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böse, wenn man nicht seinen Willen thut.

      FRANZ. Ich habe mich nie sehr daran gekehrt, und jetzt geh' ich zu Bette. ab von verschiedenen Seiten.

      (Vor der Burg Berneck, links das Crucifix, rechts die Eiche – Dunkle Nacht, Donner und Blitz.)

      HEINRICH von Orla.

      HEINRICH. Das ist ein Hexenwetter! – Ich bin ganz durchnäßt.

      WILHELM. Wo wir nur sein mögen, man sieht keinen Schritt weit. – Ob wir noch weit nach Orla haben?

      HEINRICH. Wenn wir nicht irre geritten sind, gewiß nicht.

      WILHELM. Wie mein Herz den ganzen Tag über schlug! Hinter jedem Hügel glaubte ich nun endlich den spitzen Thurm von Berneck zu sehn, und immer war er's nicht.

      HEINRICH. Du freust Dich, daß Du wieder in der Heimath bist.

      WILHELM. Wer sollte das nicht? – Wenn nur mein alter Vater auf Berneck noch lebt!

      HEINRICH. Und meine Schwester Adelheid! – Doch Gott wird mir diese Freude gewähren, und dann, Wilhelm, will ich mein Schwert und dies unruhige Leben niederlegen, und als ein stiller frommer Rittersmann leben und sterben. War ich nicht ein Thor, nach Glück und Ruhm in einem fernen Lande zu jagen? Mußt' ich die goldne Erfahrung so weit herholen, daß nur in uns selber, in einem stillen, häuslichen Leben das wahre Glück liege? Ich suche mir nun eine Gattin, Wilhelm, Du bleibst bei mir, nicht als mein Diener, sondern als mein Freund, ich will es Dir nicht vergessen, daß Du mir dreimal das Leben rettetest.

      WILHELM. O Herr –

      HEINRICH. Du bist mein wackrer Geselle, nicht mein Knappe. So wollen wir dann alt und grau werden, wenn es uns das Schicksal vergönnt, ohne uns wieder nach Getümmel und nach Schlachten zu sehnen. –

      WILHELM. Das Gewitter zieht fort, es hellt sich auf.

      HEINRICH. Ich glaube der Morgen dämmert schon. – Sieh, Wilhelm, sieh Dich genau um, stehn wir nicht vor Berneck?

      WILHELM. Ja, wahrlich. –

      HEINRICH. Es hört auf zu regnen. Nun, Wilhelm, suche Dein Pferd wieder, reite voran und melde meiner Schwester, daß ich sogleich komme. Wilhelm ab.

      HEINRICH. Wie wohl mir ist, da ich nun wieder hier bin! Du liebes deutsches Vaterland! wie theuer bist du mir jetzt durch deine Biederkeit und Treue geworden!

      KARL V. BERNECK stürzt aus dem Walde. Rettet! rettet mich! – Es jagt mir durch den wilden Wald nach, alle Wölfe heulen, alle Eichen rauschen Scheltworte hinter mir her. – er stürzt auf Heinrich zu und umfaßt ihn. O um Gottes Barmherzigkeit willen, rette mich! –

      HEINRICH macht sich los. Wer bist Du? – Wahrlich, es graust mir bis in's Herz hinein, – ich kenne Dich nicht. –

      KARL. Ich glaub' es wohl, denn Du bist ein Mensch. Wer kennt auch mich armen Verlaßnen? – Aber sage mir, sind mir die ungeheuren Gespenster nachgefolgt, oder bin ich jetzt frei von ihnen?

      HEINRICH. Unglücklicher!

      KARL. Dann ist mir wieder besser. – Wird es Tag? – Nun wohl, so darf ich wieder um mich blicken, denn ihre Zeit ist vorüber.

      HEINRICH. Wer bist Du?

      KARL. Ich hieß sonst Karl von Berneck, als ich noch den Menschen angehörte, seitdem ist manches anders geworden, und ich weiß nicht, wie mich die Leute jetzt nennen.

      HEINRICH. Karl von Berneck? – In dieser Gestalt muß ich Dich wiederfinden?

      KARL. Nun, und warum nicht so?

      HEINRICH. Karl, kennst Du mich nicht mehr?

      KARL. Nein.

      HEINRICH. Ich heiße Heinrich von Orla.

      KARL. Wirklich? – Ich erinnere mich dunkel Deines Namens.

      HEINRICH. Ich war täglich auf Berneck, als Du noch ein Knabe warst, Du machtest mich immer zu Deinem Spielgenossen, ob ich Dir gleich mehrere Jahre voraus war. – Kennst Du mich noch nicht?

