Скачать книгу

Auf so etwas würde ich nimmermehr ausgelernt werden.

      FRANZ. Dazu gehören auch natürliche Gaben. – Nun komm, hier ist ein Becher. – Auf des Herrn Leopolds Gesundheit!

      GEORG. Nein, nein, – sieh, hier auf dieser Stelle starb der alte Herr von Berneck, und hier sollt' ich seines Feindes Gesundheit trinken? Nimmermehr! die Dielen würden unter mir zusammen brechen. ab.

      FRANZ. Thorheiten! er setzt sich nieder und trinkt.

      Schloßgarten von Berneck.

      LEOPOLD allein. O über die unbegreiflichen Wünsche des Menschen! – Was heute mit allem Glanze auf mich wirkt, erscheint mir morgen nüchtern, schaal und ohne Bedeutung. Der Mensch jagt nach Räthseln, und kaum hat er die Auflösung entdeckt, so ärgert er sich über sich selbst. – Kann es denn keine Liebe geben, ohne daß uns der Gegenstand unsrer Zuneigung am Ende widrig und verhaßt wird, wenigstens in manchen einzelnen abgerissenen Stunden? – O es giebt Tage, an denen man sich selber zur Last ist, wo alle Gegenstände umher unsre Seele und unsern Muth zusammen drücken. – Und sie kömmt nicht! – Hab' ich ihr Unrecht gethan? Ach selten wissen es zwei Menschen, wie sie mit einander umgehn sollen.

      MATHILDE. LEOPOLD.

      LEOPOLD. Nun, Mathilde, ist Euch besser?

      MATHILDE. Ach! Ihr habt mir eine sehr betrübte Stunde gemacht. – Dacht ich's, daß es so weit unter uns kommen sollte?

      LEOPOLD. Aber Ihr habt Tage, an denen Ihr schmollt, ohne zu wissen worüber.

      MATHILDE. Könnt Ihr es denn begreifen, was manchmal mein Herz zusammen drängt? Ob nicht zuweilen, stille, innere Vorwürfe, schwarze Gedanken –

      LEOPOLD. Nun gut, gut, müßt Ihr mich auch dadurch noch aufbringen? – Nun werd' ich noch Eure Gewissensbisse, wie Ihr es nennt, hören müssen, und Ihr werdet mir so meine Fröhlichkeit, Laune, mein Leben, alles verderben.

      MATHILDE. Wie dringt Eure Heftigkeit, Eure Wildheit durch mein Herz! Wie viel muß ich nicht jetzt schon von Eurer üblen Laune leiden! Euer ehemaliges leises und Liebevolles Benehmen ist dahin, da waret Ihr nur in der Leidenschaft der Liebe heftig und jetzt, – jeden Unmuth laßt Ihr an mir aus.

      LEOPOLD. Soll ich nicht? Soll ich nicht rasend werden? – wenn man sich der Liebe eines Weibes so ganz hingiebt, ihr Ruhm, Thaten und Ritterpflicht opfert, wenn man in ihrem Wohlwollen ganz gesunden, oder zu Grunde gehn möchte, – und man findet sie dann kalt und verschlossen, zurückgezogen vor den innigsten Liebkosungen, verzagt, wenn ich sie mit der heißesten Inbrunst in die Arme schließe –

      MATHILDE. Ach, was soll ich thun?

      LEOPOLD. Könnt Ihr Euch nicht mehr in Eurer Gewalt haben? Muß ich jede Eurer Thränen, jede Eurer trübseligen Stunden bemerken und fühlen? Warum kann ich mich zwingen? Ich lasse es Euch nie empfinden, wenn mir nicht wohl ist, oder ein Unwille mir im Herzen drängt und es zerreißen will.

      MATHILDE. Lieben wir uns denn also nicht?

      LEOPOLD. O solche Fragen, dergleichen Reden könnten mich verrückt machen. So wollt Ihr denn, daß wir uns trennen, eben so rasch und abgebrochen, als wir uns fanden? – Gut, es sei!

      MATHILDE. Leopold!

      LEOPOLD. Wollt Ihr etwas anders? – Oder Ihr wißt selbst nicht, was Ihr wollt.

      MATHILDE. Soll denn dies nun mit jedem Tage wiederkehren?

      LEOPOLD. Eben darum ist es besser, daß wir Abschied von einander nehmen.

      MATHILDE. O die wilden Männer! das rauhe, unbarmherzige Geschlecht! sie weint.

      LEOPOLD. Scheltet uns nicht, denn ihr erzürnt uns so lange durch diese kleinen Streifereien der weiblichen Kunst, bis wir endlich die Geduld verlieren.

