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glücklich zurückgekommen seid.

      WALTHER. Ja, ich bin da in Eure Freude hineingefallen, wie ein unvermuthetes Gewitter. Ihr müßt es mir nicht übel deuten, denn ich sehe jetzt erst, daß ich Tanz und Musik gestört habe.

      Die Gäste zerstreuen sich wieder nach und nach in den Saal, einige bleiben im Vorsaal.

      MATHILDE mit dem Pokal.

      WALTHER. Auf Eure Gesundheit! – Der Wein ist gut. – Von Wildenberg heißt Ihr und Leopold?

      LEOPOLD. Ja.

      WALTHER. Ich habe diesen Namen oft unterwegs nennen hören und da hätt' ich nicht gedacht, Euch hier zu treffen.

      LEOPOLD. Wie meint Ihr das?

      WALTHER. Ihr habt einen gar großen Ruhm, daß Ihr ein großer Sieger und Held bei Mädchen und Jungfrauen seid, und da gedachte ich wahrhaftig nicht, Euch hier bei meiner alten Frau zu finden.

      LEOPOLD. Wunderbar, Herr Ritter –

      WALTHER. Tragt Ihr Neuigkeiten zu? Laßt mich doch auch etwas davon hören. Ihr habt auch wohl den Rath gegeben, das Crucifix aus dem Wege rücken zu lassen, das auf meinen Befehl in den Weg gesetzt wurde?

      LEOPOLD. Ich will mich entfernen, damit ich mäßig bleiben mag. – Lebt wohl.

      WALTHER. Und Du, Mathilde, hattest aller Ehren vergessen, taumelnde Gelage und wilde Feste anzustellen, indeß ich fern war, indeß Du mich todt wähntest?

      MATHILDE. Mein Gemal –

      WALTHER. Schweig, bringe mich nicht noch mehr auf! – Und Deine Gäste, wahrlich, sie gereichen Dir zur schlechten Ehre –

      LEOPOLD. Wie meint Ihr das, Herr Ritter?

      WALTHER. Wer giebt Euch denn ein Recht zu fragen? Warum seht Ihr mich so an? Was soll Euer Blitzen mit den Augen bedeuten?

      LEOPOLD. Schonet Eurer Hausfrauen, bei Gott! sie ist ein edles Weib!

      WALTHER. Sagt Ihr das? – Nun so werd' ich es schon glauben müssen.

      LEOPOLD. Wer Ihre Ehre antasten will, sei es auch, wer es sei, – hier liegt mein Handschuh!

      WALTHER. Seht doch, wie keck und verwegen! – Wer will ihre Ehre antasten? Wenn Ihr es nicht gewollt, ich wahrlich nicht.

      LEOPOLD. Herr Ritter, diese Sprache klingt seltsam.

      WALTHER. Ist Dir die Wahrheit ein so seltnes Gericht?

      LEOPOLD. Ihr seid ein alter hitziger Graukopf, ich bin hundert Fehden bestanden, aber aus dieser Zungenfehde mache ich mich davon.

      WALTHER. Beim Himmel! Großsprecher, diese Worte sollst Du nicht umsonst gesagt haben. Hab ich nicht die Schwerter der Ungläubigen gesehn und Todesgefahr kennen gelernt, und Du meinst, ich sollte nun einen solchen Weiberknecht fürchten?

      LEOPOLD. Geht, Ihr sprecht und wißt nicht was.

      WALTHER, zieht den Degen. Dies ist die Rittersprache, und wenn Du die verstehst, so zieh, Memme.

      LEOPOLD. Ich mag in Eurem Schlosse nicht ziehn, und wenn Ihr mich auch noch einmal eine Memme scheltet.

      WALTHER. Ungläubiger Hund! zieh den Degen, sag' ich, oder ich halte Dich für einen Nichtswürdigen.

      LEOPOLD. Nun, wenn es denn sein muß, alter Schwätzer. Gefecht.

      MATHILDE. Um des Himmelswillen haltet! – sie fällt ihrem Gatten in die Arme, Leopolds Stoß trifft ihn.

      WALTHER. Daß Du verflucht seist, Du hast mich ermordet, nicht er. –

      MATHILDE. Ermordet?

      WALTHER. Bringt mich fort, ich fühle mich schwach. – O Unheil! Schicksal! – er wird abgeführt, Mathilde folgt.

