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es das wirklich wert?« wollte der von Eva-Maria wissen. »Einfacher und vor allem schmerzloser wäre es gewesen, wenn du mit Sàndor gesprochen hättest. Er liebt dich – hast du das denn noch immer nicht gemerkt?«

      Beschämt senkte Eva-Maria den Kopf. »Ich weiß selbst nicht, was mit mir los war. Ich hatte einen schrecklichen Traum, und…« Sie zuckte die Schultern, dann sah sie Dr. Daniel an. »Sàndor war heute schon bei mir, aber… er hat kein Wort über das alles verloren.« Mit traurigen Augen sah sie Dr. Daniel an. »Ich glaube nicht, daß er mich liebt. Ich habe gelogen, bin bei Nacht und Nebel aus der Klinik geflüchtet…, wie sollte er für eine Person wie mich da jemals etwas empfinden?«

      »Das fragst du ihn am besten selbst«, riet Dr. Daniel ihr, doch Eva-Maria schüttelte verzagt den Kopf.

      »Dazu habe ich nicht genügend Mut«, entgegnete sie. »Wenn er meinen Verdacht bestätigen würde…, wenn er sagen würde, daß er mich nicht liebt…, diese Worte aus seinem Mund zu hören – das könnte ich nicht ertragen.«

      *

      Nicht nur Eva-Maria litt unter den Folgen ihres nächtlichen Ausflugs, auch Sàndor spürte bereits am nächsten Tag den beginnenden Schnupfen. Auch Halsschmerzen und ein harter, trockener Husten ließen nicht lange auf sich warten.

      »Bleiben Sie die nächsten zwei oder drei Tage zu Hause im Bett«, riet Dr. Metzler ihm, doch Sàndor winkte ab.

      »Ich bin nicht der Typ, der sich wegen ein bißchen Husten und Schupfen gleich ins Bett legt. Hier wartet doch haufenweise Arbeit auf mich.«

      In Wahrheit war es seine Sehnsucht nach Eva-Maria, die ihn Tag für Tag wieder in die Klinik zog, und jedesmal nahm er sich vor, ihr seine Liebe zu gestehen, doch er konnte die Warnung des Chefarztes nicht vergessen, und so begnügte er sich damit, so oft wie möglich zu ihr zu gehen, um zu sehen, ob er etwas für sie tun könnte. Dabei spürte er, daß Eva-Maria für ihn das gleiche fühlte, aber wohl aus irgendeinem Grund ebenfalls Hemmungen hatte, sich ihm zu offenbaren. Vielleicht, weil er sie in ihrer Schwäche gesehen hatte…, vielleicht auch, weil sie noch so jung war…, weil sie beide noch so jung waren.

      »Fräulein Neubert hat eine Lungenentzündung«, wandte Dr. Metzler ein und holte Sàndor damit in die Wirklichkeit zurück. »Ich will nicht, daß Sie diese vorerst noch recht harmlose Erkältung verschleppen und dann auch in der Klinik landen – aber als Patient.«

      Doch Sàndor nahm die Warnung nicht ernst, und auch als Dr. Daniel ihm ähnliches sagte wie der Chefarzt, entgegnete er nur: »Ich bin schon nicht so leicht unterzukriegen.«

      Seufzend schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Warum könnt ihr jungen Leute denn einfach nicht auf einen guten Rat hören? Aber schön, mein Junge, tu, was du nicht lassen kannst. Dein Körper wird dir die Rechnung für deinen Leichtsinn schon präsentieren. Aber wehe, du beklagst dich dann.«

      An diese Worte wurde Sàndor bereits wenige Tage später erinnert. Während dieser Zeit hatten die Halsschmerzen immer mehr zugenommen. Mittlerweile war es so schlimm, daß Sàndor kaum noch einen Bissen zu sich nehmen konnte, und seine Hausapotheke half da auch nicht mehr. Dazu kamen der schmerzhafte Husten und ein entsetzliches Stechen in der Lunge. Sàndor mußte kein Arzt sein, um zu wissen, was das bedeutete, und ihm war natürlich auch klar, daß er in diesem speziellen Fall unbedingt Antibiotika gebraucht hätte, doch er wagte es nicht, sich an den Chefarzt oder an Dr. Daniel zu wenden, weil er die Vorwürfe der Ärzte fürchtete.

      So behielt Sàndor seine körperlichen Beschwerden für sich und hoffte, daß die Krankheit von selbst ausheilen würde. Allerdings wurde der Dienst für ihn von Tag zu Tag beschwerlicher.

