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      »Hast du etwa an mir gezweifelt?« wollte Mario wissen, und Nicole hörte den enttäuschten Unterton in seiner Stimme sofort heraus.

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mario, ich habe nicht an dir gezweifelt. Als du mir bei Dr. Daniel gesagt hast, daß du mich liebst, da wußte ich, daß es die Wahrheit ist. Doch jetzt… so allein mit dieser schrecklichen Frau…«

      »Sie wird nie mehr wiederkommen, Niki«, versprach Mario. »Sie wird dir nicht mehr weh tun.«

      Nicole hob den Kopf, und Mario sah die Zweifel auf ihrem Gesicht.

      »Was macht dich so sicher?« fragte sie.

      Zärtlich schloß Mario sie in die Arme. »Fiona ist ein Biest, aber sie weiß, wann sie verloren hat. Ich habe vorhin ihr Gesicht gesehen.« Sanft streichelte er über Nicoles blondes Haar. »Sie wird nicht wiederkommen.«

      Zärtlich schmiegte Nicole ihr Gesicht an seine Brust. »Ich liebe dich, Mario.«

      Er schloß sie sanft in die Arme. »Ich liebe dich auch, Niki.«

      Arm in Arm betraten sie das Wohnzimmer, und dort blieb Mario einen Augenblick lang ergriffen stehen. Die fast zimmerhohe Tanne funkelte und glitzerte im flackernden Kerzenlicht, und Mario konnte sich nicht erinnern, jemals einen schöneren Baum gesehen zu haben. Dabei fragte er sich, wie Nicole das überhaupt geschafft hatte.

      Allerdings war der herrliche Weihnachtsbaum noch nicht das Ende der Überraschungen. Neben dem Fenster stand der kleine Tisch, er war für zwei Personen gedeckt. Liebevoll gefaltete Servietten zierten die schlichten, weißen Teller, und in einem altmodischen Kerzenständer aus Messing standen zwei lange, rosafarbene Kerzen.

      »Es ist wunderschön«, flüsterte Mario überwältigt.

      Nicole lächelte ihn glücklich an. »Es ist nur für dich.«

      »Niki…«

      So viel Zärtlichkeit lag in diesem einen Wort, und Nicole hatte das Gefühl, in dieser Zärtlichkeit zu ertrinken. Mit einem seligen Lächeln lehnte sie sich an ihn.

      »Meine Eltern möchten dich Silvester kennenlernen«, flüsterte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. »Ich konnte es nicht für mich behalten.«

      Mario lachte leise. »Das macht doch nichts – im Gegenteil. Ich freue mich darauf, deine Eltern kennenzulernen.«

      Es war dann auch spontane Sympathie auf beiden Seiten, und Mario fühlte sich in dem gemütlichen Haus der Kortenhagens sofort wohl. Es war, als wäre er nach langer Reise heimgekehrt. Seit dem Tod seiner Eltern hatte er nichts ähnliches mehr empfunden.

      »Du bist glücklich«, stellte Nicole fest, als sie und Mario einen Augenblick allein waren.

      »Ja, Niki, ich bin glücklich… ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr.«

      Dann kamen die Kortenhagens zurück. Nicoles Vater hatte die Sektflasche geöffnet, und ihre Mutter brachte auf einem kleinen Tablett die Sektgläser. Das Feuer im offenen Kamin knisterte behaglich, und als sie kurz vor Mitternacht auf die riesige Terrasse traten, fiel der Sternenglanz wie ein Diadem auf Nicoles Haar.

      Mario konnte nicht anders, als sie nur immer wieder anzusehen, und dabei wanderte ein dankbarer Gedanke zu Dr. Daniel. Wenn er nicht gewesen wäre… wenn er dieses wichtige Gespräch zwischen Mario und Nicole nicht vermittelt hätte… wie wohl dann alles gelaufen wäre… ob er jetzt hier stehen würde und die geliebte Frau in den Armen halten könnte?

      Dann schlug es von der Pfarrkirche St. Benedikt zwölf Uhr. Der bronzene Klang der Glocken vermischte sich mit dem silberhellen Klingen, als die Sektgläser gegeneinanderstießen. Und wäh-rend am nachtblauen Himmel unzählige bunte Raketen explodierten und die ganze Terrasse in einen Regenbogen aus Licht und Farbe tauchten, fanden sich Marios und Nicoles Lippen zu einem langen, zärtlichen Kuß. In liebevoller Umarmung standen sie auf der Terrasse und warfen im Licht des Feuerwerks nur einen einzigen Schatten.

