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kurz. »Nein, geben Sie ihm das Blut besser im Druckbeutel.«

      Dr. Köhler kam der Aufforderung unverzüglich nach, doch Dr. Parkers Zustand blieb weiterhin äußerst bedenklich.

      Dr. Metzler spritzte ihm einen Milliliter Atropin, dann bereitete er eine Doparmin-Infusion vor, doch er kam gar nicht mehr dazu, sie anzuschließen.

      »Multifokale Extrasystolen!« meldete Erika.

      »Hundert Milligramm Lidocain intravenös!« ordnete Dr. Metzler an. Im selben Moment ertönte vom Monitor ein schriller Piepton, und die grade Linie zeigte, daß das Herz den Belastungen der Operation nicht mehr standhielt.

      Mit einem Schritt war Dr. Metzler bei dem Patienten und begann mit der Herzmassage, während der Assistenzarzt den Defibrillator holte. Rasch trat Dr. Daniel hinzu und nahm Dr. Köhler die beiden Defibrillatorpaddel ab.

      »Auf 200 laden«, kommandierte er, dann preßte er die Defibrillatorpaddel auf Dr. Parkers Brust. »Zurücktreten!« Er drückte auf den Knopf, der einen kurzen Stromstoß durch den Körper des Patienten jagte. Noch immer schrillte der entsetzliche Piepton durch den Raum.

      »260!« ordnete Dr. Daniel an und wiederholte das ganze Manöver, doch auch diesmal reagierte Jeffs Herz nicht.

      »300!« rief Dr. Daniel und drückte die Defibrillatorpaddel zum dritten Male auf Jeffs Brust. »Zurücktreten!« Wieder fuhr der Stromstoß durch den Körper des jungen Mannes. Der schrille Pfeifton verstummte und machte regelmäßigem Piepen Platz, das anzeigte, daß das Herz seine Arbeit wieder aufgenommen hat-

      te.

      »Wir haben ihn«, stieß Dr. Daniel hervor, und die Erleichterung war ihm dabei deutlich anzuhören. Währenddessen war Dr. Metzler schon zum Operationsfeld zurückgekehrt und stellte fast resignierend fest, daß noch immer Blut in den Bauchraum sickerte.

      »Meine Güte, Junge, dich hat’s ja wirklich erwischt«, murmelte er, dann entdeckte er endlich die unscheinbare Verletzung, die zu den ständigen Blutungen führte.

      »Endlich«, murmelte er. »Jetzt sollte sich auch der Blutdruck stabilisieren.«

      »Hundert zu fünfzig«, meldete Erika.

      Dr. Metzler nickte zufrieden, dann sah er zu dem jungen Neurochirurgen hinüber. »Wie sieht’s bei Ihnen aus, Franz?«

      »Nicht schlecht«, urteilte der. »Ich muß nur noch die Schädeldecke schließen. Wegen der Infektionsgefahr sollte er allerdings noch Antibiotika bekommen.«

      Dr. Metzler nickte.

      »Er kommt auf Intensiv«, erklärte er, dann verließ er mit anderen Ärzten den Operationssaal und ging in den Waschraum hin-über.

      Es wurde nichts gesprochen. Alle waren von der langen, anstrengenden Operation total erschöpft.

      Dr. Daniel verließ den Wasch-raum als erster und trat auf den Flur. Im nächsten Moment kam Karina auf ihn zugelaufen. Ihr Gesicht war von beinahe durchscheinender Blässe, ihr Körper bebte wie im Schüttelfrost.

      »Er lebt«, berichtete Dr. Daniel beruhigend.

      Erleichtert atmete Karina auf, dann ließ sie sich kraftlos gegen ihren Vater sinken.

      »Gott sei Dank«, flüsterte sie.

      »Er liegt auf Intensiv«, fuhr Dr. Daniel fort, »ich bin sicher, daß Wolfgang nichts dagegen hat, wenn du zu ihm gehst.«

      Karina nickte, wischte sich mit einer Hand die Tränen der Erleichterung beiseite und betrat dann die Intensivstation. Es tat ihr nahezu körperlich weh, Jeff so zu sehen – angeschlossen an piepsende und blinkende Apparate. Und dieses Piepsen und Blinken war das einzige, was bewies, daß er überhaupt noch am Leben war.

      »Jeff«, flüsterte sie und fühlte schon wieder Tränen aufsteigen.

