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»Scheiße auch, Joe, tun Sie doch nicht so. Wenn mir danach ist, kann ich jeden gottverdammten Ort in den Dienstbereich meiner Marshals fallen lassen.«

      »Klar, Tom, das weiß ich. Kommen Sie, werden Sie nicht gleich ungeduldig.«

      »Joe, das ist alles andere als ein Spaß. Zuerst einmal liegt Wolf Creek in den Ausläufern der Tobacco Root Mountains und Ihnen muss ich ja nicht erklären, was das bedeutet: Silber. Und zwar in rauen Mengen. So manchen Leuten in Washington, darunter auch einigen, für die ich arbeite, gefällt die Sache nicht, und das kann man ihnen auch nicht verdenken. Sie besitzen Anteile an den Minen. Außerdem gibt es in den Hügeln außerhalb von Wolf Creek auf Reservatsland ein Lager der Blackfoot. Die beschweren sich schon lange bei den Indian Agents darüber, wie ungerecht der Sheriff ihnen gegenüber ist.« Rivers überlegte. »Was uns Sorge macht, ist, dass diese Morde vielleicht den Blackfoot angehängt werden und dass die Leute vor Ort die Sache tatsächlich selbst in die Hand nehmen. Sie kennen ja die Blackfoot, kennen Sie genauso gut wie die anderen Stämme – wenn man sie herumschubst, schlagen sie zurück. Die werden sich nicht einfach von den Weißen auf ihrem Stammesgebiet überfallen lassen.«

      »Sie sind ein stolzes Volk«, sagte Longtree und nickte. »Für die Weißen haben sie nichts übrig, was man ihnen auch kaum vorwerfen kann.«

      »Und genau das ist es, weshalb wir Sie brauchen, Joe. Sie sind ein halber Crow.«

      »Crow ist nicht das Gleiche wie Blackfoot, Tom.«

      »Nein, und ein Specht ist kein Hecht, aber außer Ihnen haben wir nicht viel in der Hand, Joe. Reiten Sie einfach hin und hören Sie sich um. Versuchen Sie, nicht nur unter den Einwohnern ein paar nette Informanten zu finden, sondern auch unter den Blackfoot. Vielleicht akzeptieren die Sie. Wir brauchen jemanden, der mit beiden Seiten klarkommt, bevor die Situation noch übler wird, als sie bereits ist.«

      Longtree nickte. »Na gut, ich übernehme das. Und wer ist der Gesetzeshüter von Wolf Creek?«

      Tom Rivers seufzte und kaute an seiner Unterlippe. »Ein Sheriff namens Lauters. Er ist ein gnadenloser Mann, Joe. Ich habe noch kein gutes Wort über ihn gehört. Es könnte sein, dass der Ihnen Probleme bereiten wird.«

      »Das nehme ich mal an. Sie schaffen es ja immer, mir solche Einsätze aufzubürden.«

      Rivers lachte. »Genau deswegen behalte ich Sie im Dienst.«

      Nachdem Rivers gegangen war, saß Longtree noch lange da und dachte nach. Normalerweise war er auf der Jagd nach einem Mann, etwas Greifbarem. Aber diesmal nicht.

      Es würde eine Herausforderung sein.

      Kapitel 13

      Früh am nächsten Morgen machte sich Longtree auf den Weg nach Wolf Creek.

      Langsam ritt er den Trail entlang. Nachdem er Genaueres über die Vorfälle erfahren hatte, war er etwas skeptisch, dass die Tötungen von Menschenhand durchgeführt waren. Doch wenn es ein Tier gewesen war, dann musste es anders als alles sein, was er kannte. Nur wenige Wildtiere waren so verwegen, sich in einen Ort zu trauen. Und keine, die er kannte, würden dann auf solche Art töten – und das gleich mehrmals.

      Es deutete alles darauf hin, dass dies eine verdammt seltsame Ermittlung werden würde.

      Kapitel 14

      Nathan Segaris saß im Gebüsch und wartete.

      Er beobachtete den westlichen Steilfelsen, der Carl Hews Weiden von denen des Blackfoot Indianerreservats trennte. Hew besaß ungefähr vierhundert Stück Vieh, und wenn alles klappte, würde er noch vor dem Morgengrauen fünfzig weniger haben.

      Segaris grinste. Ein schöner Anblick war das nicht, da er keine Zähne, sondern nur einen fleckigen Gaumen hatte.

