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brauche.

      KARL auffahrend. Was ist? Wovon war denn die Rede?

      CONRAD. So habt Ihr gar nicht einmal gehört – mein Sohn, mein Wilhelm ist zurückgekommen.

      KARL. reicht ihm schweigend die Hand. Ich versteh Euch. Ihr seid gut. –

      HEINRICH. Mit Verwundern hab' ich Euch betrachtet, Ritter; kommt, begleitet mich auf mein Schloß, die helle Gegend, der Garten, meine Schwester, sie werden Euch vielleicht heiterer machen.

      CONRAD. Thut das, lieber Ritter. – O Ihr werdet gewiß unter Menschen genesen, die es gut mit Euch meinen.

      KARL. Führt mich wohin Ihr wollt, ich bin wie im Traume.

      CONRAD. Erlaubt Ihr dann wohl, daß ich meinen Sohn auf Eurer Burg besuche?

      HEINRICH. Gern, aber sei so gut und führe mein Pferd nach, ich gehe dann mit dem Ritter diesen Fußsteig.

      CONRAD. Ich setze mich auf und besorge nur einige Geschäfte auf Berneck, dann seht Ihr mich sogleich auf Orla. ab.

      HEINRICH. Nun so kommt, Ritter, und weg mit diesen düstern Falten. er nimmt ihn unterm Arm und geht mit ihm ab.

      (Garten der Burg Orla.)

      REINHARD. ADELHEID.

      ADELHEID. O daß er nun endlich zurückkömmt! – Wie mir dieser schöne Morgen dadurch noch schöner wird! Ein ganz neues Leben wird nun in mir seinen Anfang nehmen. – O Reinhard, Ihr glaubt es nicht, wie sehr ich mich freue.

      REINHARD. Wie muß ich Euch dieses schwesterlichen Herzens wegen schätzen. – Ihr seid so hold, Ihr seid so gut –

      ADELHEID. Könntet Ihr nun Euren Bruder nicht eben so lieben? Wir haben schon so oft darüber gesprochen und gestritten.

      REINHARD. Und eben darum bitt' ich Euch, dieses Thema nicht zu wiederholen. – Sagt mir, wer kann seinem Herzen gebieten? Und wenn Ihr alles wißt, verdient er wohl noch die Liebe seines Bruders?

      ADELHEID. Er ist mehr unglücklich, als strafbar. Ihr seid ein harter Mann, je unglücklicher er ist, je mehr bedarf er Eurer Liebe.

      REINHARD. Darf ich denn an dem heutigen schönen Tage, – darf auch ich glücklich sein? – Wollt Ihr mir denn keine bestimmtere Antwort geben.

      ADELHEID. Ich kann nicht. Soll ich Euch hintergehn? Wir würden uns dann nur beide täuschen. Ihr müßt eine längere Probezeit aushalten, denn Ihr seid ein unstäter, flatterhafter Mensch; zwölfmal seid Ihr mir untreu geworden, und eben so oft seid Ihr zu mir zurückgekehrt. Man darf Euch nicht so blindlings vertrauen!

      REINHARD. Ihr selber waret Schuld an der Ungeduld meiner Liebe, daß Ihr mir kein bestimmtes Wort sagtet, daß ich nicht wußte, woran ich war. Aber gebt mir nur eine Versicherung, laßt mich nur eine feste Hoffnung fassen – o mein Fräulein, Ihr geht grausam mit mir um.

      ADELHEID. Ihr nennt uns gleich grausam, wenn wir Euch nicht die Herrschaft über unser Herz übertragen wollen.

      HEINRICH mit KARL. WILHELM folgt.

      HEINRICH. eilt seiner Schwester in die Arme. Du lebst, bist wohl! – Pause, so wie Reinhard seinen Bruder bemerkt, entfernt er sich.

      KARL seitwärts. Wie diese Umarmung meinem Herzen wehe thut! – Ich habe auch einen Bruder und er geht fort; er hat mich seit vielen Wochen nicht gesehn, aber sein Herz verlangt auch nicht darnach. – Gut; ich sollte doch schon daran gewöhnt sein.

      HEINRICH. Du glaubst nicht, wie ich mich freue, Dich wiederzusehn. – Aber ich hätte fast unsern Gast darüber vergessen; Karl von Berneck, Du kennst ihn vielleicht.

      ADELHEID. O ja.

      KARL. Wenn Ihr Euch meiner noch erinnert –

      HEINRICH. Wer war der fremde Ritter, der uns verließ, als wir hereintraten?

      KARL. Mein Bruder.

