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Jeff, wirklich nicht«, beteuerte Manfred.

      »Lüg mich nicht an!«

      »Ich lüge nicht… ehrlich.« Er zögerte einen Moment und gestand dann: »Ich… ich hab’s getan, aber das ist schon etliche Wochen her. Ich mußte es tun. Es wurde gut bezahlt, und… ich wollte dir doch das Geld zurückgeben, das du für meine kurze Mitgliedschaft im Verein bezahlt hast… außerdem war meine kleine Schwester krank. Wir brauchten das zusätzliche Geld.«

      »Manfred, ich habe dir schon hundertmal gesagt, wie gefährlich das ist«, entgegnete Dr. Parker ärgerlich. »Warum hörst du nicht auf mich? Im übrigen lasse ich mir von dir die Mitgliedsbeiträge ohnehin nicht zurückzahlen. Das habe ich dir vor zwei Wochen schon gesagt. Ich habe dir den Karate-Verein aus Freunschaft bezahlt, und ich bin noch immer der Meinung, daß du wieder hingehen solltest. Der Kontakt zu jungen Leuten hat dir nämlich sehr gutgetan. Aber bitte, das ist ganz allein deine Entscheidung.« Er schwieg kurz. »Und was das andere betrifft: Warum kommst du nicht zu mir, wenn du Geld brauchst? Ich weiß doch, wie schlecht es dir und deiner Familie in finanzieller Hinsicht geht.«

      »Ich will das nicht«, wehrte Manfred ab. »Was ich nicht selbst verdiene…«

      »Schluß damit«, fiel Dr. Parker ihm ins Wort. »Darüber können wir ein anderes mal diskutieren. Ich will jetzt auf der Stelle wissen, was du eingenommen hast, denn eines ist klar – du stehst unter der Einwirkung von Medikamenten. Das sehe ich deutlich an deinen Augen.«

      Manfred versuchte, dem forschenden Blick auszuweichen, doch Jeffs Hand hielt ihn eisern fest. Er mußte dem Arzt ins Gesicht sehen, ob er wollte oder nicht.

      »Ja«, gab er endlich zu. »Ich habe Tabletten geschluckt. Ich war so müde, und Jan sagte, damit würde ich mich besser fühlen.«

      Für einen Augenblick packte Dr. Parker unbändige Wut. Wieder dieser Jan! Den hätte er sich heute nur zu gern vorgeknöpft, aber so wie es aussah, würde er dazu keine Gelegenheit haben. Manfred war im Augenblick sehr viel wichtiger.

      »Was waren das für Tabletten?« hakte der junge Arzt nach.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Manfred. »Das mußt du mir glauben, Jeff. Jan hat mir die Tabletten gegeben, und ich habe sie eingenommen.«

      »Wann?«

      Manfred zuckte die Schultern. »Vor einer Stunde vielleicht. Ich weiß es nicht mehr.« Es gelang ihm, sich aus Dr. Parkers Griff zu befreien. Mit einer nervösen Handbewegung fuhr er sich durch die Haare und über das Gesicht. Er bemerkte nicht, wie der Arzt ihn beobachtete. Seine Anspannung war einfach zu groß. Er war ständig in Bewegung, konnte sich keinen Augenblick ruhighalten.

      »Wie viele Tabletten hast du genommen?« fragte Dr. Parker.

      »Fünf… nein, ich weiß nicht…« Manfreds Konzentrationsfähigkeit nahm jetzt immer mehr ab. »Vielleicht zehn… oder mehr… ich weiß es nicht.«

      Entschlossen packte Dr. Parker ihn beim Arm und zwang ihn, sich hinzusetzen. Eine rasche, aber trotzdem sehr gründliche Untersuchung ergab nicht nur gesteigerte Reflexe, sondern auch leichte Herzrhythmusstörungen. Dieses Ergebnis bestätigte, was Dr. Parker schon vermutet hatte.

      »Wir fahren sofort in die Klinik«, erkärte er. »Du hast eine Amphetaminvergiftung.«

      »Aber… ich kann nicht«, wehrte Manfred ab. »Ich muß…«

      »Du mußt in die Klinik, sonst gar nichts«, fiel Dr. Parker ihm ins Wort, dann brachte er ihn nach unten und öffnete die hintere Autotür. Während Manfred einstieg, legte Jeff sicherheitshalber die Kindersicherung ein, damit die Tür von innen nicht zu öffnen war. Die vielen Tabletten, die der junge Mann geschluckt hatte, begannen jetzt erst richtig zu wirken, und in diesem Zustand war er auf jeden Fall unberechenbar.

      Wie wichtig Dr. Parkers Vorsichtsmaßnahme war, zeigte sich bereits auf dem kurzen Weg von seiner Wohnung zur Klinik. Manfred wollte tatsächlich während der Fahrt die Autotür öffnen.

