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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Aber er soll bei unserem Zeitvertreib mittun; abschreiben soll er uns helfen!« rief Eike.
»Uns abschreiben helfen? Das ist ein köstlicher Gedanke,« lachte der Graf.
»Um unter dieser Bedingung dürfte er hier bleiben, müsst Ihr ihm sagen, wir brauchten notwendig noch eine fleißige Schreibhand. Haltet Ihr es für möglich, dass er darauf eingeht?«
»Nun und nimmermehr! Ja, wenn es sich um einen gewagten Heckenritt handelt, so einen beuteverheißenden Schnapphahnzug, — da steht er seinen Mann, aber vor Geschreibsel in Klausur nimmt er Reißaus und lässt uns seines Rosses Eisen sehen.«
»Und dann haben wir gewonnen Spiel,« lachte nun auch Eike aus frohem Herzen.
»Eike, wenn das glückt,« sagte der Graf, »lass’ ich hoch oben am Bergfried als Abschiedsgruß für den fahrenden Ritter eine Fahne heraushängen. Heute Mittag bei Tische werd’ ich’s ihm beibringen, und dann pass’ einmal auf, wie schleunig er Fersengeld gibt. Und sobald er zum Tore hinaus ist, lasse ich die Brücke ausziehen, damit er sich draußen nicht etwa eines anderen besinnt, umkehrt und wieder hereinkommt. Und dann, heut' Abend, da trinken wir eins auf seinen Ritt ins Blaue, denn wo er zu Nacht Unterschlupf suchen soll, weiß er gewiss selber nicht; er findet ja nirgend eine offene Tür.« —
Die Mittagsstunde kam heran und sollte für den Grafen und Eike zunächst eine unliebsame Überraschung bringen, auf die sie nicht gefasst sein konnten und die in ihrem Angriffsplan eine kleine Verschiebung verursachte.
Kaum hatten sich die drei Herren mit der Gräfin zu Tische gesetzt, als Ritter Dowald anfing:
»Euer Secretarius Wilfred Bogner hat mir die seltsam lautende Mitteilung gemacht, Graf Hoyer, dass er mit dem hier gegenwärtigen Herrn ein neues Gesetzbuch über höchst sonderbare Rechte ausarbeitet. Was soll denn das, wenn ich fragen darf, für ein Gesetzbuch werden, Herr von Repgow?«
Die beiden Männer stutzten erst und krausten unwillig die Stirnen, brachen aber dann in ein schallendes Gelächter aus, in das auch Gräfin Gerlinde belustigt mit einstimmte.
»Der Fred ist wohl verrückt geworden,« schäumte danach Graf Hoyer auf, »der und an einem Gesetzbuche mitarbeiten! Der Schreibknecht meines gelehrten jungen Freundes ist er, und für ihn abschreiben soll er, weiter nichts. Aber wie seid Ihr denn mit dem Windbeutel zusammengekommen?«
»O, wir sind gute Bekannte,« erwiderte Dowald, »ich traf ihn einmal weit von hier, auf einsamen Wegen, abseits von der Landstraße, die ich, einer unabweislichen Einladung folgend, dahinritt. Da hörte ich aus geringer Entfernung plötzlich ein fürchterliches Zetermordiogeschrei und sprengte schnurstracks darauf los, um vielleicht schwer Bedrängten, von Räubern Angefallenen zu Hilfe zu kommen. Es war auch so, wie ich vermutete. Eine Bande nichtsnutzigen Gesindels hatte zwei wandernde Juden ausgeplündert, ihnen ihre ganze Barschaft ab genommen, sie dann Rücken an Rücken mit Stricken zusammengebunden und war eben im Begriff, die vor Todesangst Zitternden in den vorüberfließenden Bach zu werfen. Ich, wie der Blitz aus den Bügeln, packte den Rädelsführer, Euren Wilfred, am Kragen und zwang ihm mit gezogenem Schwerte das geraubte Geld, ein rundes, nicht zu verachtendes Sümmchen, wieder ab, während das übrige Gelichter sich eilig aus dem Staube machte. Dann band ich die beiden Juden los, die nicht wussten, wie sie mir danken sollten und allen Segen des Gottes Israels auf mein Haupt herabbeschworen.«
Die Tischgenossen hatten dem Erzähler aufmerksam zu gehört und harrten nun des noch Fehlenden, denn dies konnte unmöglich das Ende der Geschichte sein, und dass der hier als preislicher Held auftretende Ritter damit zurückhielt, kam ihnen verdächtig vor. Sie wollten darum alles wissen, und um von dem Ruhmredigen den Austrag des Überfalles zu erfahren, richtete zuerst Eike die Frage an ihn:
»Habt Ihr denn den Rädelsführer nicht weidlich durchgeprügelt oder ihm sonst einen unvergesslichen Denkzettel erteilt?«
»Nein, mich tätlich an ihm zu vergreifen hielt ich unter meiner Ritterehre,« versetzte Dowald stolz. »Aber er musste mir seinen Namen nennen, und ich sagte ihm auch den meinigen mit dem Zusatz, ich wäre Gerichtsherr in dem Gau und würde mir sein Malefizgesicht auf das Genaueste merken. Darob erschrak er gewaltig und flehte mich himmelhoch an, Gnade zu üben und ihn laufen zu lassen. Das tat ich denn auch, die Juden aber nahm ich mit, das heißt, ich ließ sie neben meinem Pferde einhertrotten so lange, bis sie vor den vielleicht in der Nähe auf sie lauernden Strichvögeln sicher sein konnten.«
»Und das geraubte Geld gabt Ihr den beiden Juden natürlich zurück,« sagte der Graf.
