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sinkt zu ihren Füßen nieder. Bist Du Adelheid? O gieb mir ein Unterpfand, daß Du es wirklich bist!

      ADELHEID neigt sich wehmüthig über ihn. Ich bin es, und sei Du auch wieder der Karl, der Du warest. – O wie viel hab' ich um Dich gelitten! Hast Du meiner wohl zuweilen gedacht?

      KARL. Dein Bild wandelte immer wie ein ferner Schimmer vor mir auf der öden Haide, der bald verlosch und bald freundlich wiederkam. – O gütiger Gott! kann es noch so weit mit mir kommen? – Manchmal wenn ich nicht schlafen konnte, dacht' ich an Dich, und wie ich Dich gesehn und dann sagte eine Stimme aus dem innersten Herzen heraus: O wenn sie dich lieben könnte! – Und dann war es wieder todt um mich und in mir, weil ich glaubte, Du haßtest mich, so wie die übrige Welt.

      ADELHEID. Ich liebe Dich, ich habe Dich immer geliebt. – O verachte mich darum nicht, wenn ich nicht spreche so wie es sich ziemt; ich weiß nicht, wo ich bin, ich weiß nicht, was ich sage: die gewöhnlichsten Dinge erscheinen mir heute anders. Ich kann mich nicht regieren.

      KARL. Nun, dann wäre ja der schwere Traum vorüber, dann könnt ich ja dreist nach dem Erbtheil des Lebens fassen, das mir gehört, – dann – o Adelheid! küsse mich, damit ich vor übergroßem Entzücken aufwachen muß, wenn ich ja nur träumen sollte.

      ADELHEID küßt ihn. Vergiß mich nicht, – liebe mich –

      KARL. Ich höre den Chorgesang der beflügelten himmlischen Bewohner, sie haben einen Sünder wieder angenommen.

      ADELHEID. Willst Du nun heiter sein?

      KARL. Jeder trübe Blick ist jetzt ein Verbrechen.

      HEINRICH kömmt mit REINHARD zurück.

      HEINRICH. Nun, Schwester? – Ich habe es nicht unterlassen können, gleich den Garten zu durchwandern, jede Anhöhe zu ersteigen. – Es ist schön, daß Du alles gelassen hast, so wie es war.

      HOFMEISTERIN kömmt. Seid mir tausendmal willkommen, werthgeschätzter Herr Ritter. Verzeiht, daß ich Euch nicht sogleich meinen demüthigen Gruß entgegengebracht habe, aber ich hörte von Eurer glücklichen Zurückkunft, und da eilte ich, ein wohlschmeckendes Mahl zu bereiten, um Euch zu erquicken und so genug zu thun. – Ist es Euch nun gefällig in die Burg zu treten? – Es ist alles fertig.

      HEINRICH. Komm, Adelheid, Karl, Reinhard – wie leicht ist meinem Herzen, da ich wieder unter Landsleuten, unter Freunden bin!

      KARL. Ich folge Euch sogleich. – Die übrigen ab, Adelheid sieht nochmals nach ihm zurück. Kann es eine solche Veränderung geben? Und warum war ich dazu so unvorbereitet? – Selbst diese Menschen, die dazwischen traten, haben den holden Klang in meinem Herzen nicht unterdrückt, der frühste Frühling aus den fernsten Kinderjahren ist zurückgekommen, und hat seine glänzendsten wunderbarsten Geschenke mitgebracht. – Ich wage kaum die Augen aufzuschlagen. – Mein Herz ist rein und geläutert, alle Feindseligkeiten halten sich ruhig, – mein Geist schlägt heute zum erstenmal seine Schwingen auseinander, und ein frohes Erstaunen ergreift ihn über den Glanz der Fittige, über den hellen Aether, dem er sich entgegenträgt. – Wie werd' ich unter ihnen sein? Wie sprechen können? Nur weinen, auf dem Boden möcht' ich knieen, trunken in ihre Augen blicken und so in himmlischer Wonne vergehn.

      CONRAD kömmt.

      KARL. Bist Du froh, Conrad?

      CONRAD. Ja, Herr, von Herzen. – Und Ihr seht auch so munter aus.

      KARL. Ich bin glücklich, selig, das Himmelreich hat sich heute meiner angenommen, die Liebe ist in mein Herz eingekehrt und hat alle ehemaligen schwarzen Bewohner vertrieben. – Sei recht glücklich, Conrad, wir wollen jauchzen, wir wollen trinken – und liebe Du mich auch noch wie sonst.

      CONRAD. Ich kenne Euch nicht wieder; Ihr seid Euch selbst unähnlich.

