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Habt Ihr es nicht gehört?

      LEOPOLD. Er war unpaß, als ihn der Ritter verließ –

      MATHILDE. Er kehrt zurück und ich sollte mich freuen; aber wenn ich –

      LEOPOLD. Was ist es?

      MATHILDE. Ihr kennt ihn nicht; er ist ein rauher Mann, der stets mit der ganzen Welt verdrüßlich schmollt, ich ward ihm mit Gewalt verheirathet, ich habe keine fröhliche Stunde mit ihm erlebt.

      LEOPOLD. Ihr rührt mich.

      MATHILDE. Jetzt kömmt er nun zurück, um sechszehn Jahre älter, krank, – damals war ich ein Kind, und fühlte meine unglückliche Lage nicht, wie wird mir nun seyn, da ich zu Verstande gekommen bin?

      LEOPOLD. Denkt noch jetzt nicht daran.

      MATHILDE. Kann ich anders? – wie soll ich ihn empfangen? – Ach Himmel! vergieb mir die Sünde, aber ich war immer im Stillen überzeugt, daß er gestorben sei, ich hatte mich schon darüber zufrieden gegeben – und nun –

      LEOPOLD. Könnt' ich Euch trösten! Wolltet Ihr Trost von mir annehmen!

      MATHILDE. Lebt wohl! – sie geht schnell ab.

      LEOPOLD. Sollte sie, – doch mags, ich will's der Zeit überlassen, die alles in Ordnung bringt.

      Die Damen sind indessen abgegangen.

      BURGVOIGT. Kommt, Ritter; ich hoffe, daß mancher unter Euch ein wenig taumelt, denn sonst müßte ich von unsern Weinen etwas schlechtes denken. – Kommt zu Bett. – Die Ritter gehen ab. Knappen treten auf, die die Lichter auslöschen. Der Vorhang fällt.

      Zweiter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      (Auf Wildenbergs Schlosse, ein Zimmer.)

      LEOPOLD und REINHARD sitzen und trinken.

      LEOPOLD. Ihr waret also im Thurnier unglücklich.

      REINHARD. Ich schäme mich, daß ich als ein Ueberwundener vor Euch erscheinen muß.

      LEOPOLD. Ihr werdet mit der Zeit auch siegen lernen. Glaubt mir, wen das Glück gleich anfangs zu sehr begünstigt, der mißbraucht es bald und verdient es daher nicht. Durch Ungemach muß der Ritter reif werden. So wie Ihr mich hier seht, bin ich siebenmal besiegt worden, ehe ich einen Dank davon trug.

      REINHARD. Und Ihr zürntet nicht auf Euch selber?

      LEOPOLD. O ja, ich war thöricht genug; indeß lernte ich durch mein Unglück Vorsicht, und so gewann ich im achten Thurnier einen ansehnlichen Preis.

      REINHARD. Ich hatte schon zwei Ritter aus dem Sattel gehoben, als mein verwünschtes Roß stolperte, und mich, da ich darauf nicht gefaßt war, in den Sand warf. – Vermaledeiter Zufall! –

      LEOPOLD. Trinkt, trinkt! – Dem Sieger Reinhard von Berneck im nächsten Kampfspiele!

      REINHARD. Wohl, es gilt! Ihr macht mir neuen Muth, und Ihr seid der einzige Mann in unsrer Ritterschaft, der mein Gemüth erheben kann.

      LEOPOLD. Wie das?

      REINHARD. Schon seit lange habe ich von Euch gehört und schon seit lange wünsche ich Euch nachzueifern; Ihr seid mein Vorbild.

      LEOPOLD. Erhitzt nicht der Wein Euer Blut?

      REINHARD. Bei Gott nicht, ich kann die übrigen nicht achten, die ein enges, trübes Leben leben, und ihren Stand als einen Dienst betrachten, die von ihren Pflichten immer grade so viel erfüllen, um in keinen bösen Leumund zu fallen, und ihres Arms nur gebrauchen, wo sie die dringendste Gelegenheit auffordert. – Aber Ihr seid ein freier Mensch, ihr adelt den Stand, Ihr laßt Euch die ganze Welt dienstbar werden, und Eure Gunst erobert so Mann als Weib. Wollt Ihr Euch mein in der Zukunft annehmen?

      LEOPOLD. Was an mir liegt, soll gern geschehn. – Aber warum hängt Ihr Euch nicht mehr an die Weiber? Ihr seid gut gebaut, habt ein feuriges Auge und es liegt nur an Euch, sie alle zu Euren Sklavinnen zu machen.