»Zur Hälfte,« erwiderte Dowald, »die andere Hälfte behielt ich als verdienten Lohn für die Lebensrettung.«
»Nur die Hälfte behieltet Ihr? Wie großmütig!«
»O sie waren sehr erfreut, soviel wiederzubekommen.«
»Hatten gar nichts erwartet, nicht wahr?«
»Es schien mir in der Tat so,« gab Ritter Dowald zu ohne den Sinn dieser fast beleidigenden Frage zu verstehen.
»Nun aber bitte ich Euch, Eurem Schreiber den jugendlichen Schelmenstreich nicht nachzutragen,« schloss.er.
»Deswegen könnt Ihr ruhig schlafen,« erwiderte der Graf. »Dieser jugendliche Schelmenstreich, wie Ihr die Beraubung harmloser Wanderer mit gewohnter Milde nennt, wird wohl nicht der einzige von ihm verbrochene sein. Er hat aus seiner Vagantenzeit gewiss mehr solcher Stücklein auf dem Kerbholz, von denen ich nichts weiß und nichts wissen will.«
»Recht so, Graf Hoyer! Wir sind doch auch einmal jung gewesen.«
»Ja freilich! Und Ihr seid es beinahe noch, so tapfer und geschäftklug habt Ihr Euch bei dem Handel benommen,« sprach der Graf mit anzüglichem Tone.
Dowald fühlte den ihm versetzten Stich und schwieg.
Ihm ward durch diese recht deutliche Anspielung doch allmählich klar, dass er sich mit der Erzählung der abenteuerlichen Begebenheit in ein sehr ungünstiges Licht gerückt hatte.
Auch die anderen saßen unter diesem Eindrucke eine Weile stumm da, bis Gräfin Gerlinde das Gespräch wieder aufnahm mit der Frage:
»Habt Ihr bei Eurem unverhofften Wiedersehen mit dem ehemaligen Strichvogel die Erinnerung an jenes erste Zusammentreffen aufgefrischt Herr Ritter?« —
»Nur ganz beiläufig erwähnten wir es unter uns, gnädigste Gräfin,« erwiderte Dowald verlegen, nun auch noch in dem erwachenden Bewusstsein seines Wilfred gegenüber begangenen Wortbruches, da er doch Verschwiegenheit gelobt hatte. Um weiteren Erörterungen über den heiklen Gegenstand vorzubeugen, wandte er sich schnell an Eike und sagte:
»Mit Eurem Gesetzbuche könntet Ihr übrigens ein gutes Werk tun, Herr von Repgow.«
»Inwiefern Herr von Ascharien?« fragte Eike wissbegierig.
»Ihr solltet Euch der armen fahrenden Ritter an nehmen und in Eurem Buche die Bestimmung festlegen, dass wir mit Sorgen und Nöten schwer Beladenen überall nur die halbe Zeche, kein Wegegeld, keinen Brückenzoll, keine Zinsen für Schulden und vor allem keine Steuern und Beden zu bezahlen hätten.«
»Dowald! Ihr Zeche und Zinsen bezahlen?« lachte der Graf frei heraus.
Auch Gräfin Gerlinde lächelte verstohlen und biss sich auf die Lippen, um einen lauten Heiterkeitsausbruch zurückzuhalten.
Eike aber erwiderte scheinbar ganz ernsthaft:
»Kein übler Vorschlag von Eurem Standpunkte aus. Aber was würden wohl die Wirte, die Gläubiger, und die kaiserlichen Säckelmeister dazu sagen?«
»Die kaiserlichen Säckelmeister mögen sich die Steuern und Abgaben zu des Reiches Nutz und Notdurft aus den Taschen des geringen Volkes, der Handels- und Gewerbsleute, Handwerker und Pfahlbürger holen, aber nicht der edlen Ritterschaft aufbürden, der man mit so etwas nicht kommen darf, weil sie ihr Geld zu ihrem eigenen standesmäßigen Auftreten braucht,« schnarrte der selbstsüchtige Ascharier.
»Was