      MATHILDE. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß Walther grade in der Johannisnacht starb, in derselben Nacht, da Ulfo seinen Bruder mordete und diese Burg eingeweiht wurde.

      LEOPOLD. Werft Ihr mir auch das noch vor? –

      REINHARD tritt auf.

      REINHARD. Ha! treff' ich Euch doch grade recht, Ritter. – Guten Tag, Mutter, wie gehts Euch?

      MATHILDE. Gut, und Dir, mein Sohn?

      REINHARD. Wie anders?

      MATHILDE. Man sieht Dich jetzt so selten auf Berneck.

      REINHARD. Ich streife herum, hier und da, Berneck ist ein finstrer trauriger Aufenthalt, es ist mir hier immer zu einsam. Wirds mir doch auf meinem eigenen Schlosse zu enge, ob es gleich besser und freundlicher liegt.

      LEOPOLD. Ihr seht wohl aus und leicht..

      REINHARD. Und so ist mir auch, die Jugend, dünkt mich, sollte sich nie anders fühlen, denn die Fröhlichkeit ist ihr Element. Was ich ändern kann, wenn es mir im Wege steht, suche ich zu ändern, und wo das unmöglich ist, lasse ich es auf sich selber beruhen.

      LEOPOLD. Dies ist die wahre Lebensweisheit, – wohl dem, der sie in keinem Augenblicke vergißt! Mathilde entfernt sich.

      REINHARD. Man muß nicht zu oft, oder ängstlich daran denken, daß man lebt, denn sonst möcht' es sich kaum der Mühe verlohnen; wie die Zeit unmerklich forteilt, so müssen wir, ohne daß wir darüber sinnen, in der Zeit mitgehn; das vor und hinter sich sehn dient nur dazu, uns verwirrt zu machen.

      LEOPOLD. Ihr habt ganz Recht, das ist auch meine Meinung.

      REINHARD. Und nun muß ich wieder zu Euch von Adelheid sprechen. Sie verträgt die Behandlung wahrlich nicht, die Ihr mir vorgeschrieben habt.

      LEOPOLD. Weil Ihr mit meinen Regeln nicht umzugehn wißt; der gute Freund braucht zuweilen einen Rath umgekehrt, den ihm ein anderer giebt; man muß keinen Dolch zum Pfropfenzieher machen wollen.

      REINHARD. O Ihr kennt das Mädchen nicht, sie ist eine Ausnahme von allen Euren Erfahrungen, sie würde auch Euren Verstand in Verwirrung bringen.

      LEOPOLD. Glaubt Ihr das?

      REINHARD. Mir wird blind vor den Augen, wenn ich vor ihr stehe.

      LEOPOLD. Das kann ich mir denken, Ihr seid auch kaum zwanzig Jahre alt.

      REINHARD. Was gilt's, ich heirathe sie, wenn sie mich will.

      LEOPOLD. Da habt Ihr meine Hand, daß sie mit Freuden Ja sagt, wenn Ihr thöricht genug seid; ihr Vermögen ist klein, ihr Bruder kömmt wahrscheinlich zurück, und dann hat sie außer ihrem Schmucke nichts.

      REINHARD. Daß Ihr auch gleich daran denkt!

      LEOPOLD. Ich denke für Euch. – Nun Glück auf den Weg, ob es mir gleich weh thut, Euch auf dem Wege zu sehn.

      REINHARD. Ihr seht die Sache von Eurer, ich von meiner Seite.

      LEOPOLD. Wir wollen darüber nicht streiten.

      Mathilde kommt zurück.

      REINHARD. Lebt wohl, Mutter.

      MATHILDE. Du eilst schon wieder?

      REINHARD. Ich führe jetzt ein unstätes Leben, vielleicht daß ich bald um so häuslicher werde. geht ab.

      LEOPOLD und MATHILDE gehn schweigend auf und ab.

      MATHILDE. Leopold! – zürnst Du noch?

      LEOPOLD. Nein, Mathilde, aber mißbrauche künftig meine Geduld nicht.

      MATHILDE. Ach, ich glaube, der Herbst kömmt schon herbei, alle Bäume sehn so dürre und abgestorben aus, große Wolken ziehn dort durch den Wald, jeder Fußtritt klingt so einsam wider – ich habe von Herzen weinen müssen; habt Geduld mit meiner Schwäche.

      LEOPOLD gerührt. Mathilde!

      MATHILDE. Es wird Winter werden und dann wieder Frühling, aber vielleicht erleb' ich das nicht. Indem wir uns umsehn, ist ein Jahr entflohn; ich hoffte, daß mir an Eurer Seite das Leben mehr Stand halten sollte, und es ist nun eben so.

      LEOPOLD. Ihr quält Euch mit traurigen

Скачать книгу