      »Laß mich raus, Jeff«, verlangte er. »Ich habe mit Sicherheit keine Vergiftung. Ich fühle mich blendend.« Wieder versuchte er die Tür zu öffnen und wurde wütend, als es ihm nicht gelang. »Laß mich endlich aussteigen! Was du hast, sind doch nur Hirngespinste!«

      Dr. Parker sparte sich jeglichen Kommentar dazu. Er wußte, daß Manfred jetzt nichts richtig begreifen würde.

      Er bog in den Parkplatz vor der Klinik, stieg aus und öffnete dann die hintere Autotür. Manfred versuchte zu flüchten, doch damit hatte Dr. Parker schon gerechnet. Seine rechte Hand umfaßte Manfreds Arm wie ein Schraubstock, aus dem es kein Entrinnen gab. Trotzdem wehrte sich der junge Mann sehr verbissen.

      »Gib auf, Manfred«, riet Dr. Parker ihm. »Du hast gegen mich keine Chance, und das weißt du auch.«

      Sie hatten jetzt die Eingangshalle erreicht. Der junge Arzt wandte sich an die Sekretärin Martha Bergmeier, die sogar zu dieser späten Stunde noch in ihrem Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß und mit Argusaugen darüber wachte, wer die Klinik betrat und verließ.

      »Wer hat heute Nachtschicht?« wollte er wissen.

      »Dr. Köhler«, antwortete Martha wie aus der Pistole geschossen, denn schließlich war in der Klinik höchstens der Chefarzt noch besser über die Dienstpläne informiert als die gute Martha.

      Dr. Parker schüttelte den Kopf. »Der Assistenzarzt nützt mir jetzt nichts. Ich brauche den Chef oder den Oberarzt.«

      Martha griff unverzüglich nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer des Oberarztes, der heute Bereitschaftsdienst hatte. Dr. Gerrit Scheibler ging auch gleich selbst an den Apparat und versprach sofort zu kommen.

      Währenddessen hatte Dr. Parker seinen Patienten in das Behandlungszimmer der Chirurgie gebracht und ins Bett verfrachtet. Manfred wehrte sich noch immer, weil er nicht einsehen wollte, weshalb er in der Klinik sein müsse.

      »Bleib jetzt endlich liegen«, befahl Dr. Parker, als er Manfred zum dritten Mal von der verschlossenen Tür wegholen und ins Bett zurückbringen mußte. »Wenn du mit diesem Unfug nicht aufhörst, muß ich dich festbinden. Willst du das?«

      »Jeff, mir geht’s gut!« begehrte Manfred auf. »Du mußt dich irren mit dieser Vergiftung. Ich bin voller Tatendrang.«

      »Ja, weil du bis obenhin vollgepumpt bist mit Aufputschmitteln«, fiel Dr. Parker ihm energisch ins Wort. »Aber diesen Jan knöpfe ich mir vor. So, jetzt bleib liegen und laß mich meine Arbeit tun.« Er griff nach einer Magensonde. Mach deinen Mund auf. Du mußt den Schlauch schlukken.«

      Aus weit aufgerissenen Augen starrte Manfred ihn an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein!«

      Dr. Parker beugte sich über ihn und hielt ihn am Kinn fest, damit er seinem Blick nicht ausweichen konnte.

      »Nun hör mir mal gut zu, mein Junge«, erklärte er energisch. »Ich habe weder Zeit noch Lust, mich länger mit dir auseinanderzusetzen. Du hast eine Menge Tabletten im Magen, die dich umbringen werden, wenn ich nicht bald etwas dagegen unternehmen kann. In ein paar Minuten wird der Chefarzt oder der Oberarzt hier sein, um dir eine entsprechende Menge Aktivkohle zu verabreichen. Wenn einer der beiden hier durch diese Tür kommt, dann ist der Schlauch in deinem Magen, und wenn du nicht freiwillig mitmachst, werde ich dich dazu zwingen, haben wir uns verstanden?«

      »Das kannst du nicht«, behauptete Manfred, doch seiner Stimme war anzuhören, daß er davon durchaus nicht überzeugt war.

      »Doch, mein Junge, ich kann, aber wenn es sich irgendwie vermeiden läßt, werde ich es nicht tun«, versprach Dr. Parker.

      »Wenn ich meinem Mund nicht aufmache…«, begann Manfred, doch der junge Arzt ließ ihn gar nicht aussprechen.

      »Dann bekommst du den Schlauch eben in die Nase, aber ich bin sicher, daß dir das nicht gefallen wird«, erklärte er. Sanft legte er eine Hand auf Manfreds Arm. »Komm schon, Junge, mach deinen Mund auf, dann ist es doch nur halb so schlimm.«

      Manfred betrachtete den dünnen, weichen

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