ТОП просматриваемых книг сайта:
Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740957599
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Juliane die Augen aufschlug und sich verwirrt umblickte.
»Wo… wo bin ich?« fragte sie kaum hörbar.
Der Arzt lächelte sie an. »In der Waldsee-Klinik. Ich bin Dr. Gerrit Scheibler, der Oberarzt.«
Juliane nickte schwach. Sie versuchte sich zu erinnern, was passiert war.
»Plötzlich war mir so komisch«, erklärte sie noch immer sehr leise. »Schwindlig… schwarz vor Augen… und dann weiß ich nichts mehr.«
»Sie hatten einen massiven Kreislaufzusammenbruch«, antwortete Dr. Scheibler ernst. »Ich fürchte, da müssen Sie ein paar Tage bei uns bleiben.« Besänftigend tätschelte er Julianes Hand. »Jetzt schicke ich erst mal Ihre Mutter herein. Sie macht sich bestimmt schon große Sorgen um Sie.«
Karola Weber war tatsächlich völlig aufgelöst, die beruhigenden Worte von Schwester Alexandra hatten nicht viel bewirkt.
»Was ist mit meiner Tochter?« stieß sie hervor.
»Sie hatte einen massiven Kreislaufzusammenbruch«, wiederholte Dr. Scheibler. »Der Grund dafür muß noch herausgefunden werden. Deshalb werden wir Ihre Tochter erst mal stationär aufnehmen und gründlich untersuchen.« Er lächelte. »Aber jetzt dürfen Sie zu ihr hineingehen.«
»Danke, Herr Doktor«, erwiderte Karola, doch sie machte keine Anstalten, das Untersuchungszimmer zu betreten.
»Möchten Sie mich noch etwas fragen?« wollte Dr. Scheibler wissen, da er ihr Zögern ganz richtig deutete.
»Ja, das heißt… nein, eigentlich nicht. Ich wollte nur… ich glaube, ich weiß, worin der Grund für diesen Zusammenbruch liegt«, brachte Karola ein wenig zögernd hervor. »Juliane ist sehr unglücklich verliebt. Sie kann nachts nicht schlafen, und zumindest seit ich hier bei ihr zu Besuch bin, hat sie auch kaum etwas gegessen. Sie… sie ist krank vor Liebe und Sehnsucht.«
Dr. Scheibler nickte. »So etwas ist gut möglich.« Sehr sanft berührte er Karolas Arm. »Wir werden Ihre Tochter trotzdem gründlich untersuchen, und vielleicht gelingt es uns ja sogar, ihr ein bißchen aus dieser Misere herauszuhelfen.«
Karola atmete auf, dann brachte sie sogar ein Lächeln zustande. »Ich bin froh, daß wir so zufällig hier gelandet sind.« Dankbar drückte sie Dr. Scheiblers Hand, dann betrat sie den Untersuchungsraum, wo Juliane noch immer auf der Liege lag.
»Du hast mir aber einen fürchterlichen Schrecken eingejagt, mein Kind«, erklärte Karola und griff dabei zärtlich nach Julianes Hand. »Der Doktor ist sehr nett. Er versucht, dir zu helfen.«
Doch Juliane schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Das kann er nicht… das kann niemand.«
*
»Schwester Alexandra, veranlassen Sie bitte, daß die Patientin stationär aufgenommen wird«, erklärte Dr. Scheibler, als er mit der jungen Krankenschwester allein war. »Anschließend legen Sie sie dann auf die Gynäkologie.«
Erstaunt sah Schwester Alexandra ihn an. »Auf die Gynäkologie? Aber ich dachte, sie hätte einen Kreislaufzusammenbruch gehabt.«
Dr. Scheibler nickte. »Das ist zwar richtig, doch diesem Kreislaufzusammenbruch könnte durchaus ein gynäkologisches Problem zugrunde liegen. Die Mutter der Patientin hat gesagt, sie hätte Liebeskummer.« Dann lächelte er. »Außerdem halte ich es gerade in diesem Fall für dringend erforderlich, daß sich Dr. Daniel der jungen Dame annimmt. Er hat im Umgang mit traurigen Mädchen mehr Erfolg und Erfahrung als wir alle zusammen.«
Alexandra lächelte nun ebenfalls. »Da haben Sie recht, Herr Oberarzt. Dr. Daniel ist ein Arzt, zu dem man einfach Vertrauen haben muß.«
»Deshalb werde ich ihn auch gleich anrufen«, beschloß Dr. Scheibler, betrat das Ärztezimmer und wählte die Nummer von Dr. Daniels Praxis. Wie immer meldete sich dort die junge Empfangsdame Gabi Meindl, legte das Gespräch auf Dr. Scheiblers Bitte aber unverzüglich ins Sprechzimmer.
