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Haut hatte ihren glatten braunen Teint wundervoll ergänzt. Sein Puls beschleunigte sich, als sich in seinem Kopf die Szenen abspielten, die geschehen waren, bevor er auf der klumpigen Matratze eingeschlafen war. Bevor er das Zelt hatte verlassen müssen, weil Battle mitten in der Nacht mit dringenden Neuigkeiten aufgetaucht war.

      »Weißt du«, sagte sie und trat näher, »du bist der erste Mann seit langer Zeit, der …« Sie lächelte. Ihre Augenbrauen kräuselten sich zu einem Bogen und beendeten so den Satz an ihrer Stelle.

      Baadal wollte sie am liebsten sofort zurück ins Zelt schieben, aber er wusste, dass das warten musste. Es gab schließlich etwas zu erledigen.

      »Und du bist die erste Frau in ich weiß nicht wie langer Zeit.«

      Sie berührte seine Brust mit ihrer flachen Hand. Ihre Augen verrieten ihm, dass sie genauso begierig darauf war wie er, sich im anderen zu verlieren.

      Das Lächeln verschwand aus Baadals Gesicht. »Ich muss dich daran erinnern«, sagte er ernst, »dass ich kein guter Mann bin.«

      Juliana Paagal nahm ihre Hand von seiner Brust und berührte Baadals glatte Wange. »Und ich bin keine gute Frau«, gab sie zurück. »Aber wir sind beide Überlebende. Das ist der Punkt, von dem aus wir neu anfangen können. Ich wünschte, ich hätte dich schon früher besser kennengelernt.«

      Ihre Augen wandten sich von seinen ab und sie blickte über seine Schulter. Baadal drehte sich um und sah, was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

      »Ich muss leider schon wieder stören«, sagte Marcus Battle mit Lola und Sawyer im Schlepptau. »Es tut mir leid. Ich will kein Spielverderber sein.«

      Paagal ließ die Hand sinken und schüttelte den Kopf. »Ist schon okay.«

      »Ist es offenbar nicht«, sagte Battle. »Sie haben nämlich Ihren Kopf geschüttelt, als Sie gesagt haben, es sei okay. Unterbewusst wäre es Ihnen also lieber, wenn ich Sie nicht gestört hätte.«

      Paagal verzog den Mund zu einem Schmunzeln. »Sie verabreichen mir gerade sozusagen eine Dosis meiner eigenen Medizin?«

      Battle zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Doch ich glaube, Sie werden hören wollen, was wir zu sagen haben.«

      Lola stellte sich neben Battle. Sie nahm Sawyers Hand und hielt sie fest. Ihre Finger und die ihres Sohnes griffen ineinander. Paagal verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Was ist los?«, fragte Baadal, als niemand etwas sagte. Er spürte, dass Battle, Lola und Sawyer ihnen etwas Wichtiges und Dringendes mitzuteilen hatten. Er konnte es an ihren Gesichtern ablesen.

      Battle, so hatte er festgestellt, trug einen wirklich treffenden Namen. Das lag nicht nur an seinen Überlebensfähigkeiten oder seinem Kampfeswillen, es lag auch daran, dass der Mann immer so aussah, als hätte er Schmerzen und als würden große Konflikte in ihm brodeln. Marcus Battle wirkte auf ihn wie ein Vulkan, der bis zum Bersten unter Spannung stand und stets bereit war, unter den richtigen – oder falschen – Bedingungen auszubrechen.

      Was Lola anbetraf … obwohl Baadal sie erst kurze Zeit kannte, war er zu dem Schluss gekommen, dass ihre Emotionen wie ein offenes Buch waren … und zwar ein Buch mit großer, fett gedruckter Schrift. Was sie empfand, breitete sich unmittelbar auf ihrem Gesicht aus und spiegelte sich in ihren Bewegungen ebenso wie im Tonfall ihrer Stimme wider.

      Lola drückte die Hand ihres Sohnes und räusperte sich. »Battle hat uns erzählt, dass Sie gegen das Kartell in den Krieg ziehen. Sie planen das schon lange, hat er gesagt.«

      Paagal nickte. Ihre Augen wanderten zwischen Lola und Battle hin und her. »Ja, das ist richtig.«

      »Er sagte, Sie würden uns helfen, den Wall zu überwinden, wenn wir jetzt erst einmal hierbleiben und mit ihnen kämpfen«, sagte Lola.

      »Ja, auch das ist richtig.«

      »Sind Sie wirklich in der Lage, uns auf die andere Seite zu bringen?«

      »So ist es.«

      Lola machte zusammen mit Sawyer, einen Schritt auf Paagal zu, und hielt der Anführerin der Dweller ihre freie Hand hin. Paagal nahm das Angebot an und schüttelte fest Lolas Hand.

