seinem Sohn ins Wort.

      »Ein anderes Format als wer?« wollte Prinz Klaus wissen. »Du freundest dich doch wohl nicht schon mit dem Gedanken an, daß Juliane Weber die künftige Fürstin von Hohenstein sein

      wird?«

      »Ganz bestimmt nicht!« betonte der Fürst und unterstrich seine Worte mit einer heftigen Handbewegung. »Ich will dieses Gespräch mit dir gerade heute nicht weiterführen, Klaus. Das bedeutet aber nicht, daß das letzte Wort darüber schon gesprochen wäre.«

      Damit drehte er sich um und verließ die Bibliothek, wobei er die Tür sehr nachdrücklich hinter sich schloß. Prinz Klaus sah ihm nach.

      »Du wirst nicht verhindern können, daß ich mein Herz darüber entscheiden lassen werde, wen ich einmal zum Traualtar führe«, erklärte er, dann seufzte er tief auf. Warum war sein Vater nur so verbohrt? Und seine Mutter stand ihm darin in nichts nach. Die beiden betrachteten Bürgerliche als Menschen zweiter Klasse, und Klaus wußte genau, daß er es schwerhaben würde, wenn er tatsächlich eine Bürgerliche zur Frau nehmen wollte. Dabei geisterte die bezaubernde Juliane Weber noch immer durch seine Gedanken.

      Auch der Prinz verließ nun die Bibliothek und sah sich suchend um, doch Juliane war verschwunden. Klaus’ Blick wanderte zu seinen Eltern, die sich angeregt unterhielten.

      Ich kann mir schon denken, worüber ihr so eifrig redet, dachte Klaus ärgerlich. Aber ihr könnt sicher sein, daß ich Juliane wiedersehen werde. Und wenn sie mich liebt… wenn sie den Mut hat, zu mir zu stehen, dann werde ich sie heiraten – wenn es sein muß, auch gegen euren Willen.

      *

      Das Gespräch mit seiner Frau hatte Fürst Adalbert gezeigt, daß sie im Zweifelsfall auf seiner Seite stehen würde. Klaus mußte zu seinem Glück gezwungen werden, das war heute klar geworden. Es hatte keinen Sinn, ihm Freiheiten zu gewähren, da kam er nur auf dumme Gedanken. Eine Bürgerliche als künftige Fürstin von Hohenstein! Unwillkürlich schüttelte sich Fürst Adalbert, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

      In diesem Moment sah er Gräfin Henriette von Gehrau auf die weitläufige Terrasse hinausgehen. Fürst Adalbert blickte sich um, doch Graf Bernhard von Gehrau war in ein Gespräch mit Baron Finsterhagen vertieft. Fürst Adalbert war darüber sehr erleichtert, denn er schätzte den Grafen nicht besonders. Dieser mischte sich gern unter das einfache Volk – etwas, was Fürst Adalbert nie getan hätte. Er war immer sehr darauf bedacht, Distanz zu Nichtadligen zu wahren. Gräfin Henriette war ihm in dieser Beziehung sehr ähnlich. Auch sie war äußerst standesbewußt, und ihr Sohn Harro kam auch ganz nach ihr, während Komtesse Sarina leider mehr Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte. Doch sie war noch jung genug, um umerzogen werden zu können, und diese Mühe waren sowohl ihr Aussehen als auch ihr gräflicher Stand wert.

      Fürst Adalbert folgte der Gräfin auf die Terrasse und beglückwünschte sich insgeheim dafür, weil sie hier allein und ungestört sein würden.

      »Gräfin! Was für ein glücklicher Zufall, daß wir uns hier treffen«, erklärte er und zeigte ein joviales Lächeln, das er immer gebrauchte, wenn er mit jemandem sprach, der gesellschaftlich eine Stufe unter ihm stand.

      »Durchlaucht«, hauchte Gräfin Henriette entzückt, »wie schön, daß sie mir hier Gesellschaft leisten.«

      Fürst Adalbert zögerte, beschloß dann aber gleich zur Sache zu kommen. Er war nicht der Mensch, der lange um den heißen Brei herumredete.

      »Ich bin dabei, die Hochzeit meines Sohnes zu arrangieren«, erklärte er rundheraus.

      Das Herz der Gräfin klopfte bis zum Hals. Wenn der Fürst so sprach… sollte das etwa bedeuten…

      Sie kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, denn Fürst Adalbert setzte bereits hinzu: »Ich dachte dabei an Ihre Tochter, Gräfin.«

      Gräfin Henriette taumelte fast vor lauter Glück. Sekundenlang glaubte sie zu träumen, und am liebsten hätte sie sich jetzt in den Arm gezwickt, um ganz genau zu wissen, daß das, was sie erlebte, tatsächlich Wirklichkeit war.

