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niemals sagen.« Sie hob den Kopf. »Mario… ist das wahr?«

      Mario blickte in ihr wunderschönes Gesicht, sah die dunklen Augen, aus denen sich jetzt zwei glitzernde Tränen lösten, und er fühlte einen nie gekannten Schmerz – so, als würden die Tränen wie glühendes Eisen in sein Herz fallen.

      »Es ist ganz dreist gelogen, Niki.« Seine Stimme klang leise und ein wenig heiser, weil ihm der Schmerz über die Qualen, die Nicole zugefügt worden waren, förmlich die Kehle zuschnürte. Er hatte das Gefühl, als könnte er kein weiteres Wort hervorbringen.

      »Niki«, flüsterte er. »Geliebte kleine Niki, ich will in diesem Leben nur noch eines: Dich glücklich machen.«

      Es war Nicole, als würde sich bei diesen Worten, vor allem bei dem Ton, in dem sie gesprochen waren, der schmerzhafte Knoten in ihrer Brust auflösen. Plötzlich waren alle Zweifel wie ausgelöscht. Mario sagte die Wahrheit, davon war Nicole jetzt restlos überzeugt, und mit einem seligen Seufzer lehnte sie sich gegen ihn.

      »Ich liebe dich«, gestand sie leise. »Ich kann dir nicht sagen, ob du gut aussiehst oder nicht…«

      »Das will ich auch gar nicht hören«, fiel Mario ihr ins Wort. »Ich bin nicht eitel… ich war es im übrigen noch nie. Und ich sehe auch überhaupt nicht gut aus.« Bei den letzten Worten vernahm Nicole, daß er lächelte.

      »Das ist bestimmt nicht wahr«, meinte sie und brachte nun ebenfalls ein Lächeln zustande, dann hob sie den Kopf, und für einen Augenblick hatte Mario das Gefühl, als könnte sie sehen – bis auf den Grund seiner Seele.

      »Ich kann dich fühlen, und ich höre deine Stimme, Mario«, fuhr Nicole fort. »Diese Stimme klingt in meinen Ohren wie Musik, und ich werde sie ein Leben lang in meinem Herzen tragen.«

      Unwillkürlich stiegen Mario bei diesen Worten Tränen in die Augen. Liebevoll drückte er Nicole an sich, und dann fanden sich ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuß. Sie waren so versunken, daß sie nicht hörten, wie die Tür leise ins Schloß fiel. Dr. Daniel war hinausgegangen, denn er wußte, daß er hier nicht mehr gebraucht wurde.

      *

      Das gesamte Team stand schon bereit, als der Krankenwagen eintraf. Dr. Parker wurde sofort in den Operationssaal gefahren.

      »Ich will dabei sein!« rief Karina, doch Stefan hielt sie zurück.

      »Nein, du wirst draußen warten«, erwiderte er energisch, denn er wußte genau, daß seine Schwester es niemals verkraften könnte, falls Jeff in ihrer Anwesenheit auf dem OP-Tisch sterben würde – und diese Möglichkeit war äußerst realistisch. Der junge Anästhesist befand sich in einem mehr als kritischen Zustand.

      »Aber, Stefan!« begehrte Karina auf, doch da schlossen sich die Türen des Operationssaals auch schon hinter ihm. Karina war allein, und sie hatte das Gefühl, als würde eine Zentnerlast auf ihrem Herzen liegen.

      »Jeff«, schluchzte sie leise, dann vergrub sie das Gesicht in den Händen. »O Gott, Jeff…«

      »Hab keine Angst, Karina.«

      Die junge Frau fuhr herum und sah sich der Krankenpflegehelferin Darinka Stöber gegenüber, die seit einiger Zeit Stefans Freundin war. Karina hatte keine Ahnung, weshalb das junge Mädchen mitten in der Nacht plötzlich in der Klinik aufgetaucht war, aber sie war froh, daß sie nun nicht mehr zu weiterem Alleinsein gezwungen war.

      »Er hat die besten Ärzte«, fuhr Darinka mit sanfter Stimme fort. »Sie werden alles tun, um ihm zu helfen.«

      Wie schutzsuchend lehnte sich Karina an das junge Mädchen.

      »Ich war so häßlich zu ihm«, brachte sie mühsam hervor. »Dabei wollte er mir doch nur helfen… und… er hat es ja auch getan… er war immer gut zu mir… nett… verständnisvoll… wenn er stirbt… wenn ich ihm nicht mehr sagen kann…« Vor lauter Schluchzen konnte sie nicht mehr weitersprechen.

      Tröstend nahm Darinka sie in den Arm. Sie wußte nicht, was sie noch sagen sollte, um Karina Mut zuzusprechen.