      REINHARD. Die meisten sind mir zuwider und es graut mir vor dem Gedanken, mit ihnen näher bekannt zu sein: ich fürchte, sie möchten mir alle Lust und allen Muth zu männlichen Thaten rauben, mich in eine verächtliche Weichlichkeit einlullen, daß ich so unterginge.

      LEOPOLD. Wer wird auch das fürchten! – Ihr müßt sie nur für nichts anders nehmen, als sie sich geben, nicht höher schätzen, als sie selber geschätzt sein wollen und vor allen Dingen keine von ihnen heirathen.

      REINHARD. Kennt Ihr Adelheid von Orla?

      LEOPOLD. Ein nichtsbedeutendes langweiliges Gesicht, blos zur Ehefrau geschaffen, und doch nur für einen Ehemann, der wenigstens nach jedem Monate sechs Wochen auswärts in Fehden verwickelt ist.

      REINHARD. Es thut mir leid, daß sie Euch mißfällt, sie wäre fast das einzige Geschöpf –

      LEOPOLD. O seht Euch nur munterer um, und Ihr werdet gewiß anders sprechen. – Eure Mutter muß einst ein Muster unter den schönen Mädchen gewesen sein.

      REINHARD. Man sagt's; darum heirathete sie meinen Vater auch als ein armes Fräulein.

      LEOPOLD. Werdet Ihr auf dem Johannistage auf dem Schlosse Berneck sein?

      REINHARD. Ich weiß nicht, – wann haben wir Johannis?

      LEOPOLD. In drei Tagen.

      REINHARD. Dann ja.

      LEOPOLD. Warum verlegt aber Eure Mutter ihr Fest grade auf diesen Tag?

      REINHARD. Ich weiß es selbst nicht; mich dünkt, es ist ein heimlicher Aberglaube, sie hat schon seit lange eine Furcht vor diesem Tage und ist daher ungern um diese Zeit allein.

      LEOPOLD. Also eine Weiberschwachheit? – Nun sie ist mir dadurch um so lieber, denn wenn die Weiber recht sehr Weiber sind, sind sie am schönsten.

      REINHARD. Das müßt Ihr verstehn.

      LEOPOLD. Ich mag es wohl endlich durch lange Erfahrung erlernt haben. – Seid Ihr zum Jagen rüstig?

      REINHARD. Von Herzen.

      LEOPOLD. Ich weiß, daß Euch mein Revier freuen wird. – Nun so kommt. ab.

      (Auf dem Schlosse Berneck.)

      CONRAD allein. Ein Schmaus jagt den andern, ein Ungethüm das andere. Morgen soll also die Burg von neuem mit Nachtschwärmern angefüllt werden, mit wildem Lärmen und verliebten Gesängen? – O mein Herz trägt es kaum mehr. Daß sich nur die alten Ahnen in ihren finstern Gewölben nicht rühren, wenn sie den Klang der Musik vernehmen, und sie tückisch werden, daß man so diesen wichtigen Tag entweiht.

      GEORG und FRANZ.

      CONRAD. Franz, Du gehst nach Orla und von da nach Dornbusch, um die Ritter und ihre Damen auf morgen einzuladen. – Du, Georg, hast auch mancherlei zu besorgen, haltet Euch daher nicht mit unnöthigem Schwatzen auf. Thue ein jeder redlich das seinige. ab.

      FRANZ. Nach Dornbusch? O weh, da werde ich kaum vor morgen Abend zurückkommen. – Ueber die Einfalt, sich immer noch zu guter letzt auf die besten Gäste zu besinnen, so daß sie kaum Zeit gewinnen, sich zum Schmause umzuziehn. – Und wenn ich nun morgen Abends zurückreite – Hu! mir schaudert die Haut schon jetzt.

      GEORG. Weswegen denn, Franz?

      FRANZ. Ach!– ich möchte, daß der Alte einem andern Knappen den Auftrag gegeben hätte. Ja wo es nur was gefährliches zu thun giebt, da muß ich gleich derjenige sein, der gemißbraucht wird.

      GEORG. Hiebei aber kann ich die Gefahr weder einsehn noch begreifen.

      FRANZ. Weißt Du denn auch alles, Du junges überverständiges Hähnlein? Noch so manches in der Welt ist vor Dir verborgen, und wird es auch wohl bleiben. Es gehört nicht alles für solche Narrenköpfe.

      GEORG. Nun, ereifre Dich nur nicht;

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