      HEINRICH. Dein Bruder, Reinhard? – Warum geht er fort? – Ich muß ihn doch begrüßen, er ist mir ein lieber Gast. geht ab.

      ADELHEID. Ihr seid krank, Herr Ritter?

      KARL. Schon seit lange, ich wünsche, krank zum Grabe.

      ADELHEID. Warum wünscht Ihr das?

      KARL. Ach! –

      ADELHEID. Kann Euch nichts in dieser Welt mehr trösten?

      KARL. Daß ich nicht wüßte.

      ADELHEID. Ihr müßt hoffen.

      KARL. An den Hoffnungen erkennt man die Thoren, denn sie erfüllen sich nie. Sie hüpfen wie Irrlichter vor uns her und ziehn uns in das Elend hinab. – Und welch ein Leben ist dies, in dem wir die Hoffnung wie eine betäubende Arznei gebrauchen müssen, damit wir nur von unserm eigentlichen Selbst und von unserm wahren Leben nichts gewahr werden.

      CONRAD kömmt. Ist er hier? – Verzeiht, mein Fräulein, meiner Unhöflichkeit, – aber man sagte mir, mein Sohn –

      ADELHEID. So eben hab' ich ihn noch gesehn –

      WILHELM, der herbeieilt. Mein Vater! – mein theurer Vater!

      CONRAD. O mein einziger Sohn! Mein Wilhelm! Sehn Dich noch diese alten Augen! – Wie männlich bist Du geworden! – Bei meiner armen Seele, Du siehst wie ein Ritter aus. – Ach! wie ruhig werd' ich nun dies alte Leben beschließen, da ich Dich noch wiedergesehn habe.

      KARL. Auch Er fragt nun nichts mehr nach mir; auch Er hat sich mit seiner Freude zusammengefunden und ich stehe nun ganz einsam, ohne Freund und Bruder, ohne Vater und Mutter. – O wahrlich, er geht mit seinem Sohne fort, ohne sich nur nach mir umzusehn, ohne nur an mich zu denken; – o ich könnte wüthend werden, zornig neidisch, daß es so ist und daß ich, ein gänzlich Verworfener, einsam bleiben muß. –

      CONRAD ist mit WILHELM abgegangen. – Pause. KARL ist in sich verloren und wacht dann auf, betrachtet ADELHEID aufmerksam und geht zu ihr.

      KARL. Ihr weint, mein Fräulein?

      ADELHEID. Mein Herz ist wunderbar bewegt, – ich hörte, was Ihr da sagtet, – und die Freude über die Ankunft meines Bruders, – jetzt alle Erinnerungen, Eure trübe Gestalt –

      KARL. Ihr scheint erschüttert.

      ADELHEID. Ja, Ritter, die wunderbarsten Empfindungen haben mein Herz getroffen. Ich habe mich nicht in meiner Gewalt, – ich weiß nicht –

      KARL. Faßt Euch, mein Fräulein.

      ADELHEID. Soll ich nicht laut schluchzen und jammern, wenn ich einen Freund vor mir sehe, der sich freiwillig dem Unglück weiht, indeß ich mich gern so glücklich fühlen möchte?

      KARL. Nimmt denn noch eine Seele Theil an meinem Schicksale? – Ist es kein Traum? Kann es diese Wahrheit geben in dieser irdischen Welt?

      ADELHEID. Seid Ihr an allen Menschen verzweifelt?

      KARL. Ach, wehe dem, der ihnen traut, es sind harte Geschöpfe – Und Ihr, mein Fräulein, – Gott, was ich oft nur in einsamen Nächten mit einer erhitzten Phantasie dachte, was ich für eine Unmöglichkeit hielt, – sollte jenes glänzende Bild wohl näher rücken können?

      ADELHEID. Ich sah es wohl, wie Euer Bruder fortging, als er Euch gewahr ward, und Ihr Thränen aus den Augen wischtet. Ich sah es in der Freude, in den Armen meines Heinrichs.

      KARL. Verdien' ich diese Güte, diese himmlische Milde?

      ADELHEID. Ich habe Euch so lange nicht gesehn, ich habe immer viel nach Euch gefragt, – und nun tretet Ihr so vor mich, mit diesem Blick, – ach! das Herz wollte mir springen.

      KARL. Himmel! welche unsichtbare Musik jauchzt um mich her? – Alle Stauden, alle Bäume grüßen mich mit fröhlichem Geräusch. Das ist die Welt nicht mehr, ich bin nicht mehr Karl von Berneck!

      ADELHEID. Wie ist Euch? Faßt Euch. –

      KARL. Wahnsinnig könnt ich werden und ich bin es vielleicht schon,

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