      KARL. Ach es muß schon lange her sein, seit ich Dich nicht mehr sah.

      HEINRICH. Eine geraume Zeit – was macht Dein Vater?

      KARL. Todt.

      HEINRICH. Und Deine Mutter?

      KARL heftig. Todt, alles todt! – Was hatten sie auch in dieser Welt zu thun? – O wohl mir, wenn ich ihnen folgen könnte!

      HEINRICH. Todt? – ahndete mir es doch, als ich Abschied von ihm nahm, daß ich ihn nicht wiedersehn würde.

      KARL. Heinrich von Orla? – O jetzt erinnere ich mich Deiner recht gut, mir ist, als wenn ich erwache. – Heißt Deine Schwester nicht Adelheid?

      HEINRICH. Ja.

      KARL. Nun so sei mir willkommen, mich freut es, daß ich Dich wiedersehe. – Sage mir, wo ist unser Spielzeug hingekommen? Warum können wir nicht wie Kinder spielen, bis man uns sagt, unser Bart sei grau, und es sei endlich Zeit zu sterben? Daß man uns dann so schuldlos wie Kinder begrübe und wir ruhig in der Erde lägen, bis uns die letzte Trompete zu einem andern Leben riefe.

      HEINRICH. Der Mann spielt nur mit andern Dingen als das Kind, sonst läuft es ja auch auf eins hinaus.

      KARL. Und mit uns spielt das Schicksal wieder auf seine Weise. Nicht wahr? Alles ein großes Spiel, eine Posse, in der fürchterliche und lächerliche Gestalten seltsam durcheinander gemischt sind, die sich gegenseitig nicht kennen und doch durchkreuzen. So entsteht, so vergeht das Leben des Menschen, man kann es nicht wunderbar nennen und doch ist es seltsam räthselhaft. – O Heinrich! wir sollten immer mit verbundenen Augen weiter gehn, so wie wir uns umsehn, sind wir verloren.

      HEINRICH. Ich verstehe Dich nicht.

      KARL. Wär' ich wie Du! Könnt' ich zu jener heitern Schuldlosigkeit zurückkehren! – Aber mein eigenes Herz haßt mich und arbeitet unwillig in diesem verruchten Körper.

      HEINRICH. Du scheinst trübselig und krank.

      KARL. Ja wohl. – er knieet vor dem Crucifix nieder und betet. O vergieb mir meine Schuld! Laß mich sterben oder durch deine große Gnade mich und alles vergessen. Tauche mich in einem See von Wahnsinn unter, damit ich nie wieder die Oberwelt und alle wirklichen Gegenstände in die Augen fasse. –

      HEINRICH. Das ist nicht gut gebetet.

      KARL. Für mich gut; jedermann hat darin seine eigene Weise.

      CONRAD kömmt. Nun da seid Ihr ja, mein lieber gnädiger Herr. Gott sei Dank! daß ich Euch wiedergefunden habe.

      HEINRICH. Wenn ich mich nicht sehr irre, der wackre alte Conrad.

      CONRAD. So heiß ich, Herr Ritter. – Aber woher kennt Ihr mich? – Beim Himmel, Ihr seid Heinrich von Orla oder mein Gedächtniß verläßt mich ganz.

      HEINRICH. Ja, der bin ich.

      CONRAD. Ihr seid zurückgekommen? – O und mein Sohn – Gott! ich habe nicht das Herz nach ihm zu fragen und möchte doch so gerne wissen, – ach! theurer Ritter –

      HEINRICH. Aengstige Dich nicht, alter Mann, Dein Sohn lebt, er ist wohlbehalten mit mir zurückgekehrt.

      CONRAD fällt nieder. Nun so dank ich dir denn doch aus vollem Herzen, du lieber Gott im Himmel da oben; daß du mich noch diese Freude erleben lässest, will ich dir gewiß nie vergessen. – Ach! und wo ist er? wo kann ich ihn finden? –

      HEINRICH. Er ist vorangeritten zu meiner Schwester; lebt sie noch, ist sie gesund? –

      CONRAD. Sie ist wohl, sie ist gesund, – und hat er sich immer brav gehalten?

      HEINRICH. Er ist ein wackrer Reiter, er hat mir dreimal das Leben gerettet.

      CONRAD. Nun, seht Ihr, seht Ihr, ich sagt' es Euch wohl. – So ist er denn doch seinem Vater nachgeartet? – O ich weiß mich vor Freuden gar nicht zu lassen! – Ich will heut jedem Armen, den ich sehe, von meiner Armuth geben.

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