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Boden. »Ich verstehe nicht.«

      Roof richtete seinen Hemdkragen und zog ihn an seinem Nacken hoch. »Was gibt es denn daran nicht zu verstehen, Cyrus?«, fragte er und sah in die Ferne. »Ich kannte Marcus Battle. Wir haben zusammen in Syrien gedient. Er …«

      Roof verlor sich daraufhin in seinen Erinnerungen und Skinner fragte sich, wohin die Gedanken des Generals wohl gerade wanderten. Er wusste, dass Roof in Syrien gedient hatte. Jeder wusste das. Jeder wusste, dass er dort seinen ersten Mann getötet hatte, seine erste Frau, sein erstes Kind. Sie wussten auch, dass Roof in Syrien fast gestorben wäre. Doch niemand wusste, wie. Alles, was es dazu zu erzählen gab, war nicht mehr als Lagerfeuertratsch auf langen Erkundungstouren.

      »Er hat was?«, fragte Skinner und holte Roof damit wieder abrupt in die Gegenwart zurück.

      Roof blinzelte ein paar Mal schnell hintereinander und sah dann Skinner an. »Er hat mein Leben gerettet.«

      Skinners Gesichtsausdruck musste seine absolute Überraschung widerspiegeln, denn Roof trat unwillkürlich einen Schritt zurück und sah zu Boden, als schäme er sich für das, was er gerade enthüllt hatte.

      Skinner deutete mit dem Kopf zum Stadion hinüber. »Deshalb haben Sie ihn nach dem Jones am Leben gelassen?«

      »Zum Teil«, sagte er. »Ich habe aber außerdem eine gute Möglichkeit gesehen, Zugang zum Canyon zu bekommen.«

      »Und er hat Sie nicht erkannt?«, fragte Skinner. »Obwohl er Ihnen damals das Leben gerettet hat?«

      »Sieht ganz so aus«, sagte Roof. »Vielleicht sind es die Haare oder der Bart. Außerdem habe ich zugenommen und bin älter geworden. Wer weiß das schon?«

      Ein Grinsen breitete sich auf Skinners Gesicht aus. »Jetzt verstehe ich«, sagte er zähnefletschend und die Worte kamen abschätzig von seinen trockenen, rissigen Lippen. »Deshalb wollten Sie nicht, dass ich ihn töte. Deshalb wollten Sie, dass er direkt zu Ihnen gebracht wird.« Skinner schüttelte angewidert den Kopf. Er zog heftig die Luft durch die Nase ein und spie dann einen dicken Batzen Rotze auf den Boden. »Ich frage mich, was die anderen Generäle wohl dazu sagen würden.«

      Roof schob sein Kinn nach vorn und machte mit breiten Schultern einen schnellen Schritt auf Skinner zu. Er stieß seinen Finger in die Brust des Captains. »Passen Sie auf, was Sie sagen, Cyrus.« Er stieß noch einmal mit seinem Finger zu. »Vergessen Sie nicht, wo Ihr Platz ist.«

      Skinner hielt dagegen, sodass sich Roofs Finger unter dem Druck bog. »Ich habe überhaupt nichts vergessen, General. Ich werde auch in Zukunft nichts vergessen.« Seine Augen tauchten tief in die Augen von Roof ein und er starrte ihn an, bis es unangenehm wurde. »Sie haben eine Schwäche für Mad Max. Das wird noch viele Menschen das Leben kosten.«

      Mit einer blitzschnellen Bewegung, die Skinner nicht kommen sah, ergriff Roof sein Handgelenk, riss es nach oben und schlang seine dicken, muskulösen Finger um Skinners Hals. Er presste die Überraschung in das purpurrote Gesicht des Captains. Skinner versuchte erfolglos Roofs Handgelenk und Unterarm zu ergreifen, um den Griff zu lockern.

      Obwohl Skinner seinen General an Muskelmasse locker übertraf und versuchte seine außergewöhnliche Kraft zu nutzen, war Rufus Buck überraschend stark in seiner adrenalingetriebenen Wut. Skinner war gerade dabei, diesen Kampf zu verlieren. Das schwindelerregende Brummen in seinem Kopf, das durch die zusammengebissenen Zähne von Roof, die er nur noch verschwommen wahrnahm, noch zunahm, machte es nur noch schlimmer. Roof trieb ihn rückwärts vor sich her, bis er den Halt verlor und zu Boden ging.

      Skinners Hut flog weg, als sein Kopf zuerst nach hinten gerissen wurde und dann mit einem widerlichen, dumpfen Geräusch auf den Boden knallte. Beim Aufprall biss er sich in die Zunge und hatte sofort den warmen, metallischen Geschmack seines eigenen Blutes im Mund.

      Roof war jetzt über ihm und fixierte ihn mit seinem ganzen Gewicht auf dem Boden. Mit aller Kraft drückte er Skinners Hals nach unten. Mit seiner freien Hand griff er nach Skinners Gesicht und presste es seitlich auf den harten, schmutzigen Boden.

