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Canyons verkrustet waren. Sein Gesicht rötete sich. Er zuckte zusammen, als sie ihre Hand auf seinen Arm legte und ihn sanft drückte. »Es ist schon okay«, sagte sie. »Mich stört es nicht, aber die anderen haben dich komisch angesehen, und ich möchte nicht, dass sie dich komisch ansehen.«

      Battle blickte über Lolas Schulter nach vorn. Die anderen hatten sich nun wieder ihren Aufgaben zugewandt. Nur Sawyer starrte ihn an. Battle lächelte den Jungen vorsichtig an und bemerkte dann, wie Lola ihn aufmerksam musterte.

      »Es ist mir egal, was sie denken«, sagte er. »Wir werden sowieso nicht mehr lange hier sein.«

      Lola trat zurück und verlagerte das Gewicht des Korbs, den sie nun auf ihre Hüfte gestützt trug. »Werden wir nicht? Was weißt du? Was hast du uns noch nicht gesagt?« Sie blickte über ihre Schulter hinweg zu den Dwellern und wieder zurück zu Battle.

      »Der Krieg steht jetzt unmittelbar bevor«, entgegnete er leise. »Die Dweller sind bereit, zu kämpfen, und ich bin mir sehr sicher, dass das auch für das Kartell gilt.«

      Lola blickte ihn durchdringend an. »Woher weißt du das?«

      »Es gibt deutliche Anzeichen«, erklärte Battle. »Paagal ist bereit, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um das Kartell zu vernichten. Sie hat in jeder größeren Stadt Spione, die jeden Moment angreifen könnten.«

      »Und was ist mit dem Kartell?«, fragte sie und suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort. »Woher willst du wissen, wie ihre Pläne aussehen?«

      Battle kratzte sich an der Stirn. »Charlie Pierce war einer von ihnen«, sagte er. »Er hat ihnen die ganze Zeit über Informationen geliefert. Letzte Nacht hat er einen Dweller getötet, woraufhin ich ihn ebenfalls umgebracht habe.«

      Lolas Mund klappte auf, ihre Arme fielen herunter und der Korb stürzte zu Boden. Die Gurken rollten durch den roten Staub. »Pierce?« Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ihre Lippen zitterten. »Wir können nicht entkommen. Egal wohin wir auch gehen. Wir können niemals entkommen.«

      Battle wollte seine Arme um sie legen. Er wollte sie trösten und ihr versprechen, dass eine Flucht möglich war … dass sie einen Ort außerhalb der Reichweite des Kartells finden würden … einen Ort, zu dem das Böse keinen Zutritt hatte, das die Welt in seinen Fängen hielt. Er bemühte sich, auf Sylvia und Wesson zu hören und seinem immer stärker wachsenden Bedürfnis nach menschlichem Kontakt und nach einer emotionalen Verbindung, nachzugeben.

      Doch stattdessen rückte er jetzt die SIG Sauer in seinem Hosenbund zurecht. »Wir haben zwei Optionen«, erklärte er und kniete sich hin, um die Gurken wieder in den Korb zu legen.

      Lola biss sich auf die Unterlippe, während sie sich bückte, um ihm zu helfen. Sie zog den Korb zu sich.

      Er warf drei Gurken auf einmal in den Korb und hob dann den Zeigefinger. »Wir können jetzt sofort aufbrechen«, sagte er. »Du, Sawyer und ich. Wir finden schon einen Weg zum Wall und auf die andere Seite.«

      »Oder?«

      Er hielt Zeige- und Mittelfinger nach oben. »Wir bleiben hier und kämpfen. Wir schlagen das Kartell zurück, und danach hilft Paagal uns, auf die andere Seite zu gelangen.«

      Sie standen nun beide auf. Lola wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei hielt sie den Mund fest geschlossen und kaute auf der Innenseite ihrer Unterlippe.

      »Paagal sagt, dass gerade Plünderer das Gebiet am Wall unsicher machen«, fügte Battle hinzu. »Wir könnten ihre Hilfe wahrscheinlich gut gebrauchen.«

      Lola holte tief Luft und presste sie dann mit aufgeblasenen Wangen wieder heraus. Es schien so, als wolle sie die Luft aus ihrem ganzen Körper ablassen. »Wir müssen kämpfen«, sagte sie. »Diese Menschen haben uns geholfen. Wir kämpfen, dann gehen wir.«

      Battle neigte überrascht den Kopf zur Seite, zog seine Schultern nach hinten und richtete sich auf. Ihre Entschlossenheit gefiel ihm. Sie war nicht mehr länger die besiegte Frau, die er vor dreizehn Tagen kennengelernt hatte.