      »Wir werden kämpfen«, sagte Lola entschlossen. »Was auch immer wir tun müssen, um sie zu besiegen, wir werden es tun.«

      Paagal ließ Lolas Hand wieder los und nickte. »Gut«, sagte sie. »Wir werden heute Abend zusammenkommen, um zu besprechen, wie wir vorgehen werden. Der Plan selbst ist bereits in vollem Gange.«

      Battles Augen bekamen einen harten Glanz und er straffte die Schultern. »Was meinen Sie mit: in vollem Gange

      Baadal hatte schon vermutet, dass es bei dem Gespräch, wegen dem er das Zelt hatte verlassen müssen, um den Plan ging, den Paagal initiiert hatte. Er beobachtete, wie sie ihre Lippen aufeinanderpresste. Vermutlich wog sie gerade die Vor- und Nachteile ab, zu viele Informationen an vergleichsweise Außenstehende weiterzugeben.

      »Kommen Sie schon«, drängte sie Battle. »Wir werden für Sie kämpfen und unser Leben für Ihre Sache aufs Spiel setzen, da können Sie uns ruhig sagen, was gerade geschieht.«

      Paagal verschränkte die Arme und lächelte herablassend. »Wir sollten unsere für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung nicht mit Selbstlosigkeit verwechseln.«

      »Was soll das heißen?«, fragte Lola.

      Paagal öffnete den Mund, um zu antworten, hielt dann aber inne. Sie holte tief Luft und blies sie durch ihre zusammengepressten Lippen wieder aus. »Es bedeutet«, sagte sie, »dass wir hier eine Vereinbarung auf Gegenseitigkeit haben. Ihr helft uns, wir helfen euch. Das meinte ich auch, als wir heute Morgen miteinander gesprochen haben. Ihr helft uns schließlich nicht aus purer Herzensgüte, Lola, und wir bringen euch nicht zum Wall, weil wir einen kostenlosen Taxiservice anbieten.«

      Battle sah zuerst Lola und dann wieder Paagal an. Er zeigte mit dem Finger auf sie und sprach in gemessenem, aber kraftvollen Ton. »Niemand außer Ihnen hat etwas von Selbstlosigkeit oder Geschenken gesagt. Ich meinte damit nur, dass Sie uns genug vertrauen müssen, um uns die Informationen zu geben, die wir für den Kampf brauchen. Egal, was die Motivation für unsere Unterstützung sein mag, soviel schulden Sie uns auf jeden Fall.«

      »Ich schulde Ihnen gar nichts«, entgegnete Paagal knapp. »Sie sind als Gäste hierhergekommen. Sie können uns verlassen, wann immer Sie wollen.« Sie hob nun ihrerseits den Finger und zeigte auf Battle, Lola und Sawyer.

      Paagal trat näher an Battle heran, die Arme an ihre Seiten gepresst. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Jeder Anflug eines Lächelns war jetzt aus ihrem wütenden Blick verschwunden. »Das ganze Geheimnis besteht darin, den Feind zu verwirren, damit er unsere wirklichen Absichten nicht ergründen kann«, zischte sie. »Derjenige, der zuerst auf dem Schlachtfeld erscheint und den Feind erwartet, wird in aller Frische den Kampf führen.«

      »Sie können Sun Tzu zitieren«, sagte Battle trocken, und sein Blick hielt dem ihrem stand. »Doch das macht Sie noch lange nicht zu einem General.«

      »Soldat sein auch nicht«, polterte sie zurück und ihre muskulösen Arme spannten sich mit der Intensität ihrer Worte an. »Ein Mann am Rande des Wahnsinns ist mit Sicherheit kein guter militärischer Führer. Sie sprechen von Vertrauen? Vertrauen Sie mir denn, wenn ich Ihnen sage, dass wir bereits dabei sind, den Krieg zu gewinnen? Entweder kommen Sie heute Abend zu unserer Zusammenkunft dazu und hören still zu, welche Schritte als Nächstes geplant sind, oder Sie lassen es bleiben.«

      Paagal machte auf dem Absatz kehrt und wandte sich wieder ihrem Zelt zu. Sie schob die Zeltplane zur Seite, bückte sich unter den niedrigen Eingang und verschwand. Baadal sah Battle entschuldigend an und folgte seiner Geliebten ins Zelt.

      »Was zur Hölle war das denn?«, fragte Lola.

      »Sie hat mich gerade wissen lassen, wer hier das Sagen hat«, erklärte er, »und wir sind es nicht.«

      ***

      Battle bedeutete Lola und Sawyer, ihm zurück

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