      Skinner war jetzt kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Doch bevor er ohnmächtig wurde, lockerte Roof den Griff an seinem Hals. Skinner japste nach Luft und verschluckte sich an dem Blut, das in seinen Rachen rann. Er rollte sich auf die Seite und hustete hektisch, bis seine Brust brannte. Als er die Augen öffnete, kehrte seine Sicht allmählich zurück, und er sah dunkelrote Spritzer vor sich auf dem Boden.

      Seine Zunge war geschwollen und pochte vor Schmerz. Er zog die Knie an die Brust und griff nach seinem verwundbaren Nacken. Sein Körper konnte sich offenbar nicht entscheiden, auf welchen Schmerz er sich konzentrieren sollte. Alles tat weh.

      »Sie Made haben überhaupt keine Ahnung«, knurrte Roof mit einer finsteren Stimme, die Skinner noch nie zuvor von ihm gehört hatte. »Also haben Sie sich auch kein Urteil zu erlauben. Machen Sie das nie wieder, Cyrus. Nehmen Sie sich noch einen einzigen falschen Ton heraus, versuchen Sie mich zu bedrohen und ich mache Sie ein für alle Mal fertig.«

      Roof bekräftigte seine Worte mit einem wuchtigen Tritt in Skinners Rücken. Skinner stieß einen Schrei aus, der sich anhörte wie ein Frosch, der im Maul einer Mokassinschlange stirbt. Er nahm die Lautäußerung nicht als seine eigene Stimme wahr, wusste aber, dass der schrille Schrei von ihm stammen musste. Der verlässlich pulsierende Schmerz in seinem Rücken versicherte ihm, dass dies der Fall war.

      Skinner hatte weder die Kraft noch genug Luft, geschweige denn eine funktionierende Zunge, um noch etwas zu ihrer Auseinandersetzung beizutragen. Er konnte fühlen, wie das Gewicht seines Körpers auf der Suche nach etwas Komfort in den Boden sank. Durch den Nebel des Schmerzes dachte Skinner bei sich: Das ist der Roof, den ich kenne.

      ***

      General Roof marschierte zum Stadion zurück. Er ballte seine Hände immer wieder zu Fäusten, bevor er sie erneut öffnete und dabei seine Finger so weit streckte, wie es möglich war.

      Er stürmte durch den Eingang und ging zurück in den Besprechungsraum, der neben dem Zimmer lag, in dem er, seit letzter Woche geschlafen hatte. Sein Bein schmerzte, als zöge ein Sturm auf. Seine Zähne waren fest zusammengebissen, bis er sprach.

      »Computer an«, befahl er. Das Trio der Breitbildschirme flackerte auf. »Konferenz mit den Generälen. Live-Chat.«

      Eine Reihe von Zahlen und Buchstaben bewegte sich daraufhin über den mittleren Bildschirm. Er wurde schwarz und startete neu, bevor Roofs Gesicht auf dem fünfzig Zoll großen Screen erschien. Die Monitore zu beiden Seiten klickten und summten.

      Auf dem linken Bildschirm, der General Harvey Logan zugewiesen war, blinkte die Meldung »Verbindung offline«. Rechts tauchte das noch verpixelte Gesicht von General Parrott Manuse auf, das sich allmählich scharf stellte.

      »Was ist los, Roof?«, fragte Manuse und rieb sich das Kinn, das aussah wie aus Play-Doh-Knete modelliert. Er kaute auf etwas herum. »Ich esse gerade zu Mittag«, schmatzte er. Hinter ihm stand ein Mann mit roten Stiefeln. Es war Manuses Sicherheitschef.

      »Ich will sichergehen, dass alle an Bord sind, soweit es den Plan betrifft«, sagte Roof.

      Manuses Gesicht auf dem Monitor wurde größer. Seine ohnehin mandelförmigen Augen verengten sich weiter. »Dein Gesicht ist rot«, sagte er. »Und du schwitzt. Was ist los?«

      »Wir warten noch auf Harvey«, sagte Roof. »Er ist noch nicht online.«

      Manuse spießte mit seiner Gabel etwas auf und schaufelte es sich zwischen die Zähne. Seine Augen bewegten sich nach rechts, während er mit offenem Mund kaute. »Ich sehe ihn auch nicht. Wo steckt er denn?« Der Mann mit den roten Stiefeln brachte ihm eine Flasche Bier und zog sich dann in den hinteren Bereich des Raumes zurück.

      »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Roof. »Es ist Sonntag. Normalerweise bleibt er da im Haus.«

      »Hm.« Manuse setzte die Flasche an die Lippen und stürzte den Inhalt hörbar hinunter. Sein ausgeprägter Adamsapfel hob und senkte sich, während er so lange trank, bis die Flasche leer war. Er ließ die Lippen erneut aufeinanderschmatzen

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