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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wenn ich dein Buch, wie ich hoffe, gutheißen kann, will ich ihm allen Vorschub leisten und ihm Kraft und Geltung verleihen in Herzogtümern und Grafschaften, in Stadt und Land. Also Gott befohlen, Eike von Repgow! Geh’ mutig und getrost ans Werk, lass’ dich durch nichts beirren und berufe dich auf mich’. — So, Graf Hoyer,« schloss Eike seinen Bericht, »so sprach der hochsinnige Kaiser zu mir; all mein Lebtag werd’ ich’s nicht vergessen.«
Graf Hoyer war immer langsamer gegangen und hatte seinen Wandergenossen, von dem Gehörten ganz erfüllt oft prüfend und wägend angeschaut. Jetzt sprach er:
»Den Friedrich von Hohenstaufen gesehen und gesprochen zu haben ist für jedermann ein Glück und eine Ehre. Möge dir seine gnädige Verheißung von Nutzen sein! Meine beiden Söhne, Otto und Arnulf, auch längst zu Rittern geschlagen, stehen bei des Kaisers Heer in Apulien und haben ihn vielleicht auch schon zu Gesicht bekommen.
Aber jetzt lass’ uns ein wenig ruhen, Eike,« fügte er im tiefen Walde stehenbleibend und sich verschnaufend hinzu. Damit streckte er sich auf Gras und Kraut in den Schatten einer mächtigen Eiche, und sein junger Gefährte tat das gleiche.
Der Graf schob sich beide Hände unter den Kopf und dehnte mit Behagen die müden Glieder.
»Wie gut liegt sich’s hier!« sagte er. »Unter dieser Eiche hat in den sieben Jahrhunderten, auf die ich ihr Alter schätze, gewiss mancher Waidmann bei seinem Pirschgange gerastet, hat den Eschenspeer und den Eibenbogen an den Stamm gelehnt, aus der Dachsfelltasche den spärlichen Imbiss hervorgeholt und ihn mit seinem treuen Stöberhunde redlich geteilt. Und nun liegen wir hier, und auch uns zu Häupten rauscht die Eiche und raunt von längst verklungenen Zeiten, da die Frankenkönige und die Sachsenherzöge das Land durchritten, in allen Gauen selber zu Gericht saßen und mit eigenem Munde über männiglich, über Freie und Hörige Recht sprachen ohne geschriebene Gesetze.«
Er hielt sinnend ein Weilchen inne und fuhr dann fort:
»Wenn ich dich recht verstanden habe, so hast du alles, was du an Schriften und Aufzeichnungen zu deinem Werke gebrauchst, schon hübsch beieinander und kannst nun die Feder ansetzen, um das, was sich als Stoff und Inhalt des Buches drängend und treibend in dir angehäuft hat, zu Papiere zu bringen. Ist es nicht so?«
»Ja, so ist es,« erwiderte Eike, »dies war meine letzte Reise, auf der ich mir noch etwas Fehlendes heranzuschaffen hatte. Jetzt kann’s losgehen mit der Schreiberei.«
»Gut!« sprach der Graf, »und wenn du mir nun eine Freude machen willst, Eike, eine große Freude, so komm’ schnurstracks zu mir und schreibe dein Gesetzbuch bei mir auf Burg Falkenstein!«
»Graf Hoyer!« rief Eike und schnellte aus seiner liegenden Stellung empor, so dass er nun aufrecht saß.
