Скачать книгу

So ist dem Menschen bei jeder großen und unerwarteten Freude. – Wir wollen Eurem Vater folgen.

      KARL. Es ist nicht ganz in mir, wie es sein sollte. – O Gott im Himmel, mache mich besser, wenn ich auf dem Wege sein sollte, schlecht zu werden. sie gehn nach.

      (Vorsaal auf der Burg, man hört Musik durch die Wand und Tanzen, es ist dunkel, der Mond scheint durch die Scheiben, und ein einzelnes Licht brennt abseits.)

      MATHILDE. LEOPOLD.

      MATHILDE. Laßt uns zur Gesellschaft zurückkehren, man wird uns vermissen.

      LEOPOLD. In dem Getümmel? – Bleib, ich halte Dich hier fest, Du sollst mir nicht entrinnen, bis Du mir tausend und tausend Küsse abbezahlt hast.

      MATHILDE. Warum locktet Ihr mich hieher? Was habt Ihr mir zu sagen?

      LEOPOLD, sie küssend. Daß ich Dich liebe, daß ich Dein bin auf immer.

      MATHILDE. Aber laßt mich. Seht, mir wird hier eiskalt. – Hört Ihr nichts gehn, nichts schleichen?

      LEOPOLD. Nichts, meine Liebe.

      MATHILDE. Ich sehe Gesichter an den Wänden, die Mondstrahlen flimmern hin und wieder und flechten entsetzliche Gebilde zusammen.

      LEOPOLD. Mathilde, Du liebst mich nicht, so wie ich Dich liebe.

      MATHILDE. Doch, Lieber, Theurer, aber jetzt, es ist die schwarze Stunde der Mitternacht, Gespenster schleichen durch die Burg und lauren durch alle Zimmer, und wenn mich hier eins träfe –

      LEOPOLD. Du schwärmst und wie lieb bist Du mir darum.

      MATHILDE noch ängstlicher. Laßt mich; ich fühl es hinter meinem Rücken, es arbeitet hohl in der Mauer und will heraus. –

      Drei starke Schläge am Burgthor, der Thürmer bläst.

      MATHILDE, laut aufschreiend und entfliehend.

      LEOPOLD. Was ist denn das? – Wahrlich, sie könnte mich mit ihrer Furcht anstecken. geht ab.

      BURGVOIGT mit einem KNECHT, der eine Fackel trägt, er ist halb betrunken.

      BURGVOIGT. Nun, wahrhaftig, wenn sich dabei soll ruhig zechen lassen, so will ich meine beiden Sporen verlieren. – Du, was war denn das draußen?

      KNECHT. Ein fremder Ritter.

      BURGVOIGT. Sage, ein fremder Teufel, ein verhenkerter Unglücksrabe, der uns mitten in die Freude hineinfliegt. Das sind die lästigsten Gesellen, da reiten sie erst am Tage weit und breit herum, verirren sich in der Nacht, um dann mit ihrem Pochen eine lustige Gesellschaft zu stören.

      WALTHER VON BERNECK tritt auf, ein Knecht mit einer Fackel.

      WALTHER. Gott grüß Euch, Herr.

      BURGVOIGT. Gott dank' Euch gar freundlich. Was ist Euer Begehr?

      WALTHER. Könnte ich die Hausfrau sprechen? Ich bringe Ihr Kunde von ihrem Manne.

      BURGVOIGT. Nun, das ist uns herzlich lieb, daß der Alte doch wieder von Zeit zu Zeit etwas von sich hören läßt.

      WALTHER. Ihr scheint lustig zu sein.

      BURGVOIGT. Ein kleines Tänzchen, wenn's Euch so gefällt.

      WALTHER. Mir gefällt es aber nicht.

      BURGVOIGT. Nun, so mags Euch denn nicht gefallen.

      WALTHER. Ihr seid ein wunderlicher Mann. – Wollt Ihr mir die Hausfrau rufen?

      BURGVOIGT. Tretet Ihr nicht in den Saal?

      WALTHER. Ich komme von der Reise, ich würde mich vor so vielen edlen Gästen schämen müssen.

      BURGVOIGT. Nun, so will ich sie rufen. – Wie er selbst ganz recht sagt, er ist ein wunderlicher Mann. ab.

      WALTHER. Diese Aufnahme war seltsam genug. – Was wird sie sagen? welche Geberden wird sie machen?