      LEOPOLD. Ihr seht, Ritter, wie er mich zwang.

      REINHARD kömmt. Ich kann ihn nicht finden. – Wo ist mein Vater?

      LEOPOLD. Todt, erschlagen von mir.

      REINHARD. Von Euch?

      LEOPOLD. Hier ist noch mein Schwert; wollt Ihr Genugthuung? – Er zwang mich.

      REINHARD. Mein Vater! ab in das Zimmer.

      CONRAD in das Seitengemach, KARL aus dem Hintergrunde mit einem Schwerte.

      CONRAD. O Karl!

      KARL. Nun?

      CONRAD. Euer Vater – er stirbt.

      KARL, wirft das Schwert weg. Sagt ich's nicht, daß alles nur ein froher Traum sei? – ab.

      LEOPOLD. Ich bin ohne Schuld. ab.

      CONRAD. Ja, wirf Dich nur nieder und wasche seine Wunde mit Deinen Thränen, er wird doch nicht bei Dir bleiben. –

      KARL stürzt heraus. Er ist todt! – Conrad! er sinkt in seine Arme, der Vorhang fällt.

      Dritter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      (Auf der Burg Orla.)

      REINHARD. HOFMEISTERIN.

      REINHARD. Ist Euer Fräulein nicht zu sprechen?

      HOFMEISTERIN. Sie kleidet sich eben an. – Woher so früh, Herr Ritter?

      REINHARD. Ich hatte keine Ruhe auf meinem Schlosse, da ritt ich hier vorbei, und stieg ab, um zu sehn, wie Ihr Euch befindet.

      HOFMEISTERIN. Viel Ehre für Eure demüthige Dienerin.

      REINHARD. Sie ist wohl, munter?

      HOFMEISTERIN. Leichtherzig und froh, wie ein Vogel in der Luft. – Was weiß die Jugend von Sorgen und Kummer? das lebt von einem Tage zum andern hinüber und wird es nicht überdrüssig, wenn immer dieselben Stunden und dieselben Freuden wiederkehren.

      REINHARD. Ihr beschreibt da das schönste jugendliche Leben, das ruhigste Glück.

      ADELHEID tritt auf.

      ADELHEID. So wißt Ihr auch, wie ich sehe, unser Schloß zu finden, Herr Ritter?

      REINHARD. Seltsam, wenn ich in der Gegend hier so wenig bekannt wäre, da Berneck gegenüber liegt.

      ADELHEID. Man vergißt oft das Naheliegende am ersten und am liebsten.

      REINHARD. Etwas, das Ihr nicht von mir aussagen werdet.

      ADELHEID. Ich kann darüber mit Euch nicht rechten. – Was macht Euer Bruder?

      REINHARD. Wohl und auch nicht, wie Ihr es nehmt, er hat ein finstres, trübsinniges Gemüth, ganz das Bild meines gestorbenen Vaters; eben so auffahrend und jachzornig. – Daß er so glücklich ist, daß Ihr Euch nach ihm erkundigt, vermuthet er schwerlich.

      ADELHEID. Warum ist er nicht froh und heiter?

      REINHARD. Es giebt Geister, mein Fräulein, die immer von einem schweren Gewichte zu Boden gezogen werden, das sie selbst nicht kennen: die sich nie mit leichten Schwingen in die Luft erheben, sondern halb aus Eigensinn, halb aus Temperament immer schwer und verdrüßlich sind; und zu diesen gehört mein Bruder. Es ist daher ein unangenehmes Geschäft, mit ihm umzugehn.

      HOFMEISTERIN. So ist er melankolisch?

      REINHARD. Er war es von Jugend auf, und alle, die ihn umgeben, müssen seine Laune entgelten.

      ADELHEID. Ihr liebt ihn nicht?

      REINHARD. Er vermeidet mich sorgfältig, et traut mir nicht, wie soll ich ihn da lieben können?

      ADELHEID. Ist er doch Euer Bruder.

      REINHARD. An unsre frühern Kinderjahre denke ich immer mit Rührung zurück, damals waren wir ganz einverstanden, damals war er zärtlich und liebevoll. Aber wie ein böser Genius umhüllt ihn jetzt ein dunkler Schatten, der jeden mit Herzensfrost

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