      »Sarina… die künftige Fürstin von Hohenstein«, stammelte sie, dann versank sie in einem Knicks. »Oh, Durchlaucht, das ist zuviel der Ehre.« Sie blickte wieder auf. »Eigentlich sollten Sie das ja mit meinem Mann besprechen.«

      Fürst Adalbert nickte. »Natürlich, Gräfin, aber… nun ja, wir beide wissen, zu welcher Sorte Mensch Ihr Herr Gemahl gehört, nicht wahr?«

      Gräfin Henriette seufzte. »Da haben Sie recht, Durchlaucht. Bernhard ist leider in vielen Dingen sehr… nun, wie soll ich sagen… sehr bürgerlich eingestellt.« Sie schwieg kurz. »Unglücklicherweise kommt meine Tochter mehr nach ihm als nach mir. Sie… sie arbeitet im Augenblick als Sprechstundenhilfe in einer Arztpraxis.« Dabei verschwieg sie, daß es sich zu allem Überfluß auch noch um eine Frauenarztpraxis handelte.

      Fürst Adalbert nickte. »Davon habe ich gehört, aber das ist nicht weiter schlimm. Eine künftige Fürstin von Hohenstein kann sich ruhig einmal sozial engagieren – zumindest vor der offiziellen Verlobung. Danach hat sie dann andere Verpflichtungen, in die meine Gemahlin sie einweisen wird.«

      Doch Gräfin Henriette war noch nicht vollends beruhigt. »Ich bin nicht ganz sicher, ob Sarina einer Verlobung mit Prinz Klaus so einfach zustimmen wird… ob sie sich von uns verheiraten lassen wird.«

      Da lächelte Fürst Adalbert. »Wir werden weder ihr noch meinem Sohn eine andere Wahl lassen. Die Verlobung wird bekanntgegeben, bevor unser künftiges Ehepaar überhaupt eine Ahnung davon hat. Sie kennen das Gesetz derer von Hohenstein. Ist die Verlobung erst einmal offiziell verkündet, gibt es für beide kein Zurück mehr.«

      *

      Juliane Weber verstand sich selbst nicht mehr. Seit jenem Abend auf Schloß Hohenstein konnte sie nur noch an den charmanten, gutaussehenden Prinzen denken, in dessen Armen sie Walzer getanzt hatte. Wenn sie wie jetzt in ihrem Bett lag und mit offenen Augen träumte, glaubte sie, die Wärme seiner Hand auf ihrem Rücken zu spüren.

      »Prinz Klaus von Hohenstein.«

      Obwohl sie den Namen laut aussprach, wurde die Szene, die sie erlebt hatte, nicht realistischer. Manchmal dachte sie sogar, sie hätte das alles nur geträumt. Allerdings hatte Madeleine ihre Kündigung tatsächlich angenommen, und sie schien sogar froh darüber gewesen zu sein, daß Juliane die Kündigungsfrist nicht eingehalten hatte. Das Vertragsverhältnis war in beiderseitigem Einvernehmen beendet worden.

      Das Kingeln an der Tür riß Juliane aus ihren Gedanken. Rasch sprang sie aus dem Bett, warf sich einen Morgenmantel über und öffnete die Tür. Im nächsten Moment wich sie erschrocken zurück. Da stand er – der Mann, von dem sie seit fast vier Wochen träumte.

      »Hoheit…«, stammelte sie, dann erinnerte sie sich an das korrigierende Wort des Fürsten. »Durchlaucht…«

      Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Alles falsch, Juliane. Ich heiße Klaus. Einfach nur Klaus.«

      Mit einer verlegenen Geste fuhr sich Juliane durch das zerzauste dunkle Haar.

      »Ich wollte Sie nicht wecken«, versicherte Prinz Klaus, dann lächelte er sie wieder an. »Darf ich trotzdem hereinkommen?«

      »Selbstverständlich«, murmelte Juliane verlegen. »Sie haben mich auch gar nicht geweckt. Es ist nur… ich… ich…«

      »Sie müssen sich nicht verteidigen.« Er sah sich in dem winzigen Appartement um. »Hübsch haben Sie es hier.«

      »Danke«, flüsterte Juliane. »Aber ich glaube, Sie sind etwas anderes gewohnt… größere Räume… mehr Luxus.«

      Prinz Klaus seufzte. »Ach, wissen Sie, Juliane, manchmal würde ich gern mit Ihnen tauschen. Sie sind frei… unabhängig. Ich dagegen…« Er winkte ab. »Sprechen wir lieber nicht dar-über.«

      »Ihr Vater

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