      »Einverstanden«, antwortete Battle. »Wir kämpfen, und dann machen wir uns auf den Weg zum Wall.«

      »Was ist denn auf der anderen Seite des Walls?« Sawyer hatte sich unbemerkt an sie herangeschlichen.

      »Das ist eine wirklich gute Frage«, erwiderte Battle. »Ganz ehrlich … ich weiß es nicht.«

      Sawyer nahm seiner Mutter den Korb ab. »Was, wenn es dort schlimmer ist als auf dieser Seite des Walls?«, fragte er. »Was, wenn wir es hier besser hätten als dort?«

      Lola schnaubte. »Ich weiß nicht, was noch schlimmer sein könnte, als unter der Knute des Kartells dahinzuvegetieren«, stieß sie bitter hervor. Ihre Augen blitzten vor Wut, bevor sie sich mit Traurigkeit füllten. »Du weißt, was ich tun musste, damit wir am Leben bleiben.«

      Sawyer zuckte zusammen und machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Offenbar war er überrascht von ihrer heftigen Reaktion. »Ich habe doch nur gesagt …«

      »Wir wissen, was du meinst«, sagte Battle leise. »Deine Frage ist auch durchaus berechtigt, Sawyer. Wir könnten vom sprichwörtlichen Regen in die Traufe kommen. Aber hier können wir auch kein gutes Leben führen.«

      Sawyers Blick wanderte zwischen seiner Mutter und Battle hin und her. »Warum nicht?«

      Battle hatte keine Antwort darauf. Er hatte keine Ahnung, wie er einem Dreizehnjährigen erklären sollte, warum sie nicht bei den Dwellern im Canyon bleiben konnten. Aber er wusste instinktiv, dass dies nicht der richtige Ort für sie war.

      Battle hatte schon oft in ähnlichen Umgebungen gelebt … in Widerstandsnestern, die versuchten, mächtige Despoten zu stürzen. Wenn der Aufstand scheiterte, starben sie alle oder sie vegetierten in Todesangst vor sich hin, und das unter Bedingungen, die tausendmal schlechter waren als die, unter denen sie zuvor gelebt hatten. In den Fällen, in denen sie den meist knappen Sieg davontrugen, mussten die Aufständischen anschließend einen vollkommen kaputten Staat regieren. Bestenfalls gelang es ihnen, eine dünne Decke der Zivilisation und Ordnung über ein gesetzloses Land zu legen. Im schlimmsten Fall brachte das durch den Aufstand entstandene Machtvakuum neue, noch gewalttätigere Fraktionen hervor, die daraufhin erneut bis aufs Blut um die Herrschaft kämpften. Am besten befanden sie sich daher nicht auf der Südseite des Walls, wenn einiges davon oder all das hier eintrat.

      Battle trat zu Sawyer und legte dem Jungen die Hände auf die Schultern. »Wir können hier nicht leben«, sagte er. »Wir können es einfach nicht.«

      

      Kapitel 6

      

       25. Oktober 2037, 13:45 Uhr

       Jahr fünf nach dem Ausbruch

       Houston, Texas

      Ana wiegte ihre Tochter tröstend auf dem Schaukelstuhl vor und zurück und ihre Zehen rollten auf dem kalten Holzboden auf und ab. Anas Bluse war aufgeknöpft. Sie war gerade fertig geworden mit dem Stillen und das Baby griff jetzt nach ihrem offenstehenden Kragen. Das kleine Mädchen gab leise gurrende Laute von sich und machte ein Bäuerchen in den Nacken ihrer Mutter.

      Ana schloss die Augen, während sie ihr Kind schaukelte. Vor und zurück. Vor und zurück. Die Bewegung beruhigte das Baby. Für die Mutter fühlte es sich eher wie ein Äquivalent der Unruhe an, so als liefe sie ängstlich auf und ab. Erneut flutete Bedauern ihre Gedanken.

      Sie hätte sich niemals den Dwellern anschließen dürfen. Sie hätte niemals zustimmen sollen, das zu tun, was jetzt von ihr verlangt wurde. Sie hätte dieses Kind niemals bekommen dürfen.

      Eine Welle von Schuldgefühlen überschwemmte sie, als dieser letzte Gedanke sich immer tiefer in ihrem Kopf festsetzte. Sie nahm ihre Hand vom Rücken des Babys und streichelte sanft das kleine Köpfchen. Ihr schwarzes Haar war so unglaublich weich.

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