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hatte solche Angst…«

      »Du hast…« begann Dr. Parker verblüfft, dann griff er nach ihrer Hand. »Karina…«

      Mit tränenfeuchten Augen sah sie ihn an. »Ich hätte es nicht gekonnt… Jeff, wenn du nicht gewesen wärst… wenn du mich damals im OP nicht gezwungen hättest, dann hätte ich es nicht gekonnt.«

      Da huschte ein Lächeln über Dr. Parkers Gesicht. »Doch Karina, das hättest du, denn dir liegt die Medizin im Blut – gleichgültig, was dieser seltsame Professor darüber sagen mag.«

      »Woher weißt du das?« fragte Karina erstaunt.

      »Stefan hat es mir erzählt.« Er nahm ihre Hände und drückte sie sanft. »Du wirst einmal genauso gut wie dein Vater sein.«

      Verlegen und gerührt senkte Karina den Kopf, dann wechselte sie rasch das Thema.

      »Und du wirst morgen vor lauter Schmerzen überhaupt nicht mehr sprechen können, wenn du jetzt nicht allmählich deinen Mund hältst«, erklärte sie und gab sich dabei betont streng.

      Da zeigte der junge Arzt zum ersten Mal seit langem wieder sein typisches Jeffrey-Parker-Grinsen.

      »Jawohl, Fräulein Doktor.« Dann wurde er wieder ernst. »Du hast vollkommen recht. Mein Hals und meine Brust tun noch höllisch weh. Ich habe das Gefühl, als würde ich jede einzelne der gebrochenen Rippen spüren.«

      »Dann wirst du jetzt ganz schön still sein und das hier aufmachen.« Wie aus dem Nichts zauberte Karina bei diesen Worten ein kleines, liebevoll verpacktes Geschenk hervor.

      »Karina, das ist doch…«

      »Still sein«, fiel sie ihm ins Wort, gab ihm das Päckchen und zögerte einen Moment, ehe sie ihn auf die Wange küßte. »Frohe Weihnachten, Jeff.«

      Er öffnete die zarte Schleife, wickelte das Geschenkpapier ab und hielt schließlich eine kleine schwarze Dose in der Hand. Neugierig öffnete er sie. Auf tiefrotem Samt lag eine grobgliedrige Goldkette mit zwei kleinen Anhängern – ein goldenes Kreuz und ein Herz.

      »Du bist verrückt, Karina«, entfuhr es Dr. Parker. »Ein solches Geschenk…«

      »Bist du endlich still?«

      »Nein«, entgegnete Dr. Parker. »Auch wenn mir jedes Wort weh tut – ich muß dir einfach sagen…« Er stockte, betrachtete die Kette und strich mit dem Daumen über die beiden Anhänger. »Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich sagen soll.« Dann wiederholte er: »Du bist verrückt.«

      Verrückt vor lauter Liebe zu dir, dachte Karina, laut jedoch sagte sie: »Ich wollte dir einfach eine kleine Freude machen.« Auch sie berührte jetzt die beiden Anhänger. »Sie sollen dir Glück bringen, Jeff.«

      Ihre Augen trafen sich, und unwillkürlich mußte Karina an Dr. Metzlers Worte denken: »Schau ihm mal in die Augen. Dann weißt du nämlich, daß alles klar ist.«

      »Ich liebe dich.«

      Jeffs Worte rissen Karina in die Wirklichkeit zurück. Stumm sah sie ihn an, während ihr Herz einen wahren Trommelwirbel schlug. Sie wollte etwas sagen… ihn küssen, umarmen… irgend etwas – doch sie war zu keiner Bewegung fähig.

      »Hast du gehört, Karina? Ich liebe dich.« Er schwieg einen Moment. »Ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich wußte es nur nicht, weil mein Herz damals noch an Doreen hing… weil ich ihren Tod noch nicht verwunden hatte. Aber dann… als du mir im OP so harte Worte an den Kopf geworfen hast… mir gesagt hast, daß du mich nie wieder sehen willst… ich glaubte, dich für immer verloren zu haben, und das tat so weh…«

      Seine Stimme war mit jedem Wort leiser geworden, dann verstummte er, weil er vor Schmerzen wirklich kaum noch sprechen konnte.

      »Jeff«, stammelte Karina.

      »Eine Weile dachte ich, daß du mich auch…« Dr. Parker räusperte sich, doch es war zwecklos. Seine Stimme versagte nun endgültig. Es ging einfach nicht mehr – sosehr er es sich auch wünschte.