      Plötzlich richtete sich Karina auf. »Ich muß Papa anrufen.«

      Darinka wollte schon erwidern, daß Dr. Daniel in diesem Fall wohl auch nicht viel würde tun können. Schließlich war er Gynäkologe, doch, sie bremste sich im letzten Moment. Für Karina war jetzt nur wichtig, daß sie ihren Vater im Operationssaal wußte. Ob er für Jeff wirklich etwas tun könnte, war eine andere Sache.

      Karinas Finger zitterten so sehr, daß sie es nicht einmal schaffte, die Nummer zu wählen. Darinka mußte ihr helfen, und als Dr. Daniel an den Apparat ging, stieß Karina nur hervor: »Jeff hatte einen entsetzlichen Unfall. Papa, du mußt ihm helfen! Wenn ihm jemand das Leben retten kann, dann du!«

      »Ich bin in fünf Minuten da«, versprach Dr. Daniel, und es dauerte auch wirklich nicht länger, bis er und seine Frau Manon die Eingangshalle der Waldsee-Klinik betraten.

      Im nächsten Moment hing Karina an seinem Hals.

      »Er darf nicht sterben«, brachte sie unter Tränen hervor. »Papa… er darf nicht sterben… er darf es nicht…«

      *

      Währenddessen bemühten sich die Ärzte um den schwerverletzten Dr. Parker.

      »Er hat Blut im Gehörgang«, stellte der Chefarzt fest. »Wir brauchen sofort ein Schädel-CT.«

      Der junge Assistenzarzt Dr. Rainer Köhler holte den Rönt-

      genapparat.

      »Zeigen Sie die fertigen Aufnahmen dem Neurochirurgen«, fügte Dr. Metzler hinzu. »Er muß jeden Augenblick aus München eintreffen.«

      »Intraabdominale Blutungen«, meldete der Oberarzt Dr. Scheibler. »Vermutlich ist die Milz gerissen.«

      Dr. Metzler nickte. »Wir machen ihn auf.« Dann sah er Stefan an, der sich inzwischen keimfrei gemacht hatte und nun ebenfalls zum Operationsteam stieß. »Du machst eine Aufnahme vom Oberschenkel. Aufgrund der heftigen Blutungen vermute ich einen Oberschenkelschaftbruch.«

      Währenddessen hatte Dr. Scheibler schon den Bauchschnitt gesetzt.

      »Meine Güte«, stöhnte er jetzt auf. »Ein Wunder, daß er überhaupt noch lebt.«

      Auch in Dr. Metzlers Augen zeigte sich Entsetzen, dann entfernte er die gerissene Milz. In diesem Moment betrat Dr. Franz Teirich den Operationssaal. Er arbeitete als Neurochirurg in der Münchner Thiersch-Klinik, sprang in Notfällen aber auch in der Waldsee-Klinik ein.

      »Was sagen die Aufnahmen?« wollte Dr. Metzler wissen.

      »Schädelfraktur mit Epiduralhämatom«, antwortete Dr. Teirich knapp. »Ich muß eine Kraniotomie vornehmen, um das Blut abzusaugen.« Er schwieg kurz. »Dabei kann ich nur hoffen, daß das Gehirn nicht beschädigt worden ist.«

      »Petra, Sie assistieren Dr. Teirich«, ordnete Dr. Metzler an, woraufhin die OP-Schwester sofort den Standort wechselte. Ihren Platz nahm unaufgefordert der Assistenzarzt ein.

      Stefan kam mit den Aufnahmen vom Oberschenkel zurück. Er sah Dr. Metzler an. »Du hattest recht. Oberschenkelschaftbruch.«

      Wie aus dem Boden gewachsen standen plötzlich Dr. Daniel und seine Frau Manon im Operationssaal.

      »Karina hat uns alarmiert«, erklärte Dr. Daniel und trat zu seinem Sohn. Dann betrachtete er die Bruchstelle. »Ich bin kein Chirurg, aber ich würde sagen, das läßt sich nur operativ einrichten.«

      Stefan nickte, dann öffnete er die Bruchstelle und richtete die Bruchenden mit Hilfe seines Vaters ein, während Manon ihnen assistierte. Stefan fixierte die Bruchstelle mit einem Metallnagel, dann schloß er die Wunde. Das Bein wurde geschient und in einen Streckverband gelegt.

      »Es tritt immer noch Blut in den Bauchraum«, murmelte Dr. Metzler. »Wenn ich nur wüßte…«

      »Er kollabiert!« rief in diesem Moment seine Frau Erika, die in der Klinik neben Dr. Parker als zweite Anästhesistin arbeitete.

      Dr.

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