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Du, daß es jeder vergißt?

      CONRAD. Gottes Güte will es wenigstens so, daß keiner von den armen Menschen zu oft daran denken soll.

      FRANZ schleicht herbei.

      KARL. Was willst Du?

      FRANZ. Dürft ich wohl – ich wollte nur ein Wort mit Conrad –

      CONRAD. Nun so sage.

      FRANZ. Komm doch hieher, lieber Conrad.

      CONRAD steht auf. Nun, was giebts? –

      FRANZ. Ich wollte Dich nur recht ernsthaft bitten, daß Du mir alles das vergeben wollest, wenn ich mich manchmal gegen Dich vergessen habe.

      CONRAD. Wie kömmst Du so schnell darauf?

      FRANZ. Seht, alter Mann, ich bitte Euch inbrünstig, denn ich habe wahrlich keine Ruhe, bis Ihr mir vergeben habt.

      CONRAD. Dich gereuen also Deine losen Worte gegen mich einigermaßen?

      FRANZ. Von Herzen.

      CONRAD. Nun so vergebe ich Dir auch von Herzen, aber halte künftig das Alter in Ehren.

      FRANZ. Ich danke Euch; nun kann ich doch ruhiger zurückgehn. – ab.

      CONRAD. Kommt hinein, Junker, die Abendluft wird feucht. –

      Trompeten und Pauken aus der Burg.

      KARL springt auf. Ja komm, aber nicht in den Saal zurück, sondern in die tiefen, dunkeln Gebüsche hinein; denn diese Töne da klingen mir wie laute Verhöhnung meines Vaters. – ab mit Conrad.

      ZWEI KNECHTE.

      1. KNECHT. Wo weilt der Ritter?

      2. KNECHT. Er hat nur sein Roß im Gebüsche angebunden.

      1. KNECHT. Dankst Du nicht auch Gott, daß wir endlich zu Hause sind?

      2. KNECHT. Wer wollte da nicht Gott mit ganzem Herzen danken? Denn sage mir nur, wo ist es wohl besser, als im Vaterlande? singend.

      Im lieben deutschen Vaterland

       Sind Mann und Mann auf Du bekannt;

       Da mundet der Wein, den die Redlichkeit giebt,

       Da mundet die Maid, die mit treuem Sinn liebt.

      1. KNECHT.

       Aus unserm deutschen Vaterland

       Ist Tück' und Lug' und Trug verbannt.

       Ein jeglicher liebt so mit Herz wie mit Mund

       Das thu' ich, ein Deutscher, wohl jeglichem kund!

      2. KNECHT. Heisa! wohl uns, daß wir da sind.

      1. KNECHT. Das alte Berneck steht doch immer noch wie sonst.

      2. KNECHT. Und wie sollte es denn anders stehn?

      1. KNECHT. Nun ich meine nur.

      2. KNECHT. Deine Meinungen passen sich immer zum Verstande, wie die Faust zum Auge.

      WALTHER VON BERNECK tritt auf.

      WALTHER. Nun, habt Ihr nichts zu thun, als zu schwatzen und Eure Narrenlieder zu singen?

      1. KNECHT. Herr, das Vaterland –

      WALTHER. Ach was Vaterland! Versteht Ihr Tröpfe das Wort? – Seht zu meinem Pferde und bleibt zurück, bis ich Euch rufen lasse, ich will unter einem fremden Namen in die Burg gehn. Die Knechte ab.

      WALTHER. Bin ich nun endlich da? – Kaum kann ich's selber glauben. – Ist dies Berneck und bin ich Walther, hier geboren, erzogen und zum Ritter geschlagen? – Die Nachtigall singt wunderbar aus dem tiefen Thale herauf, und ich höre den Waldbach durch die Nacht rieseln. – Die Sterne kommen herauf, bald kömmt der Mond. – Wo ist das Bild des Heilandes geblieben, das ich aufrichtete, als ich nach Palästina ging? – Dorthin gerückt? – Warum? – Warum von dem Fußstege ab, der zur Burg führt? – Was sollen diese Neuerungen? Ist euch das Crucifix im Wege, ihr Thoren? eine kleine weiße Gestalt geht vorüber und grüßt demüthig. Wahrlich, diese Versetzung ist mir von schlimmer Vorbedeutung.

      DIE GESTALT, mit einer schnarrenden Stimme. Bin ich keines Dankes werth?

      WALTHER. Wer bist Du? – Ich fühle mich wunderbar ergriffen – wer bist Du?

      GESTALT. Kennst Du mich nicht?

      WALTHER. Nein, Nachtgesell, wahrlich nicht. – Aber Deine Geberden – Trompetengetümmel in der Burg.

      GESTALT seltsam lachend. Dir wäre wohl besser, nicht in dieses Schloß zu gehn. – schleicht vorüber.

      WALTHER. Besser? – Bin ich doch wie betäubt! – Kann den Mann so etwas zusammenwerfen? – Ich habe wohl ehedem sagen hören, unser Ahnherr, der graue Ulfo, wandle einmal des Jahrs umher, seine schwere Schuld abzubüßen, aber ich habe nie daran so recht glauben mögen. – War es dieser? – Er war es wohl nicht. – Und wenn er's war? was kümmerts mich weiter? – Dennoch will ich hineingehn, und jetzt gleich. Wer hat hier zu befehlen als ich? – Was nahen sich dort für Schatten?

      CONRAD und KARL kommen.

      CONRAD. Nein, redet es nicht an; Ihr könnt nicht wissen, was es ist.

      KARL. Träumst Du, Conrad?

      WALTHER. Aber jetzt seh' ich erst, daß alle Fenster der Burg erleuchtet sind. – Was hat das zu bedeuten? – Nun, ich muß ja bald alles erfahren.

      KARL. Grüß Dich Gott, fremder Mann! woher so spät?

      WALTHER. Welche Stimme? – Guten Abend, Wandersleute; möchte man doch wahrlich bald an Gespenster glauben, so wunderlich richtet sich hier alles zu. – Wer seid Ihr?

      KARL. Ich heiße Karl von Berneck.

      WALTHER. Karl von Berneck?– Nun willkommen, wenn Du der bist, und her in meine Arme! denn ich bin Dein alter Vater Walther!

      KARL. Conrad, hörst Du, was er sagt? – Wär' es möglich? Ach so schnell und so unverhofft! zu seinen Füßen. Ach mein Vater!

      WALTHER. Nun steh auf, steh auf, ich verließ Dich als einen kleinen Knaben, und jetzt bist Du, so viel ich sehn kann, tüchtig groß geworden – Was macht Dein Bruder, Deine Mutter?

      KARL. Sie sind wohl; – ach! kann ich mich doch kaum erholen.

      CONRAD. Vergönnt Ihr wohl einem alten Knechte, Eure theure Hand zu küssen? – Ich heiße Conrad.

      WALTHER. Guten Abend, Alter! Bist Du auch noch wacker? Nun, das freut mich.

      CONRAD. Ach Gott! daß ich alter Mann noch diese Freudenthränen weinen kann, – wodurch hab' ich das verdient?

      WALTHER. Nun, nun, schon gut. – Wie ist's denn sonst im Schlosse gegangen? – Was bedeuten denn die vielen Lichter?

      KARL. Es ist heut Gesellschaft hier.

      WALTHER. Gesellschaft? Fest? Weswegen? – Ehe ich zurückgekommen bin? – Wie ziemt sich das? Wer kommt auf so etwas? – Ich habe Trompetentöne gehört, und während drinne ein Fest gefeiert wird, streifst Du, mein Sohn, hier wie ein vertriebener Knecht in der Finsterniß umher? Was soll das heißen? Gehst mit einem Knappen Hand in Hand, als wenn Du nicht geladen wärst und darüber schmolltest?

      KARL. Seid Ihr doch wieder da, – wohl mir, daß ich es nun fassen kann, – o nun ist auch alles gut.

      WALTHER. Ich sehe das Gute nicht. – Komm mit mir in den Saal, mit mir zugleich, Du mein unwürdiger Sohn, da will ich erfahren, warum Du Dich fortschleichen mußt. – Doch nein, hätte ich doch bald meinen ersten Vorsatz vergessen; unter fremdem Namen will ich hineintreten, während der Herreise habe ich es mir vorgesetzt, und dabei soll es bleiben. – Bleibt zurück, Ihr sollt mir bald nachkommen. geht ab.

      KARL. Wie ist Dir, Conrad?

      CONRAD. Wunderbar.

      KARL. Und nun, – worauf ich seit Jahren hoffte, was ich mit Thränen vom Himmel erflehte, der gewünschte

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