      Marios Lippen streiften über die feinen Härchen an Nicoles Schläfe und näherten sich dann ihrem Ohr.

      »Ich möchte, daß du meine Frau wirst«, flüsterte er.

      Da hob Nicole ihm ihr Gesicht entgegen… ein Gesicht, das vor lauter Glück von innen heraus zu leuchten schien.

      »Mario«, stammelte sie.

      Sanft streichelte er über ihre Wange.

      »Heißt das… ja?« vergewisserte er sich, obwohl die Antwort schon in ihrem Gesicht geschrieben stand.

      »Ja! Tausendmal ja!« antwortete sie, und es klang wie ein Jubelschrei…

      – E N D E –

Cover Der Schlüssel zu meinem Herzen

      Die erste Patientin, die an diesem Morgen das Sprechzimmer von Dr. Robert Daniel betrat, war die pummelig wirkende Martina Greiff. Wie immer versuchte sie, ihr Übergewicht unter weiten Pullis zu verstecken, was sie aber nur noch unförmiger aussehen ließ. Heute floß ihr Gesicht auch noch vor Tränen über.

      Erschrocken kam Dr. Daniel ihr entgegen und begleitete sie fürsorglich zu einem der beiden Sessel, die vor seinem Schreibtisch standen.

      »Martina, was ist denn passiert?« fragte er.

      Das junge Mädchen zog ein Taschentuch hervor und versuchte die Tränen abzuwischen, doch das war ein sinnloses Unterfangen. Es strömten immer wieder neue nach.

      »Ich bin so häßlich!« stieß sie hervor.

      Dr. Daniel betrachtete das runde Gesicht, das eigentlich recht hübsch war, wenn es nicht gerade – wie jetzt – vom Weinen völlig rot und verquollen war.

      »Das stimmt nicht, Martina«, widersprach Dr. Daniel ruhig. »Du bist nicht häßlich.«

      »Sehen Sie mich doch an!« verlangte Martina. »Ich bin sechzehn und muß Kleidergröße 42 kaufen.« Wieder begann sie zu schluchzen und sank auf dem Sessel in sich zusammen. »Die anderen sind alle so hübsch, nur ich…« Vor lauter Weinen konnte sie nicht mehr weitersprechen.

      »Eines gleich mal vorweg, Martina, eine gute Figur hat mit Schönheit nichts zu tun«, entgegnete Dr. Daniel. »Allerdings verstehe ich sehr gut, daß du schlanker sein möchtest.« Er ging vor Martina in die Hocke, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Du weißt selbst, wie oft ich dich schon bei einer Diät unterstützen wollte.«

      Martina nickte traurig. »Ich habe nie durchgehalten.« Ihre Stimme war dabei kaum mehr als ein Flüstern. »Ich esse nun mal so gern, und wenn ich Kummer habe…« Sie zuckte die Schultern. »Dann esse ich meistens noch viel mehr.« Einen Augenblick schwieg sie. »Oma kocht ja auch so gut.«

      Dr. Daniel überlegte eine Weile, dann meinte er: »Was hältst du davon, in den Ferien für ein paar Wochen in die Waldsee-Klinik zu gehen? Da ich Klinik-

      direktor bin, würde es keine Schwierigkeiten machen, dich zum Abnehmen dort unterzubringen. Das hätte den Vorteil, daß du nicht in Versuchung kommen würdest, etwas Falsches zu essen.«

      Martina nickte ein wenig halbherzig. »Ja, das… das wäre vielleicht wirklich nicht schlecht.« Dann seufzte sie. »Aber bis zu den Sommerferien ist es noch so lange und…« Sie errötete ein wenig. »Es gibt da einen jungen Mann… er ist im Karate-Verein.« Die Röte auf ihrem Gesicht vertiefte sich noch. »Seinetwegen bin ich auch dahingegangen… schon vor einem Jahr, aber… er sieht mich überhaupt nicht an.«

      »Liebe läßt sich nicht erzwingen, Martina«, erwiderte Dr. Daniel. »Dieser junge Mann kann deine Gefühle vielleicht nicht erwidern, aber das muß nicht daran liegen, daß du ein bißchen übergewichtig bist.«

      »Bestimmt liegt es daran«, flüsterte Martina. »Jan sieht blendend aus. Er würde sich mit mir niemals in der Öffentlichkeit sehen lassen.«

      »Ich

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