      Entlang des westlichen Steilfelsens waren mehrere Längen des Zauns kaputt, die Hew und seine Männer noch nicht repariert hatten. Wenn man etwas nachhalf, ließen sich diese Lücken hübsch vergrößern.

      Segaris bestieg sein braunes Pferd und lenkte den Wallach zurück in Richtung Wolf Creek. Der Abend sah vielversprechend aus. Die anderen würden gegen Mitternacht zu ihm stoßen und mit etwas Glück könnten sie die Rinder bald von Hews Ländereien ins nächste Tal getrieben haben.

      Es war ein guter Plan.

      Segaris grinste und zündete sich eine Zigarre an.

      Die Sonne war bereits untergegangen, als er sein kleines Häuschen außerhalb des Ortes erreichte. Er bereitete sich eine Mahlzeit aus Maisbrot und den Resten des Räucherschinkens vom Vortag zu. Viel war das nicht, aber es sollte reichen. Nächste Woche um diese Zeit würde er genügend Geld für anständiges Essen haben.

      Er setzte sich hin und zündete erneut seine Zigarre an.

      Das Leben war großartig, dachte er, einfach großartig.

      Draußen wieherte sein Pferd.

      Er setzte sich auf. Die anderen konnten es noch nicht sein, dafür war es zu früh. Er lauschte mit schiefgelegtem Kopf. Er hörte, wie der Wind draußen wie mit dem Heulen von tausend Witwen um die Scheune strich.

      Sonst nichts.

      Aber Segaris war ein vorsichtiger Mann. Er nahm seine Schrotflinte aus der Halterung über dem Kamin und lud sie mit zwei Patronen. Wer ihn da besuchen kam, sollte besser vorsichtig sein.

      Die Tür klapperte im Rahmen, als ob sie jemand schütteln würde.

      Jetzt war ein Kratzen zu hören. Außerdem ein heiseres, tiefes Atmen. Segaris stand erneut auf und zielte, ging mit ein paar leisen Schritten auf die Tür zu.

      Gewaltsam erschütterte die Tür und explodierte dann in einer eisigen Windböe, die einen schwarzen, gottlosen Gestank mit sich brachte. Er wurde zu Boden geworfen. Schießend kam er wieder hoch, wusste nicht, worauf er eigentlich feuerte.

      Dann sah er es.

      »Oh Gott«, stieß er hervor.

      Seine Schreie hallten durch die Nacht.

      Kapitel 15

      Curly Del Vecchio mit seinen gestreiften Mänteln und Hosen, der goldenen Uhrkette und seiner staubfrei gebürsteten Melone war in Wolf Creek nicht beliebt. Er war ein Fuchs und Schwindler, Spieler und selbst ernannter Frauenliebling, der wegen seiner Verwicklung in einem Pferdediebstahlkartell zehn Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Er hielt sich für einen unschlagbaren Schützen, aber jeder halbwegs Flinke könnte ihn bereits erschießen, bevor seine Hand überhaupt das Leder seines Pistolenhalfters berührte.

      Das Einzige, was Curly wirklich beherrschte, war das Trinken. In dieser Nacht, als er auf Nathan Segaris' Anwesen außerhalb des Orts eintraf, hatte er bereits acht Flaschen Bier geleert und sich durch einen Viertelliter Rum gearbeitet. Es war ein kühler Abend und es schneite, aber Curly bemerkte es nicht. Ihm ging es wunderbar, denn er war verdammt betrunken. Curly feierte den Diebstahl von Carl Hews fünfzig Rindern, wenn auch etwas vorzeitig.

      Er war sich bewusst, dass Nate Segaris und die anderen über seine Trunkenheit nicht sonderlich erfreut sein würden. Aber schließlich hatte jeder das Recht, ab und an zu feiern.

      Ganz besonders, wenn man bald zu einer ganzen Stange Geld kommen würde. Fünfzig Rinder vom alten Hew für fünfzig Dollar das Stück – das würde eine hübsche Menge Taler ergeben, da sie inzwischen fünf Leute weniger waren. Fünfhundert U.S. Treasury Greenbacks pro Mann; da konnte man sich nicht beschweren.

      »Ruhet in Frieden, Jungs«, sagte Curly zu sich selbst.

      Fünf von uns gibt es nicht mehr, dachte er, und fünf sind noch übrig.

      Zufall. Das ist alles.

      Curly gab seiner alten Stute die Sporen – nur ein kleiner Kick in die Seiten, nichts weiter –, und sie wurde etwas schneller und galoppierte über

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