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Du den Ritt übernehmen, wenn ich es Dir alles und genau erzähle?

      GEORG. Von Herzen gern.

      FRANZ. Nun so höre: – Erst vor einem Jahre starb hier im Schlosse eine alte Amme, die die beiden jungen Herren groß gesäugt hat. Ich war lange Zeit ihr Vertrauter und da erzählte sie mir an einem Winterabend –

      GEORG. Nun?

      FRANZ. Wie in jeder Johannisnacht ein eisgraues Gespenst durch das ganze Schloß gehe, die Tapeten und Waffenrüstungen aufmerksam betrachte und auch wohl zu Zeiten mit dem Kopfe schüttele. – Das Gespenst trägt einen langen Bart und hält einen großen Stab in der Hand: sie hatte es selbst zu verschiedenen Zeiten wahrgenommen. – Dann stellt es sich vor den Eingang der Burg und streift nächtlicherweise durch alle Gebüsche und winselt und klagt, und ist giftig für jeden der ihm zufällig nahe kommt.

      GEORG. Seltsam!

      FRANZ. Manchmal trägt es sich mit den Geräthschaften des Schlosses und schollert mit weiten Schuhen auf den langen Gängen: es sieht aus einem Fenster der Burg und zieht vor jedem, der vorüber geht und es nicht kennt, eine weiße Kappe ehrbar ab; aber jedermann, den es so grüßt, muß noch in demselben Jahr sterben.

      GEORG. O!

      FRANZ. So treibt es sein Wesen, bis die Sonne wieder aufgehn will: dann schleicht es winselnd zur Ruhe, man hat es in die Kapelle ganz deutlich gehn sehn, in der die alten Herren liegen.

      GEORG. Mir wird bange. – Ist denn noch nie ein Beschwörer hier gewesen?

      FRANZ. Es würde nichts fruchten, und die Hausfrau will auch nicht gern das Gerücht von dem Gespenste auskommen lassen, aber sie fürchtet sich selbst, darum hält sie schon seit mehrern Jahren an diesem Tage bis in die tiefe Nacht Gesellschaft. – Georg, wenn so der graue Mann vor unser Bett träte und uns mit einer eiskalten Hand aufweckte.

      GEORG. Heilige Mutter Gottes! ich wäre des Todes.

      FRANZ. Die alte Wärterin vertraute mir auch zugleich, daß das der erste, uralte Ritter sei, der diese Burg Berneck bewohnt habe; er soll seinen Bruder meuchlerisch umgebracht haben, um sein Vermögen zu bekommen, und darum hat er nun keine Ruhe im Grabe und geht nun an dem Tage herum, an dem die Burg eingeweiht wurde.

      GEORG. Wie wunderbar!

      FRANZ. Das soll nun währen, hat man mir gesagt, bis zwei Brüder in der Familie aufkommen, von denen der eine den andern ermordet, ohne daß sie doch Feinde sind. – So lautet eine steinalte Prophezeihung und man sagt, daß das Greisgespenst nun sehnlich darauf warte.

      GEORG. O da kann es lange warten.

      FRANZ. Aber nun geh' in den Stall und sattle Dein Pferd, sonst kömmst Du zu spät.

      GEORG. Bei Gott, es dämmert schon; die Haut schaudert mir, wenn ich daran denke!

      FRANZ. O heute hat's noch keine Noth. – Komm, ich will Dir helfen. Beide ab.

      (Mathildens Gemach.)

      MATHILDE. LEOPOLD VON WILDENBERG.

      MATHILDE. Nein, Ihr müßt fort, noch jetzt, eh' es Abend wird.

      LEOPOLD. Warum vertreibt Ihr mich so hastig? bin ich Euch zur Last?

      MATHILDE. Das nicht, aber mein Name, mein Ruf. – Was soll die Dienerschaft von mir denken?

      LEOPOLD. Ihr seid zu ängstlich.

      MATHILDE. Nein, nein, es ist genug, daß ich Euch zu morgen wieder eingeladen habe; – wenn nun Walther zurückkömmt, und irgend eine verläumderische Zunge erzählt ihm von Euch?

      LEOPOLD. Was kann er wollen? was kann er thun?

      MATHILDE. O er ist heftig und auffahrend, ich würde es entgelten. – O Leopold, wenn Ihr mich liebt, so geht.

      LEOPOLD. Ich liebe Euch und gehe. – Aber darf ich eine Versicherung von Euren Lippen mit mir nehmen?

      MATHILDE. Was verlangt Ihr?