      »Sàndor, jetzt ist Schluß«, erklärte Dr. Daniel, als ihm der junge Mann über den Weg lief. »Ich schaue mir das nicht mehr länger an. Du bist so krank, daß du dich fast nicht mehr auf den Beinen halten kannst.«

      »Es ist nur ein bißchen Schnupfen und Halsweh…«

      »Bißchen Schnupfen und Halsweh ist gut«, unterbrach Dr. Daniel ihn. »Komm, setz dich mal da hin.«

      Sàndor gehorchte nur widerwillig, doch er wußte, daß sich Dr. Daniel nicht davon abbringen lassen würde, ihn zu untersuchen.

      »So, und jetzt mach deinen Mund auf«, befahl der Arzt, dann betrachtete er den geröteten Rachen und schüttelte fassungslos den Kopf. »Das reicht, mein Junge.« Er sah Sàndor ernst an.

      »Ein bißchen Halsweh«, wiederholte er, dann fragte er ganz unvermittelt: »Was hast du heute gegessen?«

      Sàndor war so perplex, daß er die Wahrheit sagte: »Nichts.«

      »Das dachte ich mir. Es würde ja auch höllisch weh tun.« Er ging zur Tür und bat die vorbeieilende Schwester, den Chefarzt herzuschicken. »Anschließend könnten Sie ein Zimmer für unseren Herrn Zivildienstleistenden herrichten. Er muß mit Sicherheit stationär aufgenommen werden.«

      Es dauerte nicht lange, bis Dr. Metzler den Raum betrat, und Dr. Daniel informierte ihn in knappen Worten.

      »Damit hatte ich schon lange gerechnet«, urteilte Dr. Metzler, betrachtete ebenfalls Sàndors geröteten Rachen und holte schließlich aus dem Arznei-schrank ein kleines Fläschchen.

      »Muß das sein?« fragte Sàndor und wich unwillkürlich zurück.

      »Bleiben Sie nur hier«, befahl Dr. Metzler. Sàndor mußte die unangenehme Prozedur über sich ergehen lassen.

      »Na, sehen Sie, Sie sind ja noch am Leben. So, und jetzt marsch ins Bett. Schwester Alexandra wird Ihnen etwas zu essen bringen. Eine Suppe dürfte selbst mit diesem Rachen eingermaßen schmerzfrei hinunterzubringen sein.«

      Sàndor sah ein, daß er jetzt gehorchen mußte. Im Grunde war er froh, daß seine Krankheit nun endlich behandelt wurde. Er fühlte, daß er hohes Fieber hatte, und auch die Schmerzen in seiner Lunge wurden immer unerträglicher.

      Er warf Dr. Daniel einen unsicheren Blick zu, dann sah er Dr. Metzler an.

      »Herr Chefarzt, ich glaube…, ich glaube, ich habe eine Lungen-entzündung«, gestand er leise.

      Völlig fassungslos starrte Dr. Metzler ihn an, und auch Dr. Daniel schien wirklich entsetzt zu sein.

      »Und damit gehst du Tag für Tag zur Arbeit?« fragte er entgeistert. »Ja, bist du denn verrückt geworden? An so einer Krankheit kann man sterben, Sàndor!«

      Auch Dr. Metzler hatte sich von seinem ersten Schock erholt und befahl streng: »Los, ziehen Sie Ihr Hemd aus.«

      Sàndor gehorchte, dann hörte Dr. Metzler sehr gewissenhaft Herz und Lunge ab. Kopfschüttelnd sah er den jungen Mann danach an.

      »So etwas von Leichtsinn ist mir in meiner ganzen bisherigen Laufbahn noch nicht untergekommen.« Er kontrollierte Sàndors Temperatur und schüttelte dann wieder den Kopf. »Fast vierzig Fieber. Meine Güte, wenn ich Ihr Vater wäre, dann könnten Sie sich auf etwas gefaßt machen.«

      Dr. Metzler verließ den Raum, während Dr. Daniel Sàndor beim Arm nahm und ihn in das Zimmer begleitete, das Schwester Alexandra schon für ihn hergerichtet hatte.

      »Leg dich ins Bett, Sàndor«, erklärte Dr. Daniel, dann ließ er sich von der Schwester ein Infusionsbesteck bringen.

      »Was geschieht jetzt mit mir?« fragte Sàndor leise.

      »Du mußt vorerst Infusionen bekommen«, meinte Dr. Daniel, während er sich schon über Sàndors linken Arm beugte, um den Zugang zu legen. »Das Einführen der Kanüle wird ein bißchen weh tun.«

      »Au«, entfuhr es Sàndor da auch schon.

      Dr. Daniel warf ihm einen kurzen, ungewöhnlich strengen Blick zu. »Beklag’ dich bitte nicht. Daß du in diese Situation geraten bist, ist ganz allein deine eigene Schuld.«

      Sàndor schluckte schwer. So barsch hatte sich Dr. Daniel ihm gegenüber noch nie gegeben. Jetzt trat Dr. Metzler herein und schloß die Infusion an, ohne mit Sàndor auch nur ein Wort zu wechseln. Er sprach lediglich mit Dr. Daniel und

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