»Robert, es tut mir leid, wenn ich Sie mitten in der Sprechstunde stören muß, aber ich hatte gerade eine Patientin mit einem massiven Kreislaufzusammenbruch«, erklärte Dr. Scheibler. »Wir werden sie hier gründlich untersuchen, aber ich denke, es wäre von Vorteil, wenn Sie sich die junge Frau auch ansehen würden. Ihre Mutter hat gesagt, sie hätte großen Liebeskummer, und erfahrungsgemäß haben junge Damen mit derartigen Herzschmerzen zu Ihnen immer besonders viel Vertrauen.«
Dr. Daniel mußte lachen, doch Dr. Scheibler hatte den Eindruck, als würde seine Stimme heute ein bißchen gezwungen klingen.
»In Ordnung, Gerrit, ich komme gleich nach dem Mittagessen in die Klinik«, versprach er.
Es war dann auch tatsächlich noch nicht einmal ein Uhr, als Dr. Daniel die Waldsee-Klinik betrat. Bereits in der Eingangshalle traf er auf den Oberarzt, der ihn sofort in die Gynäkologie hinüberbegleitete.
»Der körperliche Zustand von Fräulein Weber ist sehr bedenklich«, erzählte er dabei. »Sie scheint in letzter Zeit wirklich nur das Nötigste gegessen zu haben.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Denken Sie an Magersucht?«
Doch Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, keineswegs. Sie hat einfach keinen Appetit, dazu der Schlafmangel… ich fürchte, es wird nicht einfach sein, ihr zu helfen. Wahrscheinlich kann da nur die Zeit heilen.«
»Wissen Sie etwas Genaueres über ihren Liebeskummer?«
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, daß sich der Mann, den sie liebt, mit einer anderen verlobt hat.«
»Das ist ja in der Tat schon schlimm genug«, urteilte Dr. Daniel.
Inzwischen hatten sie das Zimmer erreicht, in dem Juliane lag, und Dr. Daniel trat nach kurzem Anklopfen ein. Die junge Frau wandte den Kopf, dann richtete sie sich ein wenig auf.
»Guten Tag, FräuleinWeber«, grüßte Dr. Daniel mit einem herzlichen Lächeln. »Ich bin Robert Daniel, der Gynäkologe von Steinhausen und überdies Direktor dieser Klinik.«
Juliane erschrak. »Gynäkologie? Bin ich denn… schwanger?«
Aufmerksam sah Dr. Daniel sie an. »Daran dachten wir eigentlich nicht. Ich bin vielmehr gekommen, weil Dr. Scheibler mich darum gebeten hat. Er sagte, Sie seien sehr deprimiert, und ich weiß aus langjähriger Erfahrung, daß da ein eingehendes Gespräch oft mehr nützt als die gründlichste Untersuchung.« Er schwieg einen Moment. »Wäre es denn möglich, daß Sie schwanger sind?«
Juliane zögerte, dann nickte sie. »Ja, Herr Doktor, möglich wäre das schon.« Mit zitternden Fingern strich sie sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. »Klaus und ich… wir wollten heiraten… das heißt, er sagte, daß er mich heiraten wolle, aber dann… angeblich hat sein Vater ihn gezwungen, sich mit einer anderen Frau zu verloben, doch das glaube ich inzwischen nicht mehr. Dafür sieht er viel zu glücklich aus.«
»So etwas tut sehr weh«, meinte Dr. Daniel mitfühlend, dann griff er nach Julianes Hand. »Vielleicht sollten wir ganz zur Sicherheit einen Schwangerschaftstest machen. Wenn er wirklich positiv ausfällt, dann…« Er zögerte, sprach aber schließlich doch weiter. »Viele junge Männer entscheiden sich auf einmal ganz anders, wenn sie erfahren, daß sie im Begriff sind, Vater zu werden.«
Juliane schüttelte den Kopf. »Daran ist bei Klaus nicht zu denken. Er ist verlobt, und das wiegt in seiner Familie etwa so schwer wie eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn. Das alles erinnerte ihn an das Gespräch mit Sarina von Gehrau, das er vor noch nicht allzu langer Zeit geführt hat. Zufälligerweise hieß ihr Verlobter doch auch Klaus. Oder… war das vielleicht gar kein Zufall? Obwohl es ihn drängte, danach zu fragen, ließ er es im Moment noch bleiben. Er wollte in Juliane jetzt nicht noch mehr Schmerzen wecken. Es fiel ihr anscheinend sowieso schon schwer genug, überhaupt über diesen Klaus zu sprechen.
Er stand auf.