      Da lächelte Karina ihn liebevoll an. »Ich glaube, es gibt nur eine Möglichkeit, dich endlich zum Schweigen zu bringen.«

      Damit beugte sie sich zu ihm hinunter und küßte ihn zärtlich.

      »Karina…«

      Es war nicht mehr als ein heiseres Flüstern, und doch schwang so viel Zärtlichkeit in diesem einen Wort mit, daß es einer Liebes-erklärung gleichkam.

      Sanft legte Karina ihm einen Finger auf den Mund.

      »Pst«, flüsterte sie zärtlich. »Nicht mehr sprechen, Jeff. Es tut dir doch nur weh. Und wir haben noch so viel Zeit. Wenn du erst wieder gesund bist…« Erneut umschloß sie sein Gesicht mit beiden Händen, dann lächelte sie ihn voller Innigkeit an. »Ich liebe dich auch, Jeff. Ich liebe dich so sehr… nie hätte ich gedacht, daß es so etwas geben könnte, und die Trennung, die ich uns beiden in meinem hilflosen Zorn auferlegt habe, war das Schlimmste, was ich uns antun konnte.« Sie küßte ihn. »Aber jetzt ist es vorbei, und nie… nie wieder soll etwas zwischen uns treten.« Glücklich schmiegte sie sich an ihn. »Ich liebe dich.«

      *

      Auch in der kleinen Wohnung von Nicole Kortenhagen sollte ein besinnliches Weihnachtsfest stattfinden. Den ganzen Nachmittag über hatte Nicole gearbeitet, um nur ja alles schön festlich zu machen.

      Mit unwahrscheinlichem Geschick hatte sie die zimmerhohe Tanne geschmückt und ganz nebenbei ein schmackhaftes Menü zubereitet. Jetzt glitten ihre Finger über den gedeckten Tisch, und ein zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem zarten, madonnenhaften Gesicht. Es war alles perfekt – nun mußte nur noch Mario kommen.

      Dann klingelte es endlich an der Tür, und Nicole öffnete mit einem glücklichen Lächeln.

      »Sie haben es noch immer nicht begriffen!«

      Die kalte, harte Frauenstimme ließ Nicole erschrocken zurückfahren. Ein angstvolles Zittern durchlief ihren Körper.

      »Ich hatte Ihnen doch gesagt, daß Sie Mario in Ruhe lassen sollen!« fuhr Fiona Hartwig fort.

      »Warum tun Sie das?« fragte Nicole betroffen. »Ich habe mit Mario gesprochen. Er liebt mich. Warum…«

      »Ach ja. Er liebt Sie also«, fiel Fiona ihr mit kalter Stimme ins Wort. »Deshalb sitzt er jetzt wohl bei mir, betrinkt sich und jammert mir etwas vor, weil er…«

      »Wer jammert dir etwas vor?«

      Nun war es Fiona, die erschrocken herumfuhr. Sie preßte die Lippen zusammen. Wie konnte Mario jetzt hier sein? Richard hatte ihr doch versichert, daß er und Mario heute gemeinsam Dienst hätten.

      Mario wußte genau, was im Kopf der hartherzigen jungen Frau vorging.

      »Ricky hat dich angelogen«, erklärte er, und in seiner Stimme schwang eine Art Befriedigung mit. »Ich war absolut sicher, daß du noch nicht aufgeben würdest, deshalb haben Ricky und ich die Sache mit dem angeblichen Dienst abgesprochen.«

      Jetzt ging Mario an Fiona vorbei und legte einen Arm beschützend um Nicoles Schultern.

      »Im übrigen hättest du dich sowieso vergeblich bemüht«, fuhr er fort. »Es gibt nichts, was Niki und mich noch trennen könnte, schon gar nicht deine bösartigen Intrigen. Ich würde dir raten, Steinhausen zu verlassen. Vielleicht findest du einen anderen Ort, wo du dein Unwesen treiben kannst.«

      Fiona schnappte hörbar nach Luft. »Was erlaubst du dir!«

      »Verschwinde«, verlangte Mario kalt. »Und laß dich nie wieder hier blicken.«

      Fiona kochte vor Wut. Wie hatte ihr Plan nur so sehr mißlingen können?

      »Weihnachten ist das Fest der Liebe«, erklärte Nicole in diesem Moment. »Darauf sollten Sie sich besinnen.«

      Mit einem wütenden Laut drehte sich Fiona um und rauschte davon. Ihre Absätze klapper-ten auf der Treppe, dann fiel die Haustür ins Schloß.

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