      »Es wird eine Weile dauern, bis er aufwacht«, meinte Dr. Daniel, der seiner Tochter gefolgt war. »Er hat eine sehr schwere Operation hinter sich.«

      Karina nickte, dann zog sie sich einen Stuhl an Dr. Parkers Bett.

      »Ich werde bei ihm bleiben.«

      Nach kurzem Zögern verließ Dr. Daniel die Intensivstation. Er wußte, daß er seine Tochter jetzt nicht würde bewegen können, nach Hause zu gehen.

      »Keine Angst, Papa«, erklärte Stefan, der das besorgte Gesicht seines Vaters ganz richtig deutete. »Ich werde auf Karina aufpassen.« Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Mein Nachtdienst ist noch nicht zu Ende.«

      »Die Nacht ist nicht mehr lang«, entgegnete Dr. Daniel.

      »Trotzdem bleibe ich, bis Jeff aus der Narkose erwacht«, beschloß Stefan, und Dr. Daniel spürte, daß auch sein Sohn von dem einmal gefaßten Entschluß nicht abzubringen sein würde.

      *

      Es war bereits später Vormittag, als Dr. Parker zum ersten Mal die Augen aufschlug. Im selben Moment beugte sich Karina über ihn.

      »Versuch nicht zu sprechen, Jeff«, bat sie. »Du hast einen Schlauch im Mund.«

      Stefan hatte ihre Stimme gehört und betrat nun eilig die Intensivstation.

      »Ist er wach?« fragte er.

      Karina nickte nur, während ihr Blick voller Zärtlichkeit auf Jeffs Gesicht ruhte.

      Gewissenhaft kontrollierte Stefan Temperatur, Puls und Blutdruck, dann suchte er Dr. Parkers Blick.

      »Versuche tief einzuatmen, Jeff.«

      Dr. Parker kam seiner Aufforderung nach, doch in seinem Gesicht zeichneten sich Schmerzen ab.

      »Ja, Jeff, ich weiß, die gebrochenen Rippen tun noch weh.« Stefan überlegte einen Moment. »In diesem Fall werden wir die künstliche Beatmung noch ein bißchen aufrechterhalten. Hast du außer in den Rippen auch noch andere Schmerzen?«

      Dr Parker nickte schwach.

      »Ich gebe dir etwas in die Infusion«, versprach Stefan, zog eine Spritze auf und injizierte sie direkt in die Infusionskanüle. »Es wird gleich besser werden.« Dann verließ er die Intensivstation, weil er seiner Schwester Gelegenheit gegen wollte, mit Dr. Parker allein zu sein, auch wenn es ihm nicht möglich war, mit ihr zu sprechen.

      Sanft berührte Karina sein Gesicht. »Jeff… es gäbe so vieles, was ich dir sagen müßte, aber… ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«

      Dr. Parker versuchte, eine Hand zu heben, doch sein Körper wollte den Befehlen des Gehirns noch nicht wieder gehorchen.

      »Nicht anstrengen, Jeff«, bat sie leise und streichelte wieder über seine Wange. »Du hattest einen schrecklichen Unfall.«

      Die Augen fielen ihm wieder zu. Er hätte so gern gewußt, ob Karina noch hier sein würde, wenn er wieder aufwachte. Mühsam zwang er seine Augen, sich noch einmal zu öffnen, und erneut versuchte er, Karina zu erreichen. Sie schien zu spüren, was in ihm vorging, denn in diesem Moment griff sie nach seiner Hand. Ihre zarten Finger fühlten sich kühl auf seiner heißen Haut an.

      »Ich werde hier sein, wenn du aufwachst«, versprach Karina.

      Dankbarkeit stand in seinen Augen und noch etwas anderes, doch daran wagte Karina nicht zu glauben. Sie fühlte nur, wie sich Jeffs Hand mit leichtem Druck um ihre Finger schloß, während ihm die Augen zufielen und er wieder in tiefen Schlaf sank.

      *

      Karina verbrachte jede freie Minute bei Dr. Parker. Er lag noch immer auf der Intensivstation und wurde künstlich beatmet, um seine gebrochenen Rippen zu schonen.

      »So, Jeff, heute werden wir dich von dem gräßlichen Tubus befreien«, erklärte Stefan, als er an diesem Morgen die Intensivstation betrat. »Deine Rippen werden beim Atmen zwar immer noch ein bißchen weh tun, aber das wird jetzt von Tag zu Tag besser werden.« Er trat zu dem jungen Anästhesisten und löste vorsichtig das Pflaster, mit dem der Tubus fixiert war. »Du kennst diese Spielchen

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