      LEOPOLD. Daß auch ich Eurem Gemüthe nicht gleichgültig bin. – Nun, was sagt Ihr?

      MATHILDE. Was kann ich sagen?

      LEOPOLD. Was Euch Euer Herz eingiebt.

      MATHILDE. Wenn es nun schweigt und stockt.

      LEOPOLD. So wollt Ihr mich rasend machen? –

      MATHILDE. Wie kommt Ihr darauf?

      LEOPOLD. Ich kann nicht fort, ohne eine Versicherung von Euch mit mir zu nehmen. – Seht, ich kann nicht sprechen, ich kann Euch meine Liebe nicht aufdringen; ich bin ein Mann, der für seine Liebe sterben kann, aber nichts Schönes sagen, um sie zu gewinnen.

      MATHILDE. Wie seid Ihr ungestüm, und wie wär' es möglich, daß Ihr noch heftiger würdet.

      LEOPOLD. Aber so tröstet, beruhigt mich.

      MATHILDE. Was soll ich thun? – Beim Himmel! Ihr macht mich noch wahnsinnig, ich vergesse, daß Walther zurückkehrt, ich dulde Euch um mich, Ihr seid allein in meinem Zimmer – und soll ich nun noch selbst der laute Herold meiner Schande sein, Euch meine Liebe zusichern und gegen meinen Gemahl mich des Meineides, der Treulosigkeit schuldig machen?

      LEOPOLD. Wie schön Ihr zürnt! Wie alle Fehler in Euch nur zu neuen Vollkommenheiten werden! – Gut, so verstoßt denn, wenn Ihr es wagt, das treuste Herz.

      MATHILDE. Ach! Leopold! –

      LEOPOLD, zu ihren Füßen. Ich bin auf ewig der Eure. –

      MATHILDE. Ich habe nie gewußt, was Liebe war –

      LEOPOLD. Lernt es in meinen Armen.

      MATHILDE. Darf ich Euch vertrauen?

      LEOPOLD. So straf ich Euren Zweifel. küßt sie.

      MATHILDE. Ritter!

      LEOPOLD. Nun, Ungestüme! – Bei Gott! Ihr sollt Euch des Zorns entwöhnen, wenn er Euch auch noch so gut steht.

      MATHILDE. Ihr mißbraucht meine Geduld.

      LEOPOLD. Und Ihr meine Liebe. – Ich bleibe noch. – Nicht wahr? Soll ich mir selbst die Bestätigung von Euren Lippen holen? – küßt sie von neuem.

      MATHILDE. Nun treibt Ihr's zu arg: lebt wohl, Herr Ritter. eilt in ein ander Gemach.

      LEOPOLD. Und wenn's der Teufel sagt, so geh' ich doch noch nicht! – ihr nach.

      (Unten vor dem Schlosse Berneck.)

      Man sieht erhöht die Burg, unten steht rechts eine alte Eiche, links ein hohes Crucifix, das mit Blumenkränzen behängt ist.

      CONRAD. KARL.

      KARL. Ich kann nicht im Schlosse bleiben. Ist mir doch, als wenn die Wände zusammenrücken wollten, um mich zu erdrücken. – Warum willst Du mich zurückhalten? Soll ich von neuem dem Hohn meines Bruders, meiner Mutter und ihrer Gäste ausgesetzt sein?

      CONRAD. Aber es wird schon dunkel.

      KARL. In meiner Seele ist die finsterste Nacht. – Seht, Fräulein Adelheid kömmt nicht. – Bei Gott, ich frage mich schon tausendmal: Warum will sie nicht kommen? Bleiben die bessern Gäste schon von Berneck weg? Scheuen sie diese unziemlichen Gelage? Und ich, der Sohn, dulde sie?

      CONRAD. Ihr seid erhitzt.

      KARL. Komm, wir wollen uns bei dem Crucifixe niedersetzen, da wird mir besser werden. – Warum ist es so mit Blumen geschmückt?

      CONRAD. Wißt Ihr es nicht? – Heut ist es Johannis, und die gutmüthigen Bäuerinnen aus der Nachbarschaft haben es so bekränzt. Das ist hier so die Landessitte.

      KARL. Sage mir, warum mir Blumen so seltsam vorkommen?

      CONRAD. Ich versteh Euch nicht.

      KARL. Warum mir ist, als hätten sie sich nur in die Schöpfung mit eingeschlichen? Sie sind doch ganz und gar unnütz.

      CONRAD. Sie verherrlichen das Gewand der Erde, sie stehn

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