      KARL. Nun dann bin ich gewiß glücklich. – Komm, lieber Conrad – aber vergieb meiner jugendlichen Freude, die Deinem Alter vielleicht Thorheit scheint, – Adelheid liebt mich.

      CONRAD. Wie sollt' ich das für Thorheit halten? – War es doch immer mein hauptsächlichstes Gebet, daß Ihr möchtet froh werden! Seht, Gott hat mich nun erhört, und ich bin selbst wieder frisch und jung; welch ein glücklicher Tag!

      KARL. Lieber Conrad! – sieh, wie hell die Sonne scheint, wie das Grün der Bäume funkelt, – O, Gott im Himmel meint es doch gut mit seinen Menschen. – er faßt Conrad in den Arm, beide gehn ab.

      Fünfter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      (Garten von Orla. Nacht, Mondschein.)

      CONRAD. WILHELM.

      CONRAD. Ich kann nicht müde werden, Dir zuzuhören. Alle diese abentheuerlichen Erzählungen von Kämpfen und Gefahren machen, daß ich mir wieder jung vorkomme, daß ich wünsche, ich möchte da und dorten mit dabei gewesen sein.

      WILHELM. Und Ihr seid indeß immer froh und gesund gewesen?

      CONRAD. So ziemlich, bald mehr, bald weniger, wie es in diesem Leben geht. Bleibe nur immer so brav und gut, so wird es Gott auch immer gegen Dich sein. Du hast meinem Alter Freude gebracht und dafür wird der Segen des Himmels nicht ausbleiben.

      WILHELM. Ich werde Eure Lehren nie vergessen, so wie ich sie auch bis jetzt nicht vergessen habe.

      CONRAD. Recht so, mein Sohn, Du sprichst wie ein wackrer Mann. – Nun, gute Nacht, ich will sehn, wie sich mein Ritter befindet.

      WILHELM. Gute Nacht, Vater. – Es ist mir hier alles noch so neu, daß ich nicht müde werden kann herumzulaufen. Conrad und Wilhelm von verschiedenen Seiten ab.

      REINHARD tritt auf.

      REINHARD. Ich fühle mich wunderbar beunruhigt. So hab' ich noch nie empfunden. – Was ist es denn, das mir das Herz so zusammenschnürt? – Mußt' ich es aushalten, daß er mir gegenüber saß, mußt' ich die Schmach erleben, daß alle ihre Blicke nur ihn, den Verworfenen trafen; muß ich mich so gedemüthigt sehn?– Wer kann die Weiber begreifen und verstehn! Sie kennen sich selber nicht, das Widersprechendste zu vereinigen wird ihnen leicht, was jedem Manne vielen Kampf kosten würde, ist ihnen ein Spiel. Was ich in so langer Zeit zu gewinnen trachtete, ist mir nun in einem Augenblicke verloren. – Sie glaubten, ich bemerkt' es nicht, sie hielten mich für blind, – und seine triumphirende Miene – nein, ich bin ein Elender, wenn ich es erdulde.

      REINHARD. WILHELM.

      REINHARD. Wer geht dort?

      WILHELM. Wilhelm, Euer Diener. Ich besuche noch alle die Plätze, mit denen ich so bekannt war; daß ich wieder hier bin, in der mir so vertrauten Heimath, hat mich so weich gemacht, daß ich ganz wie ein Kind mich fühle.

      REINHARD. Es ist eine schöne Nacht.

      WILHELM. Alles so ruhig, kein Blatt rührt sich, keine Wolke am ganzen Himmel.

      REINHARD. Hast Du meinen Bruder nicht gesehn?

      WILHELM. Mich dünkt, er wandelte tiefsinnig in jenem dunkeln Gange, am Ende des Gartens.

      REINHARD. Wilhelm, ich halte Dich für einen wackern Mann.

      WILHELM. So möcht' ich mich gern immer beweisen.

      REINHARD. Du hast Dich im Auslande brav gehalten.

      WILHELM. Ich that, so viel es mir möglich war, meine Pflicht.

      REINHARD. Einen solchen Mann unter seinen Dienern zu haben, würd' ich für ein großes Glück schätzen, ich würde ihn ganz wie meinen Freund halten.

      WILHELM. Es kann Euch nicht an bessern Dienern und an edlern Freunden fehlen.

      REINHARD. Und doch, Wilhelm, fehlen sie mir. O Du weißt nicht, wie ich einen Dienst belohne, und doch ist Niemand da, der mir dienen will. – Würdest Du wohl – –

      WILHELM. Sobald es in meinem Vermögen stände, – gewiß!

      REINHARD.

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