»Das ist ein sehr freundliches Anerbieten von Euch, aber mit allem Danke muss ich die Einladung ablehnen, um Eures Burgfriedens willen.«
»Was schert dich denn mein Burgfriede? für den lass mich sorgen!«
»Ich würde Euch Unrast und Ungelegenheiten schaffen mit allerlei Rücksichten, die Ihr in Eurer Güte meinetwegen vielleicht nehmen zu müssen glaubtet, und mein Einlager würde von langer Dauer sein, wenn ich mein Buch von Anfang bis zu Ende bei Euch —«
»Bleibe so lange du willst und rede nicht von Ungelegenheiten,« unterbrach ihn der Graf. »Davon wirst du nichts spüren, wirst dich wohl fühlen in unsern Bergen und Wäldern, wohler und frischer als in dem staubigen Flachland an der Elbe.«
»Daran zweifle ich nicht, aber es geht nicht.«
»Warum denn nicht? Dein festes Haus in Reppechowe werden sie dir nicht wegtragen, auch wenn du’s nicht selber bewachst.«
»Ach, abkömmlich wäre ich schon; ich habe einen tüchtigen Meier, der mir mein kleines Lehngut bestens verwaltet und in Ordnung hält.«
»Nun also!«
»Es wird mir sehr schwer, nein zu sagen, Herr Graf, aber —«
»So sage doch ja!« lachte der Graf, »wozu denn die Ausflüchte?«
Eike schaute den so herzlich auf ihn Eindringenden überlegsam an. Dann hellten sich seine Züge auf wie nach einem gefassten Entschluss, und völlig überwunden erklärte er: »Nun denn, — in Gottes Namen, ja! Ich komme.«
»Abgemacht!« rief der Graf, und Hand schlug fest in Hand. »Du wirst auf der Burg vollkommene Ruhe zur Arbeit haben, kannst auch, wenn du Lust hast, pirschen gehen und dich überhaupt mit deiner Zeit ganz nach deinem Gefallen einrichten. Die Gräfin und ich werden dir alles zu Liebe tun, was wir wissen und können, sollst Feuer ohne Rauch, ein krachendes Bett und einen immer gefüllten Becher finden, aus dem du so lange trinken kannst, bis du eine Taube auf dem Dache für zwei Krähen ansiehst. Bei der Arbeit sollst du nie gestört werden; vielleicht kann ich dir aber hier und da mit Wink und Weisung an die Hand gehen, denn als Gerichtsherr der Grafschaft bin auch ich des Sachsenrechtes nicht ganz unkundig.«
»Rat und Hilfe werde ich dankbar von Euch annehmen, Herr Graf.«
»Zur Hilfe bei deiner Schreiberei stelle ich dir meinen Secretarius zur Verfügung, einen jungen Menschen aus dem Burggesinde, für den ich ohnehin zu wenig Beschäftigung habe. Geschickt und brauchbar ist er.«
»Auch sicher und zuverlässig?«
»Wenn man ihn kurz und unter strenger Fuchtel hält, ist mit ihm auszukommen, denn er hat nicht zu verachtende Fähigkeiten, aber auch den Kopf voll Schnurren und Flausen,« versetzte der Graf. »Wilfred Bogner heißt er und ist der Sohn meines verstorbenen Wild- und Waffenmeisters, der im Kampfe mit einem von ihm an geschossenen Bären sein Leben einbüßte. Ich nahm mich des gänzlich verwaisten Jungen an und schickte ihn auf die Klosterschule zu Gröningen bei Halberstadt, weil ich den Abt des Benediktinerstiftes kenne. Einige Jahre lang tat der Wilfred dort gut, lernte leicht und fleißig, und es wäre vielleicht noch einmal etwas Ordentliches aus ihm geworden, wenn sie ihn nicht eines dummen Streiches wegen weggejagt hätten.«
»Was hat er denn ausgefressen?«
»Sie hatten im Kloster einen schwarzen Pudel; den hat sich der Bengel aus reinem Übermut eines Tages vorgenommen und ihm heimlich eine regelrechte kreisrunde Tonsur von einem Ohre zum andern geschoren, kahl bis auf den Schädel. Die Patres waren natürlich empört über dieses Sakrileg, das nicht ungerochen hingehen durfte.«
»Aber wie wurde denn der Verbrecher entdeckt?«
»Durch den Pudel selber. Dieser war zu allen im Kloster, Mönchen und Schülern, freundlich und zutulich.
Von Stund’ an aber benahm er sich gegen Wilfred äußerst feindselig und bissig und ließ sich nicht mehr von ihm anfassen. Das fiel auf, und in ein gründliches Verhör genommen, musste der Bösewicht nach hartnäckigem Leugnen seinen Frevel endlich eingestehen. Da wurde er erst so lange in den Karzer gesteckt, bis dem armen Pudel seine geschorene Platte wieder dicht und krauswollig zugewachsen war. und dann von der Klosterschule relegiert. Darauf hat er sich, ich weiß nicht wie lange, als Vagant in der Welt umhergetrieben, bis er plötzlich abgerissen und verlottert auf dem Falkenstein erschien und um Aufnahme bettelte. Ich ließ mich erweichen und nahm den windschaffenen Gesellen in Erinnerung an die treuen Dienste seines Vaters in Gnaden wieder auf, und seitdem hat er sich während der ganzen Zeit hier nichts zuschulden kommen lassen. Den sollst du zum Schreiber haben, Eike, aber pass’ ihm auf die Finger, rat’ ich dir.
Wann wirst du dich einfinden?«
»Ich denke, in einigen Tagen, Herr Graf,« versprach Eike. »Ich muss zuvörderst