      MATHILDE tritt mit dem Burgvoigt auf; die Thür des Saals bleibt offen, und man sieht drinnen die Tanzenden.

      BURGVOIGT. Hier ist der Ritter.

      MATHILDE. Ich freue mich.– Gott im Himmel! sehe ich nicht Walther, meinen Herrn und Gemal vor mir?

      WALTHER. Du siehst ihn, Mathilde, und mich wundert fast, daß Du ihn noch wiederkennst.

      MATHILDE. Ihr habt Euch sehr verändert.

      WALTHER. Findest Du das? Du aber ebenfalls.

      MATHILDE. Ich bin älter geworden um sechszehn Jahr.

      WALTHER. Auch um sechszehn Jahre klüger? – Was macht Reinhard?

      MATHILDE. Erlaubt, daß ich ihn herführe. ab.

      BURGVOIGT. Ihr seid also Herr Walther?

      WALTHER. So scheints.

      BURGVOIGT. Und im Ernst und in der Wahrheit?

      WALTHER. Wenn Ihr nüchtern seid, dürft Ihr mich nur beschauen.

      MATHILDE und REINHARD, die übrige Gesellschaft bricht mit herein, die Musik schweigt. LEOPOLD geht einsam im Saale auf und ab.

      REINHARD. Mein Vater!

      WALTHER. Du bist mein Sohn. – Wie geht es Dir? Du bist so munter? – Und wo ist Karl?

      REINHARD. Ich weiß es nicht, er pflegt oft umher zu streifen, ohne sich Tagelang vor seiner Mutter sehn zu lassen.

      WALTHER. O lästre ihn nicht, ihn fand ich in Trauer und einsamen Schmerzen, wie es sich für einen guten Sohn ziemt. – Guten Abend all' zusammen, ihr meine Gäste, ob ich Euch schon nicht geladen habe, dennoch müßt Ihr mir willkommen sein, weil es nun nicht mehr zu ändern ist.

      MATHILDE. Mein Gemal –

      WALTHER. Du siehst, ich bin bei Laune.

      KARL und CONRAD kommen.

      WALTHER, schließt Karl in seine Arme. Dies ist mein wahrer Sohn, hört's! Er ist der, den ich für würdig erkläre. Meinen besten Segen für ihn.

      KARL zu seinen Füßen. O mein Vater, wenn diese Worte Euer Ernst waren, so schlagt mir meine herzliche, demüthige Bitte nicht ab.

      WALTHER. Was willst Du, mein Sohn?

      KARL. Laßt mich nicht vom Boden aufstehn, ehe ich nicht durch Eure tapfere Hand zum Ritter geschlagen bin. Laßt mich nicht vergebens knieen, mein Vater, o Ihr seht ja meine ungeduldigen Thränen.

      WALTHER. Ich wundre mich vielmehr nur, daß Du diese Wohlthat noch von mir erflehn mußt. zieht sein Schwert. Empfange diesen adelnden Streich und stehe als Ritter wieder auf. – Ihr alle seid Zeugen.

      KARL umarmt ungestüm seinen Vater, dann die Mutter und den Bruder. Nun bin ich frei, nun darf ich die Luft athmen. Nun bin ich Deinesgleichen, Bruder! – Nun mag ich es mit jedem Manne aufnehmen! – Ich will mir ein Schwert holen! aschnell ab.

      WALTHER. Welch ein ungestümer Jüngling! – Warum ertheilte man ihm nicht schon längst die Wohlthat?

      REINHARD. Er schien es selber nicht zu wünschen.

      WALTHER. Sohn Reinhard, mir hat noch kein Wort gefallen, das Du bis jetzt gesprochen hast; das müsse besser kommen, sonst sind wir nicht für einander.

      REINHARD. Ihr seid unwillig, mein Vater.

      WALTHER. Und mit Recht. – Wer ist der fremde Mann dort?

      REINHARD. Ritter Leopold von Wildenberg.

      WALTHER. Der Name ist mir bekannt, ich glaube, er ist mein Pathe.

      LEOPOLD, der sich nähert. Kann wohl sein, Herr Ritter.

      WALTHER. Warum seid Ihr so verdrüßlich?

      LEOPOLD. Ich bin es nicht, das ist mein Wesen so.

      WALTHER. Reinhard, suche Deinen Bruder, und bringe ihn zu mir. Reinhard ab. Und Ihr, Mathilde, gebt mir doch meinen alten Pokal mit

Скачать книгу