Скачать книгу

zuweilen jagen darf. – O wenn mein Vater hier wär!

      CONRAD. Ja wohl da würde es anders sein.

      KARL. Wenn ich im Waffensaale auf und abgehe, so ist es, als wenn jedes Schwerdt, und jeder Schild mich verhöhnte. – Wie alt war Reinold, als ihn sein Vater Heimon zum Ritter schlug?

      CONRAD. Funfzehn Jahr.

      KARL. Und ich bin neunzehn! – Muß ich mir nicht von den Leuten meiner Mutter übel begegnen lassen? Muß ich nicht Trotz und Schimpf erdulden? Indeß mein Bruder schon eine Burg beherrscht und mich, seinen Bruder, seinen Bruder, der ihn liebt, wie einen Knecht behandelt.

      CONRAD. Es ist Unrecht, es ist Sünde.

      KARL. Darf ich es sagen, wie unschicklich ich es finde, daß meine Mutter in ihrem Wittwenstande Gäste ladet, und Gelag und Schmaus die Hallen mit Getöse füllt? – O ich möchte an der Seite meines Vaters kämpfen! wer weiß, er mag schon todt sein, und keiner kümmert sich um ihn. – Conrad, es ist schändlich! Ich träume oft in der Nacht davon und fahre auf und will nach meinem Schwerdte greifen und zu ihm eilen, als wären es nur wenige Schritte, – und dann sink ich in mich zurück und weine und schluchze laut. Bergab geht jetzt schon mein Leben, die dunkeln Büsche umher umgeben mich immer dichter und dichter, und ich weissage Dir, Conrad, bald, sehr bald bin ich verirrt.

      CONRAD. Denkt daran nicht; mir ist es immer zu Muthe, wenn ich Euch ansehe, als wenn der junge Held Reinold vor mir stünde.

      KARL, aufspringend. Wenn Gott mir die Gnade verliehe! – Aber nein, mein Gemüth hebt sich nicht froh und leicht, wie mit Blei wird es an den Boden gezogen, mir ist nicht so, wie es einem Helden sein muß: wie ein Wolkenschatten geh ich über die sonnige Ebene hin und jede Aehre und jeder Grashalm richtet sich froher im Scheine auf, wenn ich vorüber bin. – O laß mich!

      CONRAD. Nein, ihr seid stark und kräftig, Ihr werdet hier noch alles wieder gut machen, wenn Euer Vater nicht wiederkehren sollte, und Ihr müßt es.

      KARL. Ich vergesse ganz, daß ich beim heutigen Feste doch auch zugegen sein muß! – Wenn ich nur in den Waffen geübt wäre! – Conrad, verwichne Nacht schnallt ich mir den größten Harnisch an und er war meinen Schultern nicht zu schwer, die gewaltigsten Schwerdter und Streitäxte sind mir ein Spiel, aber ich weiß kein Pferd im Kampf zu lenken, ich weiß den Speer nicht zu regieren. – Komm in den Saal. beide ab.

      (Erleuchteter Saal, große Tafel, die Pokale stehn nur noch auf dem Tisch. MATHILDE sitzt an der Seite LEOPOLDS, ADELHEID VON ORLA mit ihrer Hofmeisterin, andre RITTER und DAMEN, dienende Knappen, ein MINNESÄNGER seitwärts, KARL tritt herein und setzt sich unten an die Tafel.)

      MINNESÄNGER.

       Liebe warb um Gegenliebe,

       Bot ihr alle Güter dar,

       Bis ihr gar nichts übrig bliebe

       Das der Rede würdig war.

      Gegenliebe war erst spröde

       Und verwarf den schönen Tausch,

       Stellte sich so still und blöde,

       Wieß den Handel ab so schnöde,

       Daß die Liebe fast erschrak.

      Aber bald drang stilles Sehnen

       Ihr nun durch die junge Brust,

       Leise Seufzer, schwere Thränen,

       Waren ihre Quaal und Lust:

       Ja, rief sie aus, ich bin und bleibe dein,

       Und Liebe, du bist ganz im Herzen mein!

      LEOPOLD. Wer ist jener trübe Jüngling, am Ende der Tafel?

      MATHILDE. Mein jüngster Sohn; er sieht seinem Vater ungemein ähnlich.

      LEOPOLD. Sein Bruder gleicht Euch dafür um so mehr. Aber wie ist es möglich, daß ihr schon so erwachsene Kinder habt, schöne Frau, man sollte Euch fast nur für ihre Schwester halten.

      MATHILDE. Ihr wollt scherzen: aber ich ward als ein junges Kind mit Walther von Berneck verheirathet. – Ist es Euch jetzt gefällig aufzustehn, damit die Ritter und Damen einen Tanz versuchen können?

      LEOPOLD. Und Ihr wollt es mir durchaus abschlagen?

      MATHILDE. Wenn Euch so viel daran liegt, nicht. – Ich hatte anfangs noch eine Mummerei bestellt, aber meine Gaukler sind ausgeblieben.

      BURGVOIGT. Nun zum Schluß des Mahls. – hebt den Pokal hoch. Merkt auf, ihr Spielleute, – auf das Wohlsein unsers Herrn Walther von Berneck!

      KARL. Einen Becher Wein! Die Chöre von Musikanten blasen laut, jeder trinkt, man erhebt sich von der Tafel, gegenseitige Glückwünsche.

      HOFMEISTERIN zu Adelheid. Und wenn Ihr nun tanzen müßt, mein Fräulein, so hütet Euch wohl, daß Ihr Euch nicht zu sehr erhitzt, denn das schadet beides der Gesundheit und dem guten Rufe eines Mädchens, und ist sowohl unanständig, als auch gegen die guten Sitten.

      ADELHEID. Ich wünschte lieber dem Tanze zuzusehn.

      HOFMEISTERIN. Ihr habt keine Eltern, ich muß daher meine Pflicht um so pünktlicher erfüllen, wie ich es Eurem Bruder versprochen habe.

      Man ordnet sich zum Tanz, Adelheid bleibt übrig, sie geht beiseite und setzt sich nieder, Musik und Tanz fängt an. Leopold tanzt mit Mathilden.)

      MINNESÄNGER. Ihr so einsam, schönes Fräulein?

      ADELHEID. Man hat meinen Wunsch erfüllt, und mich nicht aufgefordert.

      MINNESÄNGER. Ihr liebt, so scheints, die Einsamkeit.

      ADELHEID. Kann man in diesem Geräusche einsam sein?

      KARL, zu Conrad auf der andern Seite. Wie widerwärtig ist mir dies wilde Getümmel, wie betrübt die Musik mein Ohr! Mich dünkt, die Spielleute und Tänzer sind rasend.

      CONRAD. Das gehört so zum menschlichen Vergnügen.

      KARL. Sieh, das Fräulein Adelheid ist allein übrig geblieben; ja freilich, sie paßt wenig in diese Raserei. – er nähert sich ihr. Ihr findet auch kein Vergnügen am Tanz, mein Fräulein?

      ADELHEID. Nein.

      KARL. Wer könnte es auch in diesen betrübten Zeiten? Mein Vater ist auswärts, so wie Euer Bruder, und wir wissen nicht, was aus beiden geworden ist.

      ADELHEID. Ich war noch ein Kind, als Heinrich fortreiste, und doch gräm' ich mich Tag und Nacht um ihn.

      KARL. Glaubt mir, es ist auch nur kindisch, sich darüber zu grämen, denn mir geht es grade so; mein Vater reiste schon früher als viele Ritter und ich möchte mein Blut hingeben, wenn er nur wiederkehrte.

      ADELHEID. Er wird, Ihr müßt es glauben. – Wer ist der fremde Mann, der mit Eurer Mutter tanzt?

      KARL. Ich seh ihn heute auch zum erstenmal, er heißt Leopold von Wildenberg, ein wilder Geselle.

      ADELHEID. Ich habe mich vor ihm gefürchtet, als ich ihm an der Tafel gegenüber saß.

      KARL. Und mir ist er zuwider, recht in der innersten Seele verhaßt. Seht nur die große Schmarre über das ganze Gesicht, wie sie ihn entstellt!

      ADELHEID. Er sieht kriegerisch und kühn aus.

      KARL. Ja, wie einer von jenen Kriegern, bei denen man es vergißt, daß sie Menschen sind. Ich könnte nicht mit ihm aus einem Becher trinken.

      ADELHEID. Sein Auge glüht heftig und fast auf eine fürchterliche Art.

      KARL. Er hält sich für einen großen Helden, und zieht darum Gesichter, die es der ganzen Welt ankündigen sollen. Er scheint alle Menschen zu verachten, und eben darum sind die Weiber freundlich gegen ihn: er mag ein guter Ritter seyn, aber ich möchte ihn nicht zum Freunde haben.

      Der Tanz ist geendigt, Mathilde geht vorüber.

      MATHILDE. Was schwatzest Du hier, unbesonnener Knabe?

      KARL. Ich sage nur, wie es mir um's Herz ist.

      MATHILDE.

Скачать книгу