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wenn Ihr uns auf Tage oder Wochen nur besuchen wolltet, so würdet Ihr uns und unseren Schwestern im Stifte eine große Freude machen,« fügte die Kanonissin ebenso freundlich hinzu.

      Oda dankte ihnen aufs wärmste und sagte, es wäre leicht möglich, daß sie die so huldvoll angebotene Gastfreundschaft annähme, wenn Graf Albrecht ihr die Freiheit zurückgäbe.

      »Das tu ich aber nicht,« lachte der Graf.

      Dann stiegen sie zu Pferde und die Brüder gaben ihren Gästen das Geleit bis halbwegs Westerhausen.

      Aus den scherzhaften Andeutungen, die sie unterwegs gegen Siegfried machten, ließ die Äbtissin erkennen, daß sie Oda wirklich schon als dessen heimlich Verlobte betrachtete, und der Liebende ließ sich ihre launigen Neckereien gern gefallen, weil sie seiner Hoffnung schmeichelten. Aber auch Albrecht bekam dabei von Jutta, so fest sie ihn auch jetzt in ihren Banden verstrickt glaubte, manchen kleinen Seitenhieb, der mit noch nicht überwundener Eifersucht auf versteckte zärtliche Gefühle seinerseits für die künftige Schwägerin zielte.

      Man schied in bester Freundschaft. Die Damen ritten mit Florencius und den Knechten gen Quedlinburg weiter, die Grafen wandten sich nach dem Regenstein zurück. Der Ältere erzählte nun dem Jüngeren von seiner Werbung für ihn bei Oda und gab der Überzeugung Ausdruck, daß ihr Herz schon ihm, dem Jüngeren gehörte, woran dieser auch nicht zweifelte.

      Darauf begann Siegfried: »Nun höre auch mich an, Albrecht, was ich zu melden habe. Wenn ich heute nicht zu Günther gekommen wäre, so wäre er morgen zu uns gekommen mit einer Nachricht, die ganz seltsam lautet. Als ich dir auf deine Frage heute Mittag antwortete, es wäre ein Gewitter im Anzuge, meinte ich nicht bloß das, welches gleich darauf mit Donner und Blitz niedergegangen ist, sondern noch ein anderes, schwereres, das uns von Halberstadt her aufsteigt.« Albrecht horchte hoch auf, und Siegfried fuhr fort: »Fürst Bernhard von Ballenstedt, der dem Bischof wegen der Stadt Aschersleben bitter grollt, hat gestern unserem Bruder Günther eine heimliche Botschaft gesandt, wir sollten uns vorsehen, der Bischof mache einen Anschlag gegen uns. Er wäre vor einigen Tagen in weltlicher, ritterlicher Kleidung und in Begleitung des Grafen Konrad von Wernigerode und einiger anderen auf dem Falkenstein beim Grafen Hoyer gewesen. Was sie dort verhandelt hätten, wüßte Fürst Bernhard nicht, aber der Graf von Wernigerode wäre darauf auch zu ihm nach Ballenstedt gekommen und hätte ihn gefragt, ob er gegen Belehnung mit der Stadt Aschersleben wohl dem Bischof in einer Fehde gegen uns helfen würde.«

      »Siegfried! die Nachricht ist freilich einen Ritt nach Gersdorf wert!« sprach Albrecht. »Was hat denn Bernhard dem Wernigeröder geantwortet?«

      »Er hat ihn abgewiesen,« erwiderte Siegfried, »und hat ihm gesagt, er nehme von keinem Menschen zum Lehen, was ihm redlich und rechtlich einmal als Eigentum zufallen müßte und was er sich seiner Zeit schon zu nehmen wissen würde. Sie nennten ihn jetzt spottweise Bernhard den Beraubten, der sein Lehen verschlafen hätte, statt es zur rechten Zeit zu fordern und zu empfahen, damit es nicht verwirkt werde. Das verdankte er dem Bischof, mit dem er niemals in Krieg oder Frieden eine Straße ziehen würde.«

      »Die Antwort des Fürsten gefällt mir,« sprach Albrecht, »wir wollen morgen ein wenig auf Kundschaft reiten.«

      »Erst ist die Äbtissin beim Bischof gewesen und dann der Bischof beim Grafen Hoyer,« versetzte Siegfried. »Ist das nicht seltsam?«

      Graf Albrecht sah ihn betroffen an. »Du meinst –«

      »Ich meine, das sind zwei Fäden, die sich vielleicht aneinander anknüpfen lassen.«

      »Siegfried!« sprach Albrecht erstaunt, »Du hast Verdacht gegen unsere lobesame Frau, die Domina? Warum hast du mir das nicht früher gesagt, damit ich sie fragen konnte?«

      »Ich wollte es,« entgegnete Siegfried, »aber als ich sah, wie sie mit dir so vertraut verkehrte, da schwand mir der Verdacht, aber jetzt taucht er wieder auf, und ich werden den Gedanken nicht los, daß sie bei den Absichten des Bischofs die Hand im Spiele hat. Und ich glaube, Albrecht, der Anschlag geht auf Oda.«

      »Ach so! darum!« lachte der Ältere, »ja, freilich, für dich dreht sich die ganze Welt um Oda!«

      Siegfried errötete und schwieg, denn Albrechts Lachen hatte bitter, fast höhnisch geklungen.

      Sie waren am Burgtor angekommen, und als sie vom Pferde stiegen, ging jeder still seines Weges, Siegfried in den Palas und Albrecht hinauf zur Felsbank. Siegfrieds Nachrichten und besonders die geheime Botschaft des Fürsten Bernhard an Günther lag Albrecht schwer im Sinn, und er wollte ungestört darüber nachdenken.

      Als er oben auf der Abplattung des Felsens anlangte, fuhr Oda erschrocken von der Bank empor, wo sie in Gedanken verloren gesessen und daher Albrechts Kommen nicht gehört hatte. Sie war durch sein plötzliches Erscheinen verwirrt und hatte verweinte Augen.

      »Oda! was ist geschehen? Ihr habt geweint!» sprach Albrecht, selber erschrocken und verwundert.

      Sie sah ihn erst einen Augenblick tieftraurig an, führte dann ihr Tuch vor das Gesicht und sagte mit schluchzender Stimme herb und unfreundlich: »Ach! – laßt mich! was kümmert's Euch!«

      Damit huschte sie ohne weiter Rede zu stehen an ihm vorüber und eilte die Stufen hinab.

      Was war das? So war sie noch niemals gegen ihn gewesen. Was hatte er ihr denn getan? Graf Albrecht stand vor einem Rätsel.

      Einundzwanzigstes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Siegfried war am anderen Morgen der erste im Sattel. Er ritt unter dem bischöflichen Schloß Langenstein vorüber auf Halberstadt, um nach irgendwelchen Zeichen zu spähen, die auf Vorbereitungen zu einem feindlichen Angriff deuten könnten. Etwas später machte sich Bock von Schlanstedt auf, um zu demselben Zwecke in der Richtung auf Wernigerode zu streifen; erst sollte er aber auf der Heimburg vorsprechen und den Grafen Bernhard zu einer Beratung mit Albrecht nach dem Regenstein bestellen. Danach wollte auch Albrecht fortreiten und in der Gegend von Quedlinburg Beobachtungen anstellen. Außerdem wurden noch Nothnagel, Hasenbart und Gutdünkel auf Kundschaft in Wald und Feld ausgesandt, ob etwas von anziehendem oder lagerndem Kriegsvolk zu spüren wäre.

      Bock war noch nicht lange fort, als er wieder zurückkam und Hinze Habernack mitbrachte, den er nicht weit vom Regenstein unter ihm verdächtig scheinenden Umständen aufgegriffen hatte. Der Alte hatte vorgegeben, auf dem Wege zum Grafen Albrecht zu sein, dem er wichtige Mitteilungen zu machen hätte, und Bock war mit ihm umgekehrt, um den schieläugigen Landfahrer, auf den er noch eine Pike von seiner Begegnung mit ihm in der Schenke zu Erkstedt hatte, nicht aus den Händen zu lassen.

      Vor den Grafen geführt, bestätigte Habernack zunächst den Ritt des Bischofs nach dem Falkenstein, wobei ihn außer dem Grafen von Wernigerode die Ritter Rudolf von Dorstadt und Hans von Kreiendorf begleitet hatten, beides ausgesuchte Feinde Albrechts.

      Auf die Frage des letzteren, was der Bischof beim Graf Hoyer wohl zu schaffen gehabt hätte, sah ihn der Alte mit einem verschmitzten Blicke schräg von der Seite an und leckte sich die Lippen wie ein Fuchs, der mißtrauisch vor dem kirrenden Anbiß steht. Dann sprach er: »Ich weiß es, Herr Graf, und wenn ich es vor dem ehrenwerten Ritter Bock hier sagen darf –«

      »Daß dich der Bock stößt! drücke los, oder ich hole die Daumenschrauben!« drohte Bock.

      »Vorwärts, vorwärts! nur heraus damit!« gebot auch Albrecht ungeduldig.

      »Also,« fuhr Habernack fort, »Graf Hoyer hat doch dem Bischof nach dem Ableben der Gräfin Margarethe die Grafschaft Falkenstein versprochen. Nun hat aber die Äbtissin Jutta dem hochwürdigsten Herrn erzählt, daß Ihr die Gräfin Oda heiraten wolltet und die Grafschaft als Mitgift oder Erbe verlangtet. Darum, damit aus der Heirat nichts wird, hat er mit dem Grafen Hoyer abgemacht, Euch die Gräfin Oda mit Gewalt zu entreißen, und das, Herr Graf, das wollen sie mit den Blankenburgern zusammen nun